Generationswechsel - Eine Nachfolge auf dem Hof mit Zukunft?

Mi 05.03.25 | 13:05 Uhr
  8
Der "Rüsterhof" in Oder-Spree. Bild: rbb
Bild: rbb/F. Montag

Viele Familienbetriebe finden in Brandenburg keine Nachfolge. Auf einem Ferienhof in Oder-Spree wagen Mutter und Tochter den Übergang. Die Tochter hat neue Ideen und will auf Nachhaltigkeit setzen. Ob das klappt, ist noch offen. Von Felicitas Montag

Elke Melchert pflegt ein braunes Pferd mit einer Bürste. Das Tier wird zusammen mit anderen Pferden und Eseln für einen geführten Ausritt mit Kindern vorbereitet. Neben ihr kümmert sich ihre Tochter Nele um ein anderes Pferd. Beide Frauen tragen identische braune Fleecejacken und bewegen die Bürsten mit Kraft.

Elke Melchert betreibt seit mehr als zehn Jahren einen Ferienhof in Görzig, einem kleinen Dorf in Oder-Spree. Ihre 27-jährige Tochter Nele soll ab Juni in den Betrieb mit einsteigen. In ein paar Jahren soll sie den "Erlebnishof" sogar übernehmen. Der Generationswechsel, der oft in vielen Betrieben nicht funktioniert und zur Schließung führt, soll hier gelingen. Stück für Stück soll Nelle an den Job herangeführt werden.

Viele Unternehmen in Brandenburg ohne Nachfolge

"Ich freue mich darauf, dass wir eine ganze Weile noch zusammenarbeiten können. Das finde ich schön", sagt Ferienhofbesitzerin Elke Melchert. Noch sei vieles offen, aber ihre Tochter soll immer mehr Verantwortung übernehmen. "Wir stehen wirklich ganz am Anfang der Unternehmensübergabe."

In etwa 90.000 Brandenburger Unternehmen sind die Geschäftsführer nach Angaben der Industrie- und Handelskammer Ostbrandenburg älter als 55 Jahre. Laut der Kreditanstalt für Wiederaufbau hat nur jedes zehnte Unternehmen in Brandenburg konkrete Pläne für die Nachfolge in den kommenden fünf Jahren gemacht – der niedrigste Wert deutschlandweit.

Elke und Nele Melchert. Bild: rbb
Elke Melchert mit ihrer Tochter Nele. | Bild: rbb/F.Montag

Tochter ist Veganerin und will besonders auf die Tiere achten

Für eine Weiterentwicklung des Ferienguts ihrer Eltern hat die Marketing-Studentin Nele bereits einige Ideen. Die 27-Jährige ernährt sich vegan. Deshalb stehe für sie das Tierwohl im Vordergrund, sagt sie. Vor allem die Pferde sollen nicht wie bloße Gegenstände behandelt werden. Ein respektvoller Umgang mit den Tieren sei ihr wichtig, sagt die potenzielle Nachfolgerin. "Auch die Kinder, die zum Reitunterricht kommen, können lernen, dass mehr dazugehört als nur Reiten."

Wenn es nach Nele Melchert geht, soll das Thema Nachhaltigkeit auf dem Hof stärker in den Mittelpunkt rücken. Das im Marketing-Studium gesammelte Wissen wolle sie auch praktisch anwenden. So soll der Social-Media-Auftritt des Hofs ausgebaut werden.

Mutter erwartet keine großen Konflikte

Ihre Mutter Elke zeigt sich offen für die Ideen ihrer Tochter. "Das Wichtigste ist schon Toleranz, dass jeder wirklich ein bisschen tolerant ist und dass wir miteinander reden, aber ich bin da eigentlich ganz positiv gestimmt", sagt sie. Sie glaube nicht, dass es künftig große Konflikte um die Art der Hofführung geben wird.

Auch Nele zeigt sich optimistisch, dass die Zusammenarbeit mit ihrer Mutter gut funktionieren wird. Die kommenden zwei Jahre sehen die beiden trotzdem erstmal als eine Art "Probezeit". "Und dann schauen wir, wie sich das irgendwie entwickelt. Es kann ja auch sein, dass das gar nichts für mich ist, dass ich mir das ganz anders vorgestellt habe und dass das dann irgendwie alles nicht passt", sagt die 27-Jährige. "Aber wer nicht wagt, der gewinnt nicht – deswegen einfach ausprobieren."

Sendung: rbb24 Brandenburg Aktuell, 05.03.2025, 19:30 Uhr

Nächster Artikel

8 Kommentare

Wir schließen die Kommentarfunktion, wenn die Zahl der Kommentare so groß ist, dass sie nicht mehr zeitnah moderiert werden können. Weiter schließen wir die Kommentarfunktion, wenn die Kommentare sich nicht mehr auf das Thema beziehen oder eine Vielzahl der Kommentare die Regeln unserer Kommentarrichtlinien verletzt. Bei älteren Beiträgen wird die Kommentarfunktion automatisch geschlossen.

  1. 8.

    Gibt es denn eine faschistische Partei in Deutschland? Wäre die nicht verboten?

  2. 7.

    Na der Unterschied ist, ich wähle demokratisch, nicht faschistisch.
    Mehr ist dazu nicht zu sagen.

  3. 6.

    Was unterscheidet dich von diesen braunen Wählern? Verallgemeinern kannst du jedenfalls gut.

  4. 5.

    Das liest sich vielversprechend und gerade diese "Probezeit" wird wichtig werden - für beide Seiten. Den "Nachwuchs" noch etwas "mitnehmen" und "an der Leine halten" können, aber nicht zu fest. Lernen müssen beide Seiten - die Eine das Loslassen und die Andere das Laufen. Manchmal ist man als Ältere dabei auch sowas wie eine Mischung aus grauer Eminenz und verlässlicher Kumpel, beratend, helfend aber nie bevormundend. Wenns klappt und das wünsche ich den Beiden, ist es eine tolle Sache.

  5. 4.

    Habe ich das richtig gelesen ? Von 90000 Unternehmen werden ca. 10% wahrscheinlich übernommen? Das heißt 81000 Firmen oder was auch immer für Betriebe haben keinen Nachfolger? Warum , warum ,Warum? Ist doch so o schön auf dem Land! Kommt alle alle her. Hier steppt der Bär! Ach ne fliegt der Adler. Wohin wohl?

  6. 3.

    Weil alle so scharf drauf sind, in das von braunen Wählern bewohnte Brandenburg zu ziehen.
    Nicht jeder mag in Uniform um den Maibaum tanzen...

  7. 2.

    Leerstehende Höfe und Häuser in Brandenburg aber alle faseln von Wohnungsnot.

  8. 1.

    Warum nicht und das Konzept ist zeitgemäß, viel Glück.