Generationswechsel - Eine Nachfolge auf dem Hof mit Zukunft?

Viele Familienbetriebe finden in Brandenburg keine Nachfolge. Auf einem Ferienhof in Oder-Spree wagen Mutter und Tochter den Übergang. Die Tochter hat neue Ideen und will auf Nachhaltigkeit setzen. Ob das klappt, ist noch offen. Von Felicitas Montag
Elke Melchert pflegt ein braunes Pferd mit einer Bürste. Das Tier wird zusammen mit anderen Pferden und Eseln für einen geführten Ausritt mit Kindern vorbereitet. Neben ihr kümmert sich ihre Tochter Nele um ein anderes Pferd. Beide Frauen tragen identische braune Fleecejacken und bewegen die Bürsten mit Kraft.
Elke Melchert betreibt seit mehr als zehn Jahren einen Ferienhof in Görzig, einem kleinen Dorf in Oder-Spree. Ihre 27-jährige Tochter Nele soll ab Juni in den Betrieb mit einsteigen. In ein paar Jahren soll sie den "Erlebnishof" sogar übernehmen. Der Generationswechsel, der oft in vielen Betrieben nicht funktioniert und zur Schließung führt, soll hier gelingen. Stück für Stück soll Nelle an den Job herangeführt werden.
Viele Unternehmen in Brandenburg ohne Nachfolge
"Ich freue mich darauf, dass wir eine ganze Weile noch zusammenarbeiten können. Das finde ich schön", sagt Ferienhofbesitzerin Elke Melchert. Noch sei vieles offen, aber ihre Tochter soll immer mehr Verantwortung übernehmen. "Wir stehen wirklich ganz am Anfang der Unternehmensübergabe."
In etwa 90.000 Brandenburger Unternehmen sind die Geschäftsführer nach Angaben der Industrie- und Handelskammer Ostbrandenburg älter als 55 Jahre. Laut der Kreditanstalt für Wiederaufbau hat nur jedes zehnte Unternehmen in Brandenburg konkrete Pläne für die Nachfolge in den kommenden fünf Jahren gemacht – der niedrigste Wert deutschlandweit.

Tochter ist Veganerin und will besonders auf die Tiere achten
Für eine Weiterentwicklung des Ferienguts ihrer Eltern hat die Marketing-Studentin Nele bereits einige Ideen. Die 27-Jährige ernährt sich vegan. Deshalb stehe für sie das Tierwohl im Vordergrund, sagt sie. Vor allem die Pferde sollen nicht wie bloße Gegenstände behandelt werden. Ein respektvoller Umgang mit den Tieren sei ihr wichtig, sagt die potenzielle Nachfolgerin. "Auch die Kinder, die zum Reitunterricht kommen, können lernen, dass mehr dazugehört als nur Reiten."
Wenn es nach Nele Melchert geht, soll das Thema Nachhaltigkeit auf dem Hof stärker in den Mittelpunkt rücken. Das im Marketing-Studium gesammelte Wissen wolle sie auch praktisch anwenden. So soll der Social-Media-Auftritt des Hofs ausgebaut werden.
Mutter erwartet keine großen Konflikte
Ihre Mutter Elke zeigt sich offen für die Ideen ihrer Tochter. "Das Wichtigste ist schon Toleranz, dass jeder wirklich ein bisschen tolerant ist und dass wir miteinander reden, aber ich bin da eigentlich ganz positiv gestimmt", sagt sie. Sie glaube nicht, dass es künftig große Konflikte um die Art der Hofführung geben wird.
Auch Nele zeigt sich optimistisch, dass die Zusammenarbeit mit ihrer Mutter gut funktionieren wird. Die kommenden zwei Jahre sehen die beiden trotzdem erstmal als eine Art "Probezeit". "Und dann schauen wir, wie sich das irgendwie entwickelt. Es kann ja auch sein, dass das gar nichts für mich ist, dass ich mir das ganz anders vorgestellt habe und dass das dann irgendwie alles nicht passt", sagt die 27-Jährige. "Aber wer nicht wagt, der gewinnt nicht – deswegen einfach ausprobieren."
Sendung: rbb24 Brandenburg Aktuell, 05.03.2025, 19:30 Uhr