Risse in Ringbahnbrücke - Neue Verkehrsführung der A100 für Anfang nächster Woche geplant
Die Sperrung der Ringbahnbrücke am Berliner Funkturm wird auf unbestimmte Zeit zu großen Verkehrsbehinderungen führen. Geplant ist ein Ersatzneubau und eine Verkehrsumleitung auf der Gegenfahrbahn. Der Bezirk sperrt zudem weitere Straßen.
- Sperrung der Ringbahnbrücke könnte Jahre dauern
- große Verkehrseinschränkungen rund um Dreieck Funkturm
- neue Verkehrsführung über Gegenfahrbahn für nächste Woche geplant
- Bezirk sperrt bereits umliegende Straßen
Die Ringbahnbrücke auf der A100 soll für rund zwei Jahre gesperrt bleiben. Grund sind Risse an der Brücke - aufgrund von Alterserscheinungen. Ralph Brodel von der Autobahn GmbH sagte am Donnerstag, die weitreichende Maßnahme sei aufgrund eines Schadens des Tragwerks unvermeidbar gewesen. "Die Tragweite für Pendler sowie Anwohner der umliegenden Bezirke ist uns bewusst", so Brodel auf einer Pressekonferenz.
Die Sicherheit der Verkehrsteilnehmer habe oberste Priorität und "keine andere verantwortungsvolle Lösung zugelassen". Trotz der Sperrung sollen die Beeinträchtigungen so gering wie möglich gehalten werden, die Ringbahnbrücke habe nun oberste Priorität.
Autofahrern wird empfohlen, auf den ÖPNV auszuweichen oder die Stelle weiträumig zu umfahren. Man wolle die Verkehrsteilnehmer aber möglichst auf der Autobahn lassen. Man wolle bezüglich von Umfahrungen, "dass die Bezirke möglichst wenig belastet sind".
Bezirk sperrt Wohngebietsdurchfahrten
Der Bezirk Charlottenburg-Wilmersdorf teilte am Donnerstag mit, "aufgrund der Untätigkeit der Autobahngesellschaft" Einfahrten in Wohngebiete zu sperren, um so ein Durchfahren zu verhindern. Die sei in Absprache mit der Senatsverwaltung für Mobilität, Verkehr, Klimaschutz und Umwelt "im Rahmen der kurzfristigen Gefahrenabwehr" erfolgt. Betroffen sind demnach folgende Straßen und Bereiche:
- Tegeler Weg / Brahestraße, Tegeler Weg / Mindener Straße
- Die Einfahrten zum Klausener-Platz Kiez aus der Sophie-Charlotten-Straße und Schloßstraße
- Kaiserdamm / Soorstraße, Kaiserdamm / Meerscheidtstraße
Angesichts der zu erwartenden Dauer der Autobahnsperrung forderte der Bezirk den Senat und die Autobahngesellschaft auf, zu prüfen, welche verkehrlichen Entlastungen durch zusätzliche ÖPNV-Angebote aus dem Brandenburger Umland durch Regionalbahnen oder Bus-Shuttleverkehr umgesetzt werden können.
"Die heutige Behauptung der Autobahngesellschaft, der Bezirk sei für die Umleitungsplanung in den Stadtstraßen zuständig, ist eine pure Arbeitsverweigerung. Wir fordern die Autobahngesellschaft auf, umgehend ein sinnvolles Gesamtkonzept zur Führung des Umleitungsverkehrs vorzulegen", sagte Bezirksstadtrat Oliver Schruoffeneger (Grüne).
Bezirksbürgermeisterin Kirstin Bauch (Grüne) machte deutlich, dass sie mit einer längeren Sperrung der A100 rechnet als die Autobahngesellschaft. Es werde bestimmt mindestens doppelt so lange dauern, wie die zwei Jahre, die bislang im Raum stehen, sagte sie dem rbb.
Verkehr soll auf Gegenfahrbahn umgeleitet werden
Mathias Seidel, Geschäfts-Bereichsleiter Bau und Planung, teilte mit, die Sperrung sei eine Vorsichtsmaßnahme für die Verkehrsteilnehmer gewesen, da die "Kraftabtragung im Tragwerk nicht gewährleistet" werden könne. Der Bahnverkehr unter der Brücke könne vorerst aufrechterhalten werden.
Laut Seidel wurde am Donnerstag mit den Vorbereitungen notwendiger Mittelstreifenüberfahrten auf die Gegenfahrbahn begonnen, die Umleitung soll "so schnell wie möglich" fertiggestellt werden, hieß es. Anfang nächster Woche könne dies möglicherweise vollzogen sein. Genaue Termine konnten jedoch nicht genannt werden.
Laut der Berliner Verkehrsverwaltung soll der Lkw-Verkehr von der Umleitung auf die Gegenfahrbahn ausgenommen werden, um die Fahrbahn nicht zu stark zu belasten. Bei der Sperrung Richtung Norden könnte es eine Ausnahme für Einsatzfahrzeuge von Polizei und Feuerwehr geben - sofern sie nicht zu schwer sind, wie Staatssekretär Johannes Wieczorek am Donnerstagabend im rbb Fernsehen sagte.
Im Zuge der Sperrung wurde auch die Westendbrücke im weiteren Verlauf Richtung Norden ebenfalls vorsorglich gesperrt. Die Auffahrt auf die A100 über die Auffahrt Kaiserdamm beziehungsweise Knobelsdorffstraße ist nicht möglich. Eine parallele Sanierung sei bereits geplant, sagte Mathias Seidel. Zu den Kosten für den notwendigen Ersatzneubau der Ringbahnbrücke wurde bisher keine Auskunft gegeben werden.
Ringbahn auf der Schiene: "Jeden Tag einen Prüfer draußen"
Seidel sagte weiter, er hoffe, dass die Ringbahn auf der Schiene nicht betroffen sei. Man habe dazu jeden Tag "einen Prüfer draußen", der die Lage einschätzen solle. Die Berliner S-Bahn betreibt dort die Ringbahnlinen S41/42 sowie die S46.
"Man wusste schon lange, dass dort etwas gemacht werden muss, aber es war eine Ersatzbrücke geplant. Insofern musste sich keiner Gedanken über eine Verkehrsumleitung machen", sagte eine Sprecherin der Berliner Verkehrsverwaltung auf dpa-Anfrage. "Der Vorwurf, ihr habt euch nicht vorbereitet, stimmt nicht. Es gab eine andere Variante. Das ist einfach die Situation."
Das Autobahndreieck Funkturm wurde im Jahr 1963 erbaut. Ausgelegt gewesen sei dieser Bereich ursprünglich für 20.000 bis 30.000 Fahrzeuge am Tag, die Ringbahnbrücke für 95.000 tägliche Fahrzeuge, sagte Ralph Brodel. Aktuell seien es etwa 230.000 Fahrzeuge jeden Tag.
Experte: Fachkräftemangel ein Hauptproblem bei Brückenerneuerung
Die starke Belastung durch viele und schwere Fahrzeuge ist der Hauptgrund für die vorzeitige Alterung von vielen Brücken. Diese seien normalerweise für 90 bis 100 Jahre konstruiert worden, sagte Helmut Schmeitzner, Professor für Bauingenieurswesen der Hochschule für Wirtschaft und Recht in Berlin, in einem rbb24 Spezial. Durch die starke Nutzung würden viele aber deutlich schneller baufällig.
Hauptprobleme für die schnelle Erneuerung sieht er einerseits im notwendigen Geld, das jetzt möglicherweise durch das geplante Sondervermögen einer zukunftigen Bundesregierung vorhanden wäre. Zum zweiten würden hohe bürokratische Hürden einen schnellen Neubau behindern, die aber abgebaut werden könnten.
Größtes Problem sei aber der große Mangel an Fachkräften für die Planung und den Bau der Brücken. Das sei auch so schnell nicht zu beheben, sagte Schmeitzner.
Sendung: rbb24 Abendschau, 20.03.2025, 19:30 Uhr
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