Neuer Comedy-Club "Punch Line" - Zum Lachen in den Keller

Sa 12.04.25 | 11:16 Uhr | Von Hendrik Schröder
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neuer Comedy-Club Punchline in Berlin
Audio: rbb24 Inforadio | 12.04.2025 | Hendrik Schröder | Bild: Annette Riedl/dpa/

Berlin hat eine neue Comedy Location. Zur Eröffnung gab es u.a. Michael Mittermeier, Torsten Sträter, Gratis-Cocktails und die Frage: Ist das immer noch lustig? Von Hendrik Schröder

Mit dem Humor ist das ja so eine Geschmackssache. Die einen liegen vor Lachen unter dem Tisch, die anderen wissen gar nicht so genau, warum das nun lustig sein soll. Genau so ist das auch an diesem Abend, deswegen fangen wir vielleicht mal mit dem an, weswegen dieses Aufgebot von Comedians hier überhaupt stattfindet: dem neuen Laden. Dem Punch Line Comedy Club.

Mitten in Berlin, im Untergeschoss vom Theater am Potsdamer Platz. Oben Musical oder Berlinale. Unten Humor. Sozusagen. Keine kleine Kellerbar für Newcomer von rührigen Humorfreund:innen betrieben, sondern ein echt großes Ding und Idee eines multinationalen Eventunternehmes mit Hauptsitz in den USA. So etwas in der Art hatte Berlin bisher nicht. Jedenfalls nicht für Comedy.

Super Sound und Wohlfühlatmo

Etwas über 800 Leute gehen rein. Die Sitze auf dem Parkett stehen ein bisschen eng, aber in anderen Locations ist es teils noch enger. An der Seite Sofas und Sessel, auf der Galerie noch gemütlichere Sitze, die offenbar als Premium Seats vermarktet werden. Die Bars schmiegen sich am Rand in das Gesamtambiente als gehörten sie genau dort hin. Das Licht ist warm, die Lampenschirme haben Toddeln.

Der Punch Line Club sieht aus wie eine Mischung aus britischem Pub und einem besseren Starbucks. Der Laden ist wirklich gelungen. Wohlfühlatmosphäre. "Lass mal den Alltag draußen und entspann Dich", sagt das alles. In Zukunft sollen hier auch Fernsehaufzeichnungen stattfinden, die Kameratauglichkeit wurde beim Bau ganz offensichtlich gleich mitgedacht. Die hölzerne Showtreppe, hoch wie ein Stockwerk, macht ordentlich was her. Die Sicht ist von fast allen Plätzen klasse, der Sound top.

Privatfernsehhumor

Natürlich fragt man sich dann: Wie soll das Programm sein? Wer wird hier spielen? In den kommenden Monaten viele internationale Acts, der Club soll auch ein Magnet für Expats und Berlin-Touristen werden, hoffen die Betreiber. Am Eröffnungsabend spielen unter anderem Michael Mittermeier (der durch den Abend führt und in Zukunft regelmäßig in Berlin auftreten will), Torsten Sträter, Ana Lucia und Kristina Bogansky - ausschließlich deutschsprachige Acts.

Der Style ist derbe, das Tempo hoch. Handwerklich sind alle Acts an diesem Abend top. Geschwindigkeit, Timing, Punchlines (daher natürlich auch der Name des Clubs, das englische Wort für Pointe). Inhaltlich aber erinnert das in nicht wenigen Momenten an Privatfernsehhumor Ende der 1990er Jahre. Witze über zum Beispiel sexuellen Missbrauch in der katholischen Kirche? Über vermeintlich unfreundliche Berliner, die so garstig sind, dass sie ohnmächtige Menschen mit Schaum vor dem Mund in der U-Bahn liegen lassen? Über Leute, die andere sexuelle Präferenzen als den offenbar eigenen haben? Kann man machen, verbietet keiner.

Witzig ist das allerdings nicht immer. Gerade die vielen auf Geschlechtsteile gemünzten Gags, die fast alle der Acts im Programm haben, wirken seltsam bieder und altbacken, obwohl sie doch in ihrer Derbheit und Offenherzigkeit das Gegenteil sein sollen. Aber sei es drum. Humor, Geschmackssache, wie gesagt. Launig und kurzweilig war es trotzdem.

Zuschauer rasten aus vor Lachen

Das Publikum an diesem Eröffnungsabend ist dem Augenschein und Mittermeiers Klatschprobe nach eher Ü60 als U20, obwohl mit zum Beispiel Ana Lucia und Alex Stoldt auch Künstler und Künstlerinnen deutlich unter 30 auf der Bühne stehen.

Gerade im zweiten Teil und mit Wirkung der blauen Gratiscocktails reagiert das Publikum zunehmend prustend, johlend und schenkelklopfend auf das Programm. Ein also diesen Parametern zufolge sehr gelungenes Opening einer interessanten, gut gemachten neuen Location mitten in Berlin. Kann man mal wieder hingehen.

Sendung: rbb24 Inforadio, 12.04.25, 08:55 Uhr

Beitrag von Hendrik Schröder

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7 Kommentare

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  1. 7.

    Sie bezeichnen das aktuelle Deutschland also als "die freudloseste Staatssimulation", die es jemals auf "deutschem Boden" gab und in der sich niemand traut, die "wirklich Mächtigen" offen zu benennen bzw. anzuprangern. Angesichts dieses Vokabulars beschleicht einen doch der Verdacht, dass Sie bspw. die NS-Diktatur deutlich weniger 'schlimm' als das Deutschland 2025 ansehen und die wahren Drahtzieher des Weltenlaufs u. a. aufgrund der frei erfundenen Hetzschrift "Die Protokolle der Weisen von Zion" ausgemacht zu haben meinen.

    Über diesen Kokolores Ihrerseits kann man tatsächlich nur noch (bitter) lachen, Herr/Frau "Lachverbotszone".

  2. 6.

    Mich würde es nicht wundern, wenn das Interieur von der ehemaligen Magic Mike Show übernommen wurde. Damals wurde es extra für diese Show aufwendig saniert. Die Holztreppe, die langen Bars an den Seiten, die obere Galerie usw. ist mir alles schon bekannt.

    Die Redaktion hätte besser recherchieren sollen.

    Finde Comedy Clubs, mit max. 400 Personen auch weitaus angenehmer und familiärer. Ob das nicht erwas zu groß bemessen ist?

  3. 5.

    „[…] wie eine Mischung aus britischem Pub und einem besseren Starbucks.“

    Als ob ein besseres ,Starbucks‘ überhaupt möglich wäre, das wäre ja dann ein richtiges Café.

  4. 4.

    Stainmeiers Bestdeutschland ist auch gleichzeitig die freudloseste Staatssimulation auf deutschem Boden. Hier beißen sich die Komödianten eher die Zunge ab, bevor sie die wirklich Mächtigen "verunglimpfen".

  5. 3.

    "Nie bös' gemeint!" Och wie schön wie Sie, dass Sie das so sehen können, als jemand der nun wahrlich nicht empfindlich ist, bin ich einfach froh, dass die Zeit, dass ich und mein Leben nicht mehr zur Belustigung des "zoten-liebenden" Zuschauers herhalten muss, vorbei ist!

  6. 2.

    Der Köder muss dem Fisch schmecken, nicht dem Angler. Hüter von Sitte und Anstand (oder neudeutsch "Wokeness"), Kaliber "Wir sind heitere Menschen". mögen bitte in ihrer Blase bleiben.

  7. 1.

    Tja der Humor der "guten, alten Zeit" war ab und an etwas derbe, aber nie bös' gemeint. Die Gürtellinie lag tiefer, begann nicht wie heute oft schon am Hals. Die Leutchen waren flexibeler, biegsamer, der berühmte Stock in einer bestimmten Körperregion eher seltener Natur. So manchem Bessersprecher mag das nicht gefallen und die Wokeria wird vll. Schnappatmung bekommen, aber "damals" bekam fast jeder sein Fett weg - und schlanker war die Gesellschaft auch. Das hier ein "Kann man mal wieder hingehen." einem Ritterschlag nahekommt lässt Hoffnung keimen.
    ... und jetzt raus in die Sonne :-).