Vorläufiges Ergebnis - Union Wahlsieger vor starker AfD - SPD mit großen Verlusten

Mo 24.02.25 | 09:31 Uhr
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Wahlparty der CDU am 23.02.2025 in Berlin. (Quelle: Picture Alliance/AP/Markus Schreiber)
Audio: Antenne Brandenburg | 23.02.2025 | Eva Ellermann | Bild: Picture Alliance/AP/Markus Schreiber

Nach Auszählung aller Wahlkreise steht fest: Die Union dürfte den neuen Kanzler stellen. Die SPD erleidet eine Pleite, die AfD wird zweitstärkste Kraft. Die Linke schafft ein Comeback. FDP und BSW scheitern an der Fünf-Prozent-Hürde.

Die Union mit ihrem Kanzlerkandidaten Friedrich Merz hat die Bundestagswahl nach der Auszählung aller Wahlkreise gewonnen - mit großem Abstand vor der zweitplatzierten AfD und der SPD, die auf ein historisches Tief abstürzt. Es folgen die Grüne und die Linke, die mit einem überraschend starken Ergebnis sicher in den Bundestag einzieht.

BSW und FDP scheitern dagegen an der Fünf-Prozent-Hürde und verpassen den Einzug ins Parlament, wie auf der Website der Bundeswahlleiterin ersichtlich war. Das BSW denkbar knapp mit 4,972 Prozent, die FDP deutlicher, mit 4,3 Prozent.

Die Wahlbeteiligung lag laut vorläufigen Zahlen des Instituts Infratest Dimap für die ARD am Sonntag bei 84 Prozent - dem höchsten Stand seit der Wiedervereinigung.

Das vorläufige Ergebnis der Bundestagswahl in einem Säulendiagramm. Grafik: rbb
| Bild: rbb

In Brandenburg liegt die AfD deutlich vor CDU und SPD

Im Land Brandenburg hat die AfD die Bundestagswahl klar gewonnen, während die SPD abstürzt. Die AfD kommt laut dem vorläufigen Ergebnis auf 32,5 Prozent der Zweitstimmen. In der Lausitz liegt der Zweitstimmenanteil sogar bei über 40 Prozent. Der Verfassungsschutz Brandenburg stuft die AfD als rechtsextremistischen Verdachtsfall ein.

Dahinter folgt die CDU mit 18,1 Prozent. Die SPD kommt nur noch auf 14,8 Prozent, bei der Landtagswahl im Herbst 2024 lag sie noch bei über 30 Prozent. Die Linke und das BSW, das in Brandenburg seit der jüngsten Landtagswahl mitregiert, liegen gleichauf bei 10,7 Prozent. Die Grünen kommen auf 6,6 und die FPD auf 3,3 Prozent. Die Wahlbeteiligung liegt bei 81,5 Prozent.

 

Noch-Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) hat seinen Brandenburger Wahlkreis um seinen Wohnort Potsdam knapp gewonnen. Scholz holte 21,8 Prozent der Erststimmen und lag damit knapp vor der CDU-Kandidatin Tabea Gutschmidt (20,6 Prozent) und dem AfD-Kandidaten Alexander Tassis (19,0 Prozent).

Der Wahlkreis um Potsdam ist der einzige in Brandenburg, den die SPD gewinnt - in allen anderen liegen AfD-Bewerber vorn. Vor vier Jahren hatte die SPD noch alle zehn Direktmandate gewonnen.

Infolge der Wahlrechtsreform ziehen allerdings nicht alle Wahlkreisgewinner aus Brandenburg in den Bundestag ein. Im neuen Bundestag werden nur noch 21 Abgeordnete aus Brandenburg sitzen. Da der AfD die Zweitstimmendeckung im Land für alle neun möglichen Direktmandate fehlte, bleibt der Landkreis Oberhavel-Havelland II unbesetzt. Andreas Galau hatte im Vergleich mit den anderen AfD-Wahlkreissiegern das schwächste Ergebnis erzielt.

Linke in Berlin überraschend stärkste Kraft

In Berlin ist überraschend die Linke stärkste Kraft geworden. Sie kommt nach Auszählung aller Stimmen auf 19,9 Prozent. Die Partei ist damit fast doppelt so stark wie bei der Wahl 2021 inklusive der Teilwiederholung 2024. Besonders stark schneidet die Partei in den meisten östlichen Bezirken sowie in den Wahlkreisen Neukölln, Friedrichshain-Kreuzberg und Mitte ab.

Knapp hinter der Linken folgt die CDU mit 18,3 Prozent. Sie liegt in Reinickendorf, Spandau, Charlottenburg-Wilmersdorf, Steglitz-Zehlendorf und Tempelhof-Schöneberg vorn. Die Grünen kommen auf 16,8 Prozent. Die SPD verliert auch in Berlin deutlich und liegt mit 15,1 Prozent noch knapp hinter der AfD (15,2 Prozent). Das BSW kommt aus dem Stand auf 6,6 Prozent, die FDP liegt bei 3,8 Prozent der Zweitstimmen.

Bei den Erststimmen hat die Linke vier Berliner Wahlkreise geholt. Nach der Auszählung aller Stimmen gewinnt Spitzenkandidat Gregor Gysi in Treptow-Köpenick, die Bundesvorsitzende Ines Schwerdtner in Lichtenberg, Ferat Koçak in Neukölln und Pascal Meiser in Friedrichshain-Kreuzberg.

Die AfD gewann in Marzahn-Hellersdorf erstmals überhaupt ein Direktmandat in Berlin: AfD-Kandidat Gottfried Curio setzte sich mit 29,5 Prozent knapp gegen Mario Czaja von der CDU durch.

Der ehemalige Regierende Bürgermeister Michael Müller (SPD) gewinnt hingegen kein Mandat bei der Bundestagswahl. Nach Auszählung aller Erststimmen kommt er im Wahlkreis 79 Charlottenburg-Wilmersdorf hinter Lukas Krieger (CDU) und Lisa Paus (Grüne) nur auf den dritten Rang. Damit wird er nicht mehr ins Parlament einziehen.

Brandenburger CDU zufrieden - Berliner AfD für Koalition mit CDU

Die Brandenburger CDU zeigt sich mit den ersten Hochrechnungen sehr zufrieden. "Deutschland hat den Politikwechsel gewählt", teilte Generalsekretär Gordon Hoffmann mit. Der Spitzenkandidat der Brandenburger CDU, Uwe Feiler, sagte mit Verweis auf das Abschneiden der AfD: "Die Menschen sind unzufrieden." Das zeige das Ergebnis auch.

Die Berliner AfD-Landes- und Fraktionsvorsitzende Kristin Brinker sprach von einem klaren Signal. Die Wähler wollten "sichere Grenzen und niedrigere Steuern" haben. Sie rief zu einem schwarz-blauen Bündnis auf: "Friedrich Merz muss jetzt Taten folgen lassen. Das wird nur mit der Alternative für Deutschland gehen. Alle anderen Koalitionspartner werden eine echte Wende zum Besseren verhindern."

Berliner SPD sieht "harten Einschnitt" - Linke erleichtert

Die Berliner SPD hat mit Ernüchterung auf die ersten Zahlen zur Bundestagswahl reagiert. "Das Ergebnis ist ein harter Einschnitt und ein Weckruf für die deutsche Sozialdemokratie", teilte die Landesvorsitzende Nicola Böcker-Giannini mit. Sie sieht die SPD an einem Scheideweg: "Entweder können wir unseren Anspruch, führende Mitte-Links Volkspartei zu sein, glaubhaft unter Beweis stellen und sich entsprechend neu aufstellen oder sie wird bedeutungslos werden."

Die Berliner Grünen sehen die Union in der Pflicht, nach dem Sieg bei der Bundestagswahl eine tragfähige demokratische Mehrheit zu bilden. "Das dürfte nach dem von ihr polarisierend geführten Wahlkampf nicht leicht werden", erklärten die beiden Landesvorsitzenden Nina Stahr und Philmon Ghirmai.

Die Berliner Linke hat sich erleichtert über die Hochrechnungen zur Bundestagswahl geäußert. "Wir freuen uns sehr über dieses großartige Ergebnis, nach einer beispiellosen Aufholjagd", teilten die beiden Landesvorsitzenden Franziska Brychcy und Maximilian Schirmer mit.

So lief der Wahltag in Berlin und Brandenburg

Zeitweise Stromausfall in Cottbus

Die Wahl verlief in der Region weitgehend ruhig. Es seien keine Störungen und Wahlpannen gemeldet worden, sagte ein Sprecher der Landeswahlleitung in Potsdam.

In einigen Cottbuser Stadtteilen allerdings mussten Wahlhelferinnen und Wahlhelfer unter widrigen Bedingungen arbeiten. In den Ortsteilen Schmellwitz, Saspow und Sielow ist zeitweise der Strom ausgefallen. Laut den Stadtwerken Cottbus betraf das auch die Fernwärme. "Es ist nicht so optimal, weil die Leute im Kalten sitzen", sagte der stellvertretende Kreiswahlleiter Andreas Pohle. Kurz nach 17 Uhr war der Stromausfall behoben.

Der Ablauf der Wahl sei durch den Stromausfall nicht beeinträchtigt, teilte die Stadt mit. Betroffen vom Stromausfall waren vier der insgesamt 53 Wahllokale in Cottbus.

Sendung: rbb24 Abendschau & Brandenburg aktuell, 23.02.2025, 19:30 Uhr

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350 Kommentare

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  1. 350.

    Nach der Wahl stehen wir da wie vor über 30 Jahren, und keiner von den Verantwortlichen nimmt dazu auch nur einmal Stellung. Mit Hass und Hetze gegen eine Partei die von fast der Mehrheit der Bürger aus den Neuen Bundesländern gewählt wurde ist die einzige Antwort. Gibt es da wirklich nicht mehr was man den Menschen zusagen hat? Was ist das für ein Bundespräsident, der das seit Jahren hin nimmt, oder nicht sieht, das sich politisch niemand mehr dafür interessiert den Osten in allen belangen auf West Niveau zu bringen? Nur an den prachtvollen Bahnhöfen oder Flughäfen aussteigen und zu glauben, alles ist in Glanz und Gloria ist an Oberflächlichkeit nicht mehr zu überbieten. Und dann noch rotz frech behaupten, die Wähler sind schuld, das Rechts gewählt wird? Von Schröder bis Scholz haben alle versagt, die Wiedervereinigung zu vollenden. Aus dem Grund macht das jetzt die AfD. Schämt euch!

  2. 348.

    Ja, ich gebe Ihnen Recht, mit Geld kann Scholz umgehen, wie man an die Hamburger Affäre " Warburg Bank" sehen kann.
    Wenn nicht, erinnert der sich eben nicht mehr daran.

  3. 347.
    Antwort auf [Blauer Brandmauerspecht] vom 25.02.2025 um 14:33

    Die Neofaschisten stehen dem in nichts nach. Die erinnern sich auch nicht daran Geld aus Russland genommen zu haben.

  4. 346.

    Sie müssen ein Kurzeitgedächtnis haben, denn bis jetzt hat ja wohl die CDU alles abgelehnt. Und mit Hilfe der FDP für Neuwahlen gesorgt.

    Und für so schnelle Neuwahlen kann keine Parte sein, auch sie persönlich nicht. Man weiß zwar nicht wo dann die SPD ist, aber das die AfD dann als stärkste Partei rausgehen wird, ist ja dann jeden klar. Denn Neuwahlen heißt für jeden Menschen, das die CDU es auch nicht gebacken kriegt.

  5. 345.

    Sie müssen ein Kurzeitgedächtnis haben, denn bis jetzt hat ja wohl die CDU alles abgelehnt. Und mit Hilfe der FDP für Neuwahlen gesorgt.

    Und für so schnelle Neuwahlen kann keine Parte sein, auch sie persönlich nicht. Man weiß zwar nicht wo dann die SPD ist, aber das die AfD dann als stärkste Partei rausgehen wird, ist ja dann jeden klar. Denn Neuwahlen heißt für jeden Menschen, das die CDU es auch nicht gebacken kriegt.

  6. 344.

    Wenn ich eine schlechte Regierungsarbeit übernehme, dann stelle ich das bei Amtsübergabe klar. Nur nach 3 Jahren, in dem ich alles noch verschlechtere mit diesen Spruch zukommen, stinkt doch bis zum Himmel nach Hilflosigkeit!!

  7. 343.

    Ich will nicht behaupten, das die Grünen alles richtig gemacht haben, aber mit der Aussage, das die Union an dieser schlechten wirtschaftlichen Lage schuld sei, haben sie völlig recht. Ist eine Sache die keine Partei abstreiten kann. Denn die jetzige Wirtschaftslage sind alles Folgen aus den Zeiten der CDU. Und dahin wandern wir jetzt wieder. Bauen das nächste Märchenschloss auf und haben am Ende das böse Erwachen.

    Ist beim Thema Klima genauso, wo es aber alle Parteien in die Länge ziehen.

  8. 342.

    Der Herr Klingbeil, hat mit seiner SPD die höchste Niederlage seit über 100 Jahren eingefahren. Stellt sich hin als hätten die alles richtig gemacht, schieben die Verantwortung auch auf andere ab und wollen ein weiter so, anstatt endlich Vernunft anzunehmen und sich eines besseren belehren zu lassen. Wäre ich in der Position von Merz, und die lehnen bei den Verhandlungen alles ab, dann würde ich den Bundespräsident um Neu-Wahlen bitten, und diese SPD unter die 5 % Hürde zu schicken. Sowas ignorantes hat kein Volk verdient. Das sind genau so schlechte Verlierer und Besserwisser wie die Grünen!!

  9. 341.

    Das muss man sich auf der Zunge zergehen lassen! Die Grünen haben einstimmig beschlossen das die Union schuld sei an dieser schlechten wirtschaftlichen Lage. Ihr Herr Habeck hatte alles richtig gemacht. Jetzt holen wir Herrn Nouripur wieder in die Opposition zurück für einen Neuanfang?????????? Ich lache mich kaputtt!!!

  10. 340.

    Wenn man sich den ganzen Käse anhört, den diese demokratischen Verlierer so nach der Wahl von sich geben, dann muss man sich wirklich fragen ob die überhaupt begriffen haben warum es Neu-Wahlen gab. Die leben immer noch in ihrer überbezahlten Blase und bewegen sich auch nicht ein Deut da mal endlich raus zukommen. Ganz Schlimm Grün und SPD, hoffentlich sind bald wieder Neu-Wahlen, damit die endgültig verschwinden!

  11. 339.

    Wenn Herr Scholz Finanzminister werden sollte, wäre es eine Überlegung wert, sich um die/eine Stelle eines Beraters zu bemühen. :)

  12. 338.

    Damit Herr Merz nach der nächsten Wahl noch da sein will und nicht weiter die Wähler zur AfD treiben will, müsste Herr Merz selber erst mal einen 180Grad-Wechsel machen.
    Er müsste für höhere Löhne sein, was er nicht ist. Er müsste für höheres Bürgergeld sein, was er nicht ist. Er müsste diese kriminellen Regelungen und Gesetze in der Wohnungspolitik abschaffen die immer weiter für höherer Mieten sorgen, was er nicht will. Er müsste in der Asylpolitik die Benachteiligung der eigenen Bevölkerung ändern (wie z.B. ein Einheimischer kriegt nie gewisse Förderungen wie Asylanten). Er müsste seine Denkweise zu den Arbeitslosen ändern (denn nicht jeder der eine Kürzung wegen dreimaliger Arbeitsverweigerung erhält, hat auch 3 Arbeitgeber verweigert). Hinzu kommt noch, das auch Millionen der Arbeitslosen keine Schmarotzer sind und auch Bürgergeldempfänger sind, da diese wegen seiner Politik aufstocken müssen.

    Usw., usw..

  13. 337.

    Tja, die Union hat zwar gewonnen, macht aber gleich dieselben Fehler wie die alte Regierung. Herr Merz will also Gesetze ändern, damit die AfD dann Beschlüsse nicht blockieren kann. Vergisst aber dabei das Wichtigste. Wenn das Gesetz dann geändert ist und nach der nächsten Wahl die AfD stärkste Kraft sein sollte, dann durch diese Änderung die AfD erst recht machen kann, was sie will. Die Gesetze die man ändern will, sind nicht ohne Grund gemacht worden.

  14. 336.

    Das Russland die Ukraine überfallen hat ist ein wirkliches Problem für Europa, das von 2 Millionen Deserteuren und Kriegsflüchtlingen aus der Ukraine ohne wirtschaftliche Prüfung die meisten ins Bürgergeld geschickt werden ist ein Problem für Deutschland. In anderen Staaten gehen diese Menschen arbeiten!!! Da werden Schulden gemacht um zu versuchen diese Probleme zu lösen. In über 30 Jahren hat man es immer noch nicht für nötig gehalten den Osten in vielen Bereichen an den Westen anzupassen, weil angeblich kein Geld da ist? Sind diese Menschen weniger Wert, wie alle anderen auf der Welt? Politisch wurde dafür gesorgt dass es immer Ost und West gibt, da wurden keine Schulden gemacht um das Ungleichgewicht zu beseitigen. Wer so mit seiner Bevölkerung umgeht, der wird es wohl auch gewollt haben, dass sich eine Partei darum kümmert die sich diesen Menschen annimmt.


  15. 335.

    Ein Erfolg für die SPD: Mit Olaf Scholz steht jetzt ein guter und erfahrener Finanzminister wieder zur Verfügung, der unter der CDU schon einmal gedient hat.

    An Herrn Klingbeil: man sollte durchaus auf die Wahlprognosen schauen und reagieren.

  16. 334.

    Da zahlen wir seid Jahren von unseren Steuergeldern einen Ost-Beauftragten, wo für? Rennt der den ganzen Tag durch die Dörfer und mach Wahlkampf für die AfD? Kommt mir bald so vor!

  17. 333.

    Gerne, vielleicht tauscht Russland wieder Rohstoffe gegen Trabbis. Wir schicken aber bestimmt keine Krönung mehr Rüber.

  18. 331.

    "Die Mauer muss her". Unbedingt. Und 3 Meter höher als sie war, um von Westdeutscher Propaganda verschont zu bleiben.