"Mission Silberlocke" -
Der Linken-Politiker Gregor Gysi bewirbt sich bei der Bundestagswahl 2025 in Berlin erneut um ein Direktmandat fürs Parlament. Zusammen mit seinen beiden langjährigen Parteikollegen Dietmar Bartsch und Bodo Ramelow, die in Rostock und Erfurt kandidieren, stellte er am Mittwoch die "Mission Silberlocke" in Berlin vor, deren Ziel es ist, den Einzug der Linken in den Bundestag zu sichern.
"Sollte die Linke ausscheiden aus dem Bundestag bedeutete das, dass es im Bundestag keine linken Argumente mehr gibt", sagte Gysi. Das wäre angesichts eines Rechtsrucks in Deutschland eine "ziemliche Katastrophe". Deshalb hätten er und seine Kollegen sich trotz ihres Lebensalters zur Kandidatur entschlossen.
Zusammen 210 Jahre alt
Der frühere Bundestagsfraktionschef Gysi ist 76 Jahre alt, Ramelow, amtierender Ministerpräsident in Thüringen, ist 68, und Bartsch, ebenfalls früher Fraktionschef im Bundestag, 66. Gysi und Bartsch hatten lange offen gelassen, ob sie erneut für den Bundestag kandidieren, Ramelow ist gerade erst wieder in den Thüringer Landtag gewählt worden.
Dass sie nun Mandate im Bundestag anstreben, hängt mit der Existenzkrise ihrer Partei nach der Abspaltung des Bündnisses Sahra Wagenknecht zusammen. Die Linke liegt in Umfragen bundesweit nur bei drei bis vier Prozent. Würde sie bei der Bundestagswahl drei Direktmandate gewinnen, käme sie wie schon 2021 über die sogenannte Grundmandatsklausel wieder in Fraktionsstärke in den Bundestag. Vor allem Gysi werden in seinem Wahlkreis in Berlin-Köpenick und Ramelow in Erfurt gute Chancen ausgerechnet.
Die neue Linken-Bundesvorsitzende Ines Schwerdtner hatte eine Doppelstrategie für die Wahl angekündigt: Ziel seien sowohl die Direktmandate als auch die fünf Prozent bei den Zweitstimmen. Die "Silberlocken" seien dabei wichtig. Ihr Co-Vorsitzender Jan van Aken sagte diese Woche sogar: "Wir werden ganz sicher drei, wenn nicht vier Direktmandate gewinnen, und die Mission Silberlocke wird da wahrscheinlich zwei zu beisteuern." Es sei "eine Garantie, dass wir im nächsten Bundestag vertreten sein werden".
Sendung: Radioeins, 20.11.2024, 15 Uhr