Rotstift in vielen Bereichen - Koalitionsausschuss beschließt Berliner Sparmaßnahmen

Di 19.11.24 | 10:53 Uhr
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Franziska Giffey, Stevan Evers, Kai Wegner und Raed Saleh (v.l.n.r.) (Bild: imago images/Bernd Elmenthaler)
Audio: rbb24 Inforadio | 19.11.2024 | Sabine Müller | Bild: imago images/Bernd Elmenthaler

Drei Milliarden Euro muss die Berliner Landesregierung einsparen - das entsprechende Paket ist am Montagabend im Roten Rathaus geschnürt worden. Einiges ist schon bekannt, am Dienstag sollen die Details verkündet werden.

  • "Wir sind fertig" - schwarz-rote Koalition beschließt Sparpaket
  • Nach rbb-Informationen wurde die Vorschlagsliste nicht verändert
  • Das Verkehrsressort wird es am stärksten treffen
  • Es bleibt beim kostenlosen Schulessen - Anwohnerparkausweise werden nicht teurer
  • Details sollen am Dienstagvormittag verkündet werden

Die lange erwarteten Sparbeschlüsse der schwarz-roten Regierung in Berlin stehen. Der Koalitionsausschuss von CDU und SPD verständigte sich am Montagabend im Roten Rathaus darauf, wie das Einsparziel im Haushalt 2025 erreicht werden soll. Insgesamt sollen aus dem knapp 40 Milliarden Euro umfassenden Etat drei Milliarden Euro gestrichen werden, bei der Sitzung am Abend musste noch ein Betrag von 350 Millionen geeint werden.

"Wir sind fertig", sagte Wirtschaftssenatorin Franziska Giffey (SPD), als sie nach knapp dreistündigen Beratungen um kurz vor 22 Uhr aus dem Roten Rathaus kam. SPD-Co-Parteichef Martin Hikel antwortete dem rbb auf die Frage, ob eine Einigung erreicht sei, mit einem knappen "Ja". Und fügte hinzu: "Wir gehen zufrieden nach Hause."

Vorschlagsliste wurde unverändert beschlossen

Nach rbb-Informationen wurde die Vorschlagsliste, die für die letzten Kürzungen auf dem Tisch lag, nicht mehr aufgeschnürt, sondern so beschlossen. Darin enthalten sind unter anderem das Aus für das 29-Euro-Ticket sowie weniger Geld für Kita-Ausbau und den Neubau des Jahn-Sportparks. Neben Einsparungen sind auch verbesserte Einnahmen geplant, etwa durch ein bald doppelt so teures 9-Euro-Sozialticket und eine höhere Übernachtungssteuer für Touristen.

Nach den Gesprächen wollten sich Teilnehmende gegenüber dem rbb nicht zu Details der Einigung äußern. "Wir geben überhaupt keine Kommentare, wir geben morgen eine Pressekonferenz", sagte CDU-Fraktionschef Dirk Stettner am Montagabend. Mit den Worten "Wir berichten morgen um neun über die Einigung" bestätigte der SPD-Fraktionsvorsitzende Raed Saleh immerhin, dass die Verständigung gelungen ist.

Zu der Pressekonferenz werden der Regierende Bürgermeister und CDU-Chef Kai Wegner, Finanzsenator Stefan Evers (CDU) und Wirtschaftssenatorin Giffey erwartet. Außerdem die Fraktionschefs Stettner und Saleh sowie die SPD-Vorsitzenden Nicola Böcker-Giannini und Martin Hikel.

Verkehrsressort trifft es am härtesten

Sozialsenatorin Cansel Kiziltepe (SPD) hatte vor dem Beginn der abendlichen Gespräche davon gesprochen, es liege ein "gutes Paket" auf dem Tisch. An den Sparanstrengungen müssen sich alle Ressorts beteiligen, allerdings in sehr unterschiedlicher Höhe.

Am stärksten zusammengestrichen wird der Etat der Verkehrsverwaltung (minus gut 18 Prozent). Neben dem Wegfall des 29-Euro-Tickets wird unter anderem beim Straßen- und Radwegebau gekürzt, die Planungen für zwei Tramlinien werden gestoppt, außerdem gibt es deutlich weniger Geld für Klimaschutz.

Auch die Kulturverwaltung trifft es hart, sie muss Einsparungen in Höhe von knapp zwölf Prozent leisten. Diese werden sowohl Berlins Opernhäuser als auch Theater, Museen und die Freie Szene treffen. Oliver Reese, Intendant des Berliner Ensembles, kündigte als Konsequenz bereits an, sein Haus müsse in den nächsten beiden Spielzeiten mindestens fünf Produktionen streichen.

Deutlich glimpflicher sieht es unter anderem für Innenverwaltung und Sozialverwaltung aus, die jeweils etwa vier Prozent ihrer Etats einsparen müssen. Bei der Bildungsverwaltung, die ein besonders großes Budget hat, sollen 6,5 Prozent gestrichen werden.

Einiges bleibt beim Alten

Längst nicht alle Sparvorschläge, die zur Debatte standen, wurden auch umgesetzt. Erhalten bleiben etwa gebührenfreie Kitas und kostenloses Schulessen. Die CDU hätte sich hier Änderungen vorstellen können, die SPD war dagegen. Umgekehrt sieht es bei den Gebühren für den Anwohnerparkausweis aus. Hier war die SPD für eine Änderung, sprich: Erhöhung, die CDU dagegen. Also bleibt zunächst alles beim Alten.

Die Pressekonferenz zur Vorstellung der Sparbeschlüsse findet am Dienstagmorgen im Abgeordnetenhaus statt, nicht im Roten Rathaus. Aus Koalitionskreisen hieß es, der Regierende Bürgermeister Kai Wegner wolle die durchaus schmerzhaften Einschnitte nicht in seinem "Wohnzimmer" verkünden.

Sendung: rbb24 Inforadio, 18.11.2024, 21:00 Uhr

 

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104 Kommentare

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  1. 104.

    Keine Ahnung, wo Ihr "Wedding" ist, aber dann wohl kaum in Berlin. 20,40 für 2 Jahre. https://www.rbb24.de/politik/beitrag/2024/11/parkvignete-erhoehung-debatte-konzept.html

  2. 103.

    Mal eine Frage, wie rechnen Sie denn 4 Euro in DDR-Mark zurück? Aber Spaß beiseite, bei 1 zu 1 sind das immer noch ca. 750 Mark, also ein normaler DDR Lohn. Zu der Zeit zu der ich zur Schule ging, gab es nur Glasflaschen (Öko)mit einem Preis von 20 Pfennig. Es gab sowieso nur zwei Sorten normale Milch und Schokomilch. Wollte man letztere haben, musste man fix an der Klappe sein, um noch etwas abzubekommen.

  3. 102.

    Teil 3

    SPD - geht nicht ganz. Da leider nicht alles sozial ist, was man da macht, obwohl man von Sozial redet. Wie z.B. Wenn es einer geschafft hat, aus dem Sumpf zu kommen, bzw. mit den jetzigen besser klarkommt. Wird im Namen der sozialen Gerechtigkeit der Person das Leben schwer gemacht, anstatt dafür zu sorgen, das es den anderen genauso gut geht. Denn sozial heißt da leider, nicht allen gleich gut gehen soll, sondern allen gleich schlecht gehen soll.

    Grüne - geht nicht. Knicken zu schnell ein und vergessen ihre mal eigenen Vorhaben.

    AfD - geht nicht. Schon alleine wegen der Vergangenheit der Deutschen Geschichte. Und natürlich wegen der anderen Sachen die jeder kennt und weiß.

    BSW - geht nicht. Hat bis heute noch keine Aussagekraft. Einige Grundgedanken der BSW sind aber zu befürworten.

  4. 101.

    Teil 2

    CDU - geht nicht. Die wollen im Prinzip alle benachteiligen. Wie z.B. arbeitende Bevölkerung keinen höheren Lohn zugestehen, Bürgergeldempfänger Geld kürzen und die Butter vom Brot nehmen. Usw. Usw. Selbst als möglicher Kanzler hat Herr Merz schon vor der Wahl versagt. Wie z.B. Die arbeitende Bevölkerung solle fleißiger sein, damit man selber mehr protzen kann. Und der Hammer natürlich, das Herr Merz nach dem Ampel-AUS, sich sogar weigert an den noch notwendigen mitzuwirken.

    FDP - geht nicht. Da die nur im Interesse der Wirtschaftsbosse handeln und nicht im Interesse der Bevölkerung.

  5. 100.

    sparen bis es quietscht 2.0 wird sich noch bitter rechen!
    die Auswirkungen werden viele zu spüren bekommen, nicht nächstes Jahr oder wahrscheinlich auch nicht übernächstes Jahr
    aber in 5 - 15 Jahren. Geschichte wiederholt sich in diesem Fall leider doch

  6. 99.

    "Wo zahlen Sie denn bitte 20 Euro? In Wedding sind wir hoch zweistellig bis dreistellig, wohlgemerkt für 1 Jahr."

    ......na dann fragen Sie sich mal, wer sich dort das zusätzliche Geld in die eigene Tasche steckt oder ist es womöglich nur eine Behauptung von Ihnen, die überhaupt nicht stimmt?

    "Die Kosten für das Anwohnerparken sollen trotz der erheblichen Sparzwänge in Berlin nicht angehoben werden. CDU-Fraktionschef Dirk Stettner verteidigte die Entscheidung der schwarz-roten Regierungskoalition, an den bisher 20,40 Euro für zwei Jahre für die Parkvignette nicht zu rütteln."

    Das stammt aus dem anderen Artikel dazu. Merkwürdig oder?

  7. 98.

    Die Festlegungen der Einsparungen für Berlin finde ich, wie, unglaublich, nicht gut. Gerade Einsparungen im Verkehrswesen, Kultur, Kindererziehung sind nicht der richtige Weg. Das Berlin Ticket z.B. ist für die Bürger eine Ersparnis. Für meine Geldbörse war das gut. Man führt Rentenerhöhung ? durch, was soll das, die Ausgaben werden höher und höher. Vergleicht man Einnahmen und Ausgaben der Bürger überhaupt? Mein Vorschlag wäre es, die besser Verdienenden höher zu besteuern.

  8. 97.

    Im Grunde genommen haben Sie schon Recht! Aber es erfordert halt außergewöhnliche Anstrengungen, v.a. von sich selbst. Diesen Weg bin ich gegangen.
    Aber leider wurden auch anerkannte Bildungsabschlüsse nicht "belohnt", weil es der Wirtschaft so schlecht ging, nur die Alternative bedienen zu können; entweder du nimmst, was ich gebe(n will) oder du stehst vor der Tür. Das ist schon eine Weile her, jeder muss seine Lösung finden. Aber dann muss die Wirtschaft damit rechnen, dass eben auch je nach dem, künftig massenweise Kunden ausfallen werden. Heute hat ein AN wirklich Wahlmöglichkeiten, aber, ob immer entspr. gezahlt wird, wage ich dann doch zu bezweifeln. Auf jeden Fall fällt Kaufkraft aus.... Man sehe sich die Zentren an, der Ladenleerstand, selbst hochwertige Marken-stores kämpfen oder sagen leise tschüss.

  9. 96.

    Wo zahlen Sie denn bitte 20 Euro? In Wedding sind wir hoch zweistellig bis dreistellig, wohlgemerkt für 1 Jahr.

  10. 95.

    Ausgerechnet bei der Bildung und der Kultur sparen, wahrscheinlich 2 Fremdwörter für die jetzige Berliner Regierung...ein Vorgeschmack auf das,was auf uns bei einer großen Koalition auf Bundesebene wartet.

  11. 94.

    Mann sollte mal bei den Politikern sparen! Mit welchen Recht werden die Diäten erhöht! Mann sollte den Politikern ans Geld gehen für die Steuerverschwendungen die sie sich leisten.

  12. 93.

    ...findet sich ein dummer Mensch (sorry rbb, aber das Adjektiv ist hier einfach zu angemessen, um gegen die Netiquette zu verstoßen), der als Pseudoargument irgendwelche Radwege in Peru anführt.

  13. 92.

    Nachdem nun klar wird, dass auch bundesweit immer mehr an der Versorgung von Alten,Kindern und im Jugendresorts...ja gerade bei den sogenannten " Babyboomern", alt, geringe Rente, gerade bei Frauen, dadurch abhängig von Grundsicherung, Höhe = Bürgersicherung = im Grundgesetzt gekoppelt an die Inflationsrate...eigentlich....
    ...na dann ist doch klar: An der grössten gesellschaftlichen Schicht wird gespart...nicht alle erhalten Senatspensionen...
    Die Altersarmut steigt jahrjährlich bedenklich.
    Nun träumte man sich doch herbei, dass von diesen sehr Vielen selbst eine Partei mit in's Rennen um Macht über Etare einsteigen würde....zahlenmässig die Meissten...dazu dann noch der gesellschaftliche Kenntnis, soziale Kompetenz durch Erfahrung, beruflich kein Karrieredruck mehr.
    Auf zu neuen - alten?- Ufern....jetzt.
    Dann ist nicht Mitte, Rechts, Links oder Radikal der Slogan, sondern : Einfach durch Erfahrung gut!
    Aus der Not entspringt so manch' guter Gedanke.
    Muss das ein Traum bleiben?

  14. 91.

    Dann muss sich der "einfache" Arbeiter mal um seine Weiterbildung bemühen. Jeder bekommt soviel Einkommen wie seine/ihre Arbeitskraft am Arbeitsmarkt wert ist. So ist nun mal unser (kapitalistisches) Wirtschaftssystem gestrickt.
    Und was die Rentner betrifft, mal den aktuellen Armutsbericht lesen: "nur" 2,5% der Rentner beziehen Grundrente.

  15. 90.

    CDU SPD möchten massiv Wählerstimmen verlieren >Glückwunsch

  16. 88.

    WELCHE Theater kennen und meinen Sie? Wann waren Sie in welchen schlecht besuchen Vorstellungen? Woher stammen Ihre konkreten Zahlen, alle Theater betreffend? Ach, keine Zahlen? Sehr viel Meinung für so wenig Ahnung!

  17. 87.

    Welche Schäden sind denn wem entstanden? Können Sie da konkret etwas benennen?

  18. 86.

    Die Weihnachtsbeleuchtung wird nicht vom Senat bezahlt, sondern der Hauptsponsor ist die Firma Wölkchen. Somit hat das eine mit dem anderen nichts zu tun.

    Ich denke auch, dass bei den Diäten angefangen werden muss.
    Es wurde auch ein Antrag dafür eingebracht, aber weil er von der falschen Partei kam, wurde er mit Freuden abgelehnt.
    Nein, ich mag die AFD nicht, aber der Vorschlag war ausnahmsweise mal vernünftig.
    Der Senat sollte mit gutem Beispiel vorangehen.

  19. 85.

    Warum nicht „Anwohnerparkgebühr“ verdoppeln? Knapp 21,-€ für zwei (!) Jahre sind v i e l l zu wenig. Dafür den Kulturetat entsprechend erhöhen! Museumtickets sind v i e l l zu teuer! Meine Meinung. Kluge Kreativität scheint in den Reihen beider Parteien, einst groß, nicht unbedingt üppig vertreten zu sein. Wenn sich das nicht mal rächt.

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