Abstimmung ab Mitternacht - Brandenburger und Berliner Jusos lehnen Koalitionsvertrag ab

Mo 14.04.25 | 14:24 Uhr
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Archivbild: Juso-Bundeskongress 2024: Abstimmung mit Stimmkarten. (Quelle: dpa/dts)
Audio: rbb24 Inforadio | 14.04.2025 | Interview mit Martin Hikel (SPD) | Bild: dpa/dts

Die SPD lässt ab Dienstag ihre Mitglieder über den Koalitionsvertrag mit der Union abstimmen. Der Nachwuchs ist unzufrieden und empfiehlt ein Nein - vor allem die schärfere Migrations- und Flüchtlingspolitik regt die Jusos auf.

Der Brandenburger Juso-Vorsitzende Leonel Richy Andicene lehnt den Koalitionsvertrag von Union und SPD im Bund ab. Für ihn stecke zu wenig SPD darin, sagte Andicene am Montag dem rbb. Das sei aber keine Empfehlung für den Landesverband.

Zuvor hatte Andicene dem Nachrichtenportal "Politico" gegenüber erklärt, der Vertrag entspreche in zentralen Punkten in den Bereichen Migration, Arbeit und Soziales nicht den Grundüberzeugungen eines sozialistischen Jugendverbands.

Berliner Jusos: "rote Linien überschritten"

Neben den Brandenburgern haben sich auch andere Juso-Landesverbände ablehnend gegenüber der Koalitionsvereinbarung geäußert. "Wir werden dem nicht zustimmen", kündigte die Berliner Juso-Chefin Svenja Diedrich an. "Aus unserer Sicht wurden mehrere roten Linien überschritten".

Gegenüber der Deutschen Presse-Agentur nannte sie die vereinbarten Verschärfungen in der Migrations- und Flüchtlingspolitik. Die Berliner Jusos seien außerdem auch gegen die Rückabwicklung des Bürgergelds.

Von Mitternacht an können alle gut 358.000 SPD-Mitglieder in Deutschland zwei Wochen lang online über den Koalitionsvertrag abstimmen.

Berliner SPD-Spitze wirbt für Ja

Die Berliner SPD-Spitze hat den Sozialdemokraten in der Hauptstadt derweil empfohlen, dem Koalitionsvertrag zuzustimmen. Das teilten die Landesvorsitzenden Nicola Böcker-Giannini und Martin Hikel mit, nachdem sich der geschäftsführende Landesvorstand mit dem Entwurf des Koalitionsvertrags befasst hatte.

Hikel sagte am Montag im rbb24 Inforadio, es gebe gute Gründe, den Koalitionsvertrag anzunehmen. Die SPD habe sehr viel erreicht. Als Beispiele nannte er etwa die Verlängerung der Mietpreisbremse und die Fortsetzung des Deutschlandtickets. Dass die Jusos in Berlin und Brandenburg einen CDU-Kanzler Merz ablehnten, sei ein "natürlicher Reflex".

"Eine demokratische Koalition ist aktuell nur mit CDU, CSU und SPD möglich", erklärte Böcker-Giannini. Aufgabe dieses Bündnisses werde es sein, das Vertrauen in die Demokratie zu stärken.

Junge Union sieht "viel Gutes", Berliner CDU fragt Mitglieder

Überwiegend positiv über den Koalitionsvertrag äußerte sich auch die Junge Union in Brandenburg. Die Verhandler hätten "viel Gutes geleistet", sagte die JU-Landesvorsitzende Laura Strohschneider auf rbb-Anfrage. Als Beispiele nannte sie die Themen Migration, Staatsmodernisierung und Digitalisierung. Kritisch sieht die Junge Union eine Erhöhung des Mindestlohns auf 15 Euro. Die sei jedoch nicht "pauschal festgeschrieben", so Strohschneider.

Die Berliner CDU befragt unterdessen ihre Mitglieder zum Koalitionsvertrag. "Es zeichnet sich eine rege Beteiligung ab", sagte Landesgeschäftsführer Dirk Reitze auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur. Die Online-Umfrage war am vergangenen Donnerstag gestartet und soll noch bis Donnerstag laufen. Alle der etwa 12.500 Mitglieder der Berliner CDU, die per E-Mail erreichbar sind, wurden dafür kontaktiert.

Gefragt werden sie nicht, ob sie dem Koalitionsvertrag zustimmen, sondern ob die Regelungen zu zwölf Themen des Koalitionsvertrags sachgerecht seien. Es geht unter anderem um die Lockerung der Schuldenbremse, die Reform des Bürgergeldes oder die Fortsetzung des Deutschlandtickets.

Die Berliner CDU ist der einzige Landesverband der Union mit einer solchen Abstimmung, auch die CDU im Bund plant keine. Bei der CDU entscheidet Ende des Monats ein Kleiner Parteitag über eine mögliche schwarz-rote Regierung. Die CSU hat dem Koalitionsvertrag bereits zugestimmt.

Sendung: rbb24 Inforadio, 14.04.2025, 08:40 Uhr

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145 Kommentare

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  1. 145.

    Laut der AfD wird es eine völlige Umstrukturierung gegeben, weg von diesem aggressiven und radikalen Image, hin zu einer gemäßigten Partei, die im Bundestag wohl weiter auf Defizite hinweist, aber im Dialog mit anderen Parteien, ins Besondere mit Lösungsansetzen wie es besser laufen könnte. So ungefähr hatte ich die unter Verdacht. So schmuddelig wie möglich, um so viele Wähler wie möglich zu mobilisieren. Ziel erreicht! Mal abwarten was an deren Aussagen dran ist!?

  2. 144.

    Ein Reichskanzler in der heutigen Zeit ? Deutschnationales Rassisten-Idyll anmutig gemischt mit dem BRD-Spießertum der 50er und Innenmister Höcke als Chef der Deutschen Polizei ! Ist das nicht ein zu sehr surreales Szenario und Denken angesichts der letzten Patrone der Demokratie mit der Söder alles retten will ? Das alles mit einem " weiter so " ? Wer soll das denn alles umsetzen, wenn die letzte Patrone nicht zündet oder schon vorher nass wird ?

  3. 143.

    Können Sie sich diese Frage als politisch Interessierter nicht selbst beantworten ? Da braucht es nicht allzu viel Phantasie !

  4. 141.

    So ist es. Ich befürchte auch, dass die SPD nach dieser Koalition untergehen würde. Und frage mich auch: Hatte das mit Merkel nicht schon genug Stimmen gekostet?

  5. 140.

    Wenn Sie zu ihrem „das Land braucht Stabilität“ noch eine „staatspolitische Verantwortung“ dichten, dann dürfte die Parole mit dem die SPD-Spitzen nun die Parteimitglieder überzeugen will komplett sein, denn inhaltlich können sie den Genossen nix ohne ein wenn und aber anbieten. Und das sie mit ihren hohlen Phrasen bei der Jugend nichts gewinnen können zeugt doch von einer politischer Reife der Jusos die bei manch Alten in der Partei schon verwelkt zu sein scheint.

    Stabile Demokratien beruhen auf Recht und Gesetz, Gewaltenteilung und öffentliche Kontrolle, all dem kann auch eine Minderheitsregierung vorstehen und um in Ihrem Bilde zu bleiben, solange ihre „Windeln“, in der somit mehr Platz zu finden ist, es halten können.

  6. 139.

    Mag keine Faschisten.
    Die AfD
    - verwendet eine rassistische genauer gesagt völkische Definition von Staatsangehörigkeit
    - hat einen Funktionärsstamm (nicht nur im Osten), der in erheblichem Umfang rechtsextrem, gewaltbereit (einschlägig vorbestraft, offen rassistisch, homophob und für den Volsverhetzung Freizeitsport ist
    - fordert eine Sozialpolitik, die den Sozialstaat auf Almosen reduziert (privat finanzierte Renten, drastische Reduzierung Arbeitslosenhilfe, keine Gesundheitsversorgung für Nicht-Arische usw.)
    - fordert eine Wirtschaftspolitik, die die EU durch bilaterale Verträge ersetzen will, die Wiedereinführung der DM an Stelle der Weltreservewährung € anstrebt und glaubt Kernkraft wäre billig.
    Kurz gesagt: deutschnationales Rassisten-Idyll anmutig gemischt mit dem BRD-Spießertum der 50er Jahre.

    Ein Kanzler Merz ist sicherlich nicht mein Wunschtraum - aber BESSER ALS Kleinreichskanzler(in) Alice I. (die Beleidigte) und Innenmister Höcke als Chef der Deutschen Polizei

  7. 138.
    Antwort auf [Graumann] vom 15.04.2025 um 10:41

    Glauben Sie das wirklich : Wir Wähler sind der Souverän, nicht die Mitglieder einer Partei!! Wie die Praxis immer wieder zeigt, bestimmt ein Konglomerat in Form eines Kartelles wo es lang zu gehen hat. Das wird als echte Demokratie verkauft. Das schlimme daran ist aber nicht das Verkaufen, sondern das daran glauben und es als alternativlose Wahrheit abzukaufen. Mittlerweile wurden diese Strukturen so verfestigt und zementiert, dass ein offener politischer Wettbewerb nur noch theoretisch besteht.

  8. 137.

    Ja, scheinbar die alten Genossen, die immer noch wie zu alten Zeiten, auf ein Wahlergebnis mit über 90 % warten!?
    Herr Pattex und Frau Teflon haben das Land dahin gebracht wo es heute steht!!

  9. 136.

    Indem Woidke aus Machterhalt seine sozialdemokratischen Prinzipien aufgibt. Seine menschlichen Prizipien aufgibt. Ich habe Woidke mehrfach in meinem Unternehmen auf Besuch erlebt. Woidke biedert sich der Wählerschaft mit blauner Rhetorik an. Und wie er über Ukrainer denkt, wollen sie nicht wissen, kein Unterschied zur AfD.

    Woidke ist Kreeetsche Nr.2.

  10. 135.
    Antwort auf [Graumann] vom 15.04.2025 um 10:41

    Auch wenn Sie im Recht sind! Was bleibt denen anderes übrig, wenn niemand mehr hin geht?

  11. 134.

    Ist sogar seit Kaisers Zeiten nicht mehr zu finden, denn Bismarck führte die Sozialversicherung ein.

  12. 133.

    Die Jungen Leute haben vor den Verhandlungen klargestellt wo die roten Linien sind! Leider wurden die von Klingbeil und seinen Leuten überschritten. Wenn das die nächste Generation ist, die zu ihren Aussagen stehen, dann lobe ich das. Immer hin sind das die Menschen, die bis wenigstens 40. Lebensjahr mit den Entscheidungen leben müssen, die jetzt und heute getroffen werden. Langsam muss auch mal Schluss damit sein, 20- 30 Jährige für klinisch Tod zu erklären.

  13. 132.

    Den Ball haben Sie nicht zurückgespielt, sondern schön ins Aus geschossen! Neoliberalismus ist in Deutschland schon seit der Weimarer Republik nicht mehr zu finden. Bereits ein existierender Sozialstaat, und sei er noch so unperfekt, schließt einen solchen per Definition aus. Schröder hat die Wirtschaft liberalisiert, das steht außer Frage. Von "neo" war allerdings trotzdem weit und breit nichts zu sehen. "Neoliberal" ist zum bedeutungslosen Kampfbegriff von Linksaußen verkommen.

  14. 131.

    Mit ihrer Entscheidung über den Koalitionsvertrag mögen sie möglicherweise den Willen der SPD Wähler umsetzen aber dies waren nur 16% der Wähler. Jetzt maßen sie sich aber an auch für die restlichen 84% über eine Koalition und im Ergebnis über eine Regierung zu entscheiden.
    Was erwarteten die Genossen wenn der Koalitionsvertrag abgelehnt wird? Neue Verhandlungen mit der CDU? Oder Neuwahlen, wo jetzt die AfD lt. Umfragen leicht die Nase vorn hat? Oder eine Koalition CDU/ AfD ?
    Übernehmen dann die Genossen dafür die Verantwortung?
    Es gibt ein interessantes Buch "Ohne die SPD wäre Hitler nie an die Macht gekommen".

  15. 130.

    Seit wann ist Lionel Richie in Brandenburg bei den Jusos?? Soll das ein Künstlername sein? Mein Gott - All night long... Ich hoffe ein Typo created that! Weird! Bitte sagt mir, dass es nicht stimmt!

  16. 129.

    Dazu ist jetzt aber die denkbar schlechteste Zeit. Einfach mal die Parteidoktrin nicht an erster Stelle stellen. Eine Schwarz/Rote Bundesregierung ist auch nicht meine Wunschvorstellung aber das Land braucht Stabilität, kein Gezänk und zur Zeit auch keine Neuwahlen. Die beiden Protagonisten müssen liefern und zwar pronto. Da sollte es doch möglich sein, das beide Seiten auch Kröten schlucken. Den lauernden Rändern auf beiden Seiten der Sitzordnung müssen nicht noch mehr Steilvorlagen geliefert werden. Da sollte doch dieser "sozialistische Jugendverband", eine unmögliche Bezeichnung übrigens, mal in sich gehen und überlegen welche Folgen ein möglicherweise geplatzer Koalitionsvertrag haben könnte - und zwar Innen-, Außenpolitisch und Wirtschaftspolitisch. Ich möchte auch nicht das Ergebnis geplatzter Windeln in Regierungsverantwortung sehen.

  17. 128.

    ... ganz genau. Das Problem ist nur, das Ihr kümmerliches Häuflein Aufrechter, nicht mehr als ein Mehrheitsbeschaffer ist. Egal für wen.

  18. 127.

    Nein, wir zwingen niemandem unseren Willen auf, wollen nur überzeugen. Geben uns aber auch nicht als Mehrheitsbeschaffer für eine reaktionäre Politik gegen den Willen unserer Wählerschaft her.

  19. 126.

    Nein, wir zwingen niemandem unseren Willen auf, wollen nur überzeugen. Geben uns aber auch nicht als Mehrheitsbeschaffer für eine reaktionäre Politik gegen den Willen unserer Wählerschaft her.