0:0 beim Meister - Favoritenschreck Union Berlin schlägt auch in Leverkusen zu
Deutlich unterlegen, aber abgebrühter: Union zeigt bei Bayer Leverkusen eine starke Defensivleistung, erspielt sich ein Remis. Die Berliner bauen ihre Serie ohne Niederlage aus, Bayer erlebt einen Rückschlag im Meisterrennen.
- Union Berlin bleibt auch im fünften Spiel nacheinander ungeschlagen
- Es ist aktuell die längste Serie ohne Niederlage aller Bundesligisten
- Leverkusener Meister-Ambitionen wohl beendet
Fußball-Bundesligist 1. FC Union Berlin hat erneut gegen ein Top-Team gepunktet. Beim amtierenden Meister Bayer Leverkusen spielte die Mannschaft von Steffen Baumgart am Samstag 0:0-Unentschieden.
Mit dem Punkt baut Union Berlin den Vorsprung auf den Relegationsplatz vorübergehend auf zwölf Punkte aus. Die zweitplatzierten Leverkusener müssen ihre Meisterschaftsambitionen durch die verlorenen zwei Punkte in dieser Saison wohl endgültig begraben.
Der Spielverlauf
Mit Benedict Hollerbach ließ Trainer Baumgart zunächst den gefeierten Siegtorschützen der Partie gegen den VfL Wolfsburg auf der Bank. Statt Unions Toptorjäger rückte Tim Skarke in den Angriff neben Andrej Ilic, der nach einer Blessur gegen die Niedersachsen wieder einsatzfähig war.
Der Unioner Josip Juranovic eröffnete die Partie nach wenigen Sekunden mit einem haarsträubenden Ballverlust, der direkt einen überfallartigen Konter der Hausherren zur Folge hatte. Doch Jeremie Frimpong traf aus spitzem Winkel nur das Außennetz. Auch wenn der Favorit das Spielgeschehen in der Anfangsphase dominierte: Den ersten Treffer erzielte Union durch Diogo Leites Abstauber – allerdings aus knapper Abseitsposition. Das Tor zählte nicht (15.).
Auch ohne seinen von einer Innenbandverletzung erholten Offensivmotor Florian Wirtz, der zunächst auf der Bank saß, spielte Leverkusen im ersten Durchgang drückend überlegen, mit einem Ballbesitzanteil jenseits der 70 Prozent. Doch die Köpenicker Abwehrreihen hielten bis zur Pause dicht. Zu zwingenden Torgelegenheiten kam der Gastgeber nicht.
Dabei blieb es auch nach dem Seitenwechsel. Erst nach einer knappen Stunde hatten die Bayer-Fans durch die Einwechslung von Wirtz (für Aleix Garcia) Grund zur Freude, in der BayArena brandete Jubel auf. Der Nationalspieler riss das Spielgeschehen durch eine vielversprechende Vorlage auf Exequiel Palacios gleich an sich, doch Frederik Rönnow konnte den Abschluss des Argentiniers parieren.
Bayer Leverkusen, das Team der späten Tore, setzte sich in der Schlussphase vor dem Unioner Strafraum fest. Doch die Angriffsbemühungen verpufften immer wieder gegen dicht gestaffelte Defensivreihen und einen stark parierenden Rönnow.

Spieler des Tages
Grätschend, büffelnd, koordinierend und wo möglich: auch mal verwaltend – Christopher Trimmel war ein zuverlässiger Rückhalt in der Defensive, an der sich der Gastgeber zunehmend die Zähne ausbiss. Der Kapitän verkörperte Union Berlins besondere Fähigkeit, den Favoriten geschickt seiner eigentlich weit überlegenen spielerischen Möglichkeiten zu berauben.
Was war denn da los?
Der Verlust eines Schuhs während einer Fußballpartie passiert selten, kommt aber hier und da vor. Dass sich die Treter bei gleich zwei Spielern verabschieden, im gleichen Spiel? Äußerst unwahrscheinlich. Doch genau das ereignete sich in der BayArena, als zunächst Christopher Trimmels rechter nach einem Zweikampf mit Patrik Schick vom Fuß glitt. Und sich 20 Minuten später eben jener Schick beschwerte, dass sich sein linker Schuh nach dem Aufeinandertreffen mit Leo Querfeld ablöste.
Eine mangelhaften Charge eines Sportartikelherstellers? Nein, es handelte sich um unterschiedliche Marken. Allerdings haben beide ihren Hauptsitz in Herzogenaurach.
Zählbares
- Unions Ballbesitzphasen beliefen sich lediglich auf 30 Prozent.
- Leverkusen spielte 695 Pässe, Union 228.
- Leverkusen bleibt erstmals seit dem 0:2 gegen Bayern München in der Champions League vor einem Monat ohne eigenen Treffer.
Stimmen zum Spiel
Steffen Baumgart (Trainer Union Berlin): "Das war heute wirklich harte Arbeit. Da muss man sagen: Wir haben bei einer der stärksten Offensivmannschaften sehr, sehr wenig zugelassen. Wir hatten selbst drei sehr gute Möglichkeiten, gehen eigentlich 1:0 in Führung mit einem sehr guten Kopfball, der überragend gehalten war, und dann der Nachschuss halt aus einer Abseitsposition. Am Ende haben es die Jungs überragend verteidigt, sich mit allem entgegengestemmt, was da war."
Xabi Alonso (Trainer Bayer Leverkusen): "Wir haben heute eine Möglichkeit verpasst. Es gibt noch fünf Spiele. Gerade sind wir nicht euphorisch. Wir müssen jetzt abwarten. (...) Nach fünf Wochen waren wir froh, ihn (Florian Wirtz, Anm. d. Red.) zurückzuhaben. Er hat einen guten Einfluss auf das Spiel. Seine Qualitäten hatten uns gefehlt. Wir brauchen ihn in den nächsten vier Wochen."
Simon Rolfes (Geschäftsführer Sport Bayer Leverkusen): "Es ärgert sehr, dass wir nicht in der Lage waren, das Spiel für uns zu entscheiden, dass wir nicht in der Lage waren, mehr Chancen herauszuarbeiten. Klar ist es ein zähes Spiel, ein Geduldsspiel. Aber trotzdem ärgert es mich, dass wir nicht gewonnen haben."
Der Liveticker zum Nachlesen
Sendung: rbb UM6, 12.04.2025, 18 Uhr