Bürgerentscheid im Mai - Potsdamer Stadtverordnete stimmen für Abwahl von Oberbürgermeister Schubert

Mi 02.04.25 | 20:59 Uhr
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Oberbürgermeister Mike Schubert (SPD) bei der Sitzung der Potsdamer Stadtverordnetenversammlung mit einer Abstimmung über einen Abwahlantrag gegen ihn. (Quelle: Picture Alliance/Jens Kalaene)
Video: rbb24 Brandenburg aktuell | 02.04.2025 | Nachrichten | Bild: Picture Alliance/Jens Kalaene

Die Mehrheit der Potsdamer Stadtverordneten stimmte am Mittwoch für die Abwahl des umstrittenen Oberbürgermeisters Mike Schubert (SPD). Die endgültige Entscheidung, ob der Rathauschef seinen Posten vorzeitig räumen muss, ist damit aber nicht gefallen.

Die Potsdamer Stadtverordneten haben am Mittwoch einem Antrag zur Abwahl von Oberbürgermeister Mike Schubert (SPD) zugestimmt - und damit für einen Bürgerentscheid votiert. Bis auf die SPD, Schuberts eigener Partei, stimmten alle gegen den umstrittenen Rathauschef. Eingebracht wurde der Antrag von der Fraktion Fraktion BVB/Freie Wähler.

44 von 56 Stadtverordnete sprachen sich gegen Schubert aus, darunter auch sechs AfD-Politiker. Damit wurde die notwendige Zwei-Drittel-Mehrheit (38 Stimmen) erreicht. Es gab neun Nein-Stimmen.

Bürgerentscheid am 25. Mai?

Die endgültige Entscheidung, ob der Rathauschef seinen Posten nun vorzeitig räumen muss, ist damit aber noch nicht gefallen. Nimmt Schubert das Votum der Stadtverordneten nicht an, findet am 25. Mai ein Bürgerentscheid statt. Etwa 138.000 Menschen wären dann wahlberechtigt.

Der SPD-Politiker wäre mit einem Bürgerentscheid abgewählt, wenn eine Mehrheit dafür stimmt und es mindestens ein Viertel der wahlberechtigten Personen sind. Die Kosten für einen Bürgerentscheid schätzt die Verwaltung auf rund 250.000 Euro.

Der Oberbürgermeister kann jedoch binnen einer Woche auch erklären, auf den Bürgerentscheid zu verzichten und würde damit als abgewählt gelten. In der Vergangenheit hatte Schubert stets betont, er wolle sich dem Votum der Bürger stellen.

Auch am Mittwoch bekräftigte Schubert das noch einmal: "Die heutige Entscheidung respektiere ich. Sie ändert aber nichts an meiner Einstellung für diese Stadt arbeiten zu wollen", sagte er. "Ich stelle mich dem Votum der Potsdamer, denn sie und nicht die Mehrheit der Stadtverordneten haben mich in dieses Amt gewählt." Darüber hinaus zeigte er sich optimistisch, dass die Mehrheit der Potsdamerinnen und Potsdamer hinter ihm stehe.

Schubert warb vor Abstimmung um weitere Zusammenarbeit

Schubert hatte kurz vor der Abstimmung noch für eine weitere Zusammenarbeit mit den Stadtfraktionen geworben. In der Stadtverordnetenversammlung betonte er sein Bestreben, Kompromisse zu finden. "Wir haben im letzten Quartal eine Menge gemeinsam erreicht - was ich gern im Sinne der Bürgerinnen und Bürger fortsetzen würde", sagte der SPD-Politiker.

"Ich bin bis heute davon überzeugt, dass die Bürgerinnen und Bürger, damals wie heute, von manchem Dauerstreit in der Stadtpolitik die Nase voll haben und sich wünschen, dass wir bei Fragen, die nicht überlebenswichtig sind, auch mal nach gemeinsamen Lösungen suchen - und uns einigen", sagte Schubert weiter. Zudem gestand der Verwaltungschef Fehler ein. "Ich bin nicht fehlerlos", sagte Schubert. "Und ich habe sie da, wo immer es ging, korrigiert, damit sie sich nicht wiederholen."

Rathauschef steht schon länger in der Kritik

Rathauschef Schubert steht schon länger wegen eines Ermittlungsverfahrens wegen kostenloser VIP-Tickets für ihn und seine Frau in der Kritik - es wurde gegen Geldauflagen eingestellt. Es gab aber auch immer wieder Kritik an seiner Amtsführung. Schubert sei nicht wertschätzend gegenüber Mitarbeitern und Kollegen, seine Führungskultur "toxisch". Die beiden Beigeordneten Walid Hafezi und Noosha Aubel hatten dies unter anderem als Grund dafür genannt, warum sie Potsdam verließen, Hafezi nach nur einem Jahr im Amt.

Die Stadtverordneten werfen ihm auch vor, er löse keine Probleme. Beispiele dafür seien der nicht gut funktionierende Bürgerservice, der Mangel an bezahlbaren Wohnungen oder der plötzlich auftretende Fehlbetrag bei der Wasserrechnung im letzten Quartal.

In dem Abwahlantrag heißt es unter anderem, die Integrität Schuberts sei beschädigt und es gebe zunehmende Beschwerden von Bürgerinnen und Bürgern.

"Charme-Offensive" Schuberts sei wenig glaubwürdig

Hans-Jürgen Scharfenberg, der Vorsitzende der BfW-Fraktion, sprach schon vor Monaten von einem Versagen Schuberts als Kopf der Verwaltung. Das Vertrauensverhältnis sei zerrüttet. Die Wählergruppe Die Andere warf Schubert damals vor, die Stadtverwaltung ineffektiv zu leiten und wichtige Aufgaben zu vernachlässigen. Die CDU kreidete ihm an, dass er bislang keines der angekündigten Vorhaben vor allem beim Wohnungsbau umgesetzt habe.

Auch am Mittwoch musste Schubert Kritik aus den Stadtfraktionen hinnehmen. Unter anderem war von einer "Charme-Offensive" Schuberts die Rede, die wenig glaubwürdig sei, und von "Selbstüberhöhung".

Bereits im Mai 2024 hatte die Stadtverordnetenversammlung einen Abwahlantrag gegen den 52-Jährigen eingereicht, nachdem die Staatsanwaltschaft Ermittlungen gegen ihn aufgenommen hatte. Dieser Antrag wurde allerdings zurückgezogen, als bekannt wurde, dass er mit Stimmen der AfD-Fraktion zustande gekommen war. Schubert ist seit 2018 Oberbürgermeister, seine reguläre Amtszeit dauert bis Herbst 2026.

Sendung: rbb24 Brandenburg aktuell, 2.4.2025, 19:30 Uhr

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42 Kommentare

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  1. 42.

    Na, das sind doch "authentische Äußerungen", prallvoll gefüllt mit Inhalt. ;-)

  2. 41.

    Dieser ganze Helmut Krüger Schwachsinn geht mir dermaßen auf den Sack.

  3. 40.

    Ihren Kommentar vom 02.04.2025, 20:55 Uhr habe ich aufmerksam gelesen. Mir ist dabei nicht aufgefallen, dass es Ihnen dabei mehr um das Prinzip ging. Ihre beiden ersten Sätze verstehe ich als ganz klar auf den Artikel bezogen. Deshalb mein Kommentar darauf. Ich wollte Sie keinesfalls belehren.
    Was das Prinzip betrifft. Ich halte es keinesfalls für sinnvoll auf sinnige Anträge zu verzichten, nur weil es dafür auch Stimmen aus der AfD-Fraktion gibt. In diesem Fall, mal auf die Spitze getrieben, müssten gar keine mehr gestellt werden. Sie verstehen sicherlich was ich damit meine. Richtig brenzlig wird es, wenn Anträge auf deren Zustimmung angewiesen sind. Ebenfalls brenzlig, wenn Haupt-Themen dieser Partei in milderer Form zunehmend Einzug in Programme von „Altparteien“ nehmen.
    Völlig ohne Ironie.

  4. 39.

    Wäre wäre denn ein möglicher Nachfolger? Gibt es schon Vorschläge?

  5. 38.

    Das ist auch etwas, was abseits der berechtigten Kritik an Schubert auch mich umtreibt. Das Tischtuch zw. Schubert und der Verwaltung war durch die jeweils minimal anderen Wortlaute an Bedienstete - wg. des Offenlegens von Durchstechereien - faktisch früh zerschnitten. Kein Zufall, dass seinerzeit neben Burkhard Exner auch ein Mann der Verwaltung bei der Aufstellung des SPD-Kandidaten gegen Schubert kandidierte.

    Anders als sprunghaft lassen sich die vergangenen Jahre an der Verwaltungsspitze nicht bezeichnen und auch beim OB-Amt selber.

    Nur, wer macht es und mit welcher Wahrscheinlichkeit? Angesichts des riesig breiten Spektrums zw. CDU und Sozial.Die Linke, BFW und Die aNDERE kommt mir das Ganze so vor wie die Aufgabe, Wolf, Ziege u. Kohlkopf über den Fluss zu bringen. Wer aber soll es sein, der etwas auseinander- und wieder zusammenbringt, wenn einer auch noch gehörig Welle macht?



  6. 37.

    Warum reicht ein Votum der Stadtverordnetenversammlung nicht aus? Nur die SPD steht hinter ihm, sonst niemand?
    Leider habe ich selbst die Erfahrung gemacht als ich mit einige n Immobilienbesitzern bei ihm einen Termin hatte und er uns annähernd 30 Minuten hat warten lassen! Unsere Meinung zur Einzelhandelsentwicklung hat ihn gar nicht interessiert! Dann das Thema Weihnachtsmarkt und das Projekt „Autoarme Innenstadt“ bei jeder Straße Konzepte vorlegen, aber nicht umsetzen, aber die Parkplätze sind weg!
    Jetzt das Thema Wolfgang Joop, was 150.000€ kostet, wofür?
    Und zum Abschied einen Bürgerentscheid der auch 150.000€ kosten wird, aber die Wasserrechnung nicht bezahlen können, weil das Geld knapp ist!
    Wahrscheinlich dauert auch aus Geldknappheit und schlechter Koordinationen der Bauarbeiten in der Brandenburger so unendlich lange!

  7. 36.

    §81 Abs. 1 und 2 Brandenburgisches Kommunalwahlgesetz... Die Gemeindevertreter können dies sehr wohl und zwar nach einem Bürgerbegehren.

  8. 35.

    Für dieses Verhalten hätte jeder Beamte oder Verwaltungsangestellte ein Disziplinarverfahren am Hals gehabt.
    Es war eben nicht nur einfach die Einladung, es waren explizit VIP-Karten für ihn und seine Frau. Das geht damit schon mal über seine Repräsentationspflichten etwas hinaus. Dass Herr Schubert darüber hinaus aber dann auch an Geldzuweisungen für eben diesen Verein aktiv mitgewirkt hat, lässt dann eben doch den Anschein einer Vorteilsnahme Schuberts und damit Bestechung durch den Verein als möglich erscheinen und das geht gar nicht.

  9. 34.

    Noch hat der Amtierende seine Entscheidung nicht veröffentlich, ob er auch den Wählenden über die letzten 18 Monate seiner jetzigen Amtszeit die 250.000-€-Frage stellen wird - sollte er nicht verzichten dürften jedenfals seine Tage als Oberbürgermeister auf eine Wahlperiode begrenzt sein.

  10. 33.

    Leider ist Deutschland ein Beamtenstaat, der sich immer weiter auswächst . Politiker und Beamte sollten zum Wohle des Volkes dienen. Die meisten befinden sich in einem Pesions-Zug und dort noch im Schlafwagenabteil. Sieht mach sich die Diätenerhöhungen und sonstigen finanziellen Zuschüsse an, dann ist das Stuhlkleben selbsterklärend. Wortbruch, Erinnerungsstücke usw. zeigen, dass nur wenige mit einer weißen Weste unterwegs sind.
    Gleiches gilt auch für OBs. Die Abwahlkosten sind bekannt. Welche(r)Kandidat(in) könnte ein leuchtendes Vorbild sein und seine Aufgaben richtig anpacken. Mir drängt sich keiner auf.
    Vielleicht kommt der Zauberhut zu Einsatz.

  11. 31.

    Der Topf ist ziemlich groß, in den Sie da nahezu alles hineinrühren. Die Gleichsetzungen von etwas, was nicht gleichgesetzt werden kann. Auf den Größenunterschied verweisen Sie selber.

    Einer steht bei dubiosen Geschäftspraktiken vornean, fädelt sie ein und kommt immer auf neue Ideen.
    Ein anderer nimmt sie billigend in Kauf, weil ihm die Karriere wichtiger ist und ist dankbar, wenn sie beendet werden. Das trifft bspw. auf Friedrich Merz mit Cum Ex und Black Rock zu.
    Und wieder ein anderer ist da im Prinzip garnicht involviert, allerdings besteht seine Mittäterschaft darin, Ermittlungen gegen eine Bank, die hanseatische Warburg-Bank zu erschweren und sich beim Termin-Vergeigen auf sein falsches Gedächtnis zu berufen. Das Motiv von Scholz war nicht Bestechlichkeit, war auch keine Förderung solcher Praktiken, sondern war m. E. ein falsch gemeinter Schutz vermeintl. hoch angesehener hanseatischer Institutionen.

  12. 30.

    "Ihre Stimmen werden von keiner anderen Seite mit einkalkuliert. Das ist übrigens auch logisch und konsequent."
    Ich weiß nicht.

  13. 29.

    War ja klar. Wenn man heutzutage jemanden was auswischen will macht man das halt. Auch wenn es eher lächerlich ist. Auf Inhalte kommt es dabei selten an.

  14. 28.

    So ist das - gut organisierte Kliken s.g. demokratischer Mitte werden immer überleben und weiter Regieren. Wenn einer Tafelschokolade klaut oder 2 Karten schnappt wird vor Gericht gestellt, aber doch nicht Ursula v. L. (z.B. für Beraterverträge und EU Masken), O. Sch. (z.B. für Bankenskandale) und Gerhard Sch. ((z.B. für Gazprom).

  15. 27.

    Vielleicht ist Ihnen noch nicht aufgefallen, dass Diejenigen, die alle anderen als "Altparteien" bezeichnen, von eben Jenen, so Titulierten als Stimmenblock neutralisiert werden. Das heißt: Jene Partei, die sich wie die Nazis seinerzeit als "Neue Kraft" definiert, kann stimmen wie sie will und aus welchen Motiven heraus, wie sie will.

    Ihre Stimmen werden von keiner anderen Seite mit einkalkuliert. Das ist übrigens auch logisch und konsequent.

  16. 26.

    Irgendwie scheint niemand zu interessieren, wer denn ein erfolgversprechender Nachfolger wäre? Gibt es da Kandidaten?

  17. 24.

    Zum anderen, tatsächlich von mir geschriebenem Beitrag, den Sie hier als Link einführen:

    Formulierungen wie: "Vielfach gibt es ..." " vglw. mehr als anderswo" sind kein Wettern, sondern allenfalls die zugespitzte Beschreibung von Tendenzen. Daran knüpft sich auch mein Demokratieverständnis an: Kein Zusammenstehen von Truppen, die vorab durchgezählt werden, sondern ganz altmodisch ein Austausch von Argumenten. Insofern ist das Mehrheitsprinzip zeitlich gesehen das Letzte, was eine Demokratie auszeichnet, nicht das Allererste.

    Sowohl Bundestags-, als auch Landtagsabgeordnete, als auch Stadtverordnete könnten sich durchaus alphabetisch hinsetzen und nach der Hälfte der Legislaturperiode dann im umgekehrten Alphabet, dass die mit Z im Nachnamen nicht immer nur hinten sitzen. ;-

  18. 23.

    Da habe ich wohl schnell von unseren Politikern gelernt "was interessiert mich mein Geschätz von gestern", wie auch der andauernde Nick-Wechsel Ernst Haft nicht.