Vorläufiges Ergebnis - Union Wahlsieger vor starker AfD - SPD mit großen Verlusten

Nach Auszählung aller Wahlkreise steht fest: Die Union dürfte den neuen Kanzler stellen. Die SPD erleidet eine Pleite, die AfD wird zweitstärkste Kraft. Die Linke schafft ein Comeback. FDP und BSW scheitern an der Fünf-Prozent-Hürde.
Die Union mit ihrem Kanzlerkandidaten Friedrich Merz hat die Bundestagswahl nach der Auszählung aller Wahlkreise gewonnen - mit großem Abstand vor der zweitplatzierten AfD und der SPD, die auf ein historisches Tief abstürzt. Es folgen die Grüne und die Linke, die mit einem überraschend starken Ergebnis sicher in den Bundestag einzieht.
BSW und FDP scheitern dagegen an der Fünf-Prozent-Hürde und verpassen den Einzug ins Parlament, wie auf der Website der Bundeswahlleiterin ersichtlich war. Das BSW denkbar knapp mit 4,972 Prozent, die FDP deutlicher, mit 4,3 Prozent.
Die Wahlbeteiligung lag laut vorläufigen Zahlen des Instituts Infratest Dimap für die ARD am Sonntag bei 84 Prozent - dem höchsten Stand seit der Wiedervereinigung.

In Brandenburg liegt die AfD deutlich vor CDU und SPD
Im Land Brandenburg hat die AfD die Bundestagswahl klar gewonnen, während die SPD abstürzt. Die AfD kommt laut dem vorläufigen Ergebnis auf 32,5 Prozent der Zweitstimmen. In der Lausitz liegt der Zweitstimmenanteil sogar bei über 40 Prozent. Der Verfassungsschutz Brandenburg stuft die AfD als rechtsextremistischen Verdachtsfall ein.
Dahinter folgt die CDU mit 18,1 Prozent. Die SPD kommt nur noch auf 14,8 Prozent, bei der Landtagswahl im Herbst 2024 lag sie noch bei über 30 Prozent. Die Linke und das BSW, das in Brandenburg seit der jüngsten Landtagswahl mitregiert, liegen gleichauf bei 10,7 Prozent. Die Grünen kommen auf 6,6 und die FPD auf 3,3 Prozent. Die Wahlbeteiligung liegt bei 81,5 Prozent.
Noch-Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) hat seinen Brandenburger Wahlkreis um seinen Wohnort Potsdam knapp gewonnen. Scholz holte 21,8 Prozent der Erststimmen und lag damit knapp vor der CDU-Kandidatin Tabea Gutschmidt (20,6 Prozent) und dem AfD-Kandidaten Alexander Tassis (19,0 Prozent).
Der Wahlkreis um Potsdam ist der einzige in Brandenburg, den die SPD gewinnt - in allen anderen liegen AfD-Bewerber vorn. Vor vier Jahren hatte die SPD noch alle zehn Direktmandate gewonnen.
Infolge der Wahlrechtsreform ziehen allerdings nicht alle Wahlkreisgewinner aus Brandenburg in den Bundestag ein. Im neuen Bundestag werden nur noch 21 Abgeordnete aus Brandenburg sitzen. Da der AfD die Zweitstimmendeckung im Land für alle neun möglichen Direktmandate fehlte, bleibt der Landkreis Oberhavel-Havelland II unbesetzt. Andreas Galau hatte im Vergleich mit den anderen AfD-Wahlkreissiegern das schwächste Ergebnis erzielt.
Linke in Berlin überraschend stärkste Kraft
In Berlin ist überraschend die Linke stärkste Kraft geworden. Sie kommt nach Auszählung aller Stimmen auf 19,9 Prozent. Die Partei ist damit fast doppelt so stark wie bei der Wahl 2021 inklusive der Teilwiederholung 2024. Besonders stark schneidet die Partei in den meisten östlichen Bezirken sowie in den Wahlkreisen Neukölln, Friedrichshain-Kreuzberg und Mitte ab.
Knapp hinter der Linken folgt die CDU mit 18,3 Prozent. Sie liegt in Reinickendorf, Spandau, Charlottenburg-Wilmersdorf, Steglitz-Zehlendorf und Tempelhof-Schöneberg vorn. Die Grünen kommen auf 16,8 Prozent. Die SPD verliert auch in Berlin deutlich und liegt mit 15,1 Prozent noch knapp hinter der AfD (15,2 Prozent). Das BSW kommt aus dem Stand auf 6,6 Prozent, die FDP liegt bei 3,8 Prozent der Zweitstimmen.
Bei den Erststimmen hat die Linke vier Berliner Wahlkreise geholt. Nach der Auszählung aller Stimmen gewinnt Spitzenkandidat Gregor Gysi in Treptow-Köpenick, die Bundesvorsitzende Ines Schwerdtner in Lichtenberg, Ferat Koçak in Neukölln und Pascal Meiser in Friedrichshain-Kreuzberg.
Die AfD gewann in Marzahn-Hellersdorf erstmals überhaupt ein Direktmandat in Berlin: AfD-Kandidat Gottfried Curio setzte sich mit 29,5 Prozent knapp gegen Mario Czaja von der CDU durch.
Der ehemalige Regierende Bürgermeister Michael Müller (SPD) gewinnt hingegen kein Mandat bei der Bundestagswahl. Nach Auszählung aller Erststimmen kommt er im Wahlkreis 79 Charlottenburg-Wilmersdorf hinter Lukas Krieger (CDU) und Lisa Paus (Grüne) nur auf den dritten Rang. Damit wird er nicht mehr ins Parlament einziehen.
Brandenburger CDU zufrieden - Berliner AfD für Koalition mit CDU
Die Brandenburger CDU zeigt sich mit den ersten Hochrechnungen sehr zufrieden. "Deutschland hat den Politikwechsel gewählt", teilte Generalsekretär Gordon Hoffmann mit. Der Spitzenkandidat der Brandenburger CDU, Uwe Feiler, sagte mit Verweis auf das Abschneiden der AfD: "Die Menschen sind unzufrieden." Das zeige das Ergebnis auch.
Die Berliner AfD-Landes- und Fraktionsvorsitzende Kristin Brinker sprach von einem klaren Signal. Die Wähler wollten "sichere Grenzen und niedrigere Steuern" haben. Sie rief zu einem schwarz-blauen Bündnis auf: "Friedrich Merz muss jetzt Taten folgen lassen. Das wird nur mit der Alternative für Deutschland gehen. Alle anderen Koalitionspartner werden eine echte Wende zum Besseren verhindern."
Berliner SPD sieht "harten Einschnitt" - Linke erleichtert
Die Berliner SPD hat mit Ernüchterung auf die ersten Zahlen zur Bundestagswahl reagiert. "Das Ergebnis ist ein harter Einschnitt und ein Weckruf für die deutsche Sozialdemokratie", teilte die Landesvorsitzende Nicola Böcker-Giannini mit. Sie sieht die SPD an einem Scheideweg: "Entweder können wir unseren Anspruch, führende Mitte-Links Volkspartei zu sein, glaubhaft unter Beweis stellen und sich entsprechend neu aufstellen oder sie wird bedeutungslos werden."
Die Berliner Grünen sehen die Union in der Pflicht, nach dem Sieg bei der Bundestagswahl eine tragfähige demokratische Mehrheit zu bilden. "Das dürfte nach dem von ihr polarisierend geführten Wahlkampf nicht leicht werden", erklärten die beiden Landesvorsitzenden Nina Stahr und Philmon Ghirmai.
Die Berliner Linke hat sich erleichtert über die Hochrechnungen zur Bundestagswahl geäußert. "Wir freuen uns sehr über dieses großartige Ergebnis, nach einer beispiellosen Aufholjagd", teilten die beiden Landesvorsitzenden Franziska Brychcy und Maximilian Schirmer mit.
So lief der Wahltag in Berlin und Brandenburg
Zeitweise Stromausfall in Cottbus
Die Wahl verlief in der Region weitgehend ruhig. Es seien keine Störungen und Wahlpannen gemeldet worden, sagte ein Sprecher der Landeswahlleitung in Potsdam.
In einigen Cottbuser Stadtteilen allerdings mussten Wahlhelferinnen und Wahlhelfer unter widrigen Bedingungen arbeiten. In den Ortsteilen Schmellwitz, Saspow und Sielow ist zeitweise der Strom ausgefallen. Laut den Stadtwerken Cottbus betraf das auch die Fernwärme. "Es ist nicht so optimal, weil die Leute im Kalten sitzen", sagte der stellvertretende Kreiswahlleiter Andreas Pohle. Kurz nach 17 Uhr war der Stromausfall behoben.
Der Ablauf der Wahl sei durch den Stromausfall nicht beeinträchtigt, teilte die Stadt mit. Betroffen vom Stromausfall waren vier der insgesamt 53 Wahllokale in Cottbus.
Sendung: rbb24 Abendschau & Brandenburg aktuell, 23.02.2025, 19:30 Uhr