Eisbären-Legende Sven Felski - "Ein fünftes Spiel im Halbfinale hätte uns vielleicht gar nicht geschadet"

Die Eisbären Berlin sind bravourös ins DEL-Finale gestürmt. Klub-Legende Sven Felski spricht im Interview über die herausragende Qualität der Mannschaft, Rekordspieler Ty Ronning und eine womöglich zu lange Pause bis zur Finalserie.
rbb|24: Herr Felski, die Eisbären Berlin haben die Best-of-Seven-Serie im Halbfinale gegen Mannheim mit 4:0 für sich entschieden. Leonhard Pföderl sagte nach dem entscheidenden Sieg im vierten Spiel: "Eigentlich hat von vorn bis hinten alles gepasst". Kann man es so einfach zusammenfassen?
Sven Felski: Das kann man schon so sagen, ja. Die Eisbären haben eine immense Qualität, aber sind eben nicht nur auf dem Papier, sondern auch auf dem Eis da. Jeder Spieler ruft derzeit seine Klasse ab und so findet die Mannschaft auf alle Situationen auf dem Eis die passenden Antworten.
Vor nicht allzu langer Zeit waren die Spiele zwischen Berlin und Mannheim noch überaus enge Gigantenduelle. Jetzt aber sind die Eisbären über Mannheim regelrecht herübergefegt. Können Sie sich diese Entwicklung erklären?
Ehrlich gesagt nicht wirklich. Meiner Meinung nach müssen die Mannheimer Adler wie die Eisbären jedes Jahr den Anspruch haben, um Meisterschaften zu spielen. Das müsste ihr Ziel sein, doch mittlerweile sprechen sie von einem "Prozess", was ich nicht ganz nachvollziehen kann. Ich glaube gar nicht unbedingt, dass der Klassenunterschied an den Eisbären festzumachen ist, sondern vielmehr an den Mannheimern.
Können Sie derzeit Schwächen an der Berliner Mannschaft ausmachen?
In einer Playoff-Serie wird nie alles glattgehen. Es gibt immer Verbesserungsbedarf, aber im Großen und Ganzen läuft es schon sehr gut. Es gibt bisher auch kaum Verletzungen, so kann man aus der kompletten Tiefe des Kader schöpfen und immer nachlegen. Dazu kommt die gute Stimmung im Team. Es sieht also alles wieder nach etwas ganz Verrücktem aus.
Dann kommen wir zu den Stärken: Das Offensiv-Trio um Pföderl, Ty Ronning und Frederik Tiffels dominiert die DEL. Was macht die drei Angreifer im Verbund so stark und wie werden sie vom Team unterstützt?
Leo Pföderl fährt stets die "Leck mich am Arsch"-Taktik. Der macht sich über nichts Sorgen und steht daher immer richtig. Ty Ronning spielt die Saison seines Lebens, auch er steht immer am richtigen Fleck. Tiffels bringt etwas mit, was die ganze Offensive ausmacht: Man ist schlittschuhläuferisch unfassbar schnell, so überlaufen wir andere Mannschaften regelrecht. Tiffels ist super schnell und kann die anderen bedienen. Die Kombination aus Tempo und Effizienz ist einmalig.
Ronning sammelte im 23. Spiel in Folge Scorerpunkte und hat den DEL-Rekord damit erneut ausgebaut. Warum kann ihn kein Gegner aufhalten?
Da müssten Sie eigentlich die Gegner fragen. Meine Erklärung wäre, dass er kein sonderlich großer Spieler, aber dafür wahnsinnig flink ist. Dadurch können ihn die Gegenspieler kaum greifen. Ich möchte aber betonen, dass der gesamte Verbund wichtig ist. Wenn ein Spieler sehr schnell ist, ist das zwar toll, aber die Mitspieler müssen ja ebenfalls hinterherkommen. Alle müssen in Bewegung bleiben und sich anbieten.
Es findet ein spannender Konkurrenzkampf im Tor der Eisbären statt. Jake Hildebrand, der letzte Saison noch grandios hielt, wurde von Youngster Jonas Stettmer verdrängt. Als Hildebrand im Halbfinale aber spielen musste, hielt er, als wäre nie etwas gewesen. Wie nehmen Sie diesen Zweikampf wahr?
Grundsätzlich ist es natürlich sehr gut, keine klare Nummer eins und zwei, sondern 1A und 1B zu haben. Hildebrand ist ein Meister-Goalie und Stettmer hat dieses Jahr überragend gespielt. Ich glaube zwar, dass die beiden diesen Konkurrenzkampf führen, es sich aber auch gegenseitig gönnen, im Tor zu stehen. Sie sind halt beide sehr gut. In so einer Saison braucht man zwei gute Torhüter, um reagieren zu können.
Trainer Serge Aubin trifft die personellen Entscheidungen im Team. Er ist bereits seit 2019 Coach der Eisbären, wurde seitdem dreimal Deutscher Meister mit den Berlinern. Wie bewerten Sie seine Arbeit, speziell in der laufenden Spielzeit?
Ich halte Serge für einen überaus kompetenten Trainer. Er kommuniziert viel mit den Spielern, führt viele Einzelgespräche und agiert immer auf Augenhöhe. Das macht ihn so gut und darum nehmen ihn die Spieler so gut an. Daher ist klar, dass die Jungs auf dem Eis stets alles für ihren Trainer geben werden.
Aubin traute sich, in den Halbfinal-Spielen auch den erst 17-jährigen Maxim Schäfer einzusetzen. Sie sind Geschäftsführer der Eisbären Juniors. Wie blicken Sie auf die Nachwuchsförderung der Eisbären und Talent Schäfer?
Es ist wirklich nicht einfach, in den Kader der ersten Mannschaft vorzustoßen. Die Qualität ist unglaublich hoch. Maxim ist ja aber nicht der einzige, der den Sprung geschafft hat. Elias Schneider und Linus Vieillard haben auch schon ein paar Spiele absolviert. Es ist natürlich sehr wichtig, dass Aubin solche Talente miteinbezieht und sie an die Schnelligkeit der DEL heranführt.
Die Eisbären haben nun eine recht lange Pause bis zum ersten Spiel der Final-Serie. Eine willkommene Chance zur Regeneration oder stört das eher den Flow?
Ich bin eher Gegner von langen Pausen. Die Spieler wollen allesamt spielen, da will keiner warten. Man wird es im ersten Drittel des ersten Finalspiels womöglich sehen, dass die Spieler eine gewisse Zeit brauchen, um wieder hineinzufinden. Natürlich ist ein wenig Regeneration nicht verkehrt, aber ich glaube, die neun Tage Pause sind insgesamt zu lang. Ein fünftes Spiel im Halbfinale hätte uns vielleicht gar nicht geschadet, aber wir nehmen es, wie es ist.
Glauben Sie an die Titelverteidigung der Eisbären?
Ja, ganz klar.
Vielen Dank für das Gespräch.
Das Interview führte Marc Schwitzky.
Sendung: rbb Der Tag, 09.04.2025, 18 Uhr