Katastrophenschutz-Leuchttürme - So bereitet sich Cottbus auf den Notfall vor

Do 20.03.25 | 17:35 Uhr | Von Isabelle Schilka
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Zwei Männer rollen einen Rollwagen mit Katastrophenschutz-Material (Mikrowellen, Ladegeräte, Sanitätsmaterial) aus einem Container.
Bild: rbb

Mehr als 300 "Katastrophenschutz-Leuchttürme" sollten bis Ende 2024 in Brandenburg entstehen. Nur 50 davon sind schon für Notlagen wie Hochwasser und Stromausfälle ausgestattet - zum Beispiel in Cottbus. Von Isabelle Schilka

Im Vereinshaus des Fußballvereins Vfb Döbbrick werden üblicherweise Vereinsfeiern, Hochzeiten oder runde Geburtstage gefeiert. Doch der Gebäudekomplex im Cottbuser Ortsteil Döbbrick hat noch eine andere Aufgabe: Er ist einer von 15 so genannten Katastrophenschutz-Leuchttürmen, die sich quer über das Stadtgebiet verteilen.

Die Leuchttürme sollen als Anlaufpunkt dienen, "wenn mehr als 24, 48 Stunden Stromausfall droht oder andere Katastrophenlagen eintreten", sagt René Mettke, der Vereinsvorsitzende. Dann werde der VfB Döbbrick informiert und die Räumlichkeiten für den Katastrophenschutz aufgeschlossen. Der übernehme dann Ausstattung und Betrieb der "Pop-up-Anlaufstelle".

Mikrowellen, Sanitätsmaterial und Ladegeräte

Die Stadt Cottbus ist eine der wenigen Kommunen in Brandenburg, die ihre Austattung für die Leuchttürme schon beisammen hat. Das Material wird laut Stadt aus Sicherheitsgründen an einem geheimen Ort gelagert - für ein rbb-Team wurde es in der Nähe des Studios Cottbus gezeigt, wie auf dem Bild oben zu sehen ist. "Wir haben Mikrowellen, Wasserkocher, Sanitätsmaterial, Ladegeräte", zählt Ingolf Zellmann, der Leiter der Leitstelle in Cottbus, mit Blick auf die Ausstattung auf.

Strom für den Notfall liefert laut Zellmann eine Netzersatzanlage - ein riesiges Notstromaggregat mit angebautem Scheinwerfer. Damit werde den Bürgern auch im Dunkeln, wenn bei Stromausfall die Laternen nicht mehr funktionieren, der Weg gewiesen. Ähnlich wie bei einem klassischen Leuchtturm.

Acht Anforderungen werden vom Land an die Katastrophenschutz-Leuchttürme gestellt. Sie müssen in allererster Linie "Informationen zur Schadenlage" bereithalten. Außerdem sollen "Hilfsmöglichkeiten für Personen, die auf Unterstützung angewiesen sind", organisiert werden können. Die Leuchttürme müssen des Weiteren erste Hilfe leisten können, Trinkwasser bieten und die Möglichkeit haben, Nahrung aufzuwärmen.

Tagsüber soll es in den Leuchttürmen möglich sein, bis zu zwölf Stunden Wärme zu erzeugen. Darüber hinaus sollen Bürger hier ihre Handys aufladen zu können. Sollte das Handynetz einbrechen, wird die Krisenkommunikation über ein Sattelitentelefon sichergestellt. So können Rettungsdienst und Katastrophenschutz weiterhin erreicht werden.

"Jeder muss sich erstmal um sich selbst kümmern können"

130.000 Euro gibt es vom Land für jeden Leuchtturm. Die Stadt Cottbus spricht bewusst von einer Notversorgung. "Das sind keine Restaurants und keine Hotels, die wir da aufbauen können", sagt Stadtpressesprecher Jan Gloßmann. Feldbetten etwa seien nicht Teil der Ausstattung. Wichtig sei deshalb die Eigenvorsorge. "Jeder muss sich erstmal um sich selbst kümmern können".

Dazu gehöre unter anderem die obligatorische Kiste Wasser im Keller, Streichhölzer und Kerzen oder auch ein batteriebetriebenes Radio. Das empfiehlt auch das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe [bbk.bund.de].

Landesweit nur 50 von 326 Leuchttürmen fertig

In Cottbus kümmert man sich aktuell um die personelle Besetzung der Anlaufpunkte. Mehr als 400 Menschen wären nötig, um die Leuchttürme in der Stadt langfristig besetzen zu können. Sie sollen vor allem aus der Verwaltung kommen und in diesem Jahr geschult werden.

Viele weitere Kommunen in Brandenburg sind aber noch nicht einmal mit dem notwendigen Material ausgestattet. Ende 2024 waren von den 326 geplanten Leuchttürmen gerade mal 50 fertig eingerichtet, so das Brandenburger Ministerium des Inneren und für Kommunales.

Die Industrie habe schlichtweg Probleme, den erhöhten Bedarf des nötigen Materials zu decken, sagte die Brandenburger Innenministerin Katrin Lange (SPD). Lieferprobleme gebe es etwa bei Heizlüftern oder den großen Netzersatzanlagen. In den nächsten Wochen würden aber auch alle anderen Leuchttürme "an den Start gehen können", so die Ministerin.

Sendung: rbb24 Brandenburg Aktuell, 19.03.2025, 19:30 Uhr

Beitrag von Isabelle Schilka

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6 Kommentare

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  1. 6.

    Ich habe doch nicht geschrieben, dass ich die Sicherheitsmaßnahmen ablehne. Ganz im Gegenteil!!! Nur finde ich es sehr traurig, dass sowas heute überhaupt noch gebraucht wird. Wir haben uns viel zu lange so sicher gefühlt. Jetzt ist da nur noch Angst. Ich jedenfalls fühle das für mich. Jeden Tag wird doch eine Schreckensnachricht gebracht. Ja, dass macht mir Angst. Und danke, dass endlich einigermaßen was für unsere Sicherheit getan wird.

  2. 5.

    Mir nicht. Beitrag gelesen, festgestellt, alles soll mit Strom laufen, den Aggregate, betrieben mit fossilen Kraftstoffen, liefern. In BaWü stehen die E-Autos der Polizei still, Akku leer, goldene Zeiten für Kriminelle, schlechte Zeiten für die, die Hilfe brauchen. Was haben wir gelernt aus den Folgen von Orkanen wie Lothar und Kyrill oder aus der Tatsache, dass Strommasten vereisen, es keinen Strom gibt? Nichts? Es bedarf keines Krieges, damit der Strom tagelang ausfällt. Leuchttürme zu schaffen ist gut, denn nicht jeder hat die Möglichkeit auf andere Weise ohne Strom Wärme zu erzeugen, ein Babyfläschchen, Tee, Kaffee, eine Mahlzeit zu kochen. Wer kann, wird zu Hause den Kachel-, Kaminofen oder Beistellherd anfeuern, einen Gaskocher und sein fossil betriebenes Kfz nutzen, auch um anderen zu helfen und während der Fahrt das Telefon zu laden. Angesichts drohender Stromausfälle ist es absurd, Öfen zu verbieten, auf 100% E-Mobiltät zu setzen und Selbsthilfe zu verhindern.

  3. 4.

    Verständlich, für diejenigen, die sich die Welt zurecht reden, aber geflissentlich die Realitäten verkennen oder ignorieren.

    Wer immer noch meint, dass der Krieg weit weg ist, verkennt die Lage. Russland führt schon lange Krieg gegen Europa und auch Deutschland.

    Selbstverständlich müssen wir uns drauf vorbereiten. Nicht wegen uns, sondern wegen Russland.

    Oder sollen Cottbus oder Spremberg die Raketen, die kommen könnten, abfangen?
    Die aktuellen Entwicklungen zu ignorieren wäre nur naiv. Wir leben auf keiner Insel.

  4. 1.

    Wir haben ja noch ein wenig Zeit, bis der Russe in Berlin steht. Also auf und den "Operationsplan Deutschland" umsetzen und uns endlich freudvoll kriegstüchtig machen! Und nicht vergessen, die Bundeswehr sucht noch Reservisten!