Katastrophenschutz-Leuchttürme - So bereitet sich Cottbus auf den Notfall vor

Mehr als 300 "Katastrophenschutz-Leuchttürme" sollten bis Ende 2024 in Brandenburg entstehen. Nur 50 davon sind schon für Notlagen wie Hochwasser und Stromausfälle ausgestattet - zum Beispiel in Cottbus. Von Isabelle Schilka
Im Vereinshaus des Fußballvereins Vfb Döbbrick werden üblicherweise Vereinsfeiern, Hochzeiten oder runde Geburtstage gefeiert. Doch der Gebäudekomplex im Cottbuser Ortsteil Döbbrick hat noch eine andere Aufgabe: Er ist einer von 15 so genannten Katastrophenschutz-Leuchttürmen, die sich quer über das Stadtgebiet verteilen.
Die Leuchttürme sollen als Anlaufpunkt dienen, "wenn mehr als 24, 48 Stunden Stromausfall droht oder andere Katastrophenlagen eintreten", sagt René Mettke, der Vereinsvorsitzende. Dann werde der VfB Döbbrick informiert und die Räumlichkeiten für den Katastrophenschutz aufgeschlossen. Der übernehme dann Ausstattung und Betrieb der "Pop-up-Anlaufstelle".
Mikrowellen, Sanitätsmaterial und Ladegeräte
Die Stadt Cottbus ist eine der wenigen Kommunen in Brandenburg, die ihre Austattung für die Leuchttürme schon beisammen hat. Das Material wird laut Stadt aus Sicherheitsgründen an einem geheimen Ort gelagert - für ein rbb-Team wurde es in der Nähe des Studios Cottbus gezeigt, wie auf dem Bild oben zu sehen ist. "Wir haben Mikrowellen, Wasserkocher, Sanitätsmaterial, Ladegeräte", zählt Ingolf Zellmann, der Leiter der Leitstelle in Cottbus, mit Blick auf die Ausstattung auf.
Strom für den Notfall liefert laut Zellmann eine Netzersatzanlage - ein riesiges Notstromaggregat mit angebautem Scheinwerfer. Damit werde den Bürgern auch im Dunkeln, wenn bei Stromausfall die Laternen nicht mehr funktionieren, der Weg gewiesen. Ähnlich wie bei einem klassischen Leuchtturm.
Acht Anforderungen werden vom Land an die Katastrophenschutz-Leuchttürme gestellt. Sie müssen in allererster Linie "Informationen zur Schadenlage" bereithalten. Außerdem sollen "Hilfsmöglichkeiten für Personen, die auf Unterstützung angewiesen sind", organisiert werden können. Die Leuchttürme müssen des Weiteren erste Hilfe leisten können, Trinkwasser bieten und die Möglichkeit haben, Nahrung aufzuwärmen.
Tagsüber soll es in den Leuchttürmen möglich sein, bis zu zwölf Stunden Wärme zu erzeugen. Darüber hinaus sollen Bürger hier ihre Handys aufladen zu können. Sollte das Handynetz einbrechen, wird die Krisenkommunikation über ein Sattelitentelefon sichergestellt. So können Rettungsdienst und Katastrophenschutz weiterhin erreicht werden.
"Jeder muss sich erstmal um sich selbst kümmern können"
130.000 Euro gibt es vom Land für jeden Leuchtturm. Die Stadt Cottbus spricht bewusst von einer Notversorgung. "Das sind keine Restaurants und keine Hotels, die wir da aufbauen können", sagt Stadtpressesprecher Jan Gloßmann. Feldbetten etwa seien nicht Teil der Ausstattung. Wichtig sei deshalb die Eigenvorsorge. "Jeder muss sich erstmal um sich selbst kümmern können".
Dazu gehöre unter anderem die obligatorische Kiste Wasser im Keller, Streichhölzer und Kerzen oder auch ein batteriebetriebenes Radio. Das empfiehlt auch das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe [bbk.bund.de].
Landesweit nur 50 von 326 Leuchttürmen fertig
In Cottbus kümmert man sich aktuell um die personelle Besetzung der Anlaufpunkte. Mehr als 400 Menschen wären nötig, um die Leuchttürme in der Stadt langfristig besetzen zu können. Sie sollen vor allem aus der Verwaltung kommen und in diesem Jahr geschult werden.
Viele weitere Kommunen in Brandenburg sind aber noch nicht einmal mit dem notwendigen Material ausgestattet. Ende 2024 waren von den 326 geplanten Leuchttürmen gerade mal 50 fertig eingerichtet, so das Brandenburger Ministerium des Inneren und für Kommunales.
Die Industrie habe schlichtweg Probleme, den erhöhten Bedarf des nötigen Materials zu decken, sagte die Brandenburger Innenministerin Katrin Lange (SPD). Lieferprobleme gebe es etwa bei Heizlüftern oder den großen Netzersatzanlagen. In den nächsten Wochen würden aber auch alle anderen Leuchttürme "an den Start gehen können", so die Ministerin.
Sendung: rbb24 Brandenburg Aktuell, 19.03.2025, 19:30 Uhr