Berliner Schulsystem - Weitere fünf Kinder bestehen Probeunterricht für Zugang zum Gymnasium

Fr 28.03.25 | 12:53 Uhr
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Symbolbild: Ein Probeunterricht. (Quelle: dpa/Matthias Balk)
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Audio: rbb24 Inforadio | 26.03.2025 | Ute Schuhmacher | Bild: dpa/Matthias Balk

Den Probeunterricht für den Wechsel ans Gymnasium haben fünf Kinder mehr bestanden als bislang berichtet. Der Grund für die Diskrepanz erklärt sich nach Angaben des Sprechers der Bildungssenatorin vom Freitag daraus, dass sich fünf Kinder an Schulen mit freier Trägerschaft durchsetzen konnten.

Insgesamt haben 56 Schülerinnen und Schüler bestanden

Damit haben in diesem Jahr 56 Schülerinnen und Schüler den Probeunterricht bestanden. So steht es in der Antwort der Bildungsverwaltung auf eine Anfrage der Grünen.

Drei der Kinder haben einen Notenschnitt von 2,7 oder mehr, fünf haben Sonderpädagogischen Förderbedarf.

Betrachtet man die einzelnen Bezirke, fallen die Ergebnisse unterschiedlich aus. Die meisten Kinder waren in Steglitz-Zehlendorf erfolgreich, gefolgt von Reinickendorf und Tempelhof-Schöneberg. Der einzige Bezirk, in dem kein Kind den Probeunterricht geschafft hat, ist Mitte. Nur ein bis zwei Kinder bestanden in Friedrichshain-Kreuzberg, Lichtenberg, Treptow-Köpenick und Marzahn-Hellersdorf.

Zunächst war von "rund 50 Schülerinnen und Schülern" die Rede, die den Probeunterricht bestanden haben.

Mehr als 1.900 Schülerinnen und Schüler nahmen teil

Etwas mehr als 1.900 Schülerinnen und Schüler nahmen am 21. Februar (sowie einem Ersatztermin) an dem Probeunterricht teil. Erforderlich war der Probetag für Sechstklässler, die im Sommer auf ein Gymnasium wollen, aber dafür nicht den nötigen Notendurchschnitt von 2,2 oder besser haben.

Ein bestandener Probeunterricht ist für sie die Voraussetzung für die Anmeldung für ein Gymnasium. Anschließend durchlaufen die Schülerinnen und Schüler das reguläre Aufnahmeverfahren.

Der Probeunterricht vor dem Anmeldezeitraum ist ein neues Verfahren nach einer Schulgesetzänderung der schwarz-roten Koalition. Er fand in diesem Jahr erstmals statt und bestand aus einem dreistündigen Test in Deutsch, Mathe und Teamfähigkeit. Bisher absolvierten die Schülerinnen und Schüler am Gymnasium ein Probejahr.

Nach Angaben der Berliner Bildungsverwaltung bestanden im Schuljahr 2022/23 mehr als ein Drittel der Jugendlichen, die eigentlich eine Empfehlung für die Integrierte Sekundarschule hatten, das Probejahr am Gymnasium nicht.

Die Bildungsgewerkschaft GEW, der Landeselternausschuss und die Berliner Grünen kritisierten den Probetag.

Sendung: rbb24 Inforadio, 28.03.2025, 12 Uhr

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26 Kommentare

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  1. 26.

    Es muss eine Auswahl getroffen werden. Bei sinkendem Niveau, nicht aussagekräftigen Noten je nach Region und fehlenden Fehltagen sowieso. Im Interesse der Kinder selbst. Nicht im Interesse der Eltern. Die können es nur sehr selten richtig einschätzen.

  2. 25.

    Mein Kind war an der Grundschule ein Selbstläufer: ohne zu lernen eine Einser-Schülerin. Trotzdem bekam sie eine Realschulempfehlung. Begründung, dass sie im Unterricht ständig mit anderem beschäftigt war, trotzdem alles mitbekam aber nicht gelernt hatte, lernen zu müssen,, was auf dem Gymnasium jedoch notwendig wird. Sie wollte aufs Gymnasium, weil ihre Freundinnen auch dorthin gingen. Diesen Test hätte sie sicher mit links bestanden. Wie sich aber herausstellte, war die Einschätzung der Lehrer richtig, Probejahr nicht bestanden, danach auf der Realschule wieder Einser-Schülerin und auf eigenem Wunsch nach dem Abschluss aufs Gymnasium gewechselt. Da hatte es dann mit dem Abitur geklappt - einfach nur ein Spätzünder. Das Bestehen des Tests hätte ihr also absolut nichts gebracht. Soviel zur Sinnlosigkeit solcher Tests, es sind nur Momentaussagen. Steht ein Kind unter Druck, hat vielleicht einen schlechten Tag oder fühlt sich nicht wohl, kann das großen Einfluss aufs Ergebnis haben.

  3. 24.

    Sehen wir uns die Mieten in Mitte an fällt auf, dass sie dort mit am höchsten sind. Ergo gehen überwiegend beide Elternteile arbeiten, um sich ihren Lebensstandard erhalten zu können, ergo wenig Zeit für Kinder. Und die wenigsten Kinder sind 'Selbstläufer'!

  4. 23.

    Genau das ist auch meine Frage: Aussagekräftig wäre das Bestehen bzw. Nichtbestehen erst, wenn die Kinder mit Gymnasialempfehlung genau den selben Probeunterricht absolvieren müssten. Ich denke, auch von denen würde ein Teil durchfallen. Es kommt doch darauf an, an welcher Schule wurden welche Themen mit welcher Intensivierung durchgenommen! Denn in der Grundschule gibt es große Unterschiede je nach Zusamnensetzung der Schüler. Ein Teil der durchgefallenen Schüler hätte bei entsprechender Vorbereitung diesen Test sicher bestanden und würde durchaus auch den Anforderungen des Gymnasiums gerecht werden.
    Berlin erfindet das Schul- und Lehrsystem ständig neu, um dann festzustellen, was das für ein Schwachsinn ist! Was ist aus der gelobten Mengenlehre geworden und was aus dem 'schreibt wie ihr hört '? Keiner spricht mehr davon, weil diese Unterrichtsformen mehr Rechen-, Schreib- und Leseversager hervorgebracht haben!
    Und jetzt dieser neue Versuch, der vielen Kindern nicht gerecht wird

  5. 22.

    Eiin bestandener Probeunterricht ist für diese Schüler die Voraussetzung für die Anmeldung auf ein Gymnasium. so steht es im Artikel.

  6. 21.

    Na ja, 1-2 erfolgreiche Testprobanden in einigen anderen Bezirken wie Marzahn-Hellersdorf sind jetzt auch kein Ruhmesblatt. Aber meine Partnerin, die Schulleiterin in Mitte ist, war auch mittelschwer entsetzt, dass kein einziger "Probeschüler" in ihrem Kiez bestanden hat. Gut ist das nicht (aber im Nachgang nach Auswertung der abstrus niedrigen Bestehensquote überall auch nicht mehr allzu peinlich).

    Kurioser finde ich aber gerade, dass bei der Aufzählung der Bezirke in dem Artikel nur 8 genannt werden, z. B. nix Spandau. Ist in den vier fehlenden Bezirken kein einziger Gladiator gegen den Endgegner angetreten?

  7. 20.

    Räusper ... Der Bezirk gliedert sich in vier Prognoseräume (Wedding, Gesundbrunnen, Moabit und Zentrum) sowie zehn Bezirksregionen (Parkviertel, Osloer Straße, Wedding Zentrum, Brunnenstraße Nord, Brunnenstraße Süd, Moabit West, Moabit Ost, Tiergarten Süd, Regierungsviertel und Alexanderplatz). berlin.de

  8. 19.

    Gratuliere Ihnen echt.
    Und auch die Anmerkung zu den panischen Eltern und bzgl. Handwerk begrüße ich.

  9. 18.

    Ich hab mein Abi auf'm 2. Bildungsweg nachgeholt mit fast 30 und aus mir ist auch was geworden...also liebe, panische Eltern.....allet wird jut.. keene Panik....Handwerker sind übrigens auch stark nachgefragt und verdienen u.U. mehr als ein Studierter;-)).. schönes Wochenende jewünscht..

  10. 17.

    Da kann ich Ihnen nur zustimmen. Die Eltern haben versagt, nicht die Kinder!

  11. 16.

    Sehr gut auf den Punkt gebracht.

    Die Gefahr, die ich bei diesem (weiteren) zentralen Test sehe, ist, dass im Nachgang, sobald die Inhalte bekannt werden, gezielt auf das Bestehen dieses Testtyps getrimmt wird, was die ohnehin mäßige Aussagekraft für eine "Eignung" dann wie üblich wieder wesentlich reduziert.

  12. 15.

    Man kann auch an einer Sekundarschule Abitur machen.

  13. 13.

    Das ist doch schon hinlänglich berichtet und ausgeknautscht worden. Die Eltern sind es meist, die ihre Kinder so unter Druck setzen.
    Wenn man weiß, dass man ab einem bestimmten Notenschnitt die Voraussetzungen für das Gymnasium nicht hat, dann kann man eben (erst mal) kein Abitur machen. Dass es dennoch ermöglicht wird, dass die Kinder mit schlechteren Noten einen ‚Eignungstest‘ machen dürfen, ist ein Angebot, dass m.E. zu viele Eltern von ihren Kindern abverlangen.
    Wenn die Eltern im Vorfeld schon aktiver wären, um den Notenschnitt gleich auf ein Niveau zu bringen, das den Voraussetzungen entspricht, müsste ein solches Eignungsverfahren gar nicht erst stattfinden.

  14. 12.

    Vor vielen Jahren nach der 4. Klasse auf des katholische Gymnasium gewechselt. Da gab es auch eine Aufnahmeprüfung. Und allein nur mit dem unzureichenden Unterricht auf der Grundschule hätte ich diese Prüfung auch nicht geschafft. Wer auf Gymnasium will, der muss - auch mit Hilfe der Eltern - sich eigeninitiativ ergänzend ausbilden. Grundschule allein reicht nicht. "Das hatten wir noch nicht gehabt" ist nur larmoyant, aber nicht hilfreich.

  15. 11.

    Gymnasien sind nicht nur voll, sondern überbesetzt und werden es auch bleiben, weil die jungen Lehrer nämlich lieber nach Brandenburg ausweichen, statt eine ISS zu wählen. Um die Leute nicht zu verlieren, haben sie die freie Wahl und die Gymnasien eine Überausstattung

  16. 10.

    spannende Frage
    Wie war denn die Verteilung in den Bezirken für den sogenannten Probeunterricht?

    Genau genommen war es ein Test, aber... seien wir mal nicht so kleinlich...

  17. 9.

    Zu Ihrer zweiten Frage. Der Probetag fand am 21.2 statt, der reguläre Anmeldezeitraum für die 7. Klassen war dieses Jahr vom 6.3 bis 14.3. Wenn ein Kind den Probetag am Gymnasium nicht geschafft hat, konnte es sich bzw. seine Eltern es ganz regulär an einer ISS im Anmeldezeitraum anmelden.

  18. 8.

    Die Antwort auf die erste Frage würde mich auch mal interessieren (ganz ähnlich zu dem Kuriosum mit dem Deutsch-Einbürgerungstest, den ein nicht unerheblicher Teil der automatisch eingebürgerten Deutschen wohl eher nicht bestehen würde).

    Zur anderen Frage: Der Probeunterricht war am 21.02., die Anmeldung für Sek I war 6. bis 14. März. Von daher sollten sie sich anhand der Rückmeldung noch ganz normal passend beworben haben.

    Aufgrund der "Abbrecherquote" im bisherigen Probejahr von rund einem Drittel halte ich so eine Form von Erprobung grundsätzlich nicht für verkehrt, um zu vermeiden, dass allzu viele Schüler sinnfrei Runden drehen und dann schon wieder die Schule wechseln müssen (was im Quereinstieg dann in Stress und Schulplatzmangel ausartet). Ob der Test als solcher und die Form der Durchführung für eine finale Einschätzung geeignet ist, da habe ich aber doch etwas Bauchschmerzen.

  19. 7.

    Falls Sie die Antworten interessieren:
    Zu 1) Das wurde nicht evaluiert und ist auch eine der Kernkritiken von Elternvertretung und Gewerkschaft.

    Zu 2) Durch die de facto Änderung am Personalschlüssel für Schulen sind viele Gymnasien nun "voll" besetzt. Neue Lehrkräfte haben dadurch eine höhere Wahrscheinlichkeit, an einer ISS eine Anstellung zu finden. Natürlich existiert neben nicht vorhandenen Lehrkräften auch noch die Problematik, dass Räume auch nicht aus dem Nichts entstehen. Leider scheint der Bildungsverwaltung aber ziemlich egal zu sein, wie es auf den ISS aussieht, solange es der "Elite" nun mehr und mehr wieder anhand sozioökonomischer Merkmale definiert, gut geht.

    Eine Erläuterung, wie die Differenz von Nichtbestehern des Probejahrs zu Nichtbestehern des Probetags zu erklären ist, steht weiterhin aus. Trotz der Mängel des Probejahres war doch hier zumindest aus der Umsetzung heraus klar, dass sich auch an dem Niveau der 7. Klasse orientiert wird.