Finanzierung der Tagebausanierung - Umweltverbände werfen Leag Tricks durch neue Struktur vor

Mo 14.04.25 | 15:06 Uhr | Von Andreas Rausch
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Ein Schaufelradbagger im Tagebau Jänschwalde (Foto: rbb)
Video: rbb24 Brandenburg aktuell | 12.04.2025 | Andreas Rausch | Bild: rbb

Umweltverbände befürchten, dass die Leag nach Umstrukturierungen nicht für die Sanierung der ausgekohlten Tagebaue aufkommen wird. Der Energiekonzern widerspricht - und bekommt Rückendeckung von den Behörden. Von Andreas Rausch

  • Umweltnetzwerk "Beyond Fossil Fuels" befürchtet, Leag könnte sich aus finanzieller Verantwortung bei Tagebausanierung ziehen
  • durch Umstrukturierung könnte Braunkohlegeschäft in "Bad Bank" ausgegliedert werden
  • Leag widerspricht und erklärt, Investor habe bislang kein Geld aus dem Unternehmen gezogen
  • Landesbergbauamt sieht keinen Anlass, an Leag-Verpflichtungen zu zweifeln

Es ist ein bedrohliches Szenario, das das Klimanetzwerk "Beyond Fossil Fuels" in Cottbus an die Wand malt: Dunkle Hintermänner aus Tschechien saugen die Lausitz aus, die Region ist in der Hand dubioser Geschäftemacher.

Es geht um das Energieunternehmen Leag, um den Braunkohleausstieg und die Kosten, die damit verbunden sind. Per Gesetz ist der Konzern dazu verpflichtet, für die Sanierung der ausgekohlten Tagebaue aufzukommen. Die Landschaft - so die Auflage - soll nach der Kohle wieder nutzbar sein, keine Brachfläche. Unter anderem Greenpeace befürchtet, dass sich die Leag um diese Kosten drücken könnte, die Sanierung also bei Land und Bund liegen bleibt und damit beim Steuerzahler.

Sanierungskosten bislang nicht finanziert

Der tschechische Leag-Eigentümer EPH habe Milliarden an Gewinnen aus der Lausitz gezogen, so Karsten Smid von Greenpeace. Die Rekultivierungskosten seien kaum zu beziffern, dennoch schätzt Greenpeace einen Betrag zwischen fünf und zehn Milliarden Euro allein für die Lausitzer Tagebaue. "Die sind nicht gegenfinanziert", so Smid. "Hier rennt die Lausitz sehenden Auges auf eine Katastrophe zu", sagt er.

Als Grundlage dienen Greenpeace die Kosten, die schon jetzt für alte Tagebaue aufgelaufen sind. Die Lausitzer und Mitteldeutsche Bergbauverwaltungs Gmbh (LMBV) - ein bundeseigenes Unternehmen, das sich um die Sanierung alter Tagebaue aus DDR-Zeiten kümmert - hat seit 1990 rund zwölf Milliarden Euro in die Rekultivierung der Lausitzer Tagebaue gesteckt. Dazu gehört beispielsweise das Anlegen des Großräschener Sees. Greenpeace befürchtet ähnliche Größenordnungen für die aktuell noch laufenden Tagebaue.

Die Umweltverbände befürchten nun, dass die Leag durch Tricks um die Finanzierung der Sanierung herumkommen will. Eine kürzliche Umstrukturierung des Konzerns verstärkt diese Befürchtungen weiter.

Braunkohlesparte als Bad Bank?

Die Leag als Konzern besteht erst seit 2016. Ein tschechisches Konsortium um EPH hatte damals die Braunkohlesparte vom schwedischen Unternehmen Vattenfall gekauft. Nun hat sich die Leag als Konzern neu aufgestellt und in einer neuen Holding drei eigenständige Unternehmenssparten vereinigt. Die Tagebaue und die Kraftwerke der Leag laufen dabei wie zuvor als eigene Unternehmenszweige weiter. Eine weitere Gesellschaft, die Leag Gigawatt GmbH, bündelt wiederum das "Neugeschäft" des Konzerns, das überwiegend mit Strom aus erneuerbaren Energien befasst. [Details zur neuen Struktur der Leag lesen Sie hier.]

Weil ein Unternehmen nicht für das andere haftet - und auch der Mutterkonzern nicht für seine Tochterunternehmen aufkommt - befürchten die Umweltverbände, dass die weiterhin profitablen Unternehmensteile der Leag auch zukünftig Gewinne abwerfen können, während die Braunkohlesparte in die Insolvenz rutschen könnte. Befürchtet wird, dass die Kraftwerks- und Tagebausparten zu sogenannten "Bad Banks" werden könnten.

Die Leag könnte auf diesem Weg die Gewinne aus erneuerbaren Energien weiterhin einstreichen und müsste andererseits nicht mehr für die Sanierung der Tagebaue aufkommen. Für weitere Unruhe sorgt, dass kürzlich zwei von vier Leag-Vorständen überraschend das Unternehmen verlassen haben - nachdem die Umstrukturierung abgeschlossen war.

Genaue Sanierungskosten weiter unklar

Der Leag-Vorstandsvorsitzende Adolf Roesch sagte dem rbb, dass die Gefahr nicht bestehe. Als Beleg dafür sieht er, dass der Eigentümer EPH seit seinem Investment nicht ein einziges Mal Geld aus der Leag herausgezogen habe. "Alles, was wir erwirtschaftet haben, steht uns zur Verfügung, dass wir investieren können", so Roesch.

Knackpunkt bleibt die genaue Höhe der Sanierungskosten und die Mittel, die die Leag bereitstellt, um für sie aufzukommen. Rund 2,6 Milliarden Euro hat die Leag laut der aktuellsten vorliegenden Bilanz von 2023 in Rückstellungen. Im Falle einer Insolvenz der Bergbausparte könnte das Geld Teil der Insolvenzmasse werden und damit nicht mehr für die Sanierung genutzt werden.

Hinzu kommen noch Gelder in Vorsorgegesellschaften, die das Unternehmen gemeinsam mit den Ländern Brandenburg und Sachsen gegründet hat. Stand 2023 sind darin rund 213 Millionen Euro für Brandenburg und rund 290 Millionen Euro für Sachsen gesichert. Bis 2038, dem Ende der Braunkohle, soll dieser Betrag auf nicht mal eine Milliarde Euro wachsen. Für die Sanierung der Tagebaue wird das nicht reichen.

Zuständige Behörde sieht keine Gefahr

Zuständig für die Überwachung der Leag ist das Landesamt für Bergbau, Geologie und Rohstoffe (LGBR) in Cottbus. Die Behörde wacht auch darüber, ob der Energiekonzern seinen finanziellen Verpflichtungen zur Sanierung nachkommt. Das LGBR rechnet seinerseits mit Gesamtkosten für die Sanierung von rund zwei Milliarden Euro.

Der Leiter des LGBR, Sebastian Fritze, ist bei dem Thema pragmatisch, wie er sagt. "Die Sanierungsleistung ist zu erbringen und die Landschaft in unserer Heimat ist wieder heile zu machen", so Fritze. "Das steht so im Bundesberggesetz und das fordern wir ein", sagt er. Bislang habe die Behörde auch keine schlechten Erfahrungen mit der Leag gemacht.

Dafür spricht auch ein Großprojekt im Lausitzer Strukturwandel. Die rund 300 Millionen Euro zur Herstellung des Cottbuser Ostsees - die Sanierung des ehemaligen Tagebaus Cottbus Nord - hat die Leag selbst bezahlt. So, wie es das Gesetz vorschreibt.

Sendung: rbb24 Brandenburg aktuell, 12.04.2025, 19:30 Uhr

Beitrag von Andreas Rausch

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47 Kommentare

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  1. 47.

    Es ist wieder einmal in den Kommentaren ersichtlich, das die Leser, die fachlich von nix Ahnung haben, hier den größten Stuss über die Leag schreiben. Hauptsache, man macht sich wichtig. Das geht schon seit zig Jahren so. Einmal in die Steckdose gefasst, schon " Energieexperte".
    Das Leag und andere Energieerzeuger ihre Arbeit nicht zum Selbstzweck machen, sondern 24/7 für stabile Stromnetze sorgen, wird völlig ausgeblendet.
    Und für die planmäßigen Rekultivierungsmaßnahmen sind staatliche überwachte Rücklagen zu bilden.
    Glückauf

  2. 46.

    Schauen Sie doch die Mrd Investitionen der letzten LEAG Jahre an....aber alle hier wissen, dass wollen Sie doch gar nicht.

  3. 45.

    Stellen Sie sich nicht so an....Wikien Sie die Taxonomie-Verordnung der EU.

  4. 44.

    Na da geht euch von der LEAG wohl der Arm* auf Grundeis, wenn ihr jetzt schon mit "Judge Justizia" droht. LOL! Da haben die Journalist*innen und Umweltschutzverbäne wohl genau das richtige aufgedeckt. Danke für den Beweis.

  5. 43.

    Dann wirst du selbsternannter Judge auch sicher sagen können wo die 1,7 Mrd die Vattenfall der LEAG hinterher geschmissen hat ,damit sie die Kohlebuden loswerden, geblieben sind.

  6. 42.

    Dann wirst du selbsternannter Judge auch sicher sagen können wo die 1,7 Mrd die Vattenfall der LEAG hinterher geschmissen hat ,damit sie die Kohlebuden loswerden, geblieben sind.

  7. 41.

    "Alle anderen Gelder werden im großen Stil beiseite geschafft,"
    Sie behaupten hier in aller Öffentlichkeit, die LEAG schafft Geld beiseite! Woher beziehen Sie ihr "Wissen"? Beweise, Fakten??? Der geneigte Leser ist gespannt. Falls nicht, kann so eine nicht verifizierte Behauptung ganz schnell ein Fall für Justizia werden.

  8. 40.

    Na genau das zeigen ja die Recherchen: Die LEAG tut aktuell gerade so das nötigste, um den Anschein zu wahren, aus den laufenden Geldern. Alle anderen Gelder werden im großen Stil beiseite geschafft, und für die später noch viel größeren Renaturierungen, zu denen die LEAG verpflichtet ist, wird dann nichts mehr da sein.
    Einfach mal vergleichen, wie die Ruhrkohle AG das im Ruhrgebiet macht und gemacht hat, da ist wenigstens früher sehr viel zurückgelegt worden und das wird auch alles dringend benötigt, eigentlich noch viel mehr.

  9. 39.

    Aber was aus dem bestuntersuchtesten Gebiet der Steinitzer Alpen geworden ist, das wissen SIe hoffentlich?
    Als ich das das mal besucht habe, war das sehrtraurig. Im Blickfeld des Geisendorfer Landschlösschens alles soweit pico u.sehr gefällig, aber wehe, der Blick sollte weiter abschweifen. Da stand man nun als mit"Befragter" u. fühlte sich durch Huckel-Buckel-Pisten-Ödnis oberhalb v. Steinitz ganz schön angemeiert. Na, ja, das mit dem Steinitzer Wasser hat man techn./technolog. hingekriegt. Aber wie auf den Huckeln-Buckeln mal wieder der schöne fast Märchenwald bei Steinitz werden soll, war damals völlig unklar. Ich hoffe, dass da was in positiver Richtung passiert ist. Denn die Forst-Waldgebiete bis hinüber zum sog.Hühnerwasser waren schon recht divers. Man darf auf derart Berichte echt gespannt sein. Eine Besichtigung wäre Reporter Rausch sehr zu empfehlen, da die Inanspruchnahme des nördl.Teiles vom GTB WElzow(Süd)schon eine ganz schön umstrittene Kiste war!

  10. 38.

    Hier wird wiedermal viel Schwachsinn
    geschrieben. Jeder sollte sich mal die 3 LEAG Tagebaue ansehen.In allen 3 Tagebauen ist bereits ein Großteil der Fläche resultiert .Viele ha,Wald,Landwirtschaftsfläche ,Flächen für den Naturschutz wurden bereits pflichtgemäss auf Kosten der LEAG während des Betriebes hergestellt.
    Was auf diesen Flächen passiert bestimmt übrigens nicht der Bergbaubetreiber sondern wird vom Land im so genannten Braunkohlenplan festgelegt. An diesem Plan haben viele Behörden/ Institutionen/Kommunen und die Öffentlichkeit mitgearbeitet.

  11. 37.

    Und was sagt oder macht MP Lausitz - er sitzt es aus. Den Dreck der Umweltsünden soll die Allgemeinheit bezahlen. Das mit dem Wohlwollen seit dem „ Herrscher der kleinen DDR - Stolpe“ bis hin zu MP Lausitz Woidke. Der Rest des Landes zahlt heute schon die Zeche für die Region von Schwedt bis zur Lausitz. Gerade heute die Meldung, dass seit Jahren zugesagte und fertig geplante (!!) Radwege in OPR nicht gebaut werden. Es berechtigt nichts die AfD zu wählen, aber welchen Unterschied macht das eigentlich im Ergebnis?

  12. 36.

    War das jetzt ein Witz? Oder was genau meinen Sie? Es sieht ja gerade so aus als würden die ESG Richtlinien nicht eingehalten, also keine Rücksicht auf Umweltschutz gelegt werden: https://de.wikipedia.org/wiki/Environmental%2C_Social_and_Governance

  13. 35.

    Nun könnten Sie durchaus Ihrem Standpunkt mit Gegenargumenten, Quellenverweisen zu Substand verhelfen. Allein das Zahlenwerk im Artikel gegenübergestellt mit den Zahlen der hier weiter unten genannten Kurzstudie von Greenpeace lässt große Differenzen erkennen. Und da sind die im Artikel genannten Insolvenzfolgen für die Verfügbarkeit der Gelder noch nicht berücksichtigt.

  14. 34.

    Vermutlich werden die laschen Verträge eingehalten aber mit Sicherheit nicht alles rekultiviert. So die Erfahrungen....
    „Der Leiter des LGBR, Sebastian Fritze, ist bei dem Thema pragmatisch, wie er sagt. "Die Sanierungsleistung ist zu erbringen und die Landschaft in unserer Heimat ist wieder heile zu machen", so Fritze.“
    Nun, haftet er wenn nicht? Welches „scharfe Schwert“ hat er denn in der Hand? Politiker und Verträge, wo auf der anderen Seite Profis sitzen...Was kommt da raus?

  15. 33.

    Ist keine Nachtigall, sondern ihre Unwissenheit, die sie hier hören:
    Aufgrund europäischer Vorgaben muss das Altgeschäft vom Neugeschäft getrennt werden.
    Die ESG Richtlinen erlauben keine Kreditaufnahme fossiler Strukturen, sprich die LEAG kann ohne rechtlich definierte Trennung der Geschäftsbereiche keine Finanzierung ihrer Investition in die EEs generieren.
    Diese Strukturen kann man bei anderen großen Erzeugern ebenfalls finden, so man denn will... (EON, RWE, EnBW)

  16. 32.

    "Die Behörden stehen doch auf der Lohnliste der LEAG behaupten böse Zungen."
    Sind derartige Unterstellungen keine Fake-News? Klingt nach AfD-Methodik

  17. 31.

    Was ist das für eine blödsinnige Argumentation vom Besorgten. Hier geht es um große Geldsummen. In diesem Zusammenhang sind "Glauben", "Meinungen" und "Ansichten" das falsche Vokabular. Versuchen sie mal vor Gericht den Richter mit den Worten zu überzeugen, die tagebaugeschädigte Landschaft in der Lausitz durch die LEAG zu sanieren, indem sie erzählen, dass sie der Ansicht sind, gleichzeitig glauben und der Meinung sind, dass die LEAG das bitte tun möchte. So naiv können sie doch nicht sein, dass das zum Ziel führt?

  18. 30.

    Was ist denn so besonders an dem Projekt "Hühnerwässerchen", wie es korrekt heißt? Ein steuerfinanziertes Forschungsprojekt der BTU (Universität), wo sich die LEAG dann billig eingenistet hat und jetzt so tut, als wäre das ihre eigene Initiative, also auch eine Falschinformation.
    Habn Sie sonst noch sinnvolle "Argumente"?

  19. 29.

    In den Umweltorganisationen sitzen mehr wissenschaftliche Fachleute, als in Ihrer Kohlelobby und Ihren Parteien. Ihr habt nur mehr Geld. Euer Geld kommt ja gerade aus solchen korrupten Machenschaften, wie sie hier wissenschaftlich und journalistisch korrekt aufgedeckt wurden.
    Und der völlig deplatzierte Versuch, mit dem Wort "grün" als Schimpfwort zu werfen, zeigt ja nur aus welcher Ecke das kommt.

  20. 28.

    Ich möchte niemanden den Mund verbieten. Ich finde es nur nicht in Ordnung wenn den grünen Umweltgruppen mehr Glauben geschenkt wird als den Fachleuten. Dabei werden Unterstellungen und Halbwahrheiten gnadenlos ausgenutzt. Sie können ja gerne glauben was Sie für richtig halten, aber andere Meinungen und Ansichten sollten Sie gelten lassen. Ehe Sie fragen, ja ich halte nichts von den sogenannten Umweltgruppen.