Nach Ermittlungen der Staatsanwaltschaft - Ermittlungsverfahren gegen Potsdamer OB wird mit Geldauflagen eingestellt

Di 17.12.24 | 13:01 Uhr
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Mike Schubert (SPD), Oberbürgermeister von Potsdam (Quelle: dpa/Christoph Soeder)
dpa/Christoph Soeder
Audio: Antenne Brandenburg | 17.12.2024 | Lisa Steger | Bild: dpa/Christoph Soeder

Der Potsdamer Oberbürgermeister Mike Schubert (SPD) hat kostenlose Tickets für Sportveranstaltungen angenommen. Die Staatsanwaltschaft ermittelte. Der Politiker muss rund 34.000 Euro zahlen, sich aber nicht vor Gericht verantworten.

Der Potsdamer Oberbürgermeister Mike Schubert (SPD) muss sich nicht wegen möglicher Vorteilsnahme im Amt vor Gericht verantworten. Das hat die auf Korruptionsdelikte spezialisierte Staatsanwaltschaft Neuruppin am Dienstagmorgen mitgeteilt.

Das Ermittlungsverfahren gegen Schubert werde mit der Auflage eingestellt, 20.000 Euro an eine gemeinnützige Einrichtung und weitere 14.046 Euro an die Landeskasse zu zahlen, hieß es.

Staatsanwaltschaft: hinreichender Tatverdacht

Es bestehe zwar ein hinreichender Tatverdacht wegen Vorteilsannahme in 67 Fällen, jedoch sei die Schuld im Falle einer Verurteilung als "noch nicht schwerwiegend" zu bewerten, hieß es in der Mitteilung der Staatsanwaltschaft zur Begründung. Die Geldauflagen erscheinen demnach "geeignet", um das Verfahren ohne Urteil zu beenden.

Seit April gab es Ermittlungen gegen Schubert. Ihm wurde vorgeworfen, VIP-Tickets für Sportveranstaltungen angenommen und teils mit seiner Frau besucht zu haben. Der Gesamtwert beläuft sich demnach auf mehr als 13.000 Euro.

Zusammenarbeit als schuldmindernd gewertet

Die Staatsanwaltschaft sieht es als schuldmindernd an, dass Schubert in außergewöhnlichem Maße aktiv an der Aufklärung mitgewirkt habe. Er habe auch nicht versucht, den Umgang mit Einladungen zu verschleiern.

Als Folge der Ticket-Affäre will Schubert nun schärfere Regeln für Einladungen einführen und diese stets von der Stadtverordnetenversammlung genehmigen lassen.

"So viele Termine wie möglich" absolviert

Der Rathauschef bestritt stets, korrupt zu sein, räumte aber ein, sich angreifbar gemacht zu haben. "Ich habe nie behauptet, dass ich nur mal zu dem einen oder anderen Spiel war, um eine Rede zu halten oder eine Urkunde zu übergeben“, sagte Schubert, am Dienstag. "Denn ich habe in der Zeit von 2019 bis 2023 immer versucht, so viele Termine wie möglich zu absolvieren, um Veranstalter und Vereinen die Wertschätzung der Stadt für ihr Engagement zu zeigen. Ich habe nicht gewusst, dass ich mit meinen Teilnahmen einen folgenschweren Irrtum begehe."

Er habe die Einstellung des Ermittlungsverfahrens akzeptiert, um vor allem seiner Familie den Druck durch einen Gerichtsprozess zu ersparen, teilte der Rathauschef weiter mit. Es sei ihm nicht leicht gefallen, der Verfahrenseinstellung zuzustimmen. Es hätte viel dafür gesprochen, die aufgeworfenen Rechtsfragen in öffentlicher Hauptverhandlung klären zu lassen. Schuberts Anwältin Heike Sandkuhl erklärte, sie hätte eine gerichtliche Klärung der Vorwürfe vorgezogen, da sich ihr Mandant nicht strafbar gemacht habe. Schubert habe mit der Annahme der Einladungen "lediglich Repräsentationsaufgaben erfüllt".

Die auf Korruptionsdelikte spezialisierte Staatsanwalltschaft ermittelt zudem gegen elf Beschuldigte aus Potsdamer Sportvereinen. Die Staatsanwaltschaft spricht von einer großzügigen Einladungspraxis, mit welcher die Vereine das Wohlwollen des Oberbürgermeisters erlangen wollten.

Sendung: Antenne Brandenburg, 17.12.2024, 10 Uhr

Kommentar

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16 Kommentare

  1. 16.

    34T €uro?

    Das wäre für mich relativ viel Geld.

  2. 15.

    Wie armselig. Wer darf denn hier nicht seine Meinung sagen. Sogar Sie dürfen das, auch wenn sie wissentlich etwas Falsches behaupten. Außerdem: Anstatt zu meckern, könnten Sie sich doch selbst engagieren. Das wäre mal echt konstruktiv.

  3. 14.

    Vielleicht sollte er jetzt seine Konsequenzen ziehen und zurücktreten. Es sind schon so viele gegangen im Rathaus. Das Arbeitsklima ist miserabel. Eine vorgezogene Neuwahl wäre wünschenswert für die Stadt. Denn für die Entwicklung der Stadt wurde bis dato in der ganzen Zeit nicht wirklich was getan.

  4. 13.

    Gegenüber der Blockade, die Sie durch vorschriftswidriges Abstellen gegenüber 1. Kindern, 2. älteren und geheingeschränkten Fußgängern und 3. Rollstuhlfahrenden auf den Bürgersteigen vornehmen, nehmen sich die Verfehlungen von Schubert vglw. bescheiden aus. ;-)

    Manche müssen eben auch vor Bürgern geschützt werden.

  5. 12.

    Herr Schubert hätte seine Begeisterung als Mensch für den Sport u.a. in das „Na da muss ich ja leider hin“ erscheinen lassen sollen...in einer missgünstigen Neidumgebung. In einer idealen Welt treffen Amt und Vorlieben so aufeinander, dass die viele Arbeitszeit gar nicht als Arbeit wahrgenommen wird. Nur muss mann das sehen und gönnen können...

  6. 11.

    Wie immer. Geld regiert die Welt. Als Normalbürger geht es in den Knast. Wird sich auch nicht ändern........

  7. 10.

    Nein, er ist nicht vorbestraft.
    Es ist nicht mal klar, ob er bei einen regulär beendeten Verfahren eine Strafe bekommen hätte.

    Diese Geldauflage bedeutet nur, dass beide Seiten, Beschuldigter und Gerichte, aufwändige Verfahren und Kosten sparen.
    Eine Geldauflage ist keine Strafe, sondern so etwas wie eine Geldbuße.
    Da das Verfahren kompliziert geworden wäre, ist das wohl die beste Lösung für alle Beteiligten.

  8. 9.

    Seh ich genauso. Wehe der gemeine Bürger bezahlt sein Parkknöllchen nicht. Wehe der gemeine Bürger nimmt seine Meinungsfreiheit war. Da kann der Staat ganz anders……
    Da muß sich die Politik und die Parteien über Verdrossenheit gegenüber genau diesen nicht wundern.
    Aber macht mal……

  9. 8.

    Die Welt ist eben nicht nur schwarz oder weiß - auch wenn alle Digitalisierungsstrategien dieses zur Grundlage haben. Was die Einschätzung menschlicher Verhaltensweisen angeht, halte ich einen derartigen Ansatz (hundertprozentig richtig/ hundertprozentig falsch) für fast schon absurd. Tut mir leid.

  10. 7.

    Cleverer Schachzug, der verhindert, dass die Staatsanwaltschaft im Hauptverfahren alle Vorwürfe genüsslich vortragen kann. Aber es bleibt halt etwas haften...

  11. 6.

    ...entweder jemand ist schuldig oder unschuldig, wenn schuldig dann Bestrafung wegen Bestechlichkeit. Wenn unschuldig keine Bestrafung, auch keine Geldstrafe. ...ist er jetzt vorbestraft?...Enkel fragt

  12. 5.

    In der Tat ist das Verhalten von Mike Schubert in einer Grauzone gelagert. Definitiv feststehende Grenzen, was in jedem der Fälle definitiv hätte getan und nicht getan werden sollen, sind schwer zu finden. Dass politische Vertreter nicht nur Automaten sein sollen, dürfte allgemeiner Wunsch sein, deshalb auch haben Menschen wie Christian Ude in München, Henning Scherf in Bremen und Nobert Lammert als Bundestagspräsident quasi eine "natürliche Autorität" erlangt.

    Bei Mike Schubert ist dies - was das Verhältnis von persönlicher Vorliebe und direkter Einflussnahme angeht - allerdings etwas anders. Da geht es etwas in Richtung der bayerischen Zustände, was die "Volks"verbundenheit angeht.

  13. 4.

    "Die Staatsanwaltschaft spricht von einer großzügigen Einladungspraxis, mit welcher die Vereine das Wohlwollen des Oberbürgermeisters erlangen wollten."
    Ist wohl eher Lobbyismus?

    Der OB kann sich aber reinwaschen, wenn er es zu einem Prozess kommen lässt.
    Wenn nicht, dann hat er zumindest ein schlechtes Gewissen und ist froh so leicht davongekommen zu sein.

  14. 3.

    Kein Richter hackt einen anderen die Augen aus. Niemand wird da verurteilt und wem bringt diese ganze lügerei nochmal aufzurollen. Knast würde bedeuten das wieder die kleinen Steuerzahler dieses aufenthalt bezahlen müssen. Solche Menschen sollten ein Jahr kostenlos in Sozialstunden gesteckt werden.

  15. 2.

    Meiner Meinung navh ist das ein Fall aus der Grauzone,
    Von Korruption kann man nicht sprechen.
    Öffentlchkeitswirksam ist das Verhalten von Schubert ungeschickt.

    Korruption bedeutet Machtmißbrauch zum persönlichen Vorteil. Beim besten Willen kann ich das in diesem Fall nur mit großer Fantasie erkennen

  16. 1.

    Wenn eine Staatsanwaltschaft die Verfolgung einer Korruption einstellt, weil man Geld bezahlt…. Finde den Fehler…

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