3. Oktober am 5. feiern -
Angesichts der schwachen wirtschaftlichen Entwicklung in der Hauptstadtregion fordern die Unternehmensverbände Berlin-Brandenburg (UVB) weniger freie Feiertage. "Sicherlich hat Berlin weniger Feiertage als andere, Berlin hat aber auch mehr Schulden als andere", sagte der UVB-Hauptgeschäftsführer Alexander Schirp am Dienstag. Er schlug vor, bestimmte Feiertage grundsätzlich auf Sonntage zu legen, damit unter der Woche kein Werktag betroffen ist.
Berlin und Hamburg hatten 2024 bundesweit am wenigsten gesetzliche Feiertage mit jeweils zehn Feiertagen. Diese beiden Bundesländer haben nur die bundesweit geltenden Feiertage sowie einen zusätzlichen Feiertag, in Berlin ist es der 8. März, in Hamburg der 31. Oktober (Reformationstag). Bundesländer wie Bayern haben 13 Feiertage.
Schirp: "Jeder Arbeitstag bringt rund 230 Millionen Euro"
Jeder zusätzliche Arbeitstag brächte Berlin einen volkswirtschaftlichen Nutzen von rund 230 Millionen Euro, sagte Schirp. Zuletzt sei mit dem Internationalen Frauentag am 8. März in Berlin sogar ein grundsätzlich freier Feiertag hinzugekommen. Das gelte es zu überdenken. "Das ist ein weltweiter Tag, der ist am 8. März und trotzdem spricht aus unserer Sicht nichts dagegen, am folgenden oder davorliegenden Sonntag die Sache zu würdigen", sagte der UVB-Hauptgeschäftsführer.
Der 8. März ist in Berlin erst seit 2019 ein gesetzlicher Feiertag. In diesem Jahr fällt er auf einen Samstag. Zudem ist der 8. Mai 2025 anlässlich des 80. Jahrestags der Befreiung vom Nationalsozialismus und des Endes des Zweiten Weltkriegs einmalig Feiertag.
Auch Pfingstmontag oder 3. Oktober denkbar
Für UVB-Hauptgeschäftsführer Alexander Schirp käme auch eine Verlegung von Feiertagen auf die umliegenden Sonntage infrage. "Wir haben über den Pfingstmontag mal nachgedacht, wir haben über den 3. Oktober mal nachgedacht." Am 3. Oktober wird bundesweit der Tag der Deutschen Einheit gefeiert. Es brauche bei diesen Themen mehr Bereitschaft, flexibler zu denken, betont er.
Grüne gegen weniger Feiertage
Kritik an der Forderung der UVB kam von den Grünen in Brandenburg. "Die strukturellen Herausforderungen in Berlin und Brandenburg werden nicht durch weniger Feiertage gelöst", sagte der Bundestagsabgeordnete Michael Kellner am Dienstag.
Vielmehr brauche es gezielte Investitionen in Bildung, Infrastruktur und die ökologische Transformation. Dies seien die "wahren Hebel für nachhaltiges Wachstum und Arbeitsplätze", so Kellner weiter. Er forderte einen wirtschaftspolitischen Kurswechsel und eine Reform der Schuldenbremse, "damit die dringend benötigten Investitionen in klimaneutrale Technologien, moderne Bildungsstätten und leistungsfähige Infrastruktur möglich werden."
Kiziltepe: "8. März als Feiertag erkämpft"
Die Berliner Arbeitssenatorin Cansel Kiziltepe (SPD) äußerte sich kritisch zu Schirps Vorschlägen. "Am 8. März demonstrieren weltweit Frauen für ihre Rechte", sagte sie. "Dieser Tag wurde in Berlin als Feiertag erkämpft und erinnert an den Aufstand der Textilarbeiterinnen in New York 1857."
Wer diesen wichtigen Kampftag in Frage stelle, nehme Frauenrechte nicht ernst genug und ignoriere die zunehmende Gewalt an Frauen. "Wenn das wirklich ein ernstgemeinter Vorschlag des UVB sein sollte, gibt es hier großen Diskussionsbedarf", sagte sie weiter.
Verdi kritisiert die Forderung
Die Gewerkschaft Verdi kritisiert die Forderung der UVB, einen Feiertag abzuschaffen. Berlin gehöre mit zehn Feiertagen zu den Bundesländern mit den wenigsten Feiertagen im Bundesvergleich. "Ausgerechnet den Frauentag als Feiertag wieder abzuschaffen, ist wohl eher ein Altherrenwitz als ein ernst gemeinter wirtschaftspolitischer Vorschlag", sagte die Verdi-Landesbezirksleiterin für Berlin-Brandenburg, Andrea Kühnemann.
Kühnemann erklärte, solche Forderungen seien mit einer sozial verantwortlichen Unternehmenskultur nicht vereinbar. Sie bezog sich dabei auch auf die Debatte um einen Karenztag - den Vorschlag, die Lohnfortzahlung am ersten Krankheitstag zu streichen.
Diskussion auch um Krankheitstage
Zuletzt hatte Allianz-Chef Oliver Bäte vorgeschlagen, dass Arbeitnehmer am ersten Krankheitstag keinen Lohn mehr bekommen sollen [tagesschau.de]. Deutschland sei "Weltmeister bei den Krankheitstagen", sagte Bäte dem "Handelsblatt". Er sprach von einem Einspar-Potential von 40 Milliarden Euro pro Jahr. Gewerkschaften reagierten empört auf den Vorschlag: Schon jetzt kämen viele Menschen zur Arbeit, obwohl sie krank seien, so der DGB.
Wirtschaftsflaute auch in Berlin und Brandenburg
Die UVB umfasst rund 60 Wirtschafts- und Arbeitgeberverbände aus Berlin und Brandenburg, darunter regionale Verbände der Industrie, des Handels, der Dienstleistungen und des Handwerks sowie bundesweit tätige Verbände.
Die bundesweite Wirtschaftsflaute trifft auch Berlin und Brandenburg, etwa in der Industrie. Für beide Bundesländer gehen die Verbände für das neue Jahr von einem Wirtschaftswachstum von 0,5 bis 1,0 Prozent aus. Auch die Dynamik am Arbeitsmarkt hatte sich zuletzt deutlich abgekühlt. Zum Halbjahr stagnierte die sozialversicherungspflichtige Beschäftigung in der Hauptstadt, in Brandenburg ging sie sogar leicht zurück.
Sendung: Fritz, 07.01.2025, 15: 30 Uhr