Tagebauseen - Wie in der Lausitz die größte künstliche Seenkette Europas entsteht

Mi 02.04.25 | 11:18 Uhr
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Blick vom Aussichtsturm Rostiger Nagel auf den Sedlitzer See (Bild: rbb/Jahn)
rbb/Josefine Jahn
Audio: Antenne Brandenburg | 01.04.2025 | O- Ton Michael Matthes (Bergbausanierer LMBV) | Bild: rbb/Josefine Jahn

Mit Beginn der neuen Saison nimmt der Sedlitzer See weiter Form an, er ist der letzte der insgesamt 23 renaturierten Tagebauseen in der Lausitz. In einem Jahr soll die größte künstliche Seenkette Europas fertig sein.

Während einige Seen im Lausitzer Seenland bereits erschlossen sind, ist der Sedlitzer See der letzte Projektbaustein, der noch auf seine Fertigstellung wartet. Der See wird momentan saniert, rund 200 Hektar Holz befinden sich noch unterhalb der Wasseroberfläche und müssen zunächst beseitigt werden.

"Wir haben im See tote Bäume, die mit der Flutung abgestorben sind", sagte der Abteilungsleiter Projektmanagement der Lausitzer und Mitteldeutschen Bergbau-Verwaltungsgesellschaft (LMBV) Michael Matthes dem rbb am Dienstag. "Die stellen ein Sicherheitsrisiko für den Bootsverkehr dar und müssen alle rausgeholt werden." Die Bäume werden entweder mit dem Bagger aus dem See gezogen oder abgeschnitten, bevor das Holz an einem Umschlagplatz verladen, geschnitten und weiterverwertet wird.

Freigabe für Saison 2026 erwartet

Der Aufwand sei enorm, so Matthes, es seien richtige Wälder, die beseitigt werden müssen. Auf dem See sind schwimmende Pontons mit jeweils einem Bagger verteilt, daneben müssen auch rund 130.000 Kubikmeter Boden abgetragen werden, die knapp unter der Wasseroberfläche liegen. "Der Seenkomplex soll ja touristisch genutzt werden, und der Sedlitzer See ist Dreh- und Angelscheibe, er verbindet den Großräschener See mit dem Geierswalder sowie dem Partwitzer See", so Matthes.

Der Sedlitzer See wird laut dem Chef der LMBV, Bernd Sablotny, voraussichtlich 2026 freigegeben. Dann wird auch der Verbindungskanal zwischen dem Sedlitzer und dem Großräschener See eröffnet. "Das ist der Ilsekanal, ein fester Termin steht zwar noch nicht fest, aber wir gehen fest davon aus, dass in der Saison 2026 die Freigabe erfolgt", teilte Sablotny, dem rbb am Dienstag mit.

Sedlitzer Bucht und Strandpromenade folgen

Die Entwicklung des Lausitzer Seenlands geht auch über die Seenkette hinaus. Am Sedlitzer See (Oberspreewald-Lausitz) entsteht unter anderem die Sedlitzer Bucht, die im Laufe des Jahres 2026 fertiggestellt werden soll. Ein weiteres Projekt ist die Strand-Promenade "Anna Mathilde", die ebenfalls in den kommenden Jahren an den Start gehen soll.

"Wir haben sehr lange um die Grundstücksproblematik ringen müssen und mussten das Objekt mehrfach verschieben", teilte der Verbandvorsteher Detlef Wurzler dem rbb mit. "Aber wir gehen davon aus, dass wir in diesem Jahr mit den Arbeiten beginnen können und das Projekt bis zur Saison 2027 übergeben können."

Mit der Fertigstellung dieser Projekte und der Anbindung des Sedlitzer Sees an die umliegenden Gewässer erhofft sich Wurzler, dass sich das Lausitzer Seenland in den nächsten Jahren zu einem Touristen-Hotspot entwickeln wird.

"In den nächsten fünf bis zehn Jahren wird das Seenland in eine völlig andere Dimension wachsen. Wir denken, dass wir uns mit den Besucherzahlen dem Spreewald sehr schnell annähern werden", so Wurzler weiter.

Großräschener See auch bald vollständig freigegeben

Nachdem der Großräschener See (Oberspreewald-Lausitz) aus Sicherheitsgründen lange gesperrt war, erreichte er Ende letzten Sommers seinen Zielfüllstand und wurde von September bis Oktober 2024 teilweise zum Baden freigeben.

In ein paar Wochen soll der geflutete Tagebausee laut dem Umweltministerium nun komplett freigegeben werden, sodass ab diesem Sommer die ausgebauten Strände freigegeben werden und auch Boote aufs Wasser dürfen. Die Freigabe hängt hier unter anderem noch an der Landesschifffahrtsverordnung.

Der ehemalige Tagebau Meuro wurde seit 2007 geflutet und sollte zunächst 2018 freigegeben werden, die Arbeiten der Bergbausanierer verzögerten sich jedoch durch die anhaltenden Trockenphasen in Südbrandenburg, sodass zunächst nicht genug Wasser vorhanden war, um die Flutung vollständig abzuschließen.

Von ausgekohlten Flächen zur größten künstlichen Seenkette

Seit mehr als zwei Jahrzehnten wird in der Lausitz an der Umwandlung der ehemaligen Tagebauregion zur größten künstlichen Seenkette in Europa gearbeitet. Inzwischen umfasst das Lausitzer Seenland 23 künstlich angelegte Bergbaufolgeseen, von denen bereits neun durch schiffbare Kanäle miteinander verbunden sind.

Die Arbeiten an den Kanälen schreiten ebenfalls voran: Von den 13 geplanten schiffbaren Kanälen sind bereits vier fertiggestellt, sechs weitere befinden sich im Bau, weitere drei sind noch in der Vorplanung.

Die vollständige Bergbausanierung im Lausitzer Seenland ist noch nicht abgeschlossen, auch wenn die touristische Nutzung der Tagebauseen bereits 2003 begann. Einige Seen in der Region haben sich bereits als Anlaufstelle für Wassersport etabliert, wie zum Beispiel der Senftenberger und auch der Gräbendorfer See.

Sendung: Antenne Brandenburg, 01.04.2025, 18:30 Uhr

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24 Kommentare

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  1. 22.

    "Sie lenken aber auch vom Thema ab" Ja genau Helmut Krüger, genau ... Heute Scherzetag?

  2. 21.

    "rechtsextremistische Taten" ... ist das nur ein Vorwand den Nutzer anzusprechen um auf "rechtsextremistische Taten" hinweisen zu wollen, die aber mit dem Artikel so rein gar nicht zu tun haben?

    Man kann die Uhr danach stellen. Ist das eine Art Zwang?

  3. 20.

    Ich bin jetzt kein Fachmann und deswegen stelle ich mir natürlich folgende Fragen wie sieht es um das versickern des Wassers aus? Muss nicht immer eine bestimmte Wassermenge x nachgefüllt werden da es nicht nur verdunstet sondern auch versickert da es ja kein natürlich entstandener See ist der keine Sperrschicht hat. So nennt man das glaube ich. Wie sieht das aus mit der Unterspülung der Ufer? Auch hier gab es ja wohl in der Vergangenheit schon Probleme. Und bei anhaltender Trockenheit in Brandenburg und Umgebung stellt sich eben noch eine andere Frage, war es denn sinnvoll Millionen Liter Wasser in diese Seen zu füllen? Viele Fragen die mir nicht so richtig beantwortet sind

  4. 19.

    Es wurde halt sehr viel Braunkohle aus der Erde geholt. Beispielsweise sind Tagebau Ilse-Ost/Sedlitzer See 267 Mio. t Rohkohle gefördert worden. Bei einer Dichte von 1,2 ... 1,3 t/m^3 ist das ein fehlendes Volumen von 223 ... 205 Mio. m^3. Das Wasservolumen von Sedlitzer See beträgt 212 Mio. m^3. Die Wassermenge deckt die geförderte Kohle ganz gut ab.

  5. 17.

    Der Verursacher für die Restlöcher war das VEB Braunkohlenkombinat Senftenberg. Der flachste See ist über 25 Meter tief. Übermäßiges Algenwachstum ist nicht zu erwarten. Ich schätze, es ist sicherer die Bäume vom Boot aus rauszuziehen als vorher auf dem gekippten, instabilen Gelände zu arbeiten. Eventuell waren toten Bäume im Wasser ein prima Rückzugsgebiet für Fische.

  6. 16.

    Dieser Landstrich hat in den vergangenen Jahren Rekordzahlen im Tourismus erfahren. Trotz der rechtsextremen Umtriebe in der Gegend.
    Scheint also nicht zu stören....ich find die Berliner S-Bahnen nachts auch gefährlicher.

  7. 15.

    In die Sächsische Schweiz fahren die Touristen auch unvermindert und das ist sogar eine nationalbefreite Zone. Ich sehe da beim Tourismus überhaupt kein Problem auf die Region zukommen, wenn es um Rechte geht.

  8. 14.

    Das ist doch mal eine Verdunstungsfläche und großteils auch noch schön flach, damit es schön warmes Wasser gibt für beste Voraussetzungen für im Wasser schwebendes und meist grünes (manchmal blaugrünes) Leben.

  9. 13.

    Das die Hochkippen inzwischen sehr gut bewachsen sind ist Ihnen aber schon bekannt? Sie müssten, wie von Ihnen vorgeschlagen, einige tausend Bäume fällen und würden die entstandenen Rückzugsgebiete der Tiere zerstören. Trotz allem bleibt, durch die entnommene Kohle eine riesige Massendifferenz. Auf den Hochkippen liegen außerdem nur die Aufschlußmassen, durch den Förderbrückenbetrieb wurde der Abraum auf einer Seite aufgenommen und auf der anderen Seite wieder verkippt. Ich würde solch eine Debatte nur dann beginnen, wenn ich dazu auch fachlich in der Lage wäre.

  10. 12.

    Sie lenken aber auch vom Thema ab: Diese Seenkette wird für Massentourismus sorgen, allerdings werden sich viele aber auch überlegen, in ein Landstrich zu fahren, der von rechtsextremistischen Netzwerken unterwandert, bzw. offen geführt wird. das sind die Zusammenhänge, klar jetzt?

  11. 11.

    "Der Aufwand sei enorm, so Matthes, es seien richtige Wälder, die beseitigt werden müssen. " Als einer der Steuerzahler, der das alles bezahlen kann ohne in der Region zu leben, wundert mich die Reihenfolge der Arbeit. Bäume zuerst fällen würde mir als Laie eher einleuchten. Es sei denn, ich habe andere Beteiligte, denen ich die Möglichkeit verschaffen will sehr viel von den Subventionen für sich abzubekommen...
    Aus meiner Wahrnehmung einer der vielen Punkte, wo ziemlich unbekümmert enorm viel Geld vernichtet wird, welches mit etwas mehr Nachdenken hätte auch eingespart werden können. Es ist nicht nur ein ziemlich fragwürdiges technisches Handeln, vielmehr ist es eine merkwürdige Haltung im Umgang mit Steuergeld.

  12. 10.

    Die Hochkippen hätten mehr als nur ein Loch gefüllt.
    Die Kosten hat sich Vattenfall und Leag gespart. Klimawandel und zunehmende Trockenheit waren offenbar kein Thema bei der Planung. Hauptsache für die Verursacher war es billig.

  13. 9.

    Äh? Was hat das eine jetzt mit dem anderen zu tun?
    Muss es bei jedem Thema, um ein ,Rechts' bis ,Rechtsextrem' gehen?

    Auch die "Namen" sind wieder sehr wirr. Hier ist wohl wieder der "Namensklauer" unterwegs. ;-(

  14. 8.

    Dies war auch mein erster Gedanke ...
    Warum war es nicht möglich, die Bäume vorher zu fällen?
    Gab es dafür einen Grund?
    Habt ihr die Antwort, rbb24-Team oder jemand in dieser Runde?

  15. 7.

    Von Ihnen laß ich mir schon gar nichts sagen. Sie haben sich in der Vergangenheit immer positiv über rechtsextremistische Taten geäußert und jetzt das?

  16. 6.

    Haben Sie schon mal darüber nachgedacht, woher der Abraum zum verfüllen herkommen könnte. Wenn Sie eine Menge X entnehmen und verbrennen, wird am Ende immer eine Lücke bleiben.

  17. 5.

    Das Wasser in den Seen fehlt an anderer Stelle. Sinnvoll wäre es gewesen, die Tagebaurestlöcher so weit wie möglich mit dem Abraum zu verfüllen.