Anstieg der Gründungen - Berliner Startup-Szene erholt sich nur langsam von Corona-Krise

Mi 08.01.25 | 09:50 Uhr
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Symbolbild:Zwei Geschäftsleute kleben bunte Zettel an eine Glassscheibe in einem Büro.(Quelle:imago images/A.C.Ribeiro)
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Audio: rbb24 Inforadio | 08.01.2025 | Nicola Graf | Bild: imago images/A.C.Ribeiro

Nach der Talfahrt in der Corona-Krise kehrt die Berliner Startup-Szene wieder zu alter Stärke zurück - allerdings langsamer als in anderen Teilen Deutschlands. Das zeigt ein neuer Bericht des Startup-Verbandes. Software und KI bleiben die Boom-Branchen.

Berlin bleibt in der deutschen Gründerszene weiterhin einer der wichtigsten Standorte. Das geht aus einer aktuellen Auswertung des Startup-Verbandes hervor. Allerdings steigt die Zahl der Neugründungen langsamer als in anderen Teilen des Landes: Während deutschlandweit wieder mehr Startups gegründet wurden als 2019, lag die Zahl in Berlin erneut unter der Marke vom letzten Jahr vor der Corona-Pandemie.

Mit insgesamt 498 neu gegründeten Unternehmen landet Berlin im Ländervergleich auf Platz 2 hinter Bayern (538) und vor Nordrhein-Westfalen (494). Auch im Wettstreit der Städte fällt Berlin etwas zurück: Gemessen an der Einwohnerzahl landet Heidelberg auf Platz 1, angetrieben von einem starken Gründungsgeschehen rund um die Universität. Auf Platz 2 folgt München, danach kommt Berlin auf Platz 3. Auf den Plätzen 4 bis 6 folgen mit Aachen, Darmstadt und Potsdam (im Vorjahr auf dem 9. Platz) ebenfalls Universitätsstädte. Das unterstreiche die Bedeutung hochschulnaher Standorte, hieß es.

Berliner Unis haben Nachholbedarf

Dennoch bleibt Berlin einer der wichtigsten Standorte für Unternehmensgründungen, so der Bericht von Startup-Verband und Startupdetector, vor allem auch wegen der starken internationalen Vernetzung der Bundeshauptstadt. Das bestätigte schon der jährlich erscheinende Startup-Monitor vom September 2024: Demnach profitiert Berlin im Wettstreit mit anderen Städten von der großen Zahl an ausländischen Fachkräften, Investoren und sogenannten "Einhörnern" - also Startups, deren Wert auf über 1 Milliarde Euro geschätzt wird. Nachholbedarf sah der Bericht allerdings bei der Unterstützung von Berliner Startups durch Universitäten: Die lag in der Hauptstadt demnach nur bei 46 Prozent, verglichen mit 56 Prozent deutschlandweit.

Insgesamt entstehen laut dem aktuellen Bericht in Deutschland trotz schwieriger Finanzierungsbedingungen wieder deutlich mehr neue Unternehmen. 2024 wurden 2.766 Startups gegründet, rund 11 Prozent mehr als im Vorjahr (2.498), wie Daten des Startup-Verbands zeigen. Das sei "ein starkes Signal für den Standort Deutschland", sagte der stellvertretende Vorstandsvorsitzende Helmut Schönenberger. Dem Startup-Verband zufolge erholten sich die Gründungszahlen fast bundesweit von früheren Rückgängen. Gut ein Fünftel der Gründungen (618) entfiel auf den Bereich Software. Hier zeige sich der Boom rund um Künstliche Intelligenz. Ebenfalls starkes Wachstum zeigte sich in den Branchen Gaming, Bildung und Medizin.

Zahl der Insolvenzen steigt ebenfalls - aber Investoren kehren zurück

Mit dem Anstieg der Gründungen wurde auch das Niveau von 2022 leicht übertroffen, der Spitzenwert 2021 mit knapp 3.200 Neugründungen inmitten des Digitalisierungsbooms in Corona-Zeiten aber verfehlt. Zugleich beobachtet der Verband seit 2021 aber auch eine steigende Zahl von Insolvenzen. In der aktuellen Konjunkturflaute seien vor allem Online-Händler betroffen.

Deutsche Startups hatten in der Pandemie von einem Digitalisierungsschub und niedrigen Zinsen profitiert - Lieferdienste etwa erlebten einen Boom. Doch als mit der Inflation auch die Zinsen stiegen und Konjunktursorgen wuchsen, hielten sich Investoren zurück: Die Investments in Startups brachen 2023 ein, viele Jungunternehmen strichen Jobs. Im laufenden Jahr zeichnet sich der Förderbank KfW und der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft EY zufolge eine Erholung beim Geld für Startups ab.

Sendung: rbb24 Inforadio, 08.01.2025, 8:00 Uhr

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15 Kommentare

  1. 15.

    Berlin ist hip.
    Nun, zu den verbreiteten Siegeshymnen vom Anstieg der Anzahl von Startsups und Neugründungen: liegen den da auch die genauen Zahlen der Gescheiterten vor?
    Oder sollen hier nur Jubelzahlen verkündet werden, als Gegengewicht zu der Abwanderung und Schließung von ganzen Betriebszweigen und steigenden Arbeitsolenzahlen?
    Ist die Frage so absurd, dass man sie nicht stellen darf?

  2. 14.

    Ähhmm, Sie meinen im Ernst, Startups haben nix mit Wirtschaft zu tun. Berlin als Hauptstadt der Startup-Szene bringt jede Menge Steuereinahmen? Wo haben Sie Ihr Wirtschaftsdiplom gemacht? Haha. Leute gibts!

  3. 13.

    Sicher das Sie als Handwerker keinen Gewerbeschein brauchen? Den brauchen Sie schon wenn Sie online in Chats unterwegs sind oder Umfragen machen möchten. Was an sich je nach dem wo man da landet auch vernünftige Jobs sind. Selbst die Reweapperklärbären müssen Selbständig sein und brauchen einen Gewerbeschein. =Startup oder ich Ag

  4. 12.

    Orion schreibt sein Sicht über Startups. Sie über Wirtschaftswachstum. Ich finde den Widerspruch nicht. Hat nur ganz wenig miteinander zu tun.

  5. 11.

    Falsch und desinformierend:
    .Berlin beim Wirtschaftswachstum weiter deutlich über dem Bundesdurchschnitt!

  6. 10.

    Diese so genannte Startup-Szene geht mir gehörig auf die Nerven.
    Die sollen sich einen vernünftigen Job suchen,wir benötigen dringend Handwerker. Aber da muss man halt früh aufstehen und man macht sich die Hände schmutzig.

  7. 9.

    Wenn die Fördergelder aus sind oder woanders die Karawane mehr geboten wird zieht die Karawane eh weiter. Allerspätestens wenn gutes Geld verdient wird. Ausnahmen gibt es, nur hier steht: "...überwiegend Onlinehändler betroffen." Es macht qualitativ einen Unterschied, ob jemand große Säcke mit Gewürzen kauft, diese in kleine Verpackungen umfüllt, bunte Etiketten mit hippen Namen draufklebt und dann einen Endpreis von 5,99€ anstrebt oder Grundlagenforschung, in Zusammenarbeit mit den Universitäten, zu marktfähigen Produkten weiterentwickelt. Frohes Schaffen auch weiterhin.

  8. 8.

    90 % der StartUps sind Spielzeuge für noch nicht ganz erwachsen gewordene Kinder. Verschwendung von Ressourcen und Manpower.

  9. 7.

    Es ist erschreckend zu sehen, was hier einige von StartUps halten. Mit einer solchen Einstellung ist es klar, dass Gründer lieber in die USA gehen und dort Milliardenunternehmen aufbauen.

    Die Dinger sind selten profitabel, haben aber das Potential wenigstens ein paar neue Jobs zu schaffen. Was sonst übrig bliebe wären Politiker, Bürokraten und ein paar Autobauer, die bangen dass ihr Meister das Werk nicht bald wieder verlegt.

  10. 6.

    Es war eine Krise, hervorgerufen durch die unflexiblen Maßnahmen gegen Corona.

  11. 5.

    Die start up szene in Berlin war eh nur Geld Verbrennung.

    Da kam so selten was mit Mehrwert bei raus. Meist ist es nur irgendein sinnloses überteuerten Produkt Portfolio was bestehende Produkte auf schlechte Art kopiert.

    Und mit dafür verantwortlich das so viele Leute nach Berlin gezogen sind wegen facy Jobs.

    Wor haben kleine Geschäfte die ewig in Familien besitz waren gegen start ups mit ausländischen Investitionen getauscht.

    Ganz großes Kino.

  12. 4.

    Naives Personal fürn schmalen Taler, Cash-Burn-Rate 100% und wenn das Geld alle ist, Laden schließen. Das ist Start-up. 0,5 von 100 haben dann überlebt, weil gescheite Idee.

  13. 3.

    Nachtrag: In Relation zur Anzahl der Studierenden- Berlin 200000, Bayern 405000, Heidelberg 31000- übertrifft Berlin sowohl Bayern (ungefähr doppelt) als auch Heidelberg (haushoch).

  14. 2.

    Schön, dass es hier wenigstens bergauf geht. Andere Nachrichten lassen es langsam duster werden ...

    Die Zahl der Insolvenzen hat Wirtschaftsexperten zufolge in etwa das Niveau zu Zeiten der Finanzkrise 2009 erreicht. “Wir sind in der Größenordnung, wo einzelne Monate durchaus 20-Jahres-Hochs abgeben”, sagt der Leiter der Insolvenzforschung am Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung Halle (IWH), Steffen Müller. “Wir hatten zu Zeiten der Finanzkrise 2009 um die 1.400 insolvente Personen- und Kapitalgesellschaften pro Monat. Jetzt haben wir das Niveau wieder erreicht”, so Müller. (Tagesschau)

    Dafür drohen den deutschen Exportbranchen, sollte der künftige US-President Donald Trump nach seinem Amtsantritt am 20. Januar wirklich Zusatzzölle auch auf Importe aus Deutschland erheben, herbe Einbußen auf ihrem wichtigsten Absatzmarkt. Dessen ungeachtet weiten die Bundesrepublik und die EU den Wirtschaftskrieg gegen China aus.

  15. 1.

    Würde man die Zahlen aus dem Ländervergleich auch in Relation zur Einwohnerzahl setzten, ergäbe sich, dass Berlin mehr als 3 Mal so viele Unternehmensgründungen hatte wie Bayern.
    Sinnvoller wär vielleicht es in Relation zu Anzahl der Hochschulen oder Studierenden zu setzen, aber da müsste man erstmal die Zahlen haben - und ehrlich gesagt so wichtig ist es mir dann auch nicht.

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