Bundestagswahl in Berlin - Landeswahlleiter Bröchler: "Wir sind startklar"

Fr 21.02.25 | 14:29 Uhr
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Archivbild:Stephan Bröchler spricht am 06.01.2025.(Quelle:dpa/S.Gollnow)
radioeins | 21.02.2025 | Bild: dpa/S.Gollnow

Der Landeswahlleiter sieht Berlin für die Wahl gut aufgestellt. Allerdings rechne er mit Beschwerden. Denn insbesondere die Stimmabgabe von Auslandsdeutschen ist gefährdet, elektronische Wahlen könnten helfen.

Landeswahlleiter Stephan Bröchler sieht Berlin gut auf die Bundestagswahl am Sonntag vorbereitet.

Man sei "startklar", sagte Bröchler am Freitagmorgen im Interview bei radioeins vom rbb. Es sei natürlich wegen der kurzen Vorbereitungsphase der Neuwahl eine Herausforderung gewesen. Außerdem rechne er damit, dass es wegen der Problematik der Auslandsdeutschen nach der Wahl eine erhöhte Zahl von Klagen beim Bundesverfassungsgericht gibt.

Auslandsdeutscher klagte bereits wegen knapper Fristen

Laut Bundeswahlleiterin Ruth Brand haben sich mehr als 210.000 im Ausland lebende deutsche Staatsbürger ins Wählerverzeichnis eintragen lassen. Viele Auslandsdeutsche haben immer noch keine Wahlunterlagen erhalten. Das berichtet etwa der ARD-Indien-Korrespondent Peter Hornung in Neu-Delhi. Von dort sei zwar der Deutsche Konsul nach Deutschland geflogen, um Wahlunterlagen zu überbringen. Doch bei vielen seien die Wahlunterlagen gar nicht erst pünktlich angekommen. Betroffen seien demnach Auslandsdeutsche in Asien, Amerika, Afrika und sogar in Nachbarländern Deutschlands.

Ein in Südafrika lebender Deutscher fürchtete, dass er nicht an der Wahl teilnehmen könne und klagte wegen der kurzen Frist. Das Berliner Verwaltungsgericht wies die Klage aber zurück. Die Überprüfung des Wahlverfahrens - einschließlich der Vorbereitung - falle in die Zuständigkeit des Bundestages und könne erst nach der Wahl im Rahmen des sogenannten Wahlprüfungsverfahrens erfolgen. Erst nachdem das Parlament die Beschwerden behandelt habe, stehe der Weg zum Bundesverfassungsgericht frei.

Etwas weniger Briefwahlanträge in Berlin

Vor der vorgezogenen Bundestagswahl haben in Berlin etwas weniger Menschen Briefwahl beantragt als beim letzten Mal. Bis Freitag gingen nach Angaben von Landeswahlleiter Stephan Bröchler 836.464 Briefwahlanträge ein. Das entspreche einem Anteil von 34,5 Prozent der 2,4 Millionen Wahlberechtigten.

Zum Vergleich: Bei der Bundestagswahl 2021 einschließlich der Teilwiederholung 2024 hatten in Berlin insgesamt 36,2 Prozent der Wahlberechtigten Briefwahl beantragt. Ob am Ende auch alle davon ihre Unterlagen fristgemäß an die Wahlämter zurückschickten, also tatsächlich per Briefwahl abstimmten, ist offen.

"Die Corona-Pandemie hat den Anteil 2021 nach oben getrieben", sagte Bröchler. Der stark verkürzte Briefwahl-Zeitraum führe womöglich dazu, dass mehr Urnenwahl praktiziert werde, Menschen also am Sonntag ins Wahllokal gehen und dort abstimmen. "Mein Aufruf pro Urnenwahl zeigt Erfolg", so Bröchler.

Bröchler: Sichere elektronische Wahlen einführen

Eine Lösung könnten elektronische Wahlen sein, auch E-Voting genannt. Nach Ansicht von Berlins Landeswahlleiter Bröchler sollten das bald ermöglicht werden, allerdings müsse das Verfahren sicher sein. "Stellen Sie sich vor, wir machen hier sozusagen über E-Voting Wahlen und dann stellt sich raus, dass sie manipuliert wurden." Politik und Wissenschaft seien daher gefordert, sichere Lösungen für die elektronische Stimmabgabe zu bieten. Er selbst werde sich als Landeswahlleiter in den nächsten Jahren intensiv damit auseinandersetzen, so Bröchler.

Weil die Bundestagswahl am Sonntag vorgezogen ist, hat sich die Frist für die Briefwahl von sechs auf rund zwei Wochen verkürzt. Briefwahlunterlagen können noch bis Freitag 15 Uhr beantragt werden, wobei das praktisch nicht mehr per Post oder online, sondern nur noch direkt in den bezirklichen Briefwahlstellen möglich ist.

Sendung: radioeins, 21.02.2025, 07.40 Uhr

9 Kommentare

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  1. 9.

    Wären dies die offiziellen Spielregeln, dann würde ich dies als Auslandsdeutscher vielleicht auch akzeptieren. Im Moment habe ich allerdings das Wahlrecht und möchte dieses eigentlich auch wahrnehmen.

  2. 8.

    Warten wir mal nächste Woche ab .
    Also ob alles klappt , ich habe da ein flaues Gefühl.

  3. 7.

    Wer nicht in Deutschland lebt, sollte hier gar nicht wählen dürfen. Jeder sollte das, was er wählt auch erleben / aushalten müssen. Was für ein Theater, da fliegen extra Botschafter in der Welt herum....

  4. 6.

    Als in der Schweiz lebender Deutscher habe ich bereits Anfang des Jahres meine Briefwahlunterlagen bei dem für mich zuständigen Bezirkswahlamt in Berlin beantragt. Trotz schriftlicher Bestätigung, dass man den Antrag erhalten habe, sind meine Unterlagen jedoch bis heute, etwas mehr als 48 Stunden vor dem Schließen der Wahllokale, noch immer nicht bei mir eingetroffen. Über eine derartige adminstrativ-bürokratische Unfähigkeit kann ich nur noch den Kopf schütteln. Zugleich werde ich dann aber bei einem etwaigen Sieg der Antidemokraten (und ich denke da vor allem an meine ebenfalls in der Schweiz lebende Landsfrau) meine Hände in Unschuld waschen können.

  5. 5.

    Stand der Wissenschaft ist dass elektronische Wahlen entweder sicher oder geheim sein können, aber niemals beides.

  6. 4.

    Nur leider fehlt ihm die Weisungsbefugnis. Das muss teilweise denn echt frustrierend sein, wenn man sieht, das es schief läuft, aber nix machen kann außer melden.

  7. 3.

    Immer wenn ich Herrn Bröchler im rbb sehe, denke ich mir, so stelle ich mir meinen idealen Vorgesetzten vor. Der Mann kommt sowas von sympathisch, optimistisch aber auch stets mit einer gesunden Portion Demut daher.

  8. 2.

    Herr Bröchler macht seinen Job und blickt nach vorne. Wohltuend. Das ganze „hoch Komplexe“ kann man ja gar nicht mehr hören...am Ende können keine Kreuze mehr gemacht werden, wenn gleichzeitig „das Kreuzemachen mittels Tanzen“ nicht auch gewährleistet ist?

  9. 1.

    Das halte ich für ein gefährliches Konstrukt.
    Obwohl die Probleme offensichtlich sind, muss erst das Kind in den Brunnen fallen, damit denn noch mal gewählt wird?
    Denn wenn es wirklich so viele Beschwerden von den Auslandsdeutsche gibt, besteht die reale Gefahr, das diese denn bei der Nachwahl den Ausgang komplett verschieben. Da man dann ja 1a taktisch wählen kann.