Mit Thalbach und Eidinger - Tausende protestieren gegen Einsparungen bei Berliner Kultur

Mi 13.11.24 | 15:06 Uhr
  99
rbb24/Emma Geprägs)
Video: rbb|24 | 13.11.2024 | Emma Geprägs | Bild: rbb24/Emma Geprägs)

Die schwarz-rote Landesregierung in Berlin muss kräftig sparen - und wird auch vor dem Kulturbereich nicht Halt machen. Zu ihm gehören Theater, Opernhäuser, Bibliotheken und Clubs. Deren Vertreter protestieren am Mittwoch in Berlin.

Mehrere Tausend Menschen haben am Mittwochvormittag gegen die drohenden Kürzungen im Berliner Kulturetat demonstriert.

Nach Angaben der Organisatoren beteiligten sich rund 3.000 Menschen an der Demo am Brandenburger Tor. Eine Polizeisprecherin nannte auf rbb-Anfrage die Zahl von 1.000 Demonstrierenden. Am Protest nahmen auch Schauspielerin Katharina Thalbach sowie ihre Kollegen Lars Eidinger und Alexander Scheer teil.

Zu der Demonstration aufgerufen hatte ein breites Bündnis aus Kulturinstitutionen - darunter die Staatsoper, die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten sowie die Volksbühne und die Berliner Clubcommission. Neben Reden gab es etwa auch Auftritte von Chören und Tänzern. Thalbach zitierte den ehemaligen Bundespräsidenten Richard von Weizsäcker mit einer Rede, wonach Kultur kein Luxus sei, das Grips-Theater spielte ein Lied aus dem Großstadtmusical "Linie 1".

Einsparungen von bis zu 10 Prozent befürchtet

Seit Monaten schwört sich die schwarz-rote Koalition die Stadt auf milliardenschwere Einsparungen im Jahr 2025 ein. Momentan wird darüber beraten. Die Kulturszene befürchtet, mit bis zu zehn Prozent weniger Geld auskommen zu müssen. Bereits im Oktober hatte sie mit einem Aktionstag vor drastischen Konsequenzen gewarnt.

Die Kürzungen hätten gravierende Folgen für Berlin, hieß es im Demonstrationsaufruf. Der Kulturetat sei mit 2,1 Prozent ohnehin der Kleinste im Berliner Gesamthaushalt. Die geplanten Einschnitte würden zu massiven Einnahmeausfällen führen. Fast zehn Prozent der Stellen im Kultubereich könnten wegfallen, so das Bündnis. Berlin lebe von der Kultur, hieß es im Demonstrationsaufruf – und weiter: "Jeder Euro, der in die Kultur investiert wird, ist eine Investition in die Zukunft der Stadt."

BerlinIstKultur Demonstration am 13.11.2024 vor dem Brandenburger Tor. (Quelle: rbb/Lisa Splanemann)"Wir können nicht noch mehr Federn lassen!" steht auf einem Plakat einer Demonstrierenden.

Berlins Kultursenator Joe Chialo (CDU) hat sich derweil dafür ausgesprochen, dass Sparmaßnahmen im Kulturbereich mit Augenmaß vorgenommen werden. Chialo sagte am Mittwochmorgen radio3 vom rbb, es gehe nicht darum, sich gegen Kürzungen zu sperren. Diese müssten aber so ausgestaltet werden, dass der Kulturbereich in Berlin nicht zusammenbricht und zukunftsfähig bleibt.

Clubkommission erwartet massives Club-Sterben

Von den Sparplänen betroffen sind auch die Berliner Clubs. Wie die Clubkommission dem rbb am Dienstag mitteilte, kämpfen viele Betreiber mit sinkenden Besucherzahlen und steigenden Kosten. Fast die Hälfte der Clubs erwäge deshalb eine Schließung. Das habe eine Umfrage unter ihren Mitgliedern ergeben, so die Clubkommission.

Dem Club-Monitoring zufolge berichten mehr als die Hälfte (52 Prozent) der Clubs von einem Besucherrückgang, 55 Prozent würden rückläufige Umsätze verzeichnen, knapp zwei Drittel (61 Prozent) hätten angegeben, dass ihre Gewinne erheblich zurückgegangen seien. In der Folge würden 46 Prozent der befragten Clubs darüber nachdenken, in den nächsten 12 Monaten zu schließen.

"Unsere Clubkultur ist ein wertvolles Gut, das weit über die Stadtgrenzen hinaus wirkt und Berlin weltweit einzigartig macht", so Marcel Weber, Erster Vorsitzender der Clubcommission. "Die geplanten Kürzungen im Kulturetat treffen uns mitten ins Herz."

BerlinIstKultur Demonstration am 13.11.2024 vor dem Brandenburger Tor. (Quelle: rbb24/Emma Geprägs)

Sendung: rbb24, 13.11.2024, 13 Uhr

99 Kommentare

Wir schließen die Kommentarfunktion, wenn die Zahl der Kommentare so groß ist, dass sie nicht mehr zeitnah moderiert werden können. Weiter schließen wir die Kommentarfunktion, wenn die Kommentare sich nicht mehr auf das Thema beziehen oder eine Vielzahl der Kommentare die Regeln unserer Kommentarrichtlinien verletzt. Bei älteren Beiträgen wird die Kommentarfunktion automatisch geschlossen.

  1. 99.

    Was haben Sie nur gegen die Theater und andere Kultureinrichtungen, daß Sie solche Unwahrheiten verbreiten? Waren Sie mal in einem Puppentheater, Theater, Konzertsaal, Ballettabend usw.?
    Also bitte.

  2. 98.

    Nicht bei mir sagen inzwischen alle. Unpolitisch. Controlling, Digitalisierung usw. dürfen keine Fremdwörter mehr sein. Ich sehe z.B. doppelt besetzte Tageskasse im Gorki, unter 50% Auslastung bei Stücken in Volksbühne Deutsche Oper und UFA Fabrik oder von Besuchern verwaiste Bezirks oder Spezialmuseen. Auch die horrende Subvention von Operntickets ist einfach nicht zu rechtfertigen. Statt Klagen Hausaufgaben machen, liebe Kulturmenschen.

  3. 97.

    Genau. Künstler sollten sich nicht abhängig machen von der Politik. Ansonsten sind sie nichts anderes, wie früher die Hofnarren.

  4. 95.

    „Klarer afd-Populismus.“
    "Kunstfeindlich seid Ihr schon immer gewesen!"
    Um dann den Punkt zu bringen:
    "Aber Deine Argumente sind falsch und nur Behauptungen/Unterstellungen."
    Ihr kriegt euren eigenen Unfug nicht mit, oder?

  5. 94.

    Kunst- und Kultur ist die Lebensader einer zivilen Gesellschaft. Jeder nutzt sie, auch indirekt. Wie arm wäre diese Welt. Aber gut, solange auch an Bildung gespart wird, kann man von einigen Kommentierenden hier kein Verständnis erwarten.

  6. 93.

    Ja, es gibt einen Bezug zu den Blauen. Diese Partei ist offen Kunstfeindlich und gegen die Kunstfreiheit. Hier sehen Sie einige Kommentatoren, die diese Kunstfeindlichkeit der afd unterstützen, mit Lügen und Diskreditierungen! Leider werden diese ,,Kommentare“ zugelassen.

  7. 92.

    Sagen Sie mal, haben Sie auch ein anderes Thema als die AfD? Langsam wird es albern. Das Thema hier hat wohl kaum etwas mit der AfD zu tun, es ist schon zum Fremdschämen, wie einige Kommentatoren egal zu welchem Thema generell den Bogen zur AfD spannen, völlig egal, ob es passt oder nicht.

  8. 89.

    Geld ist (eigentlich) genug da, korrekt.

    Es muss halt leider aufgrund des ausufernden Sozialstaats aber nun gekürzt werden.

    Truth

  9. 88.

    Die Politiker sollten mal lieber ihre Diäten abschaffen, statt diese zu erhöhen. Dann wäre auch mehr Geld in den Kassen.

  10. 87.

    Jährlich kommen Millionen Touristen nach Berlin. Die kommen nicht, wegen der Marzahner Platten oder um die restaurierte Avustribühne zu sehen, sondern weil Berlin ein vielfältiges kulturelles Leben hat. Museen, Theater, Galerien und Clubs. In der Berliner Tourismusbranche und Gastronomie hängen 280000 Arbeitsplätze und jede Menge Steuereinnahmen für Herrn Evers dran. Also liebe „Kultur ist unwichtig“ Kommentatoren. Bitte mehr über den eigenen Tellerrand schauen und dann eine Meinung bilden.

  11. 86.

    Klarer afd-Populismus. Kunstfeindlich seid Ihr schon immer gewesen! Aber Deine Argumente sind falsch und nur Behauptungen/Unterstellungen.

  12. 85.

    Sie lügen leider auch! Geld ist in Germany genug vorhanden, über 1 Billion,-E allein an Steuereinnahmen, dazu kommen noch die anderen Gelder von nochmals ca. 1 Billion,- Euro! Reicht das für eine Umverteilung? Ich meine Ja!

  13. 84.

    Jeder Haufen der gemacht wird, ist faktisch Kunst, da einmalig!!!

  14. 83.

    Im Video sieht mir das ehrlich gesagt nicht wie tausende, sondern eher wie mehrere hundert Leute aus.

  15. 82.

    Was sie so alles über die Leute meinen zu wissen! Genial!

    Nein, sie sind sehr anmaßend.

  16. 81.

    Glückwunsch ! Ich beneide Sie ! Aber gönne es Ihnen auch. Viele andere hier werden Ihnen das wohl leider nicht gönnen.

    Das ist aber deren persönliches Problem. ;-)

  17. 80.

    Doktorand geht schon in die richtige Richtung.

    Nicht alles was als Kunst deklariert wird ist auch gefragte Kunst und von den Bundesbürgern überwiegend nicht gewollt.

    Zukunft ist deswegen richtig, weil jetzt in den nächsten Dekaden politisch - vollkommen richtig wie ich finde - andere Prioritäten gesetzt werden und im 1.000.000.000 Euro Topf für 700 Theater in Berlin kein Geld mehr da ist.

    Außerdem sind viele von den 700 Theatern sehr schlecht besucht, es interessiert sic halt für dieses Angebot kaum einer.

    Die Mehrheit lehnt dieses Angebot ab, daher sollte die Mehrheit auch nicht mehr zahlen.

    Gerade dann, wenn es eklatante Haushaltslücken gibt.

    Das die „Künstler“ das nicht mögen ist klar.

    Vielleicht sollten die sich aber qualitativ verbessern und so für die breite zahlende Masse mal attraktiv werden.

    Dann klappt es auch mit den Ticketverkäufen.

Nächster Artikel