Interview | Union-Manager Horst Heldt - "Baumgart hat es geschafft, der Mannschaft Stabilität zu geben"

So 30.03.25 | 08:26 Uhr
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Union Berlins Geschäftsführer Profi-Fußball Horst Heldt |Bild: IMAGO/Contrast
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Audio: rbb24 Inforadio | 30.03.2025 | Tabea Kunze | Bild: IMAGO/Contrast

Horst Heldt erlebt eine wechselhafte erste Saison als Geschäftsführer Sport beim 1. FC Union Berlin. Acht Spiele vor dem Saisonende stecken seine Köpenicker noch im Abstiegskampf – trotz eines von Heldt beschriebenen Baumgart-Effekts.

rbb24: Die letzte Länderspielpause ist geschafft, ab jetzt geht es nur noch um den Bundesliga-Endspurt. Was erwarten Sie dort für und mit dem 1. FC Union?

Horst Heldt (Geschäftsführer Union Berlin): Das sind in der Tat jetzt die letzten Wochen. Wir nehmen uns vor, in jedem Spiel optimal zu agieren und möglichst schnell viele Punkte zu sammeln. Die Spiele gegen Frankfurt und München vor der Länderspielpause waren ein guter Schritt nach vorn, aber wir haben noch einige Spiele, die wir erfolgreich gestalten wollen. Man nutzt die Länderspielpause gerne mal, um da mal so ein bisschen runterzufahren, aber wir haben eine gute, intensive Woche gehabt und versuchen jetzt in Freiburg etwas mitzunehmen.

Wie bewerten Sie denn die Entwicklung der Mannschaft unter Steffen Baumgart seit der Winterpause?

Wir müssen da das ein oder andere voneinander trennen. Wir haben den Klassenerhalt als oberstes Ziel ausgegeben, und wenn man mit dem Abstieg zu tun hat, dann bewegt man sich immer in Wellenbewegungen. Das ist das Problem von Mannschaften, die in die Abstiegszone geraten – was wir sind, weil wir in der Hinrunde über eine lange Phase keine Punkte geholt haben.

Also in der Zeit vor Steffen Baumgart?

Ich glaube, dass die Art und Weise, auf die wir unter Steffen Baumgart Fußball spielen, definitiv in vielerlei Hinsicht viel konstruktiver ist – auch mit viel mehr Drang nach vorne. Das ist klar zu erkennen und das geben auch die Fakten her. Statistisch gesehen erarbeiten wir uns viel mehr Möglichkeiten, Tore zu erzielen, haben viel mehr Aktionen in der Offensive. Nur hin und wieder funktioniert es halt mit den Abschlüssen nicht.

Das zu ändern ist ein Ziel, das wir kurzfristig, aber auch mittelfristig verfolgen. Und Steffen hat es geschafft, der Mannschaft in den letzten Wochen Stabilität zu geben. Sie agiert als Einheit und versucht mit Zusammenhalt auch gegen Gegner wie den FC Bayern zu punkten.

Wir wissen, dass dieses kleine Polster ausbaufähig ist, aber auch ganz schnell schrumpfen kann.

Horst Heldt, Geschäftsführer Sport 1. FC Union Berlin

Sie sind sehr erfahren im Abstiegskampf und können dessen Konstellationen sicherlich sehr gut einschätzen. Wie beruhigend sind die sieben Punkte Vorsprung, die Union aktuell auf Platz 16 hat?

Das ist auf jeden Fall ein kleines Polster. Die Mannschaften hinter uns müssen mehr gewinnen als wir, um uns zu überholen – sprich, wir haben die Möglichkeit, den Klassenerhalt aus eigener Hand zu schaffen. Deswegen fokussieren wir uns auf uns, auch in dem Wissen, dass dieses kleine Polster ausbaufähig ist, aber auch ganz schnell schrumpfen kann, wenn wir unsere Hausaufgaben nicht machen. Natürlich müssen wir auch mit den erwähnten Schwankungen gut umgehen und diese begleiten.

Was ist in diesem Umgang mit den Schwankungen wichtig?

Der Abstiegskampf ist eine Situation, in der du tolle Momente erlebst – zum Beispiel, in dem man auswärts in Frankfurt gewinnt – aber auch mit Niederlagen nach Hause gehst, wenn es nicht passt. Das darf dich genauso wenig umwerfen, wie sich nach einem Sieg in Frankfurt keine Zufriedenheit einstellen darf. Dieses Spannungsfeld müssen wir immer wieder bestmöglich vorbereiten, um erfolgreich zu sein.

Worauf liegt denn Ihr Hauptaugenmerk als Manager jetzt zwei Monate vor dem Saisonende?

Der Fokus liegt natürlich darauf, meinen Teil dazu beizutragen, dass wir in der Liga bleiben. Das heißt, die Schwerpunkte sind das Begleiten und Beobachten, der Austausch und die Kommunikation mit dem Trainerteam, aber auch mit einzelnen Spielern. Es geht darum, immer wieder zu ermuntern, positiv zu begleiten, aber auch mal Sachen zu hinterfragen – in Abstimmung mit dem Trainerteam. All das geht nur im Verbund, wenn der ganze Verein dahintersteht.

Aber natürlich gehört es auch dazu, sich gleichzeitig bestmöglich auf die nächste Saison vorzubereiten. Zwei Monate vor Liga-Ende ist schon ein Thema, wie eine mögliche Mannschaft aussieht – auch wenn es wichtig ist, dass der Fokus darauf liegt, was wir aktuell beeinflussen können. Das ist, Punkte zu holen.

Inwiefern wird die Kaderplanung dadurch beeinflusst, dass noch nicht komplett sicher ist, in welcher Liga Ihre Mannschaft in der kommenden Saison spielt?

Das ist immer eine Herausforderung, weil du durch die Eventualitäten mehrgleisig fahren musst und auch Gespräche mehrgleisig führen musst. Ich bin das ja aber teilweise schon gewohnt und wir haben beim aktuellen Kader einen Vertragsstand, der uns für die kommende Saison vieles ermöglicht. Aber ich wiederhole es gerne: Jeder Einzelne kann beeinflussen, dass wir erfolgreich in der Liga bleiben. Da muss alle Kraft hineininvestiert werden und alles andere kriegen wir dann mit Sicherheit geregelt.

Vielen Dank für das Gespräch, Herr Heldt.

Das Interview wurde von Tabea Kunze für das rbb24 Inforadio geführt und für die Online-Veröffentlichung leicht gekürzt und redigiert.

Sendung: rbb UM6, 30.03.2025, 18 Uhr

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22 Kommentare

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  1. 22.

    Der 1.FC Union hat gestern Nachmittag die richtige Antwort gegeben. Tja so mancher Kommentator wird jetzt zwar mit den Zähnen knirschen aber damit muss man dann eben leben

  2. 21.

    Warum kann man nicht anerkennen dass in Berlin 2 Vereine eine Bereicherung sind.Kritik zu üben ,auch mit Ironie ist ok .Aber immer die beißenden ,gehässigen unsachlichen Kommentare das ist einfach nur schmerzlich diese Reduziertheit.Horst Held hat hier eine sehr klare Analyse mit viel Sachverstand,Realitätssinn und völlig sachlich abgegeben .Mein Herz schlägt für Hertha ,freue mich aber für Union wenn sie drin bleiben,die sind eben auch ein ganz besonderer Verein.2 Vereine in der Bundesliga wären doch toll.Früher war ich Tennis Borussia Fan.Lokalderby im Olympiastadion, gefühlt 100.000 Zuschauer,ein gigantisches friedliches Erlebnis

  3. 18.

    Das laufende Verfahren meinte ich doch gar nicht, Sigurd. Hier wurde von Hotte von anderen einseitigen Entscheidungen gesprochen. Er hat leider nicht gesagt, was er damit meint.

  4. 17.

    Auf geht’s Freiburg!

  5. 16.

    yes, Stabilität gebracht, Schritt für Schritt in den Tabellenkeller...
    nebenbei tolle Sprüche und flotte Sprünge am Spielfeldrand....
    trotzdem für heute,
    toi toi toi der Mannschaft
    U.N.V.E.U.

  6. 15.

    Fehlentscheidungen sind doch im Fußball normal, oder wozu wohl der Kölner Keller usw.? Niemand ist perfekt und ein Streit kann ggf. vor einem Gericht entschieden werden. Und dann sollte es aber auch gut sein. Komm bloß nicht mit Fehlurteilen an, das würde dann echt ins Nichts führen.

  7. 14.

    Mike, das Netz ist voll mit Berichten über Fehlentscheidungen des DFB. Einfach mal googeln.

  8. 13.

    Muss das denn immer wieder aufs Neue aufgerollt werden.?
    Diese Diskussion gab es doch in den letzten Wochen immer wieder.
    Alle Argumente sind ausgetauscht, die Meinungen gehen auseinander. Na und?

    Lasst uns das Schiedsgerichtsurteil abwarten…

  9. 12.

    Ich sage nur Glashaus. Lieber mal den Ball flach halten.

  10. 10.

    „ Spätestens in der nächsten Saison geht es ab in Liga zwei. Ich hoffe es klappt schon diese Saison“

    Diese Prophezeiung wird ja jede Saison aufs Neue verbreitet.
    Und trifft nicht ein.
    Finden Sie das nicht auch langweilig?

    Also mal her mit frischen Ideen!

  11. 9.

    Barbara, machen Sie sich mal bitte schlau. Bei fast 70000 Mitgliedern wird ein Stadion wohl nicht viel zu groß sein. Es wollen wohl auch mal Nichtmitglieder in Stadion? Und ob die DFB Urteile korrekt waren wird sich erst noch zeigen. Da gehen die Meinungen auch bei Sportanwälten ziemlich auseinander. Das der DFB seit einiger Zeit ziemlich einseitig Entscheidungen fällt ist der Mehrheit der Vereine bekannt.Bleiben auch Sie bitte Objektiv

  12. 8.

    Wie kommst du drauf, dass das Stadion viel zu groß ist?
    Und ob das Urteil korrekt ist, wird sich zeigen. Ich sehe das anders.

    Und was gibt es noch Kritikwürdiges?

    Glaubst Du, dass der Weg, sich ganz oben fest zu etablieren, widerspruchslos verläuft?

  13. 7.

    Warum so gehässig? In Berlin ist doch wohl Platz für 2.
    In beiden Vereinen spiegelt sich die gesamte Bevölkerung wieder, insofern ist das mit dem „geerdet“ sein sowohl bei rotweiß, als auch bei blauweiß zu finden - oder eben nicht. Diese einseitigen Verurteilungen haben eher was von „mein Buddelförmchen ist aber besser“.
    Das haben wir doch wohl alle nicht nötig!
    Gegenseitiger Respekt wäre zumindest sportlich.
    Ich wünsche Euch viel Glück heute.
    Ein HaHoHe an die Eisernen

  14. 6.

    Bau eines viel zu großen Stadions?

    Union ist mit 70.000 Mitgliedern der größte Fußballklub im Osten Deutschlands und Berlins und spielt in der ersten Liga. Und das alles mit einem vergleichsweise sehr kleinen Stadion. Die 40.000 Plätze werden auch in der zweiten Liga besetzt sein. Da mache ich mir keine Sorgen.

  15. 5.

    Ich fürchte, dass es schneller bergab geht als viele Leute denken. Es ist so vieles, was nicht mehr passt. Lauter Nebenkriegsschauplätze, die vom Sport ablenken. Bau eines viel zu großen Stadions, Gerichtsverfahren gegen völlig korrekte Urteile und, und, und. Das gab es in den guten Jahren nicht.

  16. 4.

    Seht ihr mal lieber zu, dass ihr nicht aus der 2.Liga absteigt. Sonst heißt es vermutlich Konkursantrag und Berlin, da gabs doch mal …

  17. 3.

    Das muss ausgerechnet jemand vom sogenannten Big City Club sagen. Union ist immer geerdet. Wir wissen, dass es auch wieder runter gehen kann.