Senatsbeschluss - Berlin führt drei dauerhafte Waffen- und Messerverbotszonen ein

Di 17.12.24 | 17:49 Uhr
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Symbolbild: Ein gelbes Schild mit Piktogrammen und der Aufschrift "Waffen verboten", vor einem Hauptbahnhof. (Quelle: dpa/sulupress)
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Audio: rbb24 Inforadio | 17.12.2024 | Christoph Kober | Bild: dpa/sulupress

Angesichts steigender Gewaltdelikte mit Messern und Schusswaffen zieht die Berliner Landespolitik Konsequenzen: Ab Februar werden drei Plätze in der Hauptstadt zu dauerhaften Waffenverbotszonen erklärt. Weitere könnten folgen.

In Berlin werden drei Waffen- und Messerverbotszonen eingerichtet. Das betrifft den Görlitzer Park und das Kottbusser Tor in Kreuzberg sowie den Leopoldplatz im Wedding - alle drei Areale gelten als Hotspots der Kriminalität.

Laut einer vom Senat beschlossenen Rechtsverordnung ist es in den fraglichen Gebieten ab 15. Februar 2025 verboten, Waffen und Messer aller Art mitzuführen. Das gilt für klassische Schusswaffen ebenso wie für Schreckschuss-, Reizstoff- und Signalwaffen - und zwar auch dann, wenn die Besitzer einen sogenannten kleinen Waffenschein haben.

Verbot gilt auch für Taschenmesser

Bei Messern gilt das Verbot ebenfalls umfassend und unabhängig von der Klingenlänge. Es betrifft somit auch Taschen- und Küchenmesser. Ausnahmen von den Verboten sind für Polizei-, Einsatz- und Rettungskräfte vorgesehen, aber auch für Restaurantbesitzer.

Die drei Verbotszonen erstrecken sich auf öffentliche Straßen, Wege und Plätze sowie die U-Bahnhöfe Görlitzer Park, Kottbusser Tor und Leopoldplatz. Die Verbote gelten innerhalb der Areale zudem in Bussen und U-Bahnen.

Die Polizei darf die Einhaltung der Vorgaben unabhängig von konkreten Verdachtsmomenten kontrollieren. Verstöße stellen den Angaben zufolge eine Ordnungswidrigkeit dar und können mit einer Geldbuße von bis zu 10.000 Euro geahndet werden. Außerdem können verbotswidrig mitgeführte Waffen und Messer eingezogen werden.

Wegner schließt Ausweitung der Verbotszonen nicht aus

Hintergrund der Regelung, die ein neues Bundesgesetz möglich macht, ist eine steigende Anzahl von Messerangriffen mit Verletzten und Toten. Vergangenes Jahr erfasste die Polizei in Berlin laut Kriminalstatistik 3.482 Angriffe mit Messern - und damit fünf Prozent mehr als 2022.

Der Regierender Bürgermeister Kai Wegner sagte nach der Senatssitzung: "Wir müssen zur Kenntnis nehmen, dass viel zu viele Messer im Einsatz sind zurzeit." Daher sei es richtig, jetzt auch mit Verbotszonen dagegen vorzugehen. "Messerverbotszonen müssen durchsetzbar und kontrollierbar sein", fügte der CDU-Politiker hinzu. Deshalb starte die Polizei als ersten Schritt mit drei solcher Gebiete. Eine Ausweitung zu einem späteren Zeitpunkt sei möglich.

Innensenatorin Iris Spranger (SPD) verwies auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur darauf, dass das Vorgehen elementarer Baustein einer Gesamtstrategie gegen Messerkriminalität sei, bei der präventive und repressive Elemente zusammengeführt würden. Zwischenzeitlich sei eine "Koordinierungsstelle Messer" als Kernstück der Strategie beim Landeskriminalamt eingerichtet worden.

Temporäres Waffenverbot am Brandenburger Tor

Kritik an den Verbotszonen kam am Dienstag von der Berliner Gewerkschaft der Polizei (GdP). Deren Sprecher Benjamin Jendro sprach von einem "Placebo": "Kein Terrorist und auch kein Schwerstkrimineller lässt sich von Verbotsschildern abhalten. Deshalb bleiben wir bei den Messerverbotszonen skeptisch und sehen in ihnen wenn überhaupt ein nachhaltiges Element zur Bekämpfung von Jugendgruppengewalt." Solche Zonen seien "unglaublich personalintensiv", zudem gebe es "viele rote Punkte, die sich über die ganze Stadt verteilen". Deshalb fordere die GdP auch weiterhin "ein generelles Trageverbot in der Öffentlichkeit".

Zum Jahreswechsel beschloss der Senat ein Waffen- und Messerverbot für die große Silvesterparty am Brandenburger Tor. Es gilt vom 31. Dezember 2024 um 14.00 Uhr bis zum 1. Januar 2025 um 6.00 Uhr rund um das Wahrzeichen und im Tiergarten.

Sendung: rbb24 Inforadio, 17.12.2024, 17:20 Uhr

Kommentar

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36 Kommentare

  1. 36.

    Oh man was für ein Blödsinn, wie die GdP s schon sagt ist es den Kriminellen Wurst ob da eine Verbotszone ist und der Rest darf nicht mal ein Pfefferspray mitführen um sich gegen die Kriminellen zu verteidigen. Das ist ein Gesetz für Kriminelle, nicht gegen sie.

  2. 35.

    Der 15. Februar ist das magische Datum, weil ...?

  3. 33.

    Angesichts der Ausweitung von Gewalttaten ist es angemessen die gesamte Fläche (privat und öffentlich)der Bundesländer Berlin und Brandenburg zur Waffenverbotszone zu erklären. Es gibt keine Grund Waffen zu führen oder zu besitzen.
    Waffen sollen nur im Rahmen des staatlichen Gewaltmonopols zur Verfügung stehen.

  4. 32.

    Na, na, schon mal die Drähte aus dem Griff des Schneebesens gezerrt? Aber es geht noch schlimmer, denn wer Highheels trägt, das Strickzeug auspackt und womöglich noch einen Regenschirm mitführt, ist quasi als bis unter die Zähne bewaffnet einzustufen.
    Da eine gusseiserne Bratpfanne rund ist und als Schutzschild gegen Angriffe sowie effektiv als Schlagwerkzeug benutzt werden kann, zudem bei Unauffindbarkeit eines öffentlichen WCs auch brauchbar erscheint: Nicht ohne meine Pfanne. Bis dann!

  5. 31.

    Schusswaffe haben in privaten Besitz und in der Öffentlichkeit nichts zu suchen. Wer rumballern will soll zum Militär gehen.
    Durch die illegal einwandernden Immigranten kommt es hier zu amerikanischen Verhältnissen.

  6. 30.

    Besonders lustig ist die durchkreuzte Pistole auf dem Schild. Darf ich anderswo sowas mitführen??

  7. 29.

    EINE Zone hätte auch gereicht.
    ALLES innerhalb des S-Bahnrings oder besser innerhalb der Stadtgrenze von Berlin.
    NIEMAND, außer Handwerker sollte oder muss ein Messer oder andere Waffen bei sich haben.

  8. 28.

    Wo sind wir hingekommen?
    Der gemeine Messerträger krümmt sich vor Lachen...

  9. 27.

    Aggressionen und Gewaltbereitschaft kann man mit solchen Verboten nicht bekämpfen. Die liegen ja in den Menschen selbst und nicht in den Gegenständen, mit denen sie das Ausleben. Wir brauchen mehr Polizeipräsenz, mehr Schulpsychologen, mehr Antiaggressionstraining, mehr Sportvereine, mehr Jugendzentren usw. Gebt den jungen Menschen mehr Möglichkeiten, ihre Freizeit sinnvoll zu gestalten und Anerkennung zu finden. Wer sich immer von allem abgehängt fühlt, sucht oft die Schuld nicht bei sich, sondern bei den anderen. Das ändert man nicht, indem man diese Leute verurteilt, sondern nur, indem man ihnen zuhört und sich um sie kümmert.

  10. 26.

    "dann werfen sie mal einen Blick in ihren Verbandskasten im Auto… nach DIN 13164 gehört da eine Schere rein"

    Genau: dann werfen Sie mal einen Blick in den Verbandskasten im Auto; diese Schere ist klein, vorne abgerundet und ansonsten so kurz, dass sie nur zum Verband schneiden taugt. Im Ernstfall wäre es ungefähr so, als wenn Sie jemanden mit einem Schneebesen bedrohen...(Vorlage für Kalauer...)

  11. 25.

    An Lächerlichkeit nicht zu übertreffen.
    Verbotszonen an deren Grenzen eventuell auch noch Schließfächer aufgebaut werden um alles Verbotene vor Begehung erst mal Zwischenlagern darf, ist das auch vorgesehen?
    "Die Verbote gelten innerhalb der Areale zudem in Bussen und U-Bahnen." ist wie zu werten, in Bussen und U-Bahnen nur in den Arealen oder generell im OPNV, was konsequenter wäre.

  12. 24.

    Auch könnte es lustig werden wenn sie mit solche einen legalen noch in der Verpackung befindlichen Messer der U-Bahn oder Bus durchfahren. In diesen Verkehrsmitteln sind ja dann Anlasslose Kontrollen möglich und zum kauf das Messers muss man dann das Bußgeld hinzurechnen. Es traut sich ja kaum einer aus der Zivilgesellschaft diesen Unsinn vor Gericht prüfen zu lassen, dieser Geld ja über dem Bundesgesetz möglichen hinaus. Nicht nur Messer sondern alles was in den Augen der Polizei aus gefährlich angesehen wird fällt darunter.

  13. 23.

    Bringt alles Nix, es fehlen die ständigen Kontrollen.
    Dafür hat Berlin nicht genug Personal.

  14. 22.

    Einspruch von Gerichten denn das Verbot ist zu weit gefasst und somit in Teilen Rechtswidrig. Dort sind auch Geschäfte ansässig die Gebrauchsmesser verkaufen, folglich dürfte man diese Läden nicht mehr verlassen oder mit der Ware durch den Park gehen. Zudem in manchen ist auch das Grillen erlaubt, so ohne Messer könnte dies aber etwas schwer werden.

  15. 21.

    Alles schön u gut, aber wieder halbherzig. Eine Verbotszone bringt gar nichts, Personal zur Kontrolle fehlt auch. Und wie ist es eigentlich bei Handwerkern und Mitführen von Messern???
    Weitere Fragen wurden bereits gestellt u werden nicht wiederholt.

  16. 20.

    Dann ist das Problem also gelöst?
    Die Verbotsschilder sind nicht nur gefährlich, da sie nicht nur die Handlungsunfähigkeit der Politik und Bürokratiegläubigkeit selbiger im Land weiter demonstrieren, sondern auch noch zu kurz gedacht, da sie nicht nur in bildungsfernen Kreisen den Umkehrschluss suggerieren, dass es an allen anderen Orten sonst in Berlin erlaubt sein könnte. Ein Schuss in den Ofen - außerhalb der Verbotszone.

  17. 19.

    Was denn da los, kein Einspruch von den Grünen und den Linken?

  18. 18.

    "Zum Jahreswechsel beschloss der Senat ein Waffen- und Messerverbot für die große Silvesterparty am Brandenburger Tor. Es gilt vom 31. Dezember 2024 um 14.00 Uhr bis zum 1. Januar 2025 um 6.00 Uhr rund um das Wahrzeichen und im Tiergarten." das kann ich nun aber garnicht verstehen, war doch auch die vergangenen Jahrzehnte möglich.
    Wobei, "große Silvesterparty" ist doch eher zu relativieren.
    Ist da auch der Bereich um die Siegessäule betroffen?

  19. 17.

    Sie dürfen gerne mal, so wie ich, frühmorgens um 5.00 Uhr am U Bahnhof Leopoldplatz unterwegs sein, würde Ihr Weltbild vielleicht etwas erschüttern. Aber ich glaube bei Ihren Aussagen nicht, dass Sie das um diese Zeit als Frau erleben "dürfen ". Blinder Aktionismus und völliger Schwachsinn . Werden Sie mal ein bisschen wach und öffnen sich auch für Menschen mit sehr schlechten Erfahrungen.

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