Nur noch Grund- und Notfallversorgung - Kreistag Oberhavel beschließt Teilschließung des Klinikums Hennigsdorf

Do 10.04.25 | 10:58 Uhr
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Krankenhaus Hennigsdorf
Audio: rbb Antenne Brandenburg | 09.04.2025 | Toni Schmitt | Bild: rbb

Die umstrittene Teilschließung des Klinikums Hennigsdorf ist beschlossen. Das hat der Kreistag Oberhavel am Mittwochabend mit deutlicher Mehrheit entschieden.

30 Kreistagsabgeordnete stimmten dafür und 20 dagegen, es gab zwei Enthaltungen. Die Debatte davor war durchaus emotional, wie ein rbb-Reporter berichtete: Es habe einen Riss durch fast alle Fraktionen gegeben. Landkreisbewohner, überwiegend aus Hennigsdorf, hätten für ihr Krankenhaus gekämpft. Änderungsanträge, die forderten, dem Ganzen doch nochmal mehr Zeit zu geben, wurden letztlich aber abgelehnt.

Stationäre Versorgung wird nach Oranienburg verlegt

Die stationäre Versorgung in Hennigsdorf umfasste bisher rund 450 Betten. Wie die Mehrheit des Kreistags entschied, soll diese perspektivisch aufgegeben und nach Oranienburg verlegt werden. Damit wird die stationäre Klinikversorgung beider Standorte zusammengelegt. Oberhavels Landrat Alexander Tönnies (SPD) sagte, dies werde in fünf bis sieben Jahren umgesetzt.

In Hennigsdorf soll ein ambulantes Zentrum entstehen. Die Grundversorgung, die Notfallversorgung und die Klinik für Psychiatrie sollen erhalten bleiben, ebenso das Personal.

Die Pläne stoßen auf Enttäuschung und Protest

Der Bürgermeister von Hennigsdorf, Thomas Günther (SPD), nahm den Kreistags-Beschluss für eine Schließung des Krankenhauses in der Stadt mit großer Enttäuschung auf. "Die Entscheidung ist ein harter Schlag für Hennigsdorf", sagte er laut einer Mitteilung.

Der Landrat von Oberhavel, Alexander Tönnies (SPD), hält den Schritt angesichts der Krankenhausreform für unerlässlich. "Innerhalb von 15 Fahrminuten liegen fünf weitere Krankenhäuser", sagte Tönnies. Zudem werde kein Personal abgebaut und es bleibe eine leistungsfähige ambulante Versorgung in der Stadt erhalten.

Die AfD-Fraktion im Brandenburger Landtag sprach in einer Pressemitteilung von einem "Schlag ins Gesicht der Bürger".

Bereits Ende März hatten mehr als 2.000 Menschen gegen die Teilschließung protestiert.

Sendung: rbb Antenne Brandenburg, 09.04.2025, 21:00 Uhr

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18 Kommentare

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  1. 18.

    Wer war eigentlich verantwortlich für die Investitionen, die umfangreich in den letzten Jahren in Hennigsdorf getätigt wurden? Dafür hat es doch auch Planungen gegeben? Hoffentlich finden sich die Millionen für den Standort Oranienburg im Sparhaushalt vom Land Brandenburg und dem Landkreis Oberhavel.

  2. 17.

    Für mich sind das keine Volksvertreter mehr.
    Warum auch , diejenigen werden bestimmt schnell ein Zimmer bekommen.

  3. 16.

    Weil es sonst zwischen oranienburg und neustrelitz kein Krankenhaus gibt. Das sind etwa 75 km Fahrweg auf der b 96 und ihrer unfallträchtigkeit. Gransee dient der grundversorgung des gesamten nordteils von Oberhavel, neben den Leistungen eines MVZ.

  4. 15.

    Genau, ich empfehle das Evangelische Waldkrankenhaus, hier wird jeder behandelt, auch ohne Versicherungsschutz. Man bekommt gleich alle Leistungen (Rötungen, CT, Labor.....).
    Es werden alle Sprachen gesprochen, und dieses Krankenhaus arbeitet nicht gewinnorientiert.

  5. 14.

    Leider zahlt nicht jeder in die gesetzliche Krankenkasse ein, aber jeder zieht Leistungen raus.

  6. 13.

    versteh ich nicht. Es wird die bettenabteilung samt op Bereiche nach oranienburg verlegt. Ausgebaut wird der ambulante op Bereich und ein MVZ mit Fachärzten wird gebildet. Also warum müssen sie nach oranienburg fahren und dort unbedingt einen arzttermin wahrnehmen? Können Sie doch weiterhin, ohne groß zu fahren, in hennigsdorf.

  7. 12.

    Sie sind nicht an einer Lösung der Geldfrage interessiert. Die Armee bekommt demnächst Geld zusätzlich, also warum sollte es nicht ein von der Armee geführtes Krankenhaus werden? Warum und weshalb das gerade so ist, ist doch dabei gerade erstmal nebensächlich.

  8. 11.

    Wir müssten uns nicht verteidigen, wenn wir auf Augenhöhe die Interessen des jeweils anderen und die gemeinsamen abstimmen würden. Dann könnte das gesparte Geld in Sinnvolles investiert werden, wie Gesundheit, Infrastruktur etc. ...

  9. 10.

    Komisch finde ich bei der Entscheidung, dass die Oberhavelkliniken überhaupt nicht an das Haus in Gransee rangehen. Es schien nur eine Entscheidung gegen Hennigsdorf zu geben. Da es sich um einen Klinik Verbund handelt, finde ich es auch fragwürdig, warum man nicht wie bisher beide Standorte erhalten kann, Gransee bleibt ja wohl auch bestehen. Die teuren Investistionen von 2024 sind also für die Tonne. Und welchen Anreiz sollten ambulante Praxen an dem Standort haben, wenn sie durch die Klinikverlagerung nicht mal mehr die Resourcen des Krankenhauses- wie MRT, Röntgen, Labor, Chefarzt Rücksprache vor Ort....nutzen können. Mit dem Bus braucht man übrigens 45 Minuten nach Oranienburg......Ich kann mir gut vorstellen, dass Patienten dann eher nach Berlin ausweichen, Spandau ist z. B. von Hennigsdorf aus genauso weit wie Oranienburg...Somit verlieren die Oberhavelkliniken Patienten, was dann auch zu geringeren Einnahmen führen könnte....

  10. 9.

    Wie sind Sie denn drauf? Wer bitte sehnt sich einen Krieg herbei? Das ist doch grober Unfug. Wir reden über Verteidigung und wie wir uns vor der seit Jahren laufenden hybriden Kriegsführung Russlands besser schützen können. Aber Täter- Opfer-Umkehr ist ja immer so einfach. Zum Glück aber immer einfach durchschaubar. Wir wünschen uns Frieden, aber keine Unterwerfung unter einer Autokratie oder Diktatur.

  11. 8.

    Welche Kriegsgefahr? Ach stimmt, der "Russe" steht morgen in Berlin, übermorgen am Atlantik. Ja nee, ist schon klar. Zivilschutz würde bedeuten zu deseskalieren und nicht aufzurüsten. Wird aber nicht gemacht, da man sich einen Krieg herbeisehnt, ist gut für die Aktionäre und Blackrocker, aber nicht für die normalen Menschen, denn die müssen ein "Freiheitsjahr" ableisten und in den Krieg ziehen, kein Abgeordneter, kein MdB und auch keine vorstandsvorsitzenden.

  12. 7.

    Könnte vielleicht die Armee das Krankenhaus übernehmen? Das wäre doch im Sinne des Zivilschutzes und der Krieggefahr sehr sinnvoll.

  13. 6.

    Deutschlands Oberarzt - Kalle Lauterbach - hats auf den Weg gebracht, volkskammerähnlich ging seine "Reform" durch den Bundestag und tja, jetzt gehts los...Menschenleben werden gegen Profit eingetauscht. Landärzte in der Region brechen auch immer mehr weg... Wir entwickeln uns also auch auf dem Gebiet der Gesundheitsversorgung zurück ins 19. Jahrhundert. Macht so weiter und die Branche der Medizinmänner und Schamanen wird boomen, während Menschenleben willentlich und grob fahrlässig für das Gesetz des Kapitalismus aufs Spiel gesetzt werden... Deutschland mir graut vor Dir!

  14. 5.

    Ich hoffe es wurde auch weiter gedacht als über den Tellerrand- mich graut es heute nach Oranienburg zu fahren und dort wieder ewig einen Parkplatz - auch gegen Bezahlung- zu finden.
    Mir tun auch die Anwohner dort leid- eine weitere Erweiterung dort wird für sie eine Verschlechterung der Wohnqualität sein.
    Aber ja, wer in Oranienburg wohnt mag es gut finden- wir im Umland aber nicht.
    PS- noch der Hinweis- ohne Auto müsste ich schon um 8:00 Uhr fahren um den Termin um 10:00Uhr wahrzunehmen!

  15. 4.

    Was ist hier nur los? Ich zahle inzwischen bei der AOK über 1100 € monatlich. Und für den Erhalt der Krankenhäuser reicht es nicht? Wo geht das Geld hin, das die Versicherten mehr oder weniger freiwillig einzahlen?
    Reformiert endlich mal das System - Schluss mit der Abschaffung der Krankenhäuser!

  16. 2.

    Ist dad Klinikum im Besitz der Stadt? Oder gehört das einem privaten Betreiber?

  17. 1.

    Ich danke allen, die heute den Mut hatten offen für dieses Projekt zu stimmen, es hat sich niemand der Anwesenden leicht gemacht, das hat man gespürt. Es war eine vernünftige Entscheidung. Ich fühle mit Hennigsdorf und naher Umgebung. Für Oberhavel dennoch eine gute Entscheidung.