Geständnis im Prozess - "Crystal-Pate von Cottbus" zu siebeneinhalb Jahren Haft verurteilt

Di 15.04.25 | 16:27 Uhr
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Der "Crystal-Pate" von Cottbus betritt den Gerichtssaal am Landgericht Cottbus.
Video: rbb24 Brandenburg aktuell | 15.04.2025 | Sebastian Schiller | Bild: rbb

Die Staatsanwaltschaft nennt ihn den "Crystal-Paten von Cottbus". Jahrelang dealte er in der Stadt mit Drogen. Nun musste sich der 29-Jährige vor Gericht verantworten. Weil er kooperierte, konnte der Prozess deutlich verkürzt werden.

Vier Jahre lang handelte er Drogen im großen Stil. Vor allem Crystal Meth, aber auch Cannabis und Kokain verteilte er über die Stadt. Mehr als eine Million Euro Gewinn machte er mit seinen Geschäften.

Über 90 Mal konnte ihm das Gericht Drogenhandel nachweisen. Nun muss der "Crystal-Pate von Cottbus", wie ihn die Staatsanwaltschaft in ihrem Abschluss-Plädoyer taufte, in Haft. Sieben Jahre und sechs Monate - das hat das Landgericht Cottbus am Dienstag entschieden.

Vertrieb über Bekannte und Nachbarn

Zum Namen "Pate" kam die Staatsanwaltschaft, weil der Verurteilte über Jahre hinweg nicht nur gedealt habe, sondern auch eine gewisse Marktmacht hielt. Er habe die Preise und Vertriebsstrukturen für Crystal im Raum Cottbus entscheidend mitgestaltet, sein Revier mit Hilfe von Schlägern verteidigt und das Meth überwiegend online bestellt.

Dabei sei laut Richter auch die Menge bedeutend gewesen. Der 29-Jährige bestellte nie weniger als ein Kilo, der Markwert liege hier bei gut 50.000 Euro. Sein Vertriebsnetzwerk organisierte der "Pate" über Bekannte, Nachbarn und den eigenen - vermutlich unwissenden - Vater. Zu ihm habe er sich das Crystal schicken lassen. Nun geht es für den Mann, der ein ganzes System etablierte, ins Gefängnis.

Geständnis verkürzte Prozess

Bis das Gericht seine Entscheidung treffen konnte, musste die Polizei jedoch erst aufwendig ermitteln. Über Monate hinweg ist der Mann engmaschig überwacht worden. Hunderte Seiten Telefonüberwachung und Observation sind so zusammengekommen.

Diese umfangreiche Beweissammlung hätte im Prozess detailliert besprochen werden müssen - wäre der 29-Jährige nicht geständig gewesen. Bereits zu Beginn des Verfahrens hatte es eine Abmachung mit der Kammer gegeben. Bei einem Geständnis bekommt der 29-Jährige eine vorher festgelegte Freiheitsstrafe zwischen sieben und acht Jahren. Weil der "Pate" kooperierte, wurde der Prozess so deutlich verkürzt und das Gericht entlastet.

Er selbst hat es in seinem Abschlussstatement als Rausch oder Sucht beschrieben, dieses kleine Drogenimperium zu führen. Er sei froh über die Untersuchungshaft, wolle sein Leben ändern und nach der Strafe nicht wieder kriminell werden. Das eingenommene Geld, die rund eine Million Euro, soll er größtenteils beim Glücksspiel verloren haben.

Mit Informationen von Sebastian Schiller.

Sendung: rbb24 Brandenburg aktuell, 15.04.2025, 19:30 Uhr

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6 Kommentare

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  1. 6.

    Der Verurteilte war Russe und seine willigen Handlanger waren Tschetschenen. Wieder ein Beleg dafür, wie Flüchtlinge unsere Gesetze achten und sich hier integrieren. Super!!!!

  2. 5.

    Stimmt! Mit einem arabisch klingenden Namen, würde dieser veröffentlicht werden und die Presse würde sich überschlagen.

  3. 4.

    Der Fall wird kaum in der Öffentlichkeit beachtet, wie die meisten anderen auch nicht. Der Grund: Täter hat die "richtige" Herkunft.

  4. 3.

    Ich denke eine solche Persönlichkeit mit Suchtverhalten, fehlender Moral, Egozentrik, fremdgefährdendem und dissozialem Verhalten gehört trotz strafmildernder Lippenbekenntnisse mindestens 20 Jahre in Haft oder eine geschlossene Klinik! Schwache Gesetze, schwaches System. Seine Freunde freuen sich sicherlich, dass sie nach nur 8 Jahren zusammen die zur Seite geschafften 100.000e verjubeln können … Wahrscheinlich bekommt er noch die letzten Jahre Bewährung. Abschreckung gegen Nachahmer oder gerechte Konsequenzen sehen in meinen Augen anders aus.

  5. 2.

    Von Cottbus aus lässt sich aber der Drogenmarkt von Bamberg schlecht organisieren ;)

  6. 1.

    Beim Glücksspiel gewonnen oder beim Glücksspiel verloren. Natürlich hat der Mann nur das auch eingeräumt was die Ermittler wussten. Das Geld ist sicher in Crypto angelegt. Jedoch zeigen solche Deals, das die Gerichte nur um Arbeit zu sparen Geschenke verteilen. Wenn man bedenkt das in Bayern Menschen für ein paar Kilo Cannabis die gleiche Strafe erhalten, sollten Drogenhändler alle nach Cottbus ziehen