Nach Ampel-Aus - Scholz bereit zu Gesprächen über früheren Termin für Vertrauensfrage

Fr 08.11.24 | 20:41 Uhr
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Bundeskanzler Olaf Scholz, unterwegs als SPD-Bundestagsabgeordneter im Wahlkreis Potsdam (Quelle: dpa/Patrick Pleul)
Audio: rbb24 Inforadio | 08.11.2024 | Gabor Halasz | Bild: dpa/Patrick Pleul

Der von Bundeskanzler Scholz zunächste genannte Termin für Vertrauensfrage und Neuwahl kommt der Opposition zu spät. Nun hat der Kanzler Gesprächsbereitschaft signalisiert. Doch Wahl-Verantwortliche warnen vor zu viel Eile.

Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) zeigt sich nach dem Aus der Ampel-Koalition gesprächsbereit über den Zeitpunkt einer Vertrauensfrage und der folgenden Neuwahl.

"Ich habe bereits am Mittwochabend angekündigt, dass ich zügig Neuwahlen in Deutschland ermöglichen möchte, damit nach dem Ausscheiden der FDP aus der Koalition bald Klarheit herrscht. Über den Termin sollten wir möglichst unaufgeregt diskutieren", sagte Scholz am Rande des informellen EU-Gipfels in Budapest.

Noch vor Weihnachten Abstimmung über Gesetzentwürfe

Er mahnte aber eine Einigung im Bundestag darüber an, welche Gesetze noch beschlossen werden sollen. Scholz hatte angekündigt, er wolle bis Weihnachten im Bundestag alle Gesetzentwürfe zur Abstimmung stellen, die aus seiner Sicht keinerlei Aufschub duldeten. Rot-Grün hat allerdings ohne die FDP keine Mehrheit mehr im Bundestag.

Zudem erklärte Scholz, der Wahltermin sei kein rein politisch festzusetzendes Datum. Er müsse auch den Anforderungen der Bundeswahlleiterin genügen, um eine ausreichende Zeit für die Organisation einer fairen und demokratischen Wahl zu berücksichtigen.

Bundeswahlleiterin und Berliner Landeswahlleiter warnen vor überstürztem Termin

Bundeswahlleiterin Ruth Brand hat unterdessen in einen Brief an den Bundeskanzler appelliert, auf dem Weg zu Neuwahlen nichts zu überstürzen. Es sei erforderlich, den Zeitraum der 60 Tage ab Auflösung des Bundestags voll ausschöpfen zu können, um die Wahl ordnungsgemäß vorbereiten und durchführen zu können, zitieren mehrere Nachrichtenagenturen aus dem Schreiben. Würden Termine und Fristen für die Bundestagswahl 2025 in die Weihnachtszeit oder in die Zeit zwischen den Jahren fallen, wäre dieser Zeitraum maßgeblich verkürzt.

Berliner Landeswahlleiter: Wahl im Januar wäre "echtes Problem"

Auch der Berliner Landeswahlleiter Stephan Bröchler warnt vor einer zu schnellen Neuwahl. Man brauche eine gute Vorbereitung sagte Bröchler am Freitag in der rbb24 Abendschau. "Der Januar-Termin wäre ein echtes Problem - während, wenn wir das im März machen, alle zu beteiligenden Organisationen – Landeswahlausschuss, die Bezirke – das vorbereiten können." Für die Qualität der Wahl wäre der März eindeutig der bessere Termin. Sollte der Beschluss aber auf einen Wahltermin im Januar fallen, "werden wir das so umsetzen müssen".

Laut Bröchler laufen die Planungen für ein mögliches Szenario am 9. März bereits seit einigen Wochen. Man brauche bestimmte Zeiten, um zum Beispiel Papier zu bestellen oder um Wahllokale zu finden. Zudem werden in Berlin 30.000 Wahlhelferinnen und Wahlhelfer benötigt, die geschult werden müssen. Interessierte könnten sich bereits jetzt auf der Seite des Landeswahlleiters anmelden.

Bisher hat Scholz angekündigt, die Vertrauensfrage im Parlament Mitte Januar zu stellen. Die Neuwahl könnte dann im März stattfinden. Die Opposition plädiert für einen früheren Termin. Die Union etwa geht davon aus, dass die Bundestagswahl etwa bereits am 19. Januar stattfinden könnte, würde Scholz die Vertrauensfrage schon kommende Woche stellen.

Sendung: rbb24 Inforadio, 08.11.2024, 18:00

129 Kommentare

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  1. 129.

    Das heißt, um so leichter fällt es eine emotionale Distanz zu halten

  2. 127.

    Als Beispiel brauchen sie hier nur die aufgeputschte Stimmung betrachten die hier u.a. von AfDlern und anderen Rechtsextremisten geschürt wird.

    Man weiß dass die Rechtsextremisten aber auch das Querfront-stalinistische BSW sich auf dem absteigenden Ast befinden. Also will man den "Schwung" noch mitnehmen um der Demokratie größtmöglichsten Schaden zuzufügen.

  3. 126.

    „Ich halte alle demokratischen Parteien für wichtig, und das verschafft mir die nötige Distanz.“

    Das ist gut.

    „Zugegeben, wenn man eh nicht wählen darf, dann............“

    Heißt?

  4. 125.

    Nachtrag.
    In meinem Heimatland bin ich seit langen eine Wächselwählerin, die Parteien und der Wechsel ihrer Prioritäten sind oft instabil. tja, es ist nicht einfach die Wirtschaft und das Soziales ausgewogen zu gestalten und zu halten, aber immer bedingt das Erste die nachhaltige Gestaltung des Zweiten.
    Der Ostblock dient doch als abschrekendes Beispiel für die alleinige Priorisierung des Sozialen!
    "Wenn Fehler gemacht werden, sollte man daraus lernen", so lautet die Devise, zumindest bei den Lernfähigen.,

  5. 124.

    Kanzler Scholz muss man vorwerfen, behördliche Bedenken gegen einen früheren Wahltermin zu instrumentalisieren. Pfui, wo sind Rückgrat, Anstand, Moral und Selbstachtung bei ihm als Diener des Deutschen Volkes geblieben?

  6. 123.

    Ich persönlich bin momentan mit der bisherigen Abeit der Regierung angesichts der schwierigen Weltlage im großen und ganzen soweit zufrieden, dass ich jetzt keinen dringenden Anlass für vorgezogene Neuwahlen erkennen kann. Manche Opportunisten der Oppositionsparteien wittern anscheinend jetzt ihre ganz große Chance, aber ob sie dann auch als politische Laien der Regierungsverantwortung gewachsen sind, halte ich für äußerst fragwürdig.
    Ich bin jetzt schon gespannt, wer nach Angela Merkel und der Ampelkoalition als näxter weg muss, bis das deutsche Volk endlich zufrieden ist.

  7. 122.

    Ich halte alle demokratischen Parteien für wichtig, und das verschafft mir die nötige Distanz.
    Zugegeben, wenn man eh nicht wählen darf, dann............

  8. 121.

    für irgendeine Koalitionsbildung. Die SPD dürfte ihrerseits kein Bündnis für eine Regierungsbildung mit der CDU/CSU eingehen, wenn die CDU ihre Forderung nach einer sofortigen Vertrauensfrage des Kanzlers umsetzt oder wenn sie der SPD/Grüne-Regierung jegliche Unterstützung bei der Mehrheitsbildung in der Zeit bis 15.01. bzw. bis zu den Neuwahlen in März 2025 verweigert.

    Die Chance aber, zu zeigen, dass die sog. etablierte Parteipolitik aller demokratischen Parteien auch in der Lage ist, im Interesse des Landes gemeinsame Entscheidungen zu treffen, ist in dieser sehr kurzen Zeit eine einmalige Gelegenheit, diese Fähigkeit der Wählerschaft und der Bevölkerung auch zu beweisen.

    Es ist m.E. anständig und vor allem politisch verantwortungsvoll, diese Übergangssituation als gemeinsame Chance zu sehen, sich dem extremen Rechtsruck in Deutschland und in mittlerweile vielen Teilen Europas gemeinsam entgegenzustellen.
    ...

  9. 119.

    Es wird möglich sein, doch sollte nicht der Eindruck erweckt werden, als seien diese Zeitvorgaben zum Wahlablauf wegen dem Wunsch: "möglichstschnell" noch extrem zu verkürzen.

  10. 118.

    Sie sollten Habeck einfach mal zuhören, denn wüssten sie, dass er die Entscheidung des Kanzlers und es ist ausschließlich die Entscheidung des Kanzlers, respektiert. Für Habeck ist nur wichtig, dass der Kanzler in dieser Situation überhaupt die Vertrauensfrage stellt. Und das hat Olaf Scholz bis spätestens zum 15.01.2025 verbindlich zugesagt.

  11. 117.

    Und diese Vermutung stützt sich worauf konkret? Ja, ich weiss mit Angst verkauft man besser, aber trauen Sie den Menschen mehr zu!

  12. 116.

    Hä, das ist doch überhaupt nicht das Thema meines Kommentars, ob ich jodle oder nicht, ob ich einen konstruktiven Misstrauensantrag befürworte oder nicht?!?

  13. 115.

    Geht ganz schnell wenn auch die Grünen den Stecker ziehen, aber die verschleppen es auch. Habeck fehlt der Mut

  14. 114.

    „Pflegen Sie ruhig weiter, die Dinge, die ihnen nicht passen auf den Kopf zu stellen, nur gewöhnen sie sich endlich daran, dass es Menschen gibt, die die selben Dinge mit emotionalen Distanz zu den Akteuren betrachten.“

    Also bitte, wo bleibt denn ihre emotionale Distanz?! Manchmal kann es hilfreich sein vorher in den Spiegel zu schauen.

  15. 113.

    Schnelle Neuwahlen würden nur den extremistischen Parteien nutzen. Aber das ist ja das erklärte Ziel solcher Forderungen.

  16. 111.

    Wenn man den Wahlprozess digitalisieren und automatisieren würde... Und dann noch die Wahlwerbezeit reduzieren würde, könnte man hier effizienter und effektiver sein. Aber im September gibt es dann nicht die nächste Wahl, es gibt feste Zeitabstände zwischen den Wahlen. .

  17. 110.

    "Nebelkerze. Wer glaubt das Scholz, der Vergesslich, irgendetwas aus freien Stücken zum Wohl des Volkes macht hat die letzten 3 Jahre nicht aufgepasst"

    .....oder er bzw. sie hat genau "aufgepasst" und trotzdem eine andere Meinung dazu als Sie und bewertet die letzten drei Jahre deswegen anders. Das könnte es ja schließlich auch geben. Es wäre zumindest eine Möglichkeit.