Interview | Sportdirektorin von Viktoria Berlin - "Es ist unbedingt wichtig, dass wir den Aufstieg in dieser Saison schaffen"

Sa 12.04.25 | 17:13 Uhr
Die Frauen von Viktoria Berlin - hier Aylin Yaren und Nina Ehegötz - bejubeln einen Treffer. / imago images/Matthias Koch
Bild: imago images/Matthias Koch

Im dritten Anlauf soll es endlich klappen mit dem Aufstieg in die 2. Bundesliga für Viktoria Berlin. Die Pläne für den Fall der Fälle liegen bereit. Sportdirektorin Catharina Schimpf erhofft sich Planungssicherheit und neue Investoren.

rbb|24: "Das wichtigste Spiel ist das nächste Spiel." - Das ist vermutlich eine der häufigsten benutzten Floskeln im Fußball. In ihrem Fall könnte sie aber nicht wahrer sein, oder?

Catharina Schimpf: Ja, das stimmt tatsächlich. Wir versuchen generell auch so zu denken und haben uns vor der Rückrunde gesagt: 'Wenn wir immer das nächste Spiel gewinnen, dann steigen wir auf'. Aber diesmal ist das nächste Spiel wirklich wichtig.

Am Sonntag geht es für ihre Mannschaft zur Zweitvertretung von RB Leipzig. Sieben Spieltage vor Ende der Regionalligasaison haben Sie drei Punkte Vorsprung auf Leipzig und ein Torverhältnis von 74:6. Wäre ein Sieg die Entscheidung im Rennen um die 2. Bundesliga?

Ich würde sagen, dass es eine Vorentscheidung wäre. Bei einem Sieg hätten wir sechs Punkte Vorsprung – zwar noch keine einhundertprozentige Sicherheit, aber deutlich mehr Planungssicherheit. Da müsste es schon mit dem Teufel zugehen, dass das mit der 2. Bundesliga nicht klappt.

Es läuft die dritte Saison, seitdem Viktoria Berlin zum Angriff auf den Profifußball der Frauen geblasen hat. Im ersten Jahr scheiterte der Aufstieg am Hamburger SV, vergangene Saison am 1. FC Union. Was würde der Aufstieg in Jahr drei bedeuten?

Den nächsten Schritt in unseren Planungen. Einerseits hätten wir uns den Aufstieg natürlich früher gewünscht, andererseits sind wir immer noch im Plan. Dessen Endziel war aber von Anfang an die Bundesliga. Deswegen wäre der Aufstieg ein wichtiger Zwischenschritt, um die Dynamik unseres Projekts aufrechtzuerhalten.

Ich sehe den Erfolg von Union als sehr positiv an. Wir tun beide etwas Großes für den Frauenfußball in Berlin (...).

Catharina Schimpf, Viktoria Berlin

Ein anderer Verein ist Ihnen diesen Zwischenschritt voraus: Der 1. FC Union ist bereits angekommen in der zweiten Liga und steht kurz vor dem Aufstieg in die Bundesliga. Welchen Einfluss hat das Vorauseilen des Berliner Konkurrenten auf Ihren Verein?

Ich sehe den Erfolg von Union als sehr positiv an. Wir tun beide etwas Großes für den Frauenfußball in Berlin, sind beide Vorreiter, die versuchen, hier bessere Strukturen für Frauen im Fußball zu schaffen. Gerade Union hat eine gewisse Strahlkraft und beschert dem Berliner Frauenfußball sehr viele Zuschauer. Das ist auch für uns ein Riesenvorteil.

Sie sprachen davon, dass es wichtig sei, die Dynamik des Projekts aufrechtzuerhalten. Sollte Ihnen mit Viktoria der Aufstieg in dieser Saison erneut nicht gelingen: Gibt es auch einen Punkt, eine Art Ablaufdatum, an dem dieses Projekt komplett zu den Akten gelegt werden würde?

Ein Ablaufdatum würde ich nicht sagen. Aber die Prozesse und das Vorankommen werden einfach von Jahr zu Jahr schwieriger, deswegen ist es unbedingt wichtig, dass wir den Aufstieg in dieser Saison schaffen.

Sie haben Ihre Planungen im Verein schon angesprochen – liegen die Pläne für die zweite Bundesliga bereits fertig in der Schublade?

Wir sind da schon sehr weit – auch, weil wir jetzt drei Jahre Zeit hatten, zu planen. Es wurden schon Lizenzierungen durchgeführt und natürlich auch schon strukturelle Planungen. Wir haben in Lichterfelde ein Stadion, das ohne Einschränkungen lizenzierungsfähig ist und bauen drumherum auch immer mehr Trainingsinfrastruktur auf.

Neben neuer Trainingsstruktur haben sie im Saisonverlauf auch einen neuen Trainer installiert. Miren Ćatović übernahm für Dennis Galeski, obwohl er großen Erfolg mit seiner Mannschaft hatte. Wieso der Wechsel?

Sie haben den Blick von außen beschrieben. Der ist, genauso wie Ergebnisse, manchmal zweitrangig. Wir waren nicht vollständig zufrieden, weil wir uns in der Entwicklung der Spielerinnen und unseres Teams größere Schritte erhofft haben. Wenn man jetzt sieht, wie stark sich das Team spielerisch unter Miren Ćatović entwickelt, wird klar, dass wir den richtigen Schritt gewählt haben.

Es würde sicherlich weiteren Zuspruch von neuen Investoren geben, weitere Partner und neue Sponsoren.

Catharina Schimpf, Viktoria Berlin

Würden Sie sagen, dass Ihre Mannschaft bereits das Niveau eines Zweitligisten hat?

Ja, absolut! Ich bin davon überzeugt, dass wir in der zweiten Liga mithalten könnten, wahrscheinlich irgendwo im Mittelfeld liegen würden. Wir haben das Glück, dass einige unserer Spielerinnen schon in den beiden Bundesligen gespielt haben. Aber wir haben ja nicht nur die zweite Liga im Blick, sondern wollen nach dem Aufstieg auch die Bundesliga anvisieren. Für diesen Schritt braucht es eine sehr gute Kaderplanung.

Bei der Kaderplanung spielt bekanntermaßen auch das Geld eine wichtige Rolle. Inwiefern würde sich der Aufstieg auf das Budget ihrer Mannschaft auswirken?

Es würde sicherlich weiteren Zuspruch von neuen Investoren geben, weitere Partner und neue Sponsoren. Wir nutzen unser Netzwerk schon jetzt extrem gut, haben Mentoring-Programme für unsere Spielerinnen, sind in der Politik aktiv und haben Persönlichkeiten wie Franziska van Almsick, mit deren Hilfe wir uns weiterentwickeln können. Ich glaube, das Netzwerk unserer Investorinnen und Partner kann man in der zweiten Liga noch ganz anders mit einbeziehen. Da würde es uns natürlich bremsen, wenn wir jetzt nicht aufsteigen sollten.

Vielen Dank für das Gespräch!

Das Interview führte Jakob Lobach.

Sendung: rbb24 Inforadio, 13.04.2025, 16:15 Uhr

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