Bundestagswahl 2025 - Wie Promis und Stars für die Parteien auf Stimmenjagd gehen

Do 20.02.25 | 08:39 Uhr | Von Lukas Haas und Nathalie Daiber
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Friedrich Merz (r), Unions-Kanzlerkandidat und CDU-Bundesvorsitzender, sägt neben Schauspieler Ralf Moeller (l) (Quelle: dpa/Michael Kappeler)
Bild: dpa/Michael Kappeler

Schauspieler Ralf Möller, Sängerin Katja Ebstein, der Rapper Massiv - sie alle engagieren sich im Wahlkampf für eine Partei. Aber bringt das wirklich Stimmen? Oder ist es sogar ein Risiko für die Parteien? Das kommt darauf an, sagt die Wissenschaft. Von Lukas Haas und Nathalie Daiber

Die Bilder zeigen Wahlkampf in Reinform: Kanzlerkandidat Friedrich Merz und Action-Schauspieler Ralf Möller letzte Woche in einer Neuköllner Tischlerei. Sie hobeln, bewerben das Handwerk, die CDU und stellen sich den Fragen der Presse. Es fallen auch Späne, etwa bei der Frage nach der gemeinsamen Abstimmung von CDU und AfD im Bundestag. Doch darüber gehen sie einfach hinweg – denn es geht darum, sich im besten Licht zu präsentieren.

Auch in diesem Wahlkampf zur Bundestagswahl 2025 greifen die deutschen Parteien immer wieder auf die Unterstützung von Berühmtheiten zurück, obwohl die Wissenschaft ein ambivalentes Bild davon zeichnet. Denn die Vergangenheit zeigt: Die Verbindung von Prominenz und Politik kann misslingen.

Das Ziel: mehr Reichweite, größere Beliebtheit

Die SPD und Schlagerikone Roland Kaiser; die CDU und Ralf Möller; die Grünen und Zauberkünstler Siegfried und Joy; die FDP und DJ Paul van Dijk; die Linke und Liedermacher Konstantin Wecker – die Parteien setzen auch in diesem Wahlkampf auf prominente Hilfe.

Sie versuchen so, den Glanz der Prominenten auf sich zu übertragen, sagt Dennis Steffan, Professor für Medienwirkungsforschung an der Freien Universität Berlin. “Die Wahlkampfhilfe durch Prominente soll zeigen, dass ein Kandidat oder eine Kandidatin beliebt ist und über ein großes gesellschaftliches Netzwerk verfügt”. Außerdem gehe es darum, die Reichweite zu steigern und Bevölkerungsgruppen zu erreichen, die nicht zu ihrer Kernklientel gehören.

Obwohl es auch in diesem Wahlkampf prominente Unterstützung gibt, beobachtet Medienwirkungsforscher Steffan weniger solcher Auftritte im Vergleich zu früheren Wahlen – insbesondere der Ära Merkel. Aufgrund ihrer hohen Beliebtheitswerte sei es der Ex-Kanzlerin leichtgefallen, berühmte Persönlichkeiten für ihre Kampagne zu gewinnen.

Prominente Werbung auch riskant

"Aktuell haben wir Kandidatinnen und Kandidaten, die nicht so beliebt sind wie Angela Merkel zu ihren Hochzeiten", sagt Steffan. Deshalb würden sie sich schwerer damit tun, Unterstützer zu gewinnen. "Wenn ein Politiker besonders beliebt ist, dann wollen auch mehr Leute davon profitieren."

Die aufgeheizte politische Stimmung spiegele sich auch in der geringeren Unterstützung wider, da auch das wohl viele Berühmtheiten abschrecke.

Denn auch für Prominente steht ihr Ruf auf dem Spiel, wenn sie sich zu einer Partei bekennen. Wenn eine Partei oder ein Kandidat polarisiert, ist dieses Risiko besonders groß. Das erkläre, warum sich – abseits von Elon Musk - kaum deutsche Prominente für die AfD öffentlich einsetzen.

Einer, der sich seit Jahrzehnten öffentlich zur SPD bekennt, ist Plakatkünstler Klaus Staeck. Trotz der niedrigen Beliebtheitswerte von Olaf Scholz hat er auch in diesem Wahlkampf mit anderen Prominenten einen Wahlaufruf initiiert. "Es bedeutet etwas, seinen Namen unter eine Liste für eine Partei zu setzen. Das spricht sich rum”, sagt Staeck. “Deshalb überlegen sich die Leute das schon gut, ob sie das machen." Er halte es für seine Pflicht, weil er sich sorge und für die Demokratie einsetzen wolle.

Brexit als Negativbeispiel

Ob dieses Engagement den Parteien helfe, sei wissenschaftlich kaum belegt, sagt Martin Emmer, Professor für Kommunikationswissenschaft an der FU Berlin. Die Forschung sei zwar lückenhaft, dennoch zeige sie, dass die Parteien keinen großen Vorteil von prominenten Wahlkampfauftritten davontrügen. "Wenn man etwas feststellen kann, dann oft eher eine konsistent negative Wirkung", sagt Emmer. Mit dem Einsatz falscher Stars können Politiker das eigene Image auch beschädigen.

Ein Beispiel dafür sei die Anti-Brexit Kampagne. "Die Brexit-Gegner haben sehr stark auf Diversität gesetzt und auch Gangsta-Rapper in ihre Kampagne einbezogen", sagt Emmer. "Das hat einige Wähler aus der klassisch linken Arbeiterschaft wohl eher abgeschreckt und von der Wahl abgehalten."

Entscheidend für den Erfolg sei, dass die Prominenten mit den potenziellen Wählern korrespondieren. Denn Wähler komplett umzustimmen, sei in einem Wahlkampf ohnehin kaum möglich. Es gehe vielmehr darum, Sympathisanten zu mobilisieren.

Ein Rapper kurz vor der Wahl

Trotzdem helfen in der Endphase des Wahlkampfes Prominente noch beim Stimmenfang: am Dienstag erst kam es zu einem gemeinsamen Livestream von BSW-Chefin Sahra Wagenknecht und dem Berliner Rapper Massiv.

Der Rapper ist beim Thema Waffenlieferungen und Nahostkonflikt ganz auf der Linie des BSW. Und er erreicht Wählergruppen, die Wagenknecht gerade ansprechen will, um in den Bundestag einzuziehen. Dafür scheint das BSW auch bereit sein, auf die Hilfe des Rappers zu setzen – den wissenschaftlich anerkannten Risiken zum Trotz.

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28 Kommentare

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  1. 28.

    Der wirre Typ ist schon vorher mit seiner durchgeknallten Sprachdiarrhö negativ aufgefallen.

    "Das antimuslimische Weblog Politically Incorrect (PI-News) nannte Steimle einen „Kabarettisten mit Charakter“ und der von Russland finanzierte Fernsehsender RT Deutsch lud ihn zu einem Gespräch unter „Putinverstehern“."

    In seinem Bühnenprogramm verglich Steimle die rechtsextreme Terrorzelle „Revolution Chemnitz“ mit der Olsenbande.

    2021 wirkte Steimle zusammen mit dem rechten Musiker und Musikmanager Sacha Korn an einer Coverversion des DDR-Pionierliedes Unsere Heimat mit, die von dem neurechten Kampagnenprojekt „Ein Prozent“ beworben wurde. Dieses Netzwerk versucht das Lied als „patriotische Hymne“ wiederzubeleben.

    Man sieht, der Typ passt hervorragend zu den Neofaschisten der AfD.

  2. 27.

    Gibt es wirklich Menschen, die eine politische Partei wählen, weil ein Prominenter die auch wählt? Ich denke nicht. Ich glaube, es ist umgekehrt. Menschen wählen eine Partei und fühlen sich in ihrer Wahl bestätigt, wenn ein von ihnen geschätzter Mensch diese Partei ebenfalls wählt. Ob dieser Mensch dann auch noch prominent ist, ist mir persönlich relativ egal.

  3. 26.

    Er ist auch schon vor längerer Zeit seinen Job beim MDR los geworden. Das hat aber seiner Popularität keinen Abbruch getan. Ganz im Gegenteil. Sein Vorteil ist, dass er sein Handwerk als Kabarettist beherrscht und somit wenigstens finanziell über die Runden kommt. Aber man sieht, wie schnelle es geht. Andere brauchen nur ein Lied zu singen...

  4. 25.

    Wenn die These richtig sein sollte, warum erfreut sich dann die totgesagte und zum Untergang verdammte Partei so hoher Zustimmungswerte ? Aus Mitleid ? Das müsste doch eher Richtung FDP gehen, oder sehe ich das falsch ? Warum schreit man dann überhaupt noch so vehement nach einem Verbot, wenn sich die Sache von selbst erledigt ?

  5. 24.

    Der Kabarettist Uwe Steimle macht gemeinsame Wahlkampfauftritte mit Tino Chrupalla (AfD). Einfach mal auf Youtube nachschauen.

  6. 23.

    Die AfD, ist erwiesenermaßen ein Auslaufmodell. Dem Vorbild nach, unweigerlich zum Untergang verurteilt.

  7. 22.

    Das ist mir massiv sympathisch.

  8. 21.

    ,,Ein Wahlsieg der AfD hätte einer Studie zufolge schwere Konsequenzen für die deutsche Volkswirtschaft. 690 Milliarden Euro Einbußen bei der Bruttowertschöpfung. 2,5 Millionen Arbeitsplätze, die verloren gingen. Krankenhäuser ohne Ärzte und Pflegekräfte. Ein Staat, der zahlungsunfähig wäre, weil 181 Milliarden Euro Steuereinnahmen fehlten.'' Die Deutsche Industrie.

  9. 20.

    In Deutschland vertritt man, anders als die Amerikaner, nicht die eigenen wichtigen nationalen Interessen. Lieber kümmert man sich um andere Länder, gibt ihnen ungewollte Ratschläge und bemuttert wie eine Glucke im eigenen Land fremde Personen. Angeblich wegen eines geschichtlich schlechten Gewissens. Das man darüber die eigenen Leute verprellt, vor den Kopf stößt und oft auch völlig vergisst, spielt anscheinend in der Wahrnehmung keine Rolle. Selbst wenn die Zahlen den negativen Trend eindeutig belegen, wird weiter gewurschtelt. Von einer Umkehr ganz zu schweigen !

  10. 19.

    Äpfel mit Birnen. Der Faschist Musk hat ja wohl ein wenig größeren Einfluss und hat sich direkt in die Politik eingemischt und tut es immer noch.

  11. 18.

    Die Angst ist ja selbst durch permanente Inkompetenz und sehenden Auges herbeigeführt ! Hätte man in Deutschland eine andere Politik gemacht und Trump nicht jahrelang den arroganten Stinkefinger gezeigt und ihn bei jeder sich bietenden Gelegenheit gedemütigt, würde es heute wahrscheinlich etwas anders aussehen. Wie aber immer in richtigen Leben und auf internationaler Bühne : Auf eine Reaktion erfolgt eine Gegenreaktion. Das Aussitzen und Ignorieren von Problemen muss ja mal eine Wirkung zeigen, und die kommt jetzt zum Tragen.

  12. 17.

    Ralf "Trump ist ein großer" Möller? Da haben sich ja 2 gefunden.

  13. 16.

    Langsam bekomme ich wirklich Angst. Vor den USA und v.a. ihrem Führer, der Afd und den Rechten in der CDU/CSU , der FDP ja und auch der rechtssozialdemokratischen BSW mit ihrer Leninfischtisch sizialusierten Parteichefin.

    Was Trump , der Faschist Bannon und Vance da geredet haben seit einigen Tagen das hätte dem Führer 1933 gut gefallen .

  14. 15.

    .....stimmt und dazu kommt noch, dass er US-Amerikaner ist und als solcher seine Interessen vertritt, die nur wenig mit den Interessen von Deutschland zu tun haben dürften.

  15. 14.

    Also Wahlkampf spielt für mich persönlich überhaupt gar keine Rolle. Ich entscheide nach dem, was die Parteien tun und wie ich dazu stehe. Eines hat sich dabei herauskristallisiert, eine Neuauflage von unsereDemokratieTM möchte ich nicht.

  16. 13.

    Warum soll mit zweierlei Maß gemessen werden ? Das sieht doch eine intakte Demokratie gar nicht vor. Es gibt auch z.B. Politiker, die sich offen für Krieg einsetzen und niemand stört sich daran, wenn diese unterstützt werden.

  17. 12.

    Und welche Partei kann am besten Wirtschaft ???
    Sagen sie es uns. Ich kenne keine. Jedenfalls keine, die auf dem Wahlzettel steht.

  18. 11.

    Mich würde interessieren, welche Prominenten, Moderatoren, Journalisten, Sportler usw. insgeheim mit der AfD sympathisieren, sich aber aus Angst um ihren Beruf und Repressalien bedeckt halten müssen und eine andere politische Einstellung vortäuschen, Es müssten doch theoretisch anteilig auch um die 20 % sein.

  19. 10.

    Der Unterschied und der Skandal ist doch, dass sich Elon Musk für eine rechtsextreme, unsoziale und zutiefst menschenverachtende Partei eingesetzt hat und ihr half und hilft, Fake News zu verbreiten. „Hitler war ein Kommunist“ und „Deutschland versinkt im Chaos“? Ich bitte sie. Das ist was anderes als die Beispiele im Artikel. Das sollten sie nicht verharmlosen!

  20. 9.

    Ich finde gerade den Wahlkampf dieses Jahr traurig. Die Kandidaten hetzen jeden Tag zu einer anderen Muppetshow, das geht doch nur nach hinten los.
    Vielleicht sollte sich der „ gemeine Bürger“ mal mit den Wahlprogrammen beschäftigen und daran denken, dass nur eine stabile Wirtschaft Deutschland und seinem persönlichen Portemonnaie wirklich hilf.
    Und welche Partei kann am besten Wirtschaft ???