Sernitz-Moor - Projekt zum Moorschutz in Angermünde gestartet

Di 01.04.25 | 17:35 Uhr
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Renaturierung im Moor (Quelle: dpa/Patrick Pleul)
Video: rbb24 Brandenburg aktuell | 01.04.2025 | Michael Lietz | Bild: dpa/Patrick Pleul

Bundesumweltministerin Steffi Lemke und Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir (beide Grüne) haben am Dienstag den Startschuss für ein neues Moorschutz-Projekt im Sernitz-Moor in Angermünde (Uckermark) gegeben.

Im Rahmen der Initiative "toMOORow" sollen 80 Hektar Torfwiesen im Biosphärenreservat Schorfheide-Chorin wiedervernässt und zugleich bewirtschaftet werden. Das Bundeslandwirtschaftsministerium fördert die Initiative mit zwei Millionen Euro.

Da entwässerte Moore große Mengen klimaschädliches CO2 ausstoßen, ist die Wiedervernässung der meisten Moorflächen aus Sicht der Wissenschaft dringend erforderlich. "Intakte Moore sind gut für das Klima. Sie speichern Kohlenstoff und sind ein einzigartiger Lebensraum für viele bedrohte Arten", sagte Lemke einer Mitteilung zufolge.

Vermarktbare Moorwirtschaft als Ziel

Versandhaus-Unternehmer Michael Otto, dessen Umweltstiftung das Projekt mit einer Million Euro finanziell unterstützt, sagte dem rbb beim Spatenstich: "Wir stecken hier für die Erstfinanzierung Geld hinein, damit wir heute auch das erste Moor als Demonstrationsmodell haben, um zu zeigen, wie das Gesamtkonzept aussehen muss."

Die Planung sieht vor, dass zunächst die Entwässerungsgräben im Sernitz-Moor verfüllt und Sohlschwellen in Fließe eingesetzt werden, um das Wasser zurückzuhalten. Im kommenden Jahr sollen dann die Landwirte mit Techniken wie der Paludikultur auf einer Fläche von 80 Hektar besondere Gräser anbauen. Die Zielsetzung sei dann, "daraus Produkte für die Wirtschaft zu machen, für Kartonage, für Papier, für Dämmstoffe. Nur wenn Landwirte wissen, dass sie das auch vermarkten können, werden sie überhaupt einen solchen Schritt gehen", sagte Otto.

Protest von Anwohnern bei ähnlichen Projekten

Der Preisträger des Alternativen Nobelpreises Michael Succow, der das Projekt federführend begleitet, sagte: "Dieses Projekt ist ein Pionierprojekt, wir brauchen dringend mehr davon und ich bin glücklich, dass einer der großen Unternehmen das begriffen hat."

Die neue Brandenburger Landesregierung ist zuletzt aus ähnlichen Projekten wie im Unteren Finowtal und im Oderbruch - zwischen Eberswalde und Bad Freienwalde - ausgestiegen. Massive Proteste von Anwohnern haben sie zum Umdenken veranlasst. Es wurde unter anderem befürchtet, dass Keller volllaufen oder Traktoren auf den Feldern im Morast versinken.

Sendung: rbb24 Brandenburg aktuell, 01.04.2025, 19:30 Uhr

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6 Kommentare

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  1. 6.

    Setzt doch das ganze Land unter Wasser. Dann geht’s zwar niemanden besser, aber die Waldbrandgefahr ist auch erledigt.
    Ich halt‘s mit Goethe: „Den faulen Pfuhl noch abzuziehen …

  2. 5.

    Vielen Dank, präziser geht's kaum. Hab' gerade den Bericht bei rbb gesehen und der war leider eigentlich nicht so informativ, denn wie man Wasser zu- oder ableitet, wussten die alten Ägypter am Nil schon.
    Ich würde die Moorflächen einfach in Ruhe lassen und dafür Stilllegungsflächen zur Bewirtschaftung freigeben, falls Bedarf an landwirtschaftlicher Nutzung besteht. Das erscheint mir ökonomischer.

  3. 4.

    Für Pflege und Ernte von z.B. Shagnum gibt es inzwischen kleine, ferngesteuerte Raupenfahrzeuge, die im Hankhauser Moor bei Rastede erfolgreich getestet wurden. Nur ein Fahrzeug zum Ernteguttransport ist noch nicht gebaut worden, wohl aber skizziert. Das Sphagnum wird als wasserspeicherndes Material einem Torfersatzsubstrat beigemengt und schützt so noch vorhandene Moore außerhalb von Deutschland ohne effektiven Schutzstatus.

  4. 3.

    Das kommt darauf an, ob es sich um ein bestehendes Moor handelt oder um eine Fläche die wieder Moor werden soll. Wenn ständig darauf rumgewühlt wird, stelle ich den Erfolg in Frage, sowohl für tierische Lebewesen und Moorpflanzen als auch für Landwirte. Ich schätze, da sind Entschädigungszahlungen vorteilhafter. Ich warte noch auf Ihre Antwort bezüglich des Sinns von Mooren im Zusammenhang mit dem Kommentar, auf den Sie antworteten. Mehr als mit Modder werfen, kam ja nicht.

  5. 1.

    Paludikultur, da werden die Landwirte hocherfreut sein, wenn sie leichtere Technik anschaffen sollen, um in der Pampe rumzufahren ohne im Modder einzusacken. Der Millimeter Moor, der bis dahin entstanden ist, wird gleich weggematscht. Hab ich mir mal angesehen, die Ernte der mickrigen Halme erfolgte mit einer Art Mähdrescher auf Panzerketten. Welche Erträge sind denn zu erwarten, wenn der Aufwand abgezogen ist? Null oder weniger? Falls die Erntemaschine festgefahren in der Pampe steht, braucht der Landwirt einen Bergepanzer. Ich glaube, er sollte zu Hause bleiben und nen Schnaps trinken auf die Idee.