3. Oktober am 5. feiern - Unternehmer fordern, Feiertage auf Sonntage zu legen

Mi 08.01.25 | 12:23 Uhr
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Symbolbild:Eine Teilnehmerin einer Demonstration am Frauentag in Berlin.(Quelle:imago images/IPON)
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Audio: Fritz | 07.01.2025 | Bild: imago images/IPON

Angesichts der schwachen wirtschaftlichen Entwicklung in der Hauptstadtregion fordern die Unternehmensverbände Berlin-Brandenburg (UVB) weniger freie Feiertage. "Sicherlich hat Berlin weniger Feiertage als andere, Berlin hat aber auch mehr Schulden als andere", sagte der UVB-Hauptgeschäftsführer Alexander Schirp am Dienstag. Er schlug vor, bestimmte Feiertage grundsätzlich auf Sonntage zu legen, damit unter der Woche kein Werktag betroffen ist.

Berlin und Hamburg hatten 2024 bundesweit am wenigsten gesetzliche Feiertage mit jeweils zehn Feiertagen. Diese beiden Bundesländer haben nur die bundesweit geltenden Feiertage sowie einen zusätzlichen Feiertag, in Berlin ist es der 8. März, in Hamburg der 31. Oktober (Reformationstag). Bundesländer wie Bayern haben 13 Feiertage.

Schirp: "Jeder Arbeitstag bringt rund 230 Millionen Euro"

Jeder zusätzliche Arbeitstag brächte Berlin einen volkswirtschaftlichen Nutzen von rund 230 Millionen Euro, sagte Schirp. Zuletzt sei mit dem Internationalen Frauentag am 8. März in Berlin sogar ein grundsätzlich freier Feiertag hinzugekommen. Das gelte es zu überdenken. "Das ist ein weltweiter Tag, der ist am 8. März und trotzdem spricht aus unserer Sicht nichts dagegen, am folgenden oder davorliegenden Sonntag die Sache zu würdigen", sagte der UVB-Hauptgeschäftsführer.

Der 8. März ist in Berlin erst seit 2019 ein gesetzlicher Feiertag. In diesem Jahr fällt er auf einen Samstag. Zudem ist der 8. Mai 2025 anlässlich des 80. Jahrestags der Befreiung vom Nationalsozialismus und des Endes des Zweiten Weltkriegs einmalig Feiertag.

Auch Pfingstmontag oder 3. Oktober denkbar

Für UVB-Hauptgeschäftsführer Alexander Schirp käme auch eine Verlegung von Feiertagen auf die umliegenden Sonntage infrage. "Wir haben über den Pfingstmontag mal nachgedacht, wir haben über den 3. Oktober mal nachgedacht." Am 3. Oktober wird bundesweit der Tag der Deutschen Einheit gefeiert. Es brauche bei diesen Themen mehr Bereitschaft, flexibler zu denken, betont er.

Grüne gegen weniger Feiertage

Kritik an der Forderung der UVB kam von den Grünen in Brandenburg. "Die strukturellen Herausforderungen in Berlin und Brandenburg werden nicht durch weniger Feiertage gelöst", sagte der Bundestagsabgeordnete Michael Kellner am Dienstag.

Vielmehr brauche es gezielte Investitionen in Bildung, Infrastruktur und die ökologische Transformation. Dies seien die "wahren Hebel für nachhaltiges Wachstum und Arbeitsplätze", so Kellner weiter. Er forderte einen wirtschaftspolitischen Kurswechsel und eine Reform der Schuldenbremse, "damit die dringend benötigten Investitionen in klimaneutrale Technologien, moderne Bildungsstätten und leistungsfähige Infrastruktur möglich werden."

Kiziltepe: "8. März als Feiertag erkämpft"

Die Berliner Arbeitssenatorin Cansel Kiziltepe (SPD) äußerte sich kritisch zu Schirps Vorschlägen. "Am 8. März demonstrieren weltweit Frauen für ihre Rechte", sagte sie. "Dieser Tag wurde in Berlin als Feiertag erkämpft und erinnert an den Aufstand der Textilarbeiterinnen in New York 1857."

Wer diesen wichtigen Kampftag in Frage stelle, nehme Frauenrechte nicht ernst genug und ignoriere die zunehmende Gewalt an Frauen. "Wenn das wirklich ein ernstgemeinter Vorschlag des UVB sein sollte, gibt es hier großen Diskussionsbedarf", sagte sie weiter.

Verdi kritisiert die Forderung

Die Gewerkschaft Verdi kritisiert die Forderung der UVB, einen Feiertag abzuschaffen. Berlin gehöre mit zehn Feiertagen zu den Bundesländern mit den wenigsten Feiertagen im Bundesvergleich. "Ausgerechnet den Frauentag als Feiertag wieder abzuschaffen, ist wohl eher ein Altherrenwitz als ein ernst gemeinter wirtschaftspolitischer Vorschlag", sagte die Verdi-Landesbezirksleiterin für Berlin-Brandenburg, Andrea Kühnemann.

Kühnemann erklärte, solche Forderungen seien mit einer sozial verantwortlichen Unternehmenskultur nicht vereinbar. Sie bezog sich dabei auch auf die Debatte um einen Karenztag - den Vorschlag, die Lohnfortzahlung am ersten Krankheitstag zu streichen.

Diskussion auch um Krankheitstage

Zuletzt hatte Allianz-Chef Oliver Bäte vorgeschlagen, dass Arbeitnehmer am ersten Krankheitstag keinen Lohn mehr bekommen sollen [tagesschau.de]. Deutschland sei "Weltmeister bei den Krankheitstagen", sagte Bäte dem "Handelsblatt". Er sprach von einem Einspar-Potential von 40 Milliarden Euro pro Jahr. Gewerkschaften reagierten empört auf den Vorschlag: Schon jetzt kämen viele Menschen zur Arbeit, obwohl sie krank seien, so der DGB.

Wirtschaftsflaute auch in Berlin und Brandenburg

Die UVB umfasst rund 60 Wirtschafts- und Arbeitgeberverbände aus Berlin und Brandenburg, darunter regionale Verbände der Industrie, des Handels, der Dienstleistungen und des Handwerks sowie bundesweit tätige Verbände.

Die bundesweite Wirtschaftsflaute trifft auch Berlin und Brandenburg, etwa in der Industrie. Für beide Bundesländer gehen die Verbände für das neue Jahr von einem Wirtschaftswachstum von 0,5 bis 1,0 Prozent aus. Auch die Dynamik am Arbeitsmarkt hatte sich zuletzt deutlich abgekühlt. Zum Halbjahr stagnierte die sozialversicherungspflichtige Beschäftigung in der Hauptstadt, in Brandenburg ging sie sogar leicht zurück.

Sendung: Fritz, 07.01.2025, 15: 30 Uhr

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160 Kommentare

  1. 160.

    Die G7 verlieren die BRICS Märkte, die Märkte mit den größten Wachstumsprognosen überhaupt. Schuld sind die Hardliner, die seit jeher auf Konfrontation statt Argumentation bauen. Sie haben sich verzockt und zwar existenziell.
    Das Minus soll jetzt die G7 (Arbeitnehmer) möglichst rausarbeiten. Sowas passiert, wenn man die Dümmsten an die K-Positions setzt und auf billige spieltheoretische Wunderwaffen baut. Amateure!

  2. 159.

    Im gewissen Maße haben sie recht, aber trotzdem hängt alles zusammen.

    Denn nicht nur Unternehmer gehen in ihrer Gier zu weit, sondern auch die CDU und FDP, die nicht nur gegen höhere Löhne sind, sondern jetzt auch noch Bügergeldempfänger zwangsarbeiten lassen wollen.
    Wenn das durchkommen würde, würden die Löhne in der Branche wo diese dann eingesetzt werden, nicht steigen, sondern sogar sinken. Der zweite “Witz“ dabei ist, nicht nur das der Bürgergeldempfänger dadurch Mehrausgaben hat, nicht nur das der Bürgergeldempfänger dann weit unter einen Stundenlohn von 2,00 € arbeiten würde. Nein, die CDU und FDP will gleichzeitig auch noch das Bürgergeld kürzen.

    Ohne Worte das Ganze. Ist genauso wie die Forderung der Unternehmer, wo übrigens die Politik auch mitspielt. Es hängt alles zusammen.

  3. 158.

    Die verheerende Wirtschaftspolitik der großen Konzerne ist hausgemacht. Missmanagement und überzogene Renditeerwartungen.

  4. 157.

    Das was sie vermutlich meinen nennt sich "Gleittag" oder außerhalb ÖD Überstunden abbummeln.
    Und dann gibt es noch Sonderurlaub sind 12 Tage im Jahr meist wegen ehrenamtlicher Tätigkeit.
    Das was sie sagen "einfach mal frei machen" gibt es nirgends.

  5. 156.

    Und mal ganz hintergründig gedacht: Wenn der Allianz-Chef meint, in seinem Unternehmen feiern die Arbeitnehmer zu oft krank, dann sollte er sich mal die Frage stellen, welches Betriebsklima denn in seinem Unternehmen von oben nach unten herrscht.
    Mal grundsätzlich ist ja so, dass wir alle durch die Corona Jahre auch sensibilisierter sind, was ansteckende Krankheiten auf Arbeit angeht. Es ist keinem Unternehmen geholfen, wenn Arbeitnehmer mit einer fetten Erkältung sich zur Arbeit schleppen und dort weitere Arbeitnehmer anstecken und die Produktivität letztendlich dann insgesamt leidet. Dass es wie immer auch hier Ausnahmen und schwarze Schafe, die krank feiern. Das aber nun allen fleißigen und verantwortungsbewussten Arbeitnehmern anzulasten, ist nicht die feine Personal-Managementart.

  6. 154.

    Herr Schirp ist studierter Jurist und laut Vita seit 1995 bei der UVB. Wovon finanziert sich der UVB e.V.? Von Mitgliedsbeiträgen? Welche produktiven Wertschöpfungen kommen von der UVB? Wird dort in Schichten, am Wochende oder Feiertagen gearbeitet? Und wirklich, von meiner Seite aus darf Herr Schirp vom 1.1. bis 31.12. eines jeden Jahres durcharbeiten, ohne Feiertage, ohne zusätzliche Vergütung. Die Versicherung möchte die Lohnfortzahlung im Krankheitsfall kürzen, der UVB die Feiertage und nun wundern sich die Verantwortlichen auch noch, dass die Arbeiter und Angestellten ungern zur Arbeit gehen?

  7. 153.

    Schuld sind nicht die Feiertage, sondern die verheerende Wirtschaftspolitik der letzten Jahre.
    Feiertage dienen u. a. der Erholung und seelischen Erhebung und das wirkt sich dann auch wieder positiv auf das Betriebsklima und die Arbeitsproduktivität aus.
    Aber solche absurden Vorschläge (Feiertag am Sonntag nachfeiern) werden von den üblichen Verdächtigen leider immer wieder vorgetragen.

  8. 152.

    "Zuletzt hatte Allianz-Chef Oliver Bäte vorgeschlagen, dass Arbeitnehmer am ersten Krankheitstag keinen Lohn mehr bekommen sollen [tagesschau.de]."

    Der Allianz-Boss liegt laut der Nachrichtenagentur Reuters unter den zehn bestbezahlten Dax-Vosrständen des Landes. Zwischen 2022 und 2023 erhöhte sich Bätes Gehalt um zehn Prozent. Sein Jahresgehalt lag damit bei 7,47 Millionen Euro. Pro Monat sind das 622.500 Euro, pro Woche 143.653,85 Euro und pro Tag 28.730,77 Euro. Bei einer 40-Stunden-Woche kommt Bäte auf ein Stundengehalt von fast 4.000 Euro.

    Damit weiß Herr Bäte natürlich genau, wie es den einfachen Arbeitern so geht ...

  9. 151.

    Deswegen gibts so einen Begriff, der nennt sich "gesetzlicher Feiertag".

  10. 150.

    Im Berliner ÖD zum Beispiel. Nennt sich "kok": krank ohne Krankenschein. Gilt für drei Kalendertage, nicht Arbeitstage. Wer sich Freitag krankmeldet, braucht ab Montag einen gelben Schein.

  11. 149.

    Weil in Bayern noch Gläubige wohnen ;-)
    Wer nix glaubt, braucht die Feiertage auch nicht für Kirchgang, Familientreffen, Gemeinschaftsfeste etc.

  12. 148.

    In welchem mediziniscen Bereich ist das so?
    Home Office im medizinischne Bereich??? Aktenpflege vielleicht, da müsste ja dann was abgearbeitet werden? Führungskräfte gibt es nicht, die eine gewisse Arbeitskontrolle ausüben?

  13. 147.

    Abschaffung Feiertage: Trifft jeden, wäre gerecht und hat tasächlich hohen Einspareffekt. Dann aber bitte bundesweit.
    Abschaffung Karenztag: Was für eine Idee? Die wirklich Kranken werden dreifach bestraft > Krank + keine Lohnfortzahlung+ kein Bonus. Was machen chronisch Kranke (Krebs etc.?).
    Die Blaumacher erhalten eine freiwillige Lohnerhöhung! Idee von der FDP!!
    Wer soll das noch verstehen. Für die normale Arbeitserbringung bekommt man ein Gehalt - fertig. Belohnung wenn ich nicht krank bin? Geht es noch? Trage ich die Kosten meiner Ansteckung, weil die kranken KollegInnen nicht zu Hause bleiben? Und das Unternehmen wird nicht geschädigt, wenn der Grippekranke noch für zwei Tage vorbeischaut und die ganze Abteilung ansteckt?
    Die Unternehmen müssen sich mal disziplinieren und ihre Personalabteilungen + Führugnskräfte fragen, ob sie nicht in der Lage sind, Blaumacher zu identifizieren u. ggf. zu kündigen?
    Sozialen Medien sind nach hörensagen zB ein gefundenes Instrument....

  14. 146.

    In welchem Öffentlichen Dienst sind "Freimachtage" möglich?
    Ich habe im Öffentlichen Dienst gearbeitet und eine Krankschreibung benötig, insb. wenn der erste Krankheitstag am Montag oder Freitag war?! Bitte mal erklären... Aus meinr Sicht unwahr!!
    Unternehmen können eigene Regeln schaffen hinsichtlich der Krankmeldung/-schreibung bzw. Antreten zum Dienst mit Infektionen! Dann ergibt sich zB im Krankenhaus/Pflegeheim eine eigne Situation > mit Erkältung/Corona nicht kommen ;-)

  15. 145.

    Es ist sehr bedauerlich, dass Sie solch falschen Eindruck vom öffentlichen Dienst haben. Ich kenne genug Menschen die jeden Tag in ihr Büro ins Amt gehen und versuchen so viel wie möglich und nach bestem Wissen und Gewissen für die Bürger zu erledigen, auch im Homeoffice. Aber auch in anderen Berufen geben sich die meisten Menschen Mühe die ihnen übertragenen Aufgaben zu erfüllen. Es ist einfach unfair alle über einen Kamm zu scheren, nur weil ein paar faule Äpfel dabei sind!

  16. 144.

    Es wäre ziemlich lustig, wenn der "3. Oktober" dann auch mal auf den 7. Oktober fällt, "Tag der Republik" der DDR. Wiedervereinigung mal anders...

  17. 143.

    Wo (räumlich gesehen) ist Ihr Umfeld? Ich frage, weil ich im ö.D. das genaue Gegenteil beobachte. In Berlin.
    Bei meinen Eltern im Umöand sieht das anders aus. Hierher rührt übrigens auch meine persönliche Einstellung, dass Arbeit sowie Arbeitszeit und -platz zum Arbeiten und nicht zum Nichtstun/Rumtrödeln/Blaumachen da sind (was einige Kommentatoren absonderlich finden, zu meinem Entsetzen... Evtl. ist das mit dem Unproduktiv-Sein und -denken tatsächlich eine Berliner "Spezialität"?? Langsam fang ich auch an, das so zu glauben...)

  18. 142.

    Falsch, ganz falsch. Keine Missgunst, sondern eine andere Auffassung von Arbeit. Man nennt es auch "Arbeitsmoral". Ich bin der Meinung, Arbeitszeit ist zum Arbeiten da und halte es auch selber so. Verblüffend finde ich, dass mir, WEIL es für mich so ist, Neid und Missgunst auf meinen Bekannten vom Bezirksamt, der während seiner Homeoffice-tage einkaufen geht, unterstellt werden... Zumal ich in dem Kontext lediglich gefragt hatte, ob nicht auch im oder durch den ö.D. ökonomische Verwerfungen entstehen. Daraufhin werden hier direkt die Stimmen: "Denunziantentum!" und "NEID!" laut... Gäääähn... Und schon wird eine Diskussion wieder persönlich aggressiv und sachfremd. Merken Sie sowie Gerhard und Dagmar eigentlich nicht, wie unsinnig das ist??

  19. 141.

    Wer in Projektarbeit steckt, gar in der Entwicklung oder beim Bau, wird öfter feststellen, dass die Kalkulation stets die Feiertage, Urlaube und Krankheitstage in der Planung „vergisst“! Sämtliche Arbeiten müssen vorher vorgearbeitet und nachher nachgearbeitet werden. Die Feiertage sind daher dort eher ein Fluch, der extreme Überlast erzeugt und Übernatürliches abfordert. Einen Tag mal etwas länger zu schlafen, ist mitunter auch etwas wert.

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