Genügend Unterschriften, Antrag abgegeben - Zweites Abwahlverfahren gegen Potsdamer Oberbürgermeister Schubert sicher

Di 07.01.25 | 15:59 Uhr
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Archivbild: Mike Schubert (SPD), Oberbürgermeister von Potsdam am 17.12.2024. (Quelle: picture alliance/dpa/Michael Bahlo)
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Video: rbb24 Abendschau| 07.01.2025 | C. Marchot | Bild: picture alliance/dpa/Michael Bahlo

Das Ermittlungsverfahren gegen Potsdams Oberbürgermeister Mike Schubert (SPD) wurde unter Geldauflagen eingestellt. Dennoch wurde der zweite Antrag auf Abwahl fortgeführt - nun ist das Verfahren sicher.

  • 38 Stadtverordnete stimmen Abwahlverfahren gegen Potsdamer Oberbürgermeister Mike Schubert zu
  • Antrag wird am 22. Januar Thema in der nächsten Sitzung der Stadtverordneten, danach beginnt "Abkühlphase"
  • Schubert selbst warb in einem Schreiben an die Stadtverordneten für eine "gemeinsame Neuausrichtung"

Es wird ein zweites Abwahlverfahren gegen den Potsdamer Oberbürgermeister Mike Schubert (SPD) geben. Das erfuhr der rbb am frühen Dienstagmorgen aus Fraktionskreisen.

Nach den turnusmäßigen Fraktionssitzungen am Montagabend gibt es jetzt insgesamt 38 Unterschriften von Mitgliedern der Stadtverordnetenversammlung. Sie fordern die Absetzung des Oberbürgermeisters und Neuwahlen.

Am Mittag machten die Spitzenvertreter von CDU, Grüne-Volt-Die Partei, Die Andere, Linke, BSW, Freie Wähler und FDP das Vorgehen dann auch öffentlich. "Wir haben eben den Antrag abgegeben, er ist von 38 Stadtverordneten unterschrieben", bestätigte Lutz Boede (Die Andere). Dadurch solle ein Zeichen gesetzt werden. Nur Schuberts eigene Partei, die SPD, und die AfD tragen den Antrag nicht mit.

"Das Ergebnis der Ermittlungen und der Umgang des Oberbürgermeisters mit dem Verfahren habe seine Integrität in der Stadt beschädigt und seine Handlungsfähigkeit eingeschränkt", heißt es im Antragstext. Potsdam bewältige seine Kernaufgaben nicht mehr. Lange Wartezeiten auf Termine im Bürgeramt, viele unbesetzte Stellen im Rathaus, viele Führungskräfte, die kündigen, weil sie mit dem Oberbürgermeister nicht zurechtkommen - das sind dem Antrag zufolge die Hauptprobleme.

Antrag wird am 22. Januar Thema in der SVV

Das Stadtparlament hat 56 Abgeordnete. Für die Antragstellung sind zunächst nur 29 Stimmen nötig. Die Menge der Unterzeichner entspricht nun aber bereits der erforderlichen Zwei-Drittel-Mehrheit zur Abwahl. Zuerst hatte die "Potsdamer Neueste Nachrichten" [Bezahlinhalt] über die 38 Unterschriften berichtet.

Der Antrag wird nun Thema in der nächsten Sitzung der Stadtverordneten am 22. Januar. Dann beginnt laut Hendrik Hartung, Büroleiter der Potsdamer Stadtverordnetenversammlung, die gesetzlich vorgesehene "Abkühlphase" von vier Wochen. Erst danach kann die SVV die Abwahl beschließen - womöglich im Rahmen ihrer dann folgenden regulären Sitzung am 5. März. Dafür ist eine Mehrheit von zwei Dritteln nötig. Falls der Abwahlantrag angenommen wird, muss Schubert erklären, ob er damit "einverstanden" ist. Andernfalls kommt es zu einem Bürgerentscheid.

Schon vor Weihnachten, als sich auch die Wählergruppe "Die Andere" für eine Ablösung des Potsdamer Oberbürgermeisters ausgesprochen hatte, war abzusehen, dass es eine Mehrheit gegen Schubert geben würde.

Schubert steht schon seit langer Zeit in der Kritik. Grund ist vor allem die VIP-Ticketaffäre. Der Rathauschef hatte für sich und seine Frau kostenlose Tickets zu Sportveranstaltungen angenommen. Das Verfahren ist im Rahmen der Zahlung einer Geldauflage aber eingestellt worden. Aber auch darüber hinaus rumort es schon seit Monaten in der Potsdamer Stadtpolitik. Schuberts Amtsführung wurde immer wieder kritisiert, mehrere Stadtangestellte und -politiker warfen dem Stadtobersten Unfähigkeit vor.

Ein erster Abwahlantrag gegen Schubert war im Juni gescheitert, weil er mit Stimmen der AfD zustande gekommen sein soll und daraufhin andere Abgeordnete ihre Unterschriften zurückzogen.

Personalführung Schuberts in der Kritik

Die VIP-Affäre sei nicht der Grund für die Unterschriften der Grünen, erklärte Silke Reimer (Grüne) am Dienstag auf einer Pressekonferenz im Potsdamer Rathaus. Sie sei lediglich der Auslöser. Ein weiterer Grund sei die nicht gut laufende Haushaltsfindung. Für die Linken sei die Debatte über den Sparhaushalt ausschlaggebend gewesen, hieß es. Michael Reichert (Freie Wähler) kritisierte die Personalführung Schuberts. "Der Oberbürgermeister ist ganz offensichtlich nicht in der Lage, diese Stadt zu regieren", sagte Willo Göpel (CDU).

"Ich bedaure sehr, dass ein Antrag auf Einleitung eines Abwahlbegehrens gegen mich in die nächste Sitzung der Stadtverordnetenversammlung eingebracht werden soll", teilte Schubert am Dienstag mit: "Ich hatte gehofft, dass wir nach der Einstellung des Ermittlungsverfahrens gemeinsam mit der Stadtverordnetenversammlung Lösungen für eine weitere Zusammenarbeit bis zur Neuwahl des Oberbürgermeisters im Herbst 2026 finden. Dieses Ziel und die Hoffnung, dass dies gemeinsam gelingen kann, habe ich auch weiterhin."

"Ich habe den Stadtverordneten Gespräche angeboten und werde konkrete Vorschläge für die Zusammenarbeit und auch die inhaltlichen Schwerpunkte bis zum September 2026 vorlegen", so der Rathauschef weiter. Dabei wolle er auch die Begründung des Antrags auf Einleitung eines Abwahlbegehrens berücksichtigen und darauf eingehen: Ich hoffe es gelingt mir, die Punkte so zu entkräften oder Vorschläge zu unterbreiten, dass eine Zusammenarbeit in den verbleibenden Monaten bis zur Neuwahl möglich ist", so Oberbürgermeister Schubert.

Zuvor hatte Schubert in einem zweiseitigen Schreiben an die Stadtverordneten, das dem rbb vorliegt, bereits für eine "gemeinsame Neuausrichtung" geworben.

Korrektur: In einer früheren Version des Textes war von einer Geldstrafe gegen Schubert die Rede. Richtig ist, dass das Verfahren gegen Schubert unter Zahlung einer Geldauflage eingestellt wurde. Wir bitten, den Fehler zu entschuldigen.

Sendung: rbb24 Brandenburg aktuell, 7.1.2025. 19:30 Uhr

Kommentar

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83 Kommentare

  1. 83.

    Das einzige was in Potsdam, Großstadt mäßig ist - sind die überhöhten Mieten und der fehlende Wohnraum.
    Und natürlich noch Stau und überfüllter ÖPNV

  2. 82.

    In Potsdam will man halt nur ne Bude zum Studium, oder zum ,,Einen drauf machen,, oder zum mehrmonatigen oder mehrjährigen Jobben.
    Ähnlich, wie in Berlin, liegt kein wirkliches Interesse an P oder B vor.
    Das sieht man den Städten dann natürlich auch an :
    Überfüllt, kein Geld für moderne Investitionen und Innovationen, keine Sauberkeit und Ordnung mehr.
    Ihren echten Lebensmittelpunkt und ihre Ordnung, haben die ,,Potsdamer/Berliner,, nämlich Großteils ganz woanders - genau wie Ich selbst Und Viele meiner Bekannten !!!

  3. 81.

    Die am Rand befindlichen stimmten richtig ab, auch wenn sie 1996 noch nicht ahnen konnten, wie sich Berlin entwickelt. Ich schätze, das Ergebnis war eher emotional geprägt, weniger politisch. Gott segne das Bauchgefühl.

  4. 80.

    Ein paar alte Gebäude im zerbombten Zentrum wieder aufbauen - macht halt noch lange keine Großstadt.
    Landeshauptstadt ist Potsdam sowieso nicht, bei dem abgehalfterten Städtischen Klinikum, bei der Kleinstadt-Geschäftsstrasse, bei dem verkeimten Hauptbahnhof, Verkehr geht überhaupt nicht, Theater ist dort lächerlich, usw.
    Ist doch vollkommen egal, wer im ,,Nest,,Potsdam, Bürgermeister ist, bleibt, oder wird.

  5. 79.

    Wenn von jeder vertretenen Fraktion Mitglieder für die Abwahl stimmen und eine Mehrheit erreicht wird, so ist das ein demokratischer Vorgang. Auch wenn Sie gern einer Fraktion diese Möglichkeit nicht gewähren möchten? Wie Glaubwürdig sind denn die anderen demokratischen Fraktionen bei dem 1. Abwahlbegehren die Unterschriften zurückziehen? Wurden die Fehler des OB dann auf einmal nicht mehr existent? Und es geht auch nicht um Thüringen, sondern um Potsdam und das Verhalten des dortigen OB. Ausgrenzen und von Demokratie reden, das passt.

  6. 78.

    >"Weiß jemand, weswegen die AfD sich gegen eine Abwahl von Schubert ausgesprochen hat?"
    Wenn ich die Kommentare der Potsdamer hier lese vielleicht, weil der OB voll zur AfD Linie passt: Nichts können und finanzielle Vorteile aus dem Wahlamt abgreifen.

  7. 76.

    Schubert entwickelt sich zum
    Gelbhaar des Ticketings !

    Wenn gelackte Flitzpiepen versuchen, sich ein bad-guy-image zuzulegen !

    Will hier jetzt jeder einen auf Trump machen, der bei drei immer noch bei eher links verorteten Partei war ?

  8. 74.

    Man muss den Job einfach so gut machen, wie unser Lausitz-MP Woidke und unser Hamburger-Kanzler.
    Unsichtbar sein, Nirgendwo anecken und am Besten ist, Alles läuft so weiter, wie gehabt - Also, einfach unsichtbar und unbemerkt bleiben.
    Von der Schlange lernen und an Problemen/Wohnungsbau/Wirtschaft/Infrastruktur/ÖPNV einfach vorbei schlängeln.
    In Brandenburg reicht es völlig aus, wenn man jeden Tag die gleichen Parolen wiederholt: BER, Milliarden, Strukturwandel Lausitz, dann wieder Strukturwandel Lausitz, Milliarden, BER, und dann wieder von vorn, bis die Kohle alle ist.

  9. 73.

    So war es. Oberflächlich mag dies kleinlich erscheinen; wer allerdings die thüringischen Erfahrungen miteinbezieht, dass die AfD-Landtagsabgeordneten den aufgestellten eigenen Kandidaten Kindsvater mit NULL (!) Stimmen bedachten, um allein aus taktischen Gründen sich dann doch anders zu entscheiden, dann wird ein "Schuh" draus.

    Diese Partei "verheizt" Jeden.

  10. 69.

    Potsdam ist nur Regional-Zentrum der Umlandkreise TF, PM und HVL - das richtige Zentrum ist Berlin - und für die Brandenburger Lausitz/dem gesamten Brandenburger Südosten, ist sowieso Cottbus das Zentrum, für den gesamten Nordosten/Osten ist FF das Zentrum.
    Alles genau, wie ,, Früher,,.

  11. 68.

    Entweder Herr Schubert erledigt den Job des Oberbürgermeisters oder nicht. Es ist unsinnig diese Einschätzung vom Verhalten der AFD abhängig zu machen. Es ist eine klare Sachenscheidung.

  12. 67.

    Das politische Zentrum von Brandenburg, ist Cottbus !!!
    Dort ist die politische und wirtschaftliche/Energiepolitische Lobby - dort gehen auch die Strukturhilfe Milliarden und Fördermittel hin.
    Potsdam ist nur, ein Berliner Vorort.
    Die Brandenburger Politik wird in der Lausitz gemacht - schon seit Jahrzehnten - schon in der DDR war der Bezirk Cottbus, einer der wichtigsten - diese Lobby aus DDR Zeiten besteht weiter - Potsdam hat als Vorort, keine Lobby - Punkt !!!

  13. 66.

    "Das vorherige Abwahlverfahren scheiterte daran, dass die AfD zügiger war als die FDP und die AfD damit das Zünglein an der Waage war, was das Verfahren anging."
    Darum zogen dann die Demokraten ihre Unterschrift zurück, dass so die erste Abwahl scheiterte?

  14. 65.

    Sehe Ich genauso:
    Potsdam ist keine Landeshauptstadt - da fehlt zu Vieles, was ein Zentrum ausmacht.
    Selbst kleinere Städte in Brandenburg, haben zum Bsp. einen Zoo/Tierpark - Potsdam ist Vorort und Potsdamer sind nur für sich.
    Die Einkaufsstraße in Potsdam bietet auch nur wenig - In Potsdam fehlt einfach Vieles - nur Vorort der Großstadt.

  15. 64.

    Sehe Ich genauso :
    Potsdam ist so eine ruhige Verlängerung(Vorstadt) von Berlin, Viele Grüße.
    Landeshauptstadt vielleicht eher weniger - Potsdam/Potsdamer sind eher nur für sich ?!

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