Das Grundstück schräg gegenüber vom Berliner Zoo ist in den späten 1950er Jahren ungenutzt. Nach der Beseitigung der Trümmer des im Krieg zerstörten Romanischen Hauses soll dort nun ein neues Geschäftshaus entstehen: eine Art Symbol für den Aufschwung mit einer neuen Berliner Rekordhöhe und einer weithin leuchtenden Fassade aus Glas und Aluminium.

Zwei Jahre dauert die Fertigstellung des Baus. Baubeginn war 1963, 1964 stand der Hochhauskern, 1965 sollte es fertig sein, so der Plan.

Sommer 1964: Die Gedächtniskirche ist fertig, das Bikini auf der Budapester Straße hinter der Kirche ebenfalls und das Europa Center wächst. Die Westberliner können am Breitscheidplatz den Baufortschritt verfolgen: Hier entsteht die Einkaufszukunft.

Am 2. April 1965 dann ist das Haus fertig. 80.000 Quadratmeter Grundfläche, 70 Geschäfte, 22 Geschosse und auf dem Dach das neue Berliner Symbol fürs florierende Geschäft: der Mercedes-Stern - 103 Meter über Berlin.

Die Eröffnung des Europa Centers als eine Art Berlin-Mall, also als Hochhaus mit Ladenkarussell im amerikanischen Stil, wird groß gefeiert: Am 2. April 1965 assistiert Bauherr und Eigentümer Karl-Heinz Pepper Berlins Regierendem Bürgermeister Willy Brandt beim Durchschneiden des Einweihungsbandes.

Bunte Lichter, spiegelnde Oberflächen und futuristisch leuchtende Objekte: Zur Touristenattaktion wird "Die Uhr der fließenden Zeit". Seit 1982 erstreckt sich die mit neongelber Flüssigkeit gefüllte Uhr über insgesamt drei Etagen. An ihrem Flüssigkeitsstand in 12 großen und 30 kleinen Glaskugeln können Besucher die Zeit ablesen - sofern sie das System begreifen.

An der Fassade wird angezeigt, wer drinnen verkauft oder welche Marken gerade wichtig sind. Ein bisschen Westberliner Broadwaychen.

Zum Nachkriegstrend der urbanen Freizeitidylle in der Nachbarschaft zu Geschäft und Kommerz gehörte nach New Yorker Vorbild auch die Kunsteisbahn. Das Europa Center machte da keine Ausnahme: Bis 1979 besaß das Einkaufszentrum eine eigene Schlittschuharena.

Am 10. November 1989, dem Tag nach der Maueröffnung, war der halbe Osten der Stadt im Westen - Ku'damm und Europa Center gehörten zum Pflichtprogramm dieser ersten West-Erkundungen.

Besondere Angebote bekamen damals - selbst im Europa Center - noch eine später vergessene Form: den Zettel.

Zum Indoor-Vergnügen der 1990er gehörte die Palme. Das Europa Center sparte damit nicht: Kaffee unter Palmen.

Asbach-Uralt-Werbung und Wirtshaus-Leuchtreklame wurden in den 2000er Jahren dann abgelöst von...

...Finess First und Saturn. Die Optik des Hauses hat sich vor allem im Einkaufsbereich verändert, blickt man am Europa Center aber nach oben, sieht man wie eh und jeh...

...den Stern des Westens. Nun, 60 Jahre nach Eröffnung des Europa Centers, versteht sich der Kontinent noch immer als eine Art Zentrum des Autobaus, und das Europa Center als seine Werbekrone. Weitere Bildergalerien