Ökodorf Brodowin - Keine Kühe und Ziegen mehr im Ökodorf - Hafermilch boomt

So 06.04.25 | 13:17 Uhr
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Archivbild: Blick in den Kuhstall des Ökobauernhofes in Brodowin im Biosphärenreservat Schorfheide-Corin, am 19.08.2004. (Quelle. Picture Alliance/Michael Hanschke)
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Audio: Antenne Brandenburg | 03.04.2025 | Georg-Stefan Russew | Bild: Picture Alliance/Michael Hanschke

Nach den Ziegen sind nun die Kühe auch weg: Das Ökodorf Brodowin hat wirtschaftliche Probleme. Der Hafermilch-Boom sowie gestiegene Kosten erschweren das Geschäft mit der Bio-Milchproduktion. Der Betrieb will aber auf ein weiteres Tierprodukt setzen.

Die schwierige Wirtschaftslage des Betriebs "Ökodorf Brodowin" im nördlichen Barnim hält an. Nachdem im vergangenen Jahr der Betrieb seine Ziegen abgeben musste, ist nun der Kuhstall leer: Vor vier Wochen habe sich der Betrieb von seiner Milchkuh-Herde getrennt, sagte sein Geschäftsführer Ludolf von Maltzan dem rbb. Das Ökodorf Brodowin ist ein Demeter-Betrieb im gleichnamigen Ortsteil von Chorin.

"Wir sind kuhlos, weil wir es einfach nicht geschafft haben, Milchviehhaltung in die schwarzen Zahlen zu bringen", erklärte von Maltzan. "Da spielt natürlich auch die pflanzliche Milch eine große Rolle, aber auch die Frage, wie teuer es ist, unter unseren Bedingungen - hier im trockenen Brandenburg - Milchviehhaltung zu betreiben." Wiesen, Weiden oder Felder zu bewässern sei für viele Bauern unwirtschaftlich.

Menschen kaufen mehr Hafer-Getränke und weniger Kuhmilch

Vor einem Jahr gab der Ökohof Brodowin seine 250 Ziegen ab. Die Haltung von Milchziegen war laut Angaben des Betriebs länger defizitär gewesen. Immer mehr Menschen würden pflanzliche Alternativen bevorzugen, hieß es. Von Malzan nannte die "Pflanzenmilch, die überall jetzt um sich greift" als Hauptgrund, dass der Betrieb für die Ziegenmilch kaum noch Absatz gefunden habe.

Hafermilch und andere pflanzenbasierte Drinks werden immer beliebter. So hat sich der Pro-Kopf-Absatz von Milchersatzprodukten laut dem Institut der deutschen Wirtschaft zwischen 2018 und 2022 mehr als verdoppelt. Hafermilch macht dabei fast zwei Drittel des Gesamtumsatzes an Milchersatzprodukten aus. Gleichzeitig sank der Verbrauch von Kuhmilch auf den niedrigsten Wert seit 1991.

Die Milch kommt jetzt aus anderen Höfen

Auch das Ökodorf Brodowin ist auf den Haferdrink-Trend aufgesprungen, produziert diesen Milchersatz aber bisher erst in geringem Umfang. Tierische Milch sieht der Geschäftsführer immer noch als wertvolles Produkt, wie er sagt. Deshalb fülle das Ökodorf auch weiterhin Milch ab und stelle andere Milchprodukte in seiner eigenen Molkerei her.

Der Rohstoff Ziegen- und Kuhmilch werde nur jetzt von anderen Biolandwirten zugekauft, sagte Josefine Knauschner vom Ökodorf: "Da gibt es einen Ziegenhof in Brodowin, einen weiteren Milchviehbauern in Serwest und ein, zwei andere Betriebe, die auch ihre Milch hierher liefern." So konnten die eigenen Kosten gesenkt werden, wie Knauschner sagte. Der Demeter-Hof werde sich nicht auflösen, sondern den Fokus auf andere Bereiche wie den Gemüse- und Ackerbau, den Lieferservice oder den Hofladen setzen.

König Charles machte Käse in Brodowin

Zudem will das Ökodorf künftig Biofleisch produzieren und eine Angus-Rinder-Herde mit 30 Tieren züchten. Die Tiere sind für ihre Fleischqualität bekannt, entsprechend hoch ist der Preis.

Das Ökodorf Brodowin, das 1991 aus einer landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaft (LPG) hervorging, wirtschaftet nach Demeter-Richtlinien. Vor zwei Jahren besuchte der englische König Charles III. den Betrieb und durfte selbst Käse machen. Rund 150 Stück entstanden mithilfe des Königs. Bereits im Juni war der Käse ausgereift und ging in den Verkauf.

Sendung: Antenne Brandenburg, 03.04.2025, 15:40 Uhr

Mit Material von Georg-Stefan Russew

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102 Kommentare

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  1. 102.

    "Dass erwachsene Menschen Milch trinken, ist eigentlich wider der Natur." Noch so'n Ding, bitte das Gehirn einschalten. Das hat "die Natur" so hingekriegt. Bei vielen Milchwirtschaft betreibenden Völkern in Eurasien und Afrika.

  2. 101.

    "Die Laktosetoleranz vieler Menschen ist ein genetischer Defekt, ..." Das ist eine überhebliche, wertende Aussage, es ist eine genetische Anpassung an die Lebensbedingungen. Hellere Haut wäre dann auch ein "genetischer Defekt". Ganz schnell sind wir dann wieder bei der Rassenlehre. Wenn Ideologie in den Wortschatz übergeht ...!

  3. 99.

    In einem gesunden Körper, steckt ein gesunder Geist. Das kommt auch u.a. von der Hafermilch.

  4. 97.

    gegen das Tierwohl ist nichts einzuwednen, aber gegen die Bevormundung der Milchindustrie und der konventionellen Landwirtschaft (Chem.Dünger!)!

  5. 96.

    Bei mir aber nicht, ich kann literweise Milch trinken, aber nur Bio und Hafermilch, den Kühen und Kälbern zuliebe!!!

  6. 95.

    Dann sag' ich mal so: "Bei fast allen Menschen bildet sich die Produktion des Enzyms Laktase, das für die Verwertung von Milchzucker erforderlich ist, im Laufe des Lebens zurück." Es entsteht eine sog. Laktoseintoleranz.

  7. 94.

    Jetzt haben die jetzt Hafegetränk Konsumieren begriffen, wie Kapitalismus funktioniert: wenn man bedenkt, was für eine gerade zu unanständige Gewinnspanne bei der Herstellung des Hafergetränk erzieht wird, bleibt mir nur zu gratulieren. Hauptsache scheint ein gutes Gewissen.
    Hinweis an die Redahtion: die Plürre als Hafer"milch" zu bezeichnen ist aus Verbrauerschutzgründen falsch und ich bitte das zu berichtigen.

  8. 93.

    Zur „gesunden“ Hafermilch einfach noch mal #29 lesen.

    Da gibt es so einiges, dass nicht gesund ist.
    Aber wenn man dran glaubt, dann soll man es eben

  9. 92.

    Ok, dann solls gut sein.
    Du hast den Unterschied leider nicht verstanden und vergleichst Äpfel mit Birnen, also Haferbrei mit Hafermilch.
    Na dann, soll es so sein :)

  10. 91.

    Ach so, nur weil ich kein Abitur habe und Industriemilch trinke, bin ich jetzt etwas ungebildeter als die Hafermilchtrinker?

  11. 90.

    Kühe die artgerecht auf d. Weide gehalten werden und nicht mit Maismelage gefüttert werden, wäre die Milch gesünder und die Pupse, wenn es welche geben würde, auch nicht schlimm.

    Warum hat Mutter Natur den bitte es für Europäer für gut befunden, dass wir weiterhin Milch vertragen.

    Immer diese extrem Veganer, die mit ihrem nicht ökologischen Essen vieles mit Erdöl betriebenen Schiffen importieren lassen. Dabei sterben auch Tiere. Abgesehen davon gibt es keine Kultur, die komplett vegan lebt.

  12. 88.

    Laktoseintoleranz ist genetisch bedingt. Ihr biologischer Zweck besteht darin, dass ältere Jungtiere den Neugeborenen die Milch nicht wegtrinken. Die Laktosetoleranz vieler Menschen ist ein genetischer Defekt, der sich aber nach Übergang zur Viehzucht als vorteilhaft erwiesen hat.

  13. 87.

    Und die Tiere wurden sicher alle geschlachtet.
    Super.
    Vielleicht doch mal wieder Kuhmilch trinken, damit die arme Tiere nicht dem Messer zum Opfer fallen müssen.
    Die Schlachtung war aufjedenfall gewinnbringend.
    Ach und die Melker sind auch erwerbslos
    Danke ihr lieben Hafermilchkonsumenten.

  14. 86.

    Das ist doch ne gute Entwicklung? wer ernstlich dagegen argumentiert, hat den Schuß noch nicht gehört!

  15. 85.

    Und ja: Hafermilch heute ist vegan und gesund! Die anderen können ja ihre Industriemilch trinken, wohl bekomms!

  16. 84.

    Wir haben in den 60ern auch Haferschleim/Haferkleie von Mutti bekommen und es hat uns nicht geschadet, im Gegenteil, erst EOS, dann Studium. Also, was spricht gegen Hafermilch heute? Nichts!

  17. 83.

    Muttermilch und Kuhmilch haben etwa gleichviel Fettanteil, früher, also auch 1956 fanden regelmäßig Milchkontrollen statt, bei denen der Fettgehalt der Milch jeder einzelnen Kuh gemessen wurde. Das war entscheidend für die Vergütung der Rohmilch in der Molkerei, zumindest in der DDR. Im Laden gab es Vollmilch und Magermilch. Den Kindern wurden sehr viel früher als heute Breie verabreicht, die man selbst kochen musste, Gläschen gab es wohl noch nicht, aber eben auch keine andere überzuckerte Fertigpampe mit Zusatzstoffen, die Allergien auslösen.