Bundestag - Bundeskanzler Scholz verliert wie erwartet Vertrauensfrage

Mo 16.12.24 | 19:17 Uhr
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Olaf Scholz während der Abstimmung im Budestag zur Vertrauensfrage am 16.12.2014. (Quelle: picture alliance / ASSOCIATED PRESS/Markus Schreiber)
Video: rbb24 Abendschau | 16.12.2024 | Laurence Thio | Bild: picture alliance / ASSOCIATED PRESS/Markus Schreiber

Das Ergebnis kommt nicht überraschend: Kanzler Scholz hat die Vertrauensfrage im Bundestag verloren. 394 von 717 Bundestagsabgeordneten stimmten gegen ihn. Nun muss Bundespräsident Steinmeier die Auflösung des Bundestags beschließen.

  • Scholz verfehlt bei der Vertrauensfrage im Bundestag deutlich eine Mehrheit
  • Der Kanzler war bereits beim Bundespräsidenten und hat Neuwahlen vorgeschlagen
  • Diese werden aller Voraussicht nach am 23. Februar 2025 stattfinden
  • Vor der Vertrauensfrage lieferten sich die Fraktionen im Bundestag einen Schlagabtausch

Der Bundestag hat Kanzler Olaf Scholz das Vertrauen entzogen und damit den Weg zu einer Neuwahl am 23. Februar 2025 bereitet. Bei der Abstimmung über die Vertrauensfrage votierten 207 Abgeordnete für Scholz, 394 gegen ihn und 116 enthielten sich, wie Bundestagspräsidentin Bärbel Bas bekanntgab. Der Kanzler verfehlte damit wie beabsichtigt die notwendige Mehrheit von mindestens 367 Stimmen deutlich.

Drei AfD-Abgeordnete und drei Fraktionslose stimmen für Scholz

Bei der Vertrauensabstimmung haben drei Abgeordnete der AfD Bundeskanzler Olaf Scholz der Vertrauen ausgesprochen. Die Abgeordneten Christina Baum, Edgar Naujok und Jürgen Pohl stimmten für den Kanzler, wie aus der vom Bundestag veröffentlichten Auszählung der namentlichen Abstimmung hervorgeht. Baum begründete ihr Votum in einer Erklärung im Plenum damit, dass sie die vorsichtige Ukraine-Politik von Kanzler Scholz dem Kurs von Unionskandidat Friedrich Merz (CDU) vorziehe.

Scholz erhielt bei dem Votum 201 Stimmen aus seiner SPD-Fraktion, Gegenstimmen und Enthaltungen gab es hier nicht. Zudem erhielt Scholz Zustimmung von drei fraktionslosen Abgeordneten - unter anderem von dem aus der FDP ausgetretenen Bundesminister Volker Wissing. Auch die parteilosen Abgeordneten Robert Farle und Thomas Seitz, die früher der AfD-Fraktion angehört hatten, stimmten für Scholz. Zustimmung aus anderen Fraktionen bekam der Kanzler nicht. Die Abgeordneten des Koalitionspartners Grüne enthielten sich wie vorher angekündigt der Stimme.

Wahlen sollen am 23. Februar stattfinden

Mit der Abstimmung hat Scholz - nach dem Bruch der Ampel-Koalition - den Weg freigemacht für vorgezogene Neuwahlen. Noch am Nachmittag fuhr Scholz ins Schloss Bellevue zu Bundespräsident Steinmeier und hat ihm die Auflösung des Parlaments vorgeschlagen. Steinmeier hat nun 21 Tage Zeit zu entscheiden, ob er zustimmt und eine Neuwahl des Parlaments innerhalb von 60 Tagen ansetzt.

Da es im Bundestag eine große Einigkeit darüber gibt, dass die ursprünglich für den 28. September 2025 geplante Bundestagswahl vorgezogen werden soll, gilt die Zustimmung Steinmeiers als sicher. Er hatte schon zuvor signalisiert, dass er mit dem angestrebten Termin 23. Februar einverstanden ist.

Schlagabtausch schon im Wahlkampf-Modus

Die Regierung unter Scholz aus SPD und Grünen hat im Bundestag keine Mehrheit mehr. Die Ampel-Koalition war am 6. November gescheitert, nachdem Scholz Finanzminister Christian Lindner (FDP) entlassen hatte. Die FDP-Minister verließen daraufhin das Kabinett, mit Ausnahme von Volker Wissing. Er trat aus der FDP aus, behielt sein Amt als Verkehrsminister und ist aktuell zusätzlich auch Bundesjustizminister.

Vor der Abstimmung hatten sich die Abgeordneten einen Schlagabtausch im Plenum über die Bilanz der Regierung Scholz geliefert, Wahlkampf-Rhetorik prägte die Debatte [tagesschau.de]. Scholz begründete den Wunsch nach Neuwahlen damit, dass die Ampel-Koalition insbesondere wegen des Auftretens der FDP nicht mehr in der Lage gewesen sei, die nötigen Entscheidungen zu treffen.

Es war erst das sechste Mal in der 75-jährigen Geschichte der Bundesrepublik, dass ein Bundeskanzler im Bundestag die Vertrauensfrage stellte. Erstmals wurde die Vertrauensfrage 1972 von SPD-Kanzler Willy Brandt gestellt. Es folgten Helmut Schmidt (SPD, 1982), Helmut Kohl (CDU, 1982) sowie Gerhard Schröder (SPD, 2001 und 2005).

Sendung: rbb24 Abendschau, 16.12.2024, 19 Uhr

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98 Kommentare

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  1. 98.

    „Werden endlich riesige Vermögen und Gewinne für das Gemeinwesen miteinbezogen?“
    Gewinne unterliegen der SteuerPROGRESSION... für das Gemeinwesen. (Gewinne sind also etwas Gutes)
    Vermögen kann man lt. Grundgesetz nicht enteignen.

  2. 96.

    An Charlottenburger: Wenn Sie ein Land „in Schutt und Asche“ sehen wollen, wollen, schauen Sie sich Fotos der deutschen Städte von 1945 an. Nicht immer so geschichtsvergessen maßlos.

  3. 95.

    Ok, es wird auch regiert werden müssen, nur eines ist Kanzlerkandidat F. Merz wohl erst einmal wichtiger. Kanzler werden um all denen zu zeigen. die Ihn Damals abserviert hatten, (von denen die noch leben, so lange ist das schon her)unter Merkel dass er es doch drauf hat. Nur wird er den selben Fehler machen wie Christian Lindner, Menschen unterschätzen die ihm alle mal das Wasser reichen können! Lindner dachte auch mit Scholz zu spielen. Bis er ihm zuvor gekommen ist und an die Luft gesetzt hatte! Ich werde Protest wählen, und das ist ganz einfach die SPD.

  4. 94.

    „Eine Koalition mit der rechtsextremen AFD wird von allen demokratischen Parteien abgelehnt“
    Also nocheinmal, die erfolgreiche Politik ist es, und nur diese, die eine Polarisation verhindern kann. Nicht „bekennde Zeichen“ ohne erfolgreiche harte Arbeit. Das Ablehnen macht andere nur noch stärker. „Wir gegen die“? Es führt dann dazu, dass eines Tages der extreme Rand 50% der Stimmen hat...

  5. 93.

    Und der General- und Sekretär Lindemann wird Kanzleramtminister. Mit dem Grundsatz einfach mal machen.
    Mit dem Grundsatz, alle die im Jahr weniger als 100.000 Einkommen haben, können keine Leistungträher sein. Der Umkehrschluß, sind dann alle faule Säcke. Welch für eine Rhetorik!
    Die Person der CDU ist für das Amt eines Regierungchef nicht geeignet. Das Amt erfordert mehr, als Mitarbeiter eines internationalen Konzern zu sein.

  6. 92.

    Wie haben eigentlich die Volksvertreter abgestimmt?

    Im Interesse des Volkeswillen oder nach Parteiproporz???

  7. 91.

    "Es geht voran."
    Naja, die unbeantwortete Frage bleibt aber : mit welcher linken Partei will die CDU ihre Pläne in puncto Energie, Bürgergeld, Steuern, Migration umd Wirtschaft umsetzen?

    Solange die CDU eine Koalition mit den Grünen nicht ausschließt wird sie kaum AFD Wähler zurückgewinnen.

  8. 90.

    Genau aus dem Grund darf eine FDP nie mehr in Regierungsverantwortung kommen. Vor 2 Jahren hatte sich schon abgezeichnet dass Lindner mit seiner FDP darauf schielt mit der CDU einen Deal zu machen. Das ging aber nur weil Merz unter allen Umständen Kanzler werden wollte. Unter Merkel CDU hätte Lindner nicht den Hauch einer Chance gehabt für so ein krummes Ding! Auch die CDU wird mit einer Dreierkonstellation regieren müssen. Bei der Anzahl von Parteien liegt das auf der Hand. Was dann noch vom Wahlprogramm einer jeden Partei übrig bleibt kann sich jeder ausmalen!

  9. 88.

    Herr Merz, grandios, wer ihn wirkliche kennenlernen will, muss sich seinen gestrigen Auftritt u die anschließenden Rückmeldungen im Bundestag zu Gemüte führen. Heute so und morgen anders...es geht nichts über eine feste Meinung.

  10. 87.

    ...na Hauptsache er schreibt nicht noch ein Buch, ....hm, worüber eigentlich?...wird er selber nicht mehr wissen.

  11. 86.

    ...."war das jetzt die Zeitenwende oder gar der Doppelwumms?"...Opa fragt

  12. 85.

    Verlierer haben nicht unser Land zu regieren!

  13. 84.

    73a / Der Auftritt war so ziemlich das Letzte. Unterste Stufe!!

  14. 83.

    "Mit der AfD traut man sich nicht,..."

    Also noch einmal, auch wenn Sie das vermutlich weiterhin geflissentlich ignorieren werden: Eine Koalition mit der rechtsextremen AFD wird von allen demokratischen Parteien abgelehnt, eben weil die AFD rechtsextrem und demokratiefeindlich ist. Das hat nichts mit "sich nicht trauen" zu tun, sondern mit Haltung. Klingt für Sie wahrscheinlich komisch, ist aber so.

  15. 82.

    Die Debatte bestand überwiegend aus Schuldzuweisungen und Vorwürfen, viel schmutzige Wäsche wurde gewaschen. Endtäuschend war für mich der Auftritt von F. Seidel, unterste Schublade. Wenn dass das Niveau des künftigen Kanzlers ist, na prima!!

  16. 81.

    Endlich!
    Endlich hat es ein Ende!
    Die Transformation zum Besseren, die die Preise explodieren lassen, wo die Insolvenzen und Atbeislosenzahlen steigen, der Strom unbezahlbar wurde, die Industrie abwandern, uns aber ein Wolkenkuckucksheim versprochen bzw. vorgegaukelt wurde.
    Daran sind aber die Ander Schuld.
    Was Scholz auslässt: Die SPD war 22 der letzten 26 Jahre in der Bundesregierung. Es waren Generalsekretäre, Arbeitsminister, Vizekanzler, Finanzminister und Kanzler der SPD, die das Land verlottern haben lassen. Es war Olaf Scholz, der all diese Ämter inne hatte.

  17. 79.

    Olaf Scholz wird in die Geschichte eingehen: als schlechtester Kanzler, den dieses Land jemals hatte.