Neuer Comedy-Club "Punch Line" - Zum Lachen in den Keller

Berlin hat eine neue Comedy Location. Zur Eröffnung gab es u.a. Michael Mittermeier, Torsten Sträter, Gratis-Cocktails und die Frage: Ist das immer noch lustig? Von Hendrik Schröder
Mit dem Humor ist das ja so eine Geschmackssache. Die einen liegen vor Lachen unter dem Tisch, die anderen wissen gar nicht so genau, warum das nun lustig sein soll. Genau so ist das auch an diesem Abend, deswegen fangen wir vielleicht mal mit dem an, weswegen dieses Aufgebot von Comedians hier überhaupt stattfindet: dem neuen Laden. Dem Punch Line Comedy Club.
Mitten in Berlin, im Untergeschoss vom Theater am Potsdamer Platz. Oben Musical oder Berlinale. Unten Humor. Sozusagen. Keine kleine Kellerbar für Newcomer von rührigen Humorfreund:innen betrieben, sondern ein echt großes Ding und Idee eines multinationalen Eventunternehmes mit Hauptsitz in den USA. So etwas in der Art hatte Berlin bisher nicht. Jedenfalls nicht für Comedy.
Super Sound und Wohlfühlatmo
Etwas über 800 Leute gehen rein. Die Sitze auf dem Parkett stehen ein bisschen eng, aber in anderen Locations ist es teils noch enger. An der Seite Sofas und Sessel, auf der Galerie noch gemütlichere Sitze, die offenbar als Premium Seats vermarktet werden. Die Bars schmiegen sich am Rand in das Gesamtambiente als gehörten sie genau dort hin. Das Licht ist warm, die Lampenschirme haben Toddeln.
Der Punch Line Club sieht aus wie eine Mischung aus britischem Pub und einem besseren Starbucks. Der Laden ist wirklich gelungen. Wohlfühlatmosphäre. "Lass mal den Alltag draußen und entspann Dich", sagt das alles. In Zukunft sollen hier auch Fernsehaufzeichnungen stattfinden, die Kameratauglichkeit wurde beim Bau ganz offensichtlich gleich mitgedacht. Die hölzerne Showtreppe, hoch wie ein Stockwerk, macht ordentlich was her. Die Sicht ist von fast allen Plätzen klasse, der Sound top.
Privatfernsehhumor
Natürlich fragt man sich dann: Wie soll das Programm sein? Wer wird hier spielen? In den kommenden Monaten viele internationale Acts, der Club soll auch ein Magnet für Expats und Berlin-Touristen werden, hoffen die Betreiber. Am Eröffnungsabend spielen unter anderem Michael Mittermeier (der durch den Abend führt und in Zukunft regelmäßig in Berlin auftreten will), Torsten Sträter, Ana Lucia und Kristina Bogansky - ausschließlich deutschsprachige Acts.
Der Style ist derbe, das Tempo hoch. Handwerklich sind alle Acts an diesem Abend top. Geschwindigkeit, Timing, Punchlines (daher natürlich auch der Name des Clubs, das englische Wort für Pointe). Inhaltlich aber erinnert das in nicht wenigen Momenten an Privatfernsehhumor Ende der 1990er Jahre. Witze über zum Beispiel sexuellen Missbrauch in der katholischen Kirche? Über vermeintlich unfreundliche Berliner, die so garstig sind, dass sie ohnmächtige Menschen mit Schaum vor dem Mund in der U-Bahn liegen lassen? Über Leute, die andere sexuelle Präferenzen als den offenbar eigenen haben? Kann man machen, verbietet keiner.
Witzig ist das allerdings nicht immer. Gerade die vielen auf Geschlechtsteile gemünzten Gags, die fast alle der Acts im Programm haben, wirken seltsam bieder und altbacken, obwohl sie doch in ihrer Derbheit und Offenherzigkeit das Gegenteil sein sollen. Aber sei es drum. Humor, Geschmackssache, wie gesagt. Launig und kurzweilig war es trotzdem.
Zuschauer rasten aus vor Lachen
Das Publikum an diesem Eröffnungsabend ist dem Augenschein und Mittermeiers Klatschprobe nach eher Ü60 als U20, obwohl mit zum Beispiel Ana Lucia und Alex Stoldt auch Künstler und Künstlerinnen deutlich unter 30 auf der Bühne stehen.
Gerade im zweiten Teil und mit Wirkung der blauen Gratiscocktails reagiert das Publikum zunehmend prustend, johlend und schenkelklopfend auf das Programm. Ein also diesen Parametern zufolge sehr gelungenes Opening einer interessanten, gut gemachten neuen Location mitten in Berlin. Kann man mal wieder hingehen.
Sendung: rbb24 Inforadio, 12.04.25, 08:55 Uhr