Bundestagswahl - Knappes Wahlergebnis: CDU-Kandidat Luczak beantragt weitere Nachzählung

Mi 26.02.25 | 16:21 Uhr
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Archivbild:Jan-Marco Luczak, CDU/CSU, aufgenommen im Rahmen einer Wahlkampfveranstaltung in Berlin, 20.02.2025.(Quelle:picture alliance/Photothek/J.Sonntag)
Audio: rbb24 Inforadio | 26.02.2025 | Boris Hermel | Bild: picture alliance/Photothek/J.Sonntag

Der CDU-Direktkandidat für den Wahlkreis Tempelhof-Schöneberg, Jan-Marco-Luczak, beantragt eine Nachzählung der Stimmen in mehreren Wahllokalen. Das geht aus Informationen hervor, die dem rbb exklusiv vorliegen. Bei der Wahl am Sonntag war Luczak seinem grünen Konkurrenten Moritz Heuberger mit nur 61 Stimmen hauchdünn unterlegen.

Bereits am Dienstag waren die Stimmen von drei Wahllokalen im Bezirk Tempelhof-Schöneberg nachgezählt worden und Heubergers Sieg bestätigt worden.

Luczak zufolge gebe es aber in zwei weiteren Urnenwahllokalen und in einem Briefwahllokal Ergebnisse, die nicht plausibel erscheinten und somit auf Zählfehler hindeuten könnten.

So habe der FDP-Kandidat Axel Bering in einem Wahllokal in Mariendorf laut Wahlleitung 11,5 Prozent der Erststimmen erhalten. Dieses Ergebnis liege viel höher als die Erststimmen für die FDP im übrigen Wahlkreis. Gleichzeitig seien mit 19,4 Prozent überproportional weniger Erststimmen für Luczak registriert worden.

Im Nachbarwahllokal hingegen liege die FDP bei den Erstimmen nur bei 2,5 Prozent, während hier auf Luczak 25,4 Prozent der Erstimmen entfallen seien. Aus Sicht des CDU-Kandidaten seien diese Abweichungen nicht plausibel und deuteten darauf hin, dass bei der Auszählung ein Fehler bei der Stapelbildung der Stimmzettel erfolgt sei. Bei der Bezirkswahlleitung und beim Landeswahlleiter beantragt Luczak daher eine Nachzählung der Stimmen dieses Wahllokals.

Luczak spricht von "unplausiblen" Ergebnissen

Darüber hinaus gibt es Luczak zufolge Hinweise auf Unregelmäßigkeiten in einem Wahllokal in Lichtenrade. Dort habe ein Bürger berichtet, dass ihm eine Beobachtung der Auszählung erst ermöglicht wurde, nachdem er die Polizei alarmiert habe. Anschließend habe er festgestellt, dass 10 bis 15 Stimmzettel bei den Erststimmen SPD und Grünen zugeordnet wurden, obwohl erkennbar gewesen sei, dass die Kreuze neben dem Namen von Jan-Marco Luczak gesetzt worden waren.

Unplausibel seien weiter die Ergebnisse in einem Briefwahllokal, in dem Luczak nur halb so viele Erststimmen erhalten habe wie im zugeordneten Urnenwahllokal. Da die CDU regelmäßig deutlich bessere Briefwahlergebnisse verzeichne als in den Urnenwahllokalen, deute auch diese Abweichung auf einen möglichen Zählfehler hin.

Luczak zieht auf jeden Fall in den Bundestag ein

Aufgrund des äußerst knappen Ergebnisses machen diese Auffälligkeiten in drei Wahllokalen aus Sicht von Jan-Marco Luczak eine Nachzählung im gesamten Wahlkreis Tempelhof-Schöneberg erforderlich. Die Mandatsrelevanz sei gegeben. Sollte die Erststimmenmehrheit nicht mehr beim grünen Kandidaten Moritz Heuberger liegen, würde sich die Zusammensetzung der grünen Bundestagsfraktion ändern.

Statt Heuberger würde dann die Grünen-Landesvorsitzende Nina Stahr in den Bundestag einziehen. Jan-Marco Luczak hingegen wird unabhängig von einer Nachzählung im Bundestag bleiben. Er ist über die Landesliste der CDU abgesichert.

Die Bezirkswahlleiterin von Tempelhof-Schöneberg, Jana Schütz, sagte dem rbb, sie prüfe die Hinweise und werde entscheiden, welche Wahllokale überprüft werden müssen. Schütz ist zuversichtlich, dass nicht der gesamte Bezirk Tempelhof-Schöneberg nachgezählt werden muss. Bis kommenden Mittwoch ist noch Zeit, dann müssen alle Bezirke ihre Ergebnisse dem Landeswahlausschuss melden.

Sendung: rbb24 Inforadio, 26.02.2025, 13:41 Uhr

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20 Kommentare

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  1. 20.

    Ja und.....hat er deswegen kein Recht auf eine korrekte Auszählung der Stimmen für ihn ???? Oh man, passt mir nicht in meinen Meinungskram, also kann weg. Merken Sie, dass wegen Leuten wie Ihnen, dieses Land so gespalten ist? Sie halten sich für Ach so demokratisch, lehnen aber bei evt . Unregelmäßigkeiten die Prüfung ab? Hätte es eine Ihnen lieber gewesene Partei betroffen, wären Sie doch auch für eine erneute Zählung. In einer Demokratie gutes Recht für Jeden, auch wenn Sie scheinbar befürchten, dass das Ergebnis für Sie nicht passt.

  2. 19.

    Den Platz im Bundestag hat er ohnehin. Auch ohne Nachzählen.
    Ihm geht es um die Grundsätze der demokratischen Wahl.
    -
    Tipp für Sie: Es gibt günstige Kurse in der VHS: Sinnerfassendes Lesen.

  3. 18.

    Sehr schlechter Verlierer.

  4. 17.

    Natürlich ist es das gute Recht eines Kandidaten ein Ergebnis überprüfen zu lassen. Aber, irgendwann ist es doch genug!

  5. 16.

    Der ist ein ausgewiesener Immobilienlobbyist!

  6. 15.

    Luczak macht jetzt einen auf Trump oder was? Er soll die Niederlage eingestehen. Und sich über das viele Geld als Abgeordneter freuen.

  7. 14.

    So funktioniert Demokratie aber nicht! Die Legitimation der Demokratie ergibt sich ausschließlich daraus, dass Wahlergebnisse keinerlei Zweifel offen lassen. Daher ist eine Neuauszählung ohne Rücksicht auf Kosten und Aufwand immer dann zwingend, wenn berechtigte und begründete Zweifel an der Auszählung bestehen.

  8. 13.

    Vor einigen Wochen wusste Luczak bei einer Veranstaltung in einer Schule auf die Anmerkung eines Schülers, dass Mietenregulierung eine Erleichterung für die Eltern von Jugendlichen sei, zu antworten mit, "Ich glaube, dass Deine Eltern ihre Miete auch so bezahlen können." Einfach frech. Und verlieren kann er auch nicht. Die CDU ist zum Fremdschämen.

  9. 12.

    Er ist über die Landesliste der CDU abgesichert na bloß gut das er sein Versorgungsposten behält sonst hätte er noch einer Arbeit nachgehen müssen.

  10. 11.

    Und jetzt haben wir ein Problem, denn wer weiß ob ein Kassensturz berechtigt, wenn er nicht durchgeführt.
    Das Gleiche gilt auch bei der Wahl. Es gibt berechtigte Zweifel, das einige Wahlbezirke falsch ausgezählt sein könnten. Da finde ich eine Nachzählung schon ok. Und selbst, wenn dann wieder berechtigte Zweifel bestehen, dann halt auch ein drittes oder viertes Mal. Das ganze ist immer ein Spiel der Verhältnismäßigkeit.
    In Zeiten von reinen schwarz/weiß Denken, scheint dies aber vielen verloren zugehen.

  11. 10.

    Tempelhof-Schöneberg braucht umbedingt einen Großimmobilien-Lobbyisten als Direktkandidaten. Deswegen: Schleunigst Nachzählen!

  12. 9.

    Mit "vielleicht" kann ich wenig angfangen. Dann sind ja "vielleicht" auch die zweite, dritte, vierte und fünfte Auszählung falsch....wie lange soll man dann zählen?
    Wenn unberechtigt ein Kassensturz vorgenommen werden muss, sollte das auch der Kunde selbstverständlich bezahlen. Wir haben immer noch die "Unschuldsvermutung" und es muss nicht nachgewiesen werden, dass fehlerfrei gearbeitet wird, sondern Fehler müssen nachgewiesen werden.

  13. 8.

    „…Ergebnisse, die nicht plausibel erscheinten (sic) …“
    Echt jetzt?

  14. 7.

    Vielleicht hat er ja gar nicht verloren? Und was wäre eigentlich, wenn Sie an der Supermarktkasse zu wenig Wechselgeld zurück bekommen? Tragen Sie dann auch die Arbeitszeitkosten des Mitarbeiters, wenn dieser einen Kassensturz macht?
    Jeder sollte zu seinem Recht ohne jegliche Nachteile kommen und das unabhängig von Irgendwas.

  15. 6.

    Was will Herr L eigentlich mit dem ganzen theoretischen vielleicht möglichen etc. etc. Nachgezähle erreichen? Am Ende ist es Steuergeldverschwendung und resourcen bindend. Ich denke er sollte den Spaß jedesmal selber bezahlen. Dann wäre er garantiert nicht so hinterher. Berliner CDU, Kopfschütteln

  16. 5.

    Wow, was passiert denn vor Ort im Wahllokal, wenn wie oben im Beitrag beschrieben ein Beobachter eine falsche Zuordnung von Wahlzetteln feststellt. Wird dann nicht direkt nochmal neu gezählt?
    "Dort habe ein Bürger berichtet, dass ihm eine Beobachtung der Auszählung erst ermöglicht wurde, nachdem er die Polizei alarmiert habe. Anschließend habe er festgestellt, dass 10 bis 15 Stimmzettel bei den Erststimmen SPD und Grünen zugeordnet wurden, obwohl erkennbar gewesen sei, dass die Kreuze neben dem Namen von Jan-Marco Luczak gesetzt worden waren."

  17. 4.

    Nachzählen finde ich o.k., wenn derjenige, der das wünscht auch alle Kosten dafür übernimmt (also nicht die Partei, sondern die Person selber). Warum soll der Steuerzahler dafür aufkommen, wenn jemand eine Niederlage mit seinem psychischen Selbstbild nicht vereinbaren kann?
    Man muss endlich davon wegkommen, dass der Steuerzahler für jeden Wunsch, jede (schlechte) Laune zu zahlen hat.

  18. 3.

    Eigentlich müssten alle Stimmen nochmals außerhalb des zuständigen Wahllokals nachgezählt werden, wenn die Statistik in sich stimmig ist, also die Summe der Stimmen für die einzelnen Parteien und ungültige Stimmen mit der Gesamtsumme der abgegebenen Stimmzetteln übereinstimmt, findet gegenwärtig nur eine stichprobenartige bzw keine Überprüfung der Richtigkeit statt.
    Ich spreche hier aus langjähriger Erfahrung als Mitarbeiter in einem Briefwahllokal. Bei uns wurde jeder Wahlzettel und dessen Parteizuordnung zweimal gezählt, aber das ist nicht verpflichtend und somit sind jederzeit Fehler oder absichtliche Falschzuordnung möglich.

  19. 2.

    Auch wenn ich kein CDU-Anhänger bin, muß ich gestehen, daß ich bei hauchdünnen Wahlergebnissen auch nochmal nachzählen würde. Denn sicher ist sicher.

  20. 1.

    Das haben hauchdünne Mehrheiten so an sich, dass sie zu politischen Zwecken instrumentalisiert und regelmäßig in Frage gestellt werden.
    Menschen machen Fehler, dass weiß natürlich auch der Anfechter.