Zweiter Tag des Staatsbesuchs - König Charles spricht vor dem Bundestag und macht Käse in Brodowin
Am zweiten Tag seines Staatsbesuchs hat König Charles III. eine Rede im Deutschen Bundestag gehalten. Ein Abstecher nach Brandenburg führte ihn zu Soldaten in Finowfurt und in ein Ökodorf, wo er von einem Unwetter überrascht wurde.
Ein starkes Unwetter mit Blitz und Donner hat das strenge Protokoll des königlichen Besuchs im Ökodorf Brodowin (Barnim) am Donnerstag durcheinandergebracht.
Eigentlich wollte König Charles III. hier innerhalb weniger Minuten Käse machen, eine Begrüßungstorte anschneiden und Kälbchen streicheln. Unmittelbar nach dem Eintreffen des Monarchen zog jedoch ein schweres Unwetter über Brodowin. So musste sich der Monarch in die hofeigene Molkerei zurückziehen, wo er Käsemasse in eine Form füllte und glatt strich - der Protokollpunkt mit den Kälbchen musste entfallen.
Das Ökodorf Brodowin, das 1991 aus einer landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaft (LPG) hervorging, wirtschaftet nach Demeter-Richtlinien. Der Besuch dort galt als Herzensangelegenheit für Charles, der bereits seit den 1980er-Jahren die Landwirtschaft auf seinem Landgut Highgrove auf Öko-Betrieb umgestellt hat.
Charles trifft Soldaten beim Brückenbau
In Finowfurt (Barnim) hatte Charles zuvor ein deutsch-britisches Pionierbrückenbataillon besucht. Dort konnte er mitverfolgen, wie rund 100 Soldaten in wenigen Minuten eine Schnellschwimmbrücke über dem Havel-Oder-Kanal zusammenbauten. Begleitet wurde Charles von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und dem brandenburgischen Ministerpräsidenten Dietmar Woidke (SPD).
Charles' Ehefrau Camilla besuchte während des Brandenburg-Abstechers ihres Mannes zusammen mit Steinmeiers Ehefrau Elke Büdenbender ein Projekt der Berliner Stadtmission und die Komische Oper in der Hauptstadt.
Rede vor dem Deutschen Bundestag
Am Mittag hatte Charles als erster Monarch überhaupt vor den Abgeordneten des Deutschen Bundestags gesprochen. In seiner Rede, die er etwa zur Hälfte auf Deutsch hielt, hob der König die Bedeutung der deutsch-britischen Freundschaft hervor.
Charles sagte, beide Länder hätten gemeinsam eine Führungsrolle übernommen - zum Beispiel beim Ausbau der Erneuerbaren Energien und im Kampf gegen den Klimawandel. Außerdem würdigte er die große Einigkeit in der Reaktion auf den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine.
Mit dem Auftritt des Königs im Bundestag waren im Vorfeld nicht alle einverstanden. Linken-Chef Martin Schirdewan kritisierte beispielsweise, dass man sich von "jemandem ins Stammbuch schreiben lässt, der buchstäblich mit dem goldenen Löffel im Mund geboren wurde".
Eintrag ins Goldene Buch der Stadt
Am Donnerstagvormittag hatte sich Charles III. in das Goldene Buch der Stadt Berlin eingetragen. Die Unterschrift fand im Hotel Adlon statt, wo das Königspaar während des dreitägigen Staatsbesuchs wohnt. Anschließend wurde Charles von Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) im Kanzleramt empfangen. Scholz hatte nicht am Staatsbankett am Vorabend teilgenommen. Auch ein Besuch auf einem Berliner Wochenmarkt auf dem Wittenbergplatz stand für das Königspaar auf dem Plan.
Am Freitag wird das königliche Paar mit Steinmeier und Büdenbender weiter nach Hamburg fahren, mit einem regulären ICE. Mit einem Empfang auf Einladung der britischen Botschaft soll die Staatsvisite dort am Abend enden.
Sendung: Antenne Brandenburg, 30.03.2023, 12:00 Uhr