Haushaltskürzungen - Berliner Kulturszene wehrt sich mit Aktionen gegen Sparpläne

Mi 16.10.24 | 18:34 Uhr
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Archivbild: Blick in den leeren Zuschauersaal des Theaters "Berliner Ensemble" (BE) am 17.05.2021. (Quelle: picture alliance/dpa-Zentralbild/ ens Kalaene)
Video: rbb|24 | 16.10.2024 | Material: rbb24 Abendschau | Bild: picture alliance/dpa-Zentralbild/ ens Kalaene

Die Berliner Kulturszene warnt am Mittwoch mit einem Aktionstag vor drohenden Kürzungen im Haushalt und dramatischen Folgen. Es sollen Vorstellungen unterbrochen und vor öffentlichen Bibliotheken leere Regale aufgestellt werden.

Die Berliner Kulturszene wehrt sich mit verschiedenen Aktionen gegen drohende Einsparungen im Kulturetat der Hauptstadt. Zahlreiche Einrichtungen - darunter Theater, Museen und Bibliotheken - wollen am Mittwoch etwa mit rot-weißem Flatterband, Bannern oder unterbrochenen Vorstellungen unter dem Motto #BerlinIstKultur ihrem Protest Ausdruck verleihen.

An dem Aktionstag beteiligen sich zum Beispiel das Deutsche Theater, die Volksbühne, die Zentral- und Landesbibliothek Berlin (ZLB), das Berliner Ensemble, die Schaubühne, das Deutsche Technikmuseum und der Friedrichstadtpalast.

"Das vielfältige Kulturprogramm - das Markenzeichen von Berlin - steht auf dem Spiel", sagte der Intendant des Berliner Ensembles, Oliver Reese, der Deutschen Presse-Agentur. Auch die Arbeitsmöglichkeiten vieler freier Künstler seien betroffen.

Kulturszene befürchtet Kürzungen von zehn Prozent

Die Kulturszene befürchtet, mit bis zu zehn Prozent weniger Geld auskommen zu müssen und warnt vor Einschränkungen im Spielbetrieb bis hin zu Insolvenz und Schließung sowie dem Verlust von Arbeitsplätzen. Die drohenden Kürzungen wären "dramatisch", sagte Reese.

Das Renaissance-Theater Berlin plant, eine Vorstellung von Ex-Kultursenator Klaus Lederer am Haus zu unterbrechen. Bibliotheken wollen an rund 80 Standorten in der Stadt leere Regale vor die Türen stellen, wie eine ZLB-Sprecherin sagte. Theater wie die Schaubühne, die Volksbühne oder das Deutsche Theater wollen Banner aufhängen, auch sind Posts auf Social Media angekündigt.

Mögliche Kürzungen existenzbedrohend

Das Volumen des Berliner Landeshaushalts ist seit den Corona-Jahren stark auf mittlerweile etwa 40 Milliarden Euro pro Jahr gestiegen. Die schwarz-rote Koalition will es nun schrittweise reduzieren. Nach ersten Einsparungen im laufenden Jahr ist für 2025 von drei Milliarden und für 2026 von fünf Milliarden Euro die Rede.

Wie das klappen soll, wollen CDU und SPD in den kommenden Wochen klären. Möglichst viele Bereiche sollen einen Sparbeitrag leisten, auch die Kulturverwaltung von Senator Joe Chialo (CDU).

Die Theater-, Opern- und Konzertszene sowie die Kulturstiftungen des Landes hatten sich mit Offenen Briefen an den Berliner Senat um den Regierenden Bürgermeister Kai Wegner (CDU) gewandt, darunter Prominente wie Daniel Barenboim, Frank Castorf und Lars Eidinger. Durch die möglichen Kürzungen drohten an Opern-, Konzert- und Theaterhäusern, aber auch in anderen Bereichen wie der Club- oder der freien Szene Einschränkungen im Spielbetrieb bis hin zu Insolvenz und Schließung sowie der Verlust von Arbeitsplätzen, hieß es.

Sendung: rbb24 Abendschau, 16.10.2024, 19:30 Uhr

70 Kommentare

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  1. 70.

    Arme Berliner Familien bekommen keine Zuschüsse für Klassenfahrten, aber Kunstliebhaber und Künstler wollen weiter subventioniert werden. Schämen sie sich!

  2. 69.

    Genau, die arbeitende Bevölkerung soll das finanzieren. In den Talkshow wird dann der Politik zu Munde geredet.

  3. 68.

    Man merkt an den Kommentaren, daß die "Kunstversteher" Angst haben, daß man aein Unsinn nicht mehr als Kunst verkaufen kann.

  4. 67.

    Vielleicht sollten sie mal richtig arbeiten, anstatt nur nach Steuergelder zu rufen!

  5. 66.

    Das sollen die das auch allein finanzieren. Wir sind nicht euer Sozialamt!
    Immer weniger Kollegen haben Lust für dieses System zu arbeiten! Jeder denkt er kann den Staat melken!

  6. 65.
    Antwort auf [Andreas ] vom 17.10.2024 um 18:21

    Tja, was soll ich jetzt jemandem, der einen großen Bogen um die Sachebene macht, entgegnen...? Sie haben quasi in jedem Satz deutlich gemacht, dass Sie schlecht informiert sind und offensichtlich Kunst und Kultur als überflüssig erachten. Aber immerhin konnten Sie ja mit Ihrem Kommentar etwas Dampf ablassen...

  7. 64.

    Nun, im meinem Beitag #35 sind zwei Begriffe gefallen, Kulturszene, wo zu ausnahmsweise und beispielsweise auch die Berliner Technoszene gehört, und die seit Frühjahr 24 zum Unecco,Kulturerbe Deutschlands zählt und damit ein Kulturerbe von nationaler Bedeutung geworden ist, aber sicher nicht mit Fördergeldern zu rechnen hat.
    Ergo in der aktuellen Kulturszene sind kulturelle Aktivitäten aller Art zusamengefasst, aber nur ein Teil von ihnen ist von besonderen nationalen Bedeutung.
    Fazit, eine Kulturszene und Kultur von überragender Bedeutung, das sind zweierlei "Stiefel".

    Übrigens, der Kommentar #47 war eine Antwort auf Kommentar #46,zur der unplazierten Nazi-Keule.

  8. 63.

    Weil Kunst mal auch ausprobieren muss. Das kann auch mal schief gehen und zieht auch nicht gleich die großen Massen an.

  9. 62.

    Sie schon wieder. Unterlassen Sie Ihre Abwertung von Künstlern. So eon Blödsinn zu schreiben, hetzerischer Art, das zeugt von Ihrem Charakter.

  10. 59.

    "Warum geben wir in Berlin Millionen Steuergelder für Hollywoodproduktionen aus? Warum finanziert der Steuerzahler RTL-Produktionen?"

    Wie kommen Sie darauf? Können Sie das irgendwie belegen?

  11. 58.

    Vielleicht werden Ihre Kommentare auch leicht missverstanden, weil Sie sich sehr missverständlich ausdrücken. So kritisieren Sie in Kommentar #47 das, was Sie noch in Kommentar #35 sinngemäß fordern. Und dass bei Kommentator:innen, denen anscheinend häufig gar nicht bewusst ist, was sie von sich geben, das Risiko höher ist, auch mal gegen die Netiquette zu verstoßen, erscheint doch plausibel.

  12. 57.

    Ich mutmaße, dass Ihnen das egal sein kann. Viele Menschen, die wirklich jedes Thema nutzen, um gegen geflüchtete Menschen zu hetzen, haben mit Kultur vermutlich eh nicht viel am Hut.

  13. 56.

    "Dagmar schrieb kein Wort über Kultur als Propaganda-Instrument.Eine böswilligen Unterstellung!"

    Nein, aber Kultur als Propaganda-Insteument wäre die logische Konsequenz dessen, was Dagmar schrieb bzw. gefordert hat. Deswegen möchte ja zum Beispiel die rechtsextreme AFD auch das Rundfunkgebühren-Modell wieder abschaffen, damit die AFD im Falle einer Regierungsverantwortung mehr Einfluss auf Medien und Berichterstattung nehmen könnte.

  14. 55.

    Ihre Argumentation fußt auf einer falschen Annahme. Und informieren Sie sich doch bitte über Funktion und Aufgaben der Kunst und welche Bedeutung Kunst in Demokratien hat. Danke.

  15. 54.

    Höchste Prirorität haben Unterbringung und Versorgung weiterer Geflüchteter! Da kann man bei der Kulturszene getrost einsparen.

  16. 53.

    Der Vorteil ,,brotloser Kunst" liegt auf der Hand, denn um als Künstler schlecht zu leben, braucht man nicht unbedingt Berlin. Es spricht sich sehr schnell herum, wo ein guter Kulturstandort ist, wobei die Förderung durch öffentliche Mittel nur eines unter vielen Kriterien ist. Ich befürchte, daß wenn sich die Karawane erst mal in Bewegung gesetzt hat und man sieht, daß es auch anderswo schöne, interessante Städte gibt, die sich Kultur leisten wollen, es sehr schwer werden wird, die Leute wieder nach Berlin zu locken.

  17. 52.

    Wer geht ins Theater, in die Oper? Anwälte, Ministergattinen usw. Also eher die gutverdienenden. Warum soll das steuerlich subventioniert werden? Wenn das Geld da ist, kein Problem. Aber so lange Schulen kaputte Fenster und Heizungen haben und in Deutschland Brücken einstürzen, haben wir sicherlich andere Probleme. Und wenn man dann keine Job als Schauepieler oder Tänzer findet, dann muss man eben einen anderen Job machen. Nennt sich Marktwirtschaft. Müssen andere Leute auch, die nicht subventioniert werden.

  18. 51.

    Dagmar schrieb kein Wort über Kultur als Propaganda-Instrument.Eine böswilligen Unterstellung!
    Selbstverständlich ist die Messlatte eine heikle Angelegenheit. Das führt immer zu Protektionismus und Ausgrenzung. Es ist allerdings kurzsichtig anzunehmen, dass dies nicht bereits stattfindet. Der Teufel sch….t immer auf den größten Haufen, s. Lars Eidinger. Wenn Förderung überhaupt Sinn macht, dann an der Basis. Da ist Sachverstand angesagt. Dämlich wie Kulturpolitik ist, wird genau dort gespart. Lieber irgendwelche Weltstars ob in darstellender oder bildender Kunst hofieren statt in Kellern oder Hinterhöfen vorbeizuschauen, Ich erinnere mich an Ai Weiwei, der sich erdreistete trotz permanenter Bauchpinselei Berlin als fremden- und kulturfeindlich zu bezeichnen. Sein Atelier unterhält er m.E. weiterhin wohl mit Förderung, Dieses lächerliche Bild gab auch Lederer ab, wo Kunst jenseits den Vermarktungsmöglichkeiten eher aus Mitleid ein wenig unterstützt wurde. Danach ab ins Berghain.

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