Meinung - Brandenburg und sein Image: So einfach ist es nicht

Brandenburgs Image ist in den letzten Jahren deutlich aufpoliert worden, sagt eine Studie. Dafür gibt es mehrere Gründe. Doch auf einem Feld tut sich das Landesmarketing schwer, kommentiert Markus Woller.
"Da kannste nich meckern“, heißt es in der aktuellen Brandenburg-Kampagne. Und ja, da kannste nich meckern, finde ich eigentlich auch, wenn ich als gebürtiger Brandenburger an die Kampagnen der letzten Jahre denke.
Dabei war das durchaus mal anders: Als das Landesmarketing 2018 mit "Es kann so einfach sein" als erstem Spruch der Kampagne an den Start ging, war ich nicht überzeugt. "Abgedroschen", dachte ich. Im ersten Werbespot ging es um nichts weiter als die Abgrenzung vom angeblich lauten, hektischen Berlin.
Als billige Profilierung auf dem Rücken der Hauptstadt habe ich das empfunden. Erst recht zusammen mit diesem gespielten Understatement, das in dem "Einfach"-Spruch stets mitschwang. Denn Brandenburg wollte ja eigentlich liebend gern mehr darstellen, hat es aber einfach nicht hinbekommen.
"Tja, Brandenburg"
Aber der Spruch ging viral. Zuerst vor allem im Negativen: Wann immer etwas nicht gelang im Land, schob irgendein Einfaltspinsel (nicht selten ich selbst) den süffisanten Spruch nach: "Tja. Brandenburg. Es kann so einfach sein." Und so blieb er im Kopf, verband sich irgendwann symbiotisch mit dem Land.
Dann passierte, was ich nicht für möglich gehalten hatte: Spektakuläre Dinge gelangen in Brandenburg. Der Bau der Tesla-Fabrik wurde deutschlandweit zum Sinnbild von Geschwindigkeit beim Bauen. Nur möglich, weil auch die Energiewende in diesem Brandenburg tatsächlich zu gelingen schien. Der Strukturwandel nahm Form an. Die Arbeitslosigkeit ging zurück. Das alles war ganz sicher nicht einfach. Aber Brandenburg gab sich lässig: "Es kann so einfach sein."
Tatsächlich eine kleine Auszeichnung
Dass nun eine eigene Studie des Landesmarketings zu dem Schluss kommt, dass Brandenburg seit dem Start der Kampagne deutlich an Kontur gewonnen habe, überrascht mich deshalb gar nicht. Die Sympathiewerte seien gestiegen, heißt es. Besonders bei Frauen. Was auch immer das bedeuten mag.
Ostdeutsche finden Brandenburg als (zeitweisen) Wohnort heute deutlich attraktiver als noch 2017, die Karrierechancen werden von vielen Menschen als besser eingeschätzt und auch die Lebensqualität wird als höher bewertet als noch vor acht Jahren. Landesmarketing-Chef Thomas Braune spricht bei der Vorstellung der Zahlen davon, das Landesmarketing könne sich auf die Schulter klopfen.
Ich finde: Die Zahlen sind tatsächlich eine kleine Auszeichnung. Allerdings weniger für die Kampagne des Landesmarketings als für das Land selbst. Viele der beschriebenen Umfragewerte sind wohl vor allem auf gute Entwicklungen in Brandenburg zurückzuführen. Zudem hat auch die Corona-Zeit zu einem Natur-Wander-Radfahr-Boom geführt, von dem das Wald- und Seen-Land Brandenburg profitiert hat.
Und nicht unwahrscheinlich ist, dass Berlinern ein Brandenburger Wohnort deshalb heute viel attraktiver erscheint, weil man Häuser, Wohnungen oder Studentenheime in der Mark überhaupt noch finden und zum Teil sogar bezahlen kann.
Soundtrack zur guten Entwicklung
Der Kampagne möchte ich heute trotzdem ein Kompliment aussprechen: Sie war so etwas wie der lässige Begleiter, der Soundtrack einer guten Entwicklung im Land. Geholfen hat, dass man sich schnell vom Berlin-Bashing verabschiedet und auf die eigenen Stärken besonnen hatte - und das sogar mit wirklich lustigen, augenzwinkernden Filmen. Da kannste nicht meckern.
Wobei: Trotz all der Sympathie- und Attraktivitätssteigerung, die das Landesmarketing in der Studie zu Tage gefördert haben möchte: Viele Brandenburger selbst scheinen an den Erfolg ihres Landes nicht so recht zu glauben. Die hohen Wahlergebnisse der AfD sind zumindest Ausdruck einer tiefsitzenden Unzufriedenheit.
Den Brandenburgern ihren eigenen Erfolg besser zu verkaufen, daran tut man sich im Landesmarketing offenbar weiter schwer. So einfach ist es dann wohl doch nicht.
Sendung: rbb24 Inforadio, 02.04.2025, 17:05 Uhr