Ökodorf Brodowin - Keine Kühe und Ziegen mehr im Ökodorf - Hafermilch boomt
Nach den Ziegen sind nun die Kühe auch weg: Das Ökodorf Brodowin hat wirtschaftliche Probleme. Der Hafermilch-Boom sowie gestiegene Kosten erschweren das Geschäft mit der Bio-Milchproduktion. Der Betrieb will aber auf ein weiteres Tierprodukt setzen.
Die schwierige Wirtschaftslage des Betriebs "Ökodorf Brodowin" im nördlichen Barnim hält an. Nachdem im vergangenen Jahr der Betrieb seine Ziegen abgeben musste, ist nun der Kuhstall leer: Vor vier Wochen habe sich der Betrieb von seiner Milchkuh-Herde getrennt, sagte sein Geschäftsführer Ludolf von Maltzan dem rbb. Das Ökodorf Brodowin ist ein Demeter-Betrieb im gleichnamigen Ortsteil von Chorin.
"Wir sind kuhlos, weil wir es einfach nicht geschafft haben, Milchviehhaltung in die schwarzen Zahlen zu bringen", erklärte von Maltzan. "Da spielt natürlich auch die pflanzliche Milch eine große Rolle, aber auch die Frage, wie teuer es ist, unter unseren Bedingungen - hier im trockenen Brandenburg - Milchviehhaltung zu betreiben." Wiesen, Weiden oder Felder zu bewässern sei für viele Bauern unwirtschaftlich.
Menschen kaufen mehr Hafer-Getränke und weniger Kuhmilch
Vor einem Jahr gab der Ökohof Brodowin seine 250 Ziegen ab. Die Haltung von Milchziegen war laut Angaben des Betriebs länger defizitär gewesen. Immer mehr Menschen würden pflanzliche Alternativen bevorzugen, hieß es. Von Malzan nannte die "Pflanzenmilch, die überall jetzt um sich greift" als Hauptgrund, dass der Betrieb für die Ziegenmilch kaum noch Absatz gefunden habe.
Hafermilch und andere pflanzenbasierte Drinks werden immer beliebter. So hat sich der Pro-Kopf-Absatz von Milchersatzprodukten laut dem Institut der deutschen Wirtschaft zwischen 2018 und 2022 mehr als verdoppelt. Hafermilch macht dabei fast zwei Drittel des Gesamtumsatzes an Milchersatzprodukten aus. Gleichzeitig sank der Verbrauch von Kuhmilch auf den niedrigsten Wert seit 1991.
Die Milch kommt jetzt aus anderen Höfen
Auch das Ökodorf Brodowin ist auf den Haferdrink-Trend aufgesprungen, produziert diesen Milchersatz aber bisher erst in geringem Umfang. Tierische Milch sieht der Geschäftsführer immer noch als wertvolles Produkt, wie er sagt. Deshalb fülle das Ökodorf auch weiterhin Milch ab und stelle andere Milchprodukte in seiner eigenen Molkerei her.
Der Rohstoff Ziegen- und Kuhmilch werde nur jetzt von anderen Biolandwirten zugekauft, sagte Josefine Knauschner vom Ökodorf: "Da gibt es einen Ziegenhof in Brodowin, einen weiteren Milchviehbauern in Serwest und ein, zwei andere Betriebe, die auch ihre Milch hierher liefern." So konnten die eigenen Kosten gesenkt werden, wie Knauschner sagte. Der Demeter-Hof werde sich nicht auflösen, sondern den Fokus auf andere Bereiche wie den Gemüse- und Ackerbau, den Lieferservice oder den Hofladen setzen.
König Charles machte Käse in Brodowin
Zudem will das Ökodorf künftig Biofleisch produzieren und eine Angus-Rinder-Herde mit 30 Tieren züchten. Die Tiere sind für ihre Fleischqualität bekannt, entsprechend hoch ist der Preis.
Das Ökodorf Brodowin, das 1991 aus einer landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaft (LPG) hervorging, wirtschaftet nach Demeter-Richtlinien. Vor zwei Jahren besuchte der englische König Charles III. den Betrieb und durfte selbst Käse machen. Rund 150 Stück entstanden mithilfe des Königs. Bereits im Juni war der Käse ausgereift und ging in den Verkauf.
Sendung: Antenne Brandenburg, 03.04.2025, 15:40 Uhr
Mit Material von Georg-Stefan Russew
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