Koalitionsvertrag - Union und SPD wollen Deutschlandticket und Mietpreisbremse erhalten

Mi 09.04.25 | 18:26 Uhr
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Reisende stehen am Nürnberger Hauptbahnhof in Nürnberg, Mittelfranken, Bayern (Quelle: dpa/Michael Nguyen)
Video: rbb24 Abendschau | 09.04.2025 | Laurence Thio | Bild: dpa/Michael Nguyen

CDU, CSU und SPD haben am Mittwochnachmittag nach wochenlangen Verhandlungen ihren Koalitionsvertrag vorgestellt. Der sieht einige Neuerungen vor, darunter auch ein neues Ministerium. Gute Nachrichten hält er auch für Bahnreisende und Mieter bereit.

Die künftige Koalition aus Union und SPD will das Deutschlandticket für den bundesweiten Nahverkehr über 2025 hinaus erhalten. Nutzer müssen sich aber von 2029 an auf Preiserhöhungen einstellen, wie es im am Mittwoch vorgestellten Koalitionsvertrag heißt.

Demnach soll der Anteil der Nutzerfinanzierung schrittweise und sozialverträglich erhöht werden. Die Kosten für das Ticket sollen nach einem festen Schlüssel aufgeteilt werden - so sollen die Kunden, aber auch Bund und Länder Planungssicherheit bekommen.

Derzeit kostet das Deutschlandticket 58 Euro im Monat. Der Bund gibt bisher pro Jahr einen Zuschuss von 1,5 Milliarden Euro, um Einnahmeausfälle bei Verkehrsbetrieben auszugleichen - denn die meisten ÖPNV-Abos waren zuvor deutlich teurer. Die Länder geben ebenfalls insgesamt 1,5 Milliarden Euro. Die Bundesmittel waren bisher aber nur noch für dieses Jahr festgeschrieben gewesen.

Mehr Güterverkehr auf die Schiene

Die Investitionen in das Schienennetz sollen dem Koalitionsvertrag zufolge ebenfalls gesteigert werden. "Das gilt für Haupt- und Nebenstrecken." Zentrale Teile der Verkehrsinfrastruktur nach Polen und Tschechien sollen zügig ausgebaut werden. Die Sanierung der "Hochleistungskorridore" der Bahn, wie aktuell zwischen Berlin und Hamburg, soll fortlaufend überprüft und angepasst werden. Die Finanzierung soll über die nächsten zwölf Jahre aus dem Sondervermögen kommen. So soll auch mehr Güterverkehr von der Straße auf die Schiene verlagert werden.

Laut Koalitionsvertrag soll die Autobahn GmbH "begrenzt kreditfähig" werden und die Einnahmen der Lkw-Maut bereitgestellt bekommen. "Für die Straße werden Finanzmittel zur Auflösung des Sanierungsstaus insbesondere bei Brücken und Tunneln zur Verfügung gestellt", mit Blick auf das bis zu 500 Milliarden Euro schwere Sondervermögen für die Infrastruktur.

Mietpreisbremse soll verlängert, Kurzzeitvermietungen stärker reguliert werden

Für den Wohnungsbau kündigen die Parteien in ihrem Koalitionsvertrag eine "Investitions-, Steuerentlastungs- und Entbürokratisierungsoffensive" an. So soll etwa der soziale Wohnungsbau ausgebaut werden. Die Mietpreisbremse in angespannten Wohnungsmärkten wie Berlin soll für vier Jahre verlängert werden - andernfalls würde Ende des Jahres auslaufen. Zudem soll bis 2027 eine Kommission eingesetzt werden, die eine Präzisierung des Mietwucher-Paragrafen und die Bußgeldahndung bei Verletzung der Mietpreisbremse vorbereitet. Auch sollen in angespannten Wohnungsmärkten Indexmieten und Kurzzeitvermietungen stärker reguliert werden. Günstig vermieten soll sich zudem für Vermieter stärker steuerlich lohnen.

Ministerium soll Staat effizienter machen

Erstmals soll ein Ministerium für "Digitalisierung und Staatsmodernisierung" geschaffen werden, das von der CDU besetzt werden soll. So sollen etwa Eltern nach der Geburt eines Kindes automatisch einen Kindergeldbescheid erhalten. "Jeder Bürger und jede Bürgerin erhält verpflichtend ein Bürgerkonto und eine digitale Identität", heißt es im Einigungspapier. Unternehmungsgründungen sollen innerhalb von 24 Stunden möglich werden. Verwaltungsprozess sollen mittels "Künstlicher Intelligenz" automatisiert und beschleunigt werden. Zudem soll das nationale Lieferkettengesetz abgeschafft werden.

Einen ausführlichen Überblick über weitere Koalitionsvorhaben finden Sie hier [tagesschau.de].

Sendung: Abendschau, 09.04.2025, 19.30 Uhr

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44 Kommentare

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  1. 44.

    Mal sehen, wann das letzte Fax-Gerät auf dem Müll landet. Wahrscheinlich kommt ein KI Monster und holt sich den vom neu geschaffenen Ministerium kurz bevor die nächsten Bundestagswahlen stattfinden. Einfach nur lächerlich, Das neue Ministerium wird einfach nur Millionen von Euro verschlingen und es passiert nichts und die Brücken stürzen weiter ein.

  2. 43.

    Die können sich bei der CDU alle drehen und wenden wie sie wollen, der einzige der jemals die Politik der CDU 1:1 umgesetzt hatte war Gerhard Schröder von der SPD. Alles was uns erwartet ist nur eine Kopie von dem was bei Schröder schon Programm war! Lange wird es noch dauern, bis das kopieren irgend wann mal Geschichte ist! Eigentlich müsste Schröder als Ehrenmitglied in der CDU geführt werden, mit einer Büste im Konrad Adenauer Haus!

  3. 42.

    Wir werden sehen wo der einfache Mensch in vier Jahren in Deutschland bezahlbar Wohnungsfündig wird. Ich bin nicht davon überzeugt das die kommende Koalition etwas änders wird. Das taten die Kolitionen in den letzten 20 Jahre nicht. Da wird weder von der SPD noch von der CDU eine wow-Handlung kommen, welche das Wohnungsmangel und nichtmehrbezahlbar Problem entschlossen angeht. Und insbesondere die CDU ist nicht die Partei der einfachen (um das Wort “arm“ zu vermeiden) Menschen.

  4. 41.

    Am besten man ignoriert solche unsinnigen Aussagen einfach. Es mag in einigen Kreisen gerade in Mode sein, alles Negative Männern mit heller Hautfarbe und Lebenserfahrung unterschieben zu wollen. Man hat wohl keine Argumente und ignoriert, dass die Damen an der Macht jetzt auch nicht so der Bringer waren. Ob eine Angela Merkel, die die Migration laufen ließ, weil sie an der Grenze keine unschönen Bilder haben wollte. Oder U. von der Leien, die erst als Verteidigungsministerin kläglich versagte und dort Milliarden ohne Wirkung verpulvert hat, zum Dank aber nach Brüssel delegiert wurde, wo sie heute Richtlinien durchbringt, die vor 20 oder 30 Jahren zurecht einen medialen Aufschrei und einen Rücktritt ausgelöst hätten. Eine Entwicklungshilfeministerin, die Milliardenprojekte im Ausland förderte, die es so nie gab oder eine Außenministerin Baerbock, die auch keine bleibenden Pflöcke einschlug. Nein, die Damen sind auch nicht besser, als die Herren auf solchen Posten.

  5. 40.

    Ach ich bitte euch. Man darf hier nicht auf die billige Aussage "Und wieder gibt es eine Regierung alter, konservativer Männer. " reagieren? Ist doch lächerlich. Und sie meinen nicht, dass das alles so seine Gründe hat? Habe ich mich zu deutlich ausgedrückt was den angeknacksten Zeitgeist anbelangt?

  6. 39.

    Und die, die ihre Ausweise weggeworfen haben? Was ist mit denen? Verstößt das nicht gegen das Gleichheitsgebot, die Einen müssen, die Anderen nicht.

  7. 38.

    "Das Schlimmste, was einem dt. Berufsbeamten - auch per BILD - vorgeworfen werden kann, ist Kompetenzüberschreitung." Das ist nicht nur bei Beamten so, das betrifft jeden abhängig Beschäftigten gleichermaßen. Es ist aber immer der Arbeitgeber, der durch überzogene Vorschriften die Entscheidungsfreiheit einschränkt und die Verfahrensabläufe festlegt. Kurz: Der Beamte hat das umzusetzen, was die Politik ihm vorschreibt. Es ist nicht seine Schuld, wenn dies ineffektiv und nicht zielorientiert ist. Da die Politik aber immer detaillierter Dinge gesetzlich festzurrt, egal ob das sinnvoll ist oder (meistens eben) nicht, werden allen Ausführenden immer mehr die Hände gebunden.

  8. 37.

    Ich habe seit Jahren die Ausweis-App mit Lesegerät für DRV, Führungszeugnis, und frage mich, warum wird da nicht weiter dran gearbeitet und nach und nach Behörden eingebunden? Einfach zu bedienen, und läuft immer ohne Probleme.

  9. 36.

    "Die Frage ist nur, ob Bürokratie weniger wird, wenn Formulare nun digital auszufüllen sind oder mit Kugelschreiber auf Papier."

    Ich fürchte, die Illusion liegt darin, dass etwas leichter werden wird, obwohl sich nur ein technisches Verfahren ändert. Das aber ist m. E. ein Wunderglaube. Solange jedes Kästchen, was aufgemacht wird, so immens leicht auszufüllen ist, wird sich am eigentlichen Umstand nichts ändern. Ohne mich als Unke zu bezeichnen: Es wird sich - ceteris paribus - , weil es ja so einfach ist, weiter verdichten.

  10. 35.

    "Das Problem ist, der deutsche Staat vertraut seinen Bürgern und Unternehmen nicht und meint deshalb, alles bis ins Kleinste regeln und vor allem überprüfen zu müssen."

    Zum Weiteren: Was Sie auf den Staat münzen, will ich noch weit größer aufziehen. Es scheint so etwas wie eine typisch-deutsche "DNA" zu sein, die sich fast ausnahmslos durch jeden Bereich durchzieht. Vom Staat, den Bürgern, von allen. Fällt anderswo Jemand auf die Nase, helfen ihm Menschen wieder auf und damit ist die Sache erledigt. Hier wird erstmal auf die potenzielle Unbeschädigtheit der Kleidung geachtet, dann wird die Frage aufgeworfen, was für eine Person das denn ist, die zu Boden kam, dann wird nach dem Schuldigen gesucht, sofern es nicht an der Person selbst lag und wie dieser dann zur Rechenschaft gezogen werden kann.

    Das Schlimmste, was einem dt. Berufsbeamten - auch per BILD - vorgeworfen werden kann, ist Kompetenzüberschreitung. Das steht einer sinnvollen Zusammenarbeit definitiv entgegen.

  11. 34.

    Na da hatte ich ja nochmal Glück. Zur Fraktion der Perso-Rückgeber gehöre ich nicht und die olle Schwarte ist noch bis 2032 gültig. Damit überstehe ich noch mindestens 2 Regierungen. Und weil ich meistens artig bin, musste ich den noch nie vorzeigen, auch nicht bei den letzten Wahlen.
    Danke für die qualifizierte Belehrung, ich ändere meine Aussage in: Der Witz an der Geschichte ist, dass ich keinen brauchte in der Vergangenheit. :-) Hoffentlich bleibt's dabei.

  12. 33.

    Ich empfinde, Sie haben nicht verstanden, was ich meine.

    Ich sprach von einer rein rechnerischen Kategorie, Sie schreiben von einem MESSBAREN Zeit- und Materialaufwand. Das ist nun aber nichts Inhaltliches, sondern eben genau das Rechnerische, was ich meinte.

    Inhalte sind zunächst einmal Inhalte, gleich aller Rechnerei ihr gegenüber. Einiges verträgt die genaue Rechnerei, anderes nicht. Kleinen Menschen in kürzestem Zeithorizont etwas beibringen zu wollen, verträgt die simple Rechnerei beispielsweise nicht. Und etliche Umstände, die als solches komplizierter sind, können ebenfalls nicht nach Effizienzkritierien beurteilt werden. Forschungsprozesse bspw.

    Wer möglichst alle Felder Effizienzkriterien unterwerfen will, geht fehl. Wer dagegen Abläufe, die sowieso schon standardisiert sind, effizienter machen will, der nicht. Insgesamt geht es m. E. um in sich schlüssige Zusammenarbeit, nicht um penible Wahrung der Kompetenz, "die an der Schreibtischkante" aufhört.

  13. 32.

    Stimmt! Da wir ja in einer 2 Klassengesellschaft leben, und die auch nicht abgeschafft werden soll, muss man schon sagen, es wird gelingen. Wer in 1 Klasse fährt bekommt modernisiert, in der 2. Klasse bleibt, oder wird sogar noch gekürzt. Die 15,00 Euro gesetzlicher Mindestlohnt steht im Papier, und könnte bis 2029 eingeführt werden. Wenn die Wirtschaft sich erholt hat!?

  14. 31.

    Eine Regierung, die nichts ändert? Dass Investitionen über 500 Milliarden anstehen, die vorher gar nicht eingeplant waren, haben Sie anscheinend nicht mitbekommen. Es wird einiges geändert, natürlich nicht alles. Können Sie sich auf über 140 Seiten im Koalitionsplan durchlesen. Aber wozu auch Fakten, wenn man einfach nur Sprüche raushauen will.

  15. 30.

    Stimmt! Ich hatte die meisten Jahre in einem Schichtsystem gearbeitet, genau da sind Überstunden so gut wie gar nicht möglich gewesen. Koalitionsvertrag mit 144 Seiten? Es hätte auch eine Seite gereicht. Gerhard Schröder 2.0

  16. 29.

    "Der Begriff Effizienz erscheint mir zu oberflächlich, ist er doch nur eine bloß rechnerische Kategorie, aber keine inhaltliche" Das ist leider totaler Unfug. Effizienz ist sogar messbar in Zeit- und Materialaufwand. Da sind uns andere Länder inzwischen meilenweit voraus, ohne dass dort Chaos und Anarchie ausgebrochen wären. Das Problem ist, der deutsche Staat vertraut seinen Bürgern und Unternehmen nicht und meint deshalb, alles bis ins Kleinste regeln und vor allem überprüfen zu müssen. Die Anzahl der staatsnah Beschäftigten inklusive Beamten schießt stetig nach oben. Das wird irgendwann knallen, weil es auf Dauer nicht finanzierbar ist.

  17. 28.

    "Ich überlege auch, welcher Koalitionsvertrag je eingehalten wurde, ..." Man erinnere sich an die GroKo, als die SPD 2% MWSt-Erhöhung forderte, die CDU dies kategorisch ablehnte. Nach schwierigen und zähen Verhandlungen traf man sich quasi in der Mitte, bei 3%. Wer glaubt, es würde diesmal anders, wo Klingbeil das Finanzresort bekommen soll, hat nicht nur die letzten Jahrzehnte verschlafen, sondern lag die letzten Wochen seit der Wahl im Koma.

    "Wir werden weiterhin eine Umverteilung von unten nach oben erleben." Wir erleben seit geraumer Zeit nicht nur eine Umverteilung von unten nach oben. Wir erleben eine Umverteilung aus der Mitte in beide Richtungen. Leistung wird in diesem Land immer weniger belohnt. Der Plan Überstunden steuerfrei zu machen, ist genau so halbgar. Die paar, die noch schuften, können einfach noch was länger arbeiten und dafür mehr Sozialabgaben zahlen. Toll!

  18. 27.

    Wenn die eigene Intelligenz nicht mehr reicht, soll es jetzt die Künstliche richten?
    Bei dem Gedanken wird mir Angst und Bange.
    Wie auch bei dem Plan, den Güterverkehr auf die Schiene zu bringen. Über welche Brücken, welche Trassen?
    Egal, laut Koalitionsvertrag soll die Autobahn GmbH "begrenzt kreditfähig" werden und die Einnahmen der Lkw-Maut bereitgestellt bekommen.
    Schon damals eine Lüge, schon damals sollte die Maut für den Ausbau und Erhalt der Transportwege genommen werden.
    Wie, sieht man gerade in Berlin.

  19. 26.

    Der Begriff Effizienz erscheint mir zu oberflächlich, ist er doch nur eine bloß rechnerische Kategorie, aber keine inhaltliche, wie und mit welchen sinnvollen und zumutbaren Mitteln etwas organisiert wird. Wenn Jemand mit einer Stoppuhr da stünde, damit alles schneller und hastiger vonstatten ginge - was niemand fordert - wäre dies genauso absurd, wie recht wahllos jedes zweite, dritte Gesetz abzuschaffen.

    Die Frage ist: Welche Handhabe besteht auf die Umsetzung eines Gesetzes? Wie verhält es sich um den Spielraum, der bei allem, was jemals errichtet, gebaut u. organisiert wurde, angesichts der "vorfindbaren Materie" immer da ist? Gäbe es jemals eine Wirklichkeit, die 100% juristisch fassbar wäre? Wie wird mit dem Rest umgegangen: Ablehnung, Ermessen, Nachbesserung, bis es passt und doch wiederum nicht?

    Es braucht m. E. Ermessen. Es braucht Zusammenarbeit von Behörden wie bei einer Projektarbeit. Gegenüber Jeder und Jedem. Erst danach kann sich Handeln ausrichten.



  20. 25.

    Dass es keine Pflicht zum Besitz eines Ausweises gibt, ist schlicht falsch. Siehe dazu Gesetze https://www.gesetze-im-internet.de
    Gesetz über Personalausweise und den elektronischen Identitätsnachweis (Personalausweisgesetz - PAuswG) § 1 Ausweispflicht; Ausweisrecht.

    Ab 16 Jahren ist demnach jeder Deutsche verpflichtet einen Ausweis zu besitzen.