Verkehrschaos in Berlin - A100-Brückensperrung und BVG-Streik legen Stadt lahm

Do 20.03.25 | 20:53 Uhr
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Autos stehen auf der A100 in Richtung der gesperrten Brücke an der Messe im Stau. (Quelle: dpa/Sebastian Gollnow)
Video: rbb24 Abendschau | 20.03.2025 | Julia Kubowicz | Bild: dpa/Sebastian Gollnow

Die Sperrung der Ringbahnbrücke am Autobahndreieck Funkturm sowie der BVG-Warnstreik führen zu großen Problemen im Berliner Verkehr. Während Busse und Bahnen am Freitag wieder fahren sollen, bleibt die Brücke lange gesperrt.

  • Lange Staus auf Umfahrungen rund um den Funkturm nach Sperrung der Ringbahnbrücke
  • Neue Verkehrsführung bislang unklar
  • Bezirk kündigt Sperrung von Einfahrten in umliegende Wohngebiete an
  • BVG-Streik führt zu mehr Autoverkehr und Staus

Weil die Ringbahnbrücke der A100 im Westen Berlins aufgrund von Rissen gesperrt wurde, ist es am Donnerstag zu erheblichen Beeinträchtigungen und Staus rund um den Funkturm und auf der Autobahn Richtung Norden gekommen. Für zusätzliche Belastung sorgte am Donnerstag ein Warnstreik der Berliner Verkehrsbetriebe (BVG). In der gesamten Stadt müssen Verkehrsteilnehmer mit massiven Verkehrsbehinderungen rechnen.

Informationen der Verkehrsinformationszentrale (VIZ) am frühen Morgen zufolge mussten die Autofahrer am Dreieck Funkturm Richtung Norden mehr als eine halbe Stunde länger einplanen. Auch die Umfahrungsstrecken vom Messedamm über die Königin-Elisabeth-Straße sowie über den Spandauer Damm stadtein- sowie auswärts sind stark belastet.

Gesperrt ist die Autobahn in Richtung Wedding zwischen dem Bereich Dreieck Funkturm und der Abfahrt Spandauer Damm. Die Auffahrt Kaiserdamm (Knobelsdorfstraße) ist in Richtung Norden ebenfalls gesperrt. Der Autobahnverkehr wird über den Messedamm abgeleitet und an der Auffahrt Spandauer Damm wieder auf die A100 geführt. Von der A100 aus können Autofahrer auf die Avus (A115) in Richtung Süden gelangen. Die Verbindung von der Avus auf die A100 in Richtung Norden ist gesperrt. Auch hier wird der Verkehr am Messedamm abgeleitet.

Alternative Verkehrsführung bislang unklar

Die Autobahn GmbH des Bundes steht nach eigenen Angaben "im engen Austausch mit den zuständigen Behörden, um alternative Verkehrsführungen und Entlastungsmaßnahmen zu prüfen und umzusetzen". Ziel sei es, die Beeinträchtigungen so gering wie möglich zu halten, hieß es am Donnerstag in einem Pressestatement.

Auch nach Angaben von Berlins Verkehrssenatorin Ute Bonde (CDU) arbeiten die Autobahn GmbH und ihre Verwaltung mit Hochdruck an möglichen Umleitungen. "Da die konkrete Lage der betroffenen Strecke nur wenige direkte Umfahrungen möglich macht, wird es in diesem Abschnitt der A100 ganz ohne Frage immer wieder zu Stausituationen kommen", teilte Bonde mit. Sie empfehle daher eine sehr weitreichende Umfahrung beziehungsweise wenn möglich den Umstieg auf S- und Regionalbahn.

Bezirk kritisiert Autobahn GmbH

Der Bezirk Charlottenburg-Wilmersdorf wirft der Autobahngesellschaft hingegen Untätigkeit vor. Der Bezirk kündigte am Donnerstag an, Einfahrten in Wohngebiete zu sperren, um so ein Durchfahren zu verhindern. Dies sei in Absprache mit der Senatsverwaltung für Mobilität, Verkehr, Klimaschutz und Umwelt "im Rahmen der kurzfristigen Gefahrenabwehr" erfolgt.

Nach Informationen der Verkehrsinformationszentrale sollte am frühen Donnerstagnachmittag eine Ortsbesichtigung stattfinden, um die zukünftige Verkehrsführung festzulegen. Eine mögliche Variante könnte sein, auf der Gegenfahrbahn einen Fahrstreifen in Richtung Norden einzurichten, um den Verkehr auf der Autobahn zu halten. Nach Angaben von Mathias Seidel, Geschäfts-Bereichsleiter Bau und Planung der Autobahn GmbH, könnte eine solche Umleitung Anfang nächster Woche vollzogen sein. Genaue Termine könnten jedoch nicht genannt werden.

Unterschiedliche Einschätzungen über Dauer der Sperre

Die Brücke führt am Dreieck Funkturm die A100 in Richtung Wedding über die Gleise der S-Bahn. Sie ist Teil des Autobahndreiecks Funkturm, über das täglich rund 230.000 Autos fahren.

Schon vor einiger Zeit hat die Autobahngesellschaft einen Riss im Tragwerk der Brücke entdeckt. Dieser Riss hat sich den Angaben zufolge in den vergangenen Wochen überraschend vergrößert. Nach weitergehenden Prüfungen sei am Mittwochabend eine kurzfristige Sperrung der Brücke aus Sicherheitsgründen unvermeidlich gewesen.

Klarheit über die Dauer der Baumaßnahmen gibt es bisher nicht. Die Brücke wird komplett abgerissen und neu gebaut. Der Sprecher der Autobahn-Niederlassung Nordost, Ralph Brodel, hatte am Mittwoch von mindestens zwei Jahren Sperrung gesprochen. Die Bezirksbürgermeisterin von Charlottenburg-Wilmersdorf, Kirstin Bauch (Grüne), sagte im rbb, es werde bestimmt mindestens doppelt so lange dauern.

Der Neubau der Brücke war bereits seit längerem geplant, unabhängig von der jüngsten Entwicklung. Ein Planfeststellungsverfahren läuft.

Auch die Westendbrücke, die etwas weiter nördlich liegt und ebenfalls Teil der Stadtautobahn A100 ist, werde nach ersten Ergebnissen einer Prüfung vorsorglich aus dem Verkehr genommen, so Brodel. Betroffen sei der Streckenzug bis zur Auffahrt Knobelsdorffstraße.

Sorge um Ringbahn

Die S-Bahn, die unter der Brücke durchfährt, kann den bisherigen Untersuchungen zufolge vorerst regulär weiter fahren. "Aktuell hat die Sperrung der A100-Brücke keine Auswirkungen auf den S-Bahnverkehr", teilte ein Bahn-Sprecher dem rbb auf Anfrage mit. "Von einer möglichen Sperrung der Strecke wären die Linien S41, S42 und S46 betroffen. Für diese Linien haben wir verschiedene Konzepte vorbereitet, die wir einsetzen können, sobald der Zeitplan für die weiteren Arbeiten an der Autobahnbrücke feststeht."

Oliver Schruoffeneger (Grüne), Bezirksstadtrat für Ordnung, Umwelt, Straßen und Grünflächen in Charlottenburg-Wilmersdorf, zeigte sich jedoch sehr skeptisch, was die Ringbahn angeht. Er nannte die Situation eine "Katastrophe mit Ansage". "Wenn man eine Autobahnbrücke abreißt und darunter und daneben fahren die Züge - das wird schwierig", sagte er am Mittwochabend im rbb Fernsehen. Es werde eine "ganz schwierige Situation für ganz Charlottenburg". Schruoffeneger kritisierte, dass es noch keine Umleitungskonzepte gäbe. Dass daran "noch gearbeitet werde, irritiert mich doch sehr", sagte er.

BVG wird noch bis in die Nacht bestreikt

Auf den Straßen und den S-Bahnstrecken wurde es am Donnerstag zudem voller, weil die BVG weiterhin bestreikt wird. Von 9 bis 14 Uhr sollen daher zusätzliche S-Bahnen der Linie 1 zwischen Zehlendorf und Potsdamer Platz fahren, sowie Bahnen der S5 zwischen Mahlsdorf und Lichtenberg.

Erst am Freitag früh gegen 3 Uhr soll der Verkehr mit Bussen, U- und Straßenbahnen wieder anlaufen. An diesem Tag werden auch die Tarifgespräche für die rund 16.000 BVG-Beschäftigten fortgeführt.

Sendung: rbb24 Inforadio, 20.03.2025, 10 Uhr

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216 Kommentare

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  1. 216.

    Diese ständigen Rechtfertigungen von manchen Pro- Autofahrern (Vollstopfen aller straßen, die allen gehören und nicht nur Autofahrern).
    Es gibt so viele Menschen mit Kindern etc, die sogar ohne Auto lebensfähig sind.
    Man sind die Leute unselbständig geworden.
    Ich fasse es nicht!!!!!

  2. 215.

    Egal, in welcher (Auto)situation, das solltet ihr euch mal verinnigen

  3. 214.

    Na viel zu oft waren Straßenumbenennungen und Radwege im Fokus der Stadtplanung.
    Und wenn jemand neue U-Bahnlinien forderte, gab es ja auch schon einen Aufschrei.
    Das Ergebnis einer guten Verkehrspolitik wäre, wenn man eine gesperrte Straße gar nicht merken würde, weil man mehrere große Verkehrswege hat.
    Man hat sich doch jahrelang auf dem Nadelöhr am Funkturm ausgeruht - in der Hoffnung, alles hält ewig.

  4. 213.

    Wollen Sie Straßengüterverkehr abschaffen?
    Soll dann ein neues Schienennetz durch Wohngebiete fahren?
    Also Güterzüge durch Wohnviertel?
    Oder meinen Sie, die Waren laufen dann alleine zu den Kunden?

  5. 212.

    Als Fußgänger kann ich keine Schadenfreude für Autofahrer empfinden, welche größtenteils auf das Auto angewiesen sind.
    Es gibt Lieferfahrzeuge und Familien mit Kindern, die nicht den ganzen Tag mit den Öffentlichen Verkehrsmitteln herumkutschen können, wenn sie berufstätig sind.
    Im Übrigen ist ein funktionierendes Autobahnsystem in der Innenstadt die Voraussetzung dafür, dass auch Wohngebiete entlastet werden.
    Würden alle Autofahrer sich auch noch im Berufsverkehr in die völlig überfüllten Züge reinstopfen, hätten wir erst ein riesiges Problem.

  6. 211.

    Der überbordende MIV und Strassengüterverkehr ist ein gravierendes Problem in unserem Land und der Umgang sehr vieler Menschen mit diesem faktisch zu belegenden Problem (Leugnung, Verdrängung, Egoismus) ist wahrlich desaströs. Dieses runterzuspielen spielt in der selben desaströsen Liga und ist genau deshalb vielen anderen wiederum nicht egal.

  7. 210.

    Ich bin Tischler, meine Ausrüstung wiegt 1,2 Tonnen. Mein Material Verbrauch kommt dazu. Zudem habe ich 4 Kinder. Wenn ich erst Kinder zu Einrichtungen verbringe (1,5 Stunden um danach 1,75 Stunden zum Kunden zu fahren um danach wieder 1,75 Stunden zurück brauche und weitere 1,5 Stunden um Kinder abzuholen, wann soll ich dann effizient arbeiten??? Lege mittlerweile Fahrzeit auf Kunden um, da es auch unvermeidlich zu meinem Job gehört und tatsächlich Arbeit ist. Am Ende leidet der Kunde, oder Auftrag kommt nicht zustande. Dann leide ich. Schönes Erlebnis für einen Steuerzahler

  8. 209.

    Mir ist völlig „egal“ wer hier Schuld hat, wer nicht auf sein Fahrzeug verzichten kann und oder will - das hier ist die wahrgewordene Skizze zum disaströsen Umgang mit Problemen und Herausforderungen in dieser Stadt und diesem Land.
    Viel Spaß ist bei der Sache nicht mehr dabei…

  9. 208.

    Da haben die Autofahrer jetzt ein 'fettes Problem'.
    Ich nutze die Öffis.
    Und habe daher mit Autofahrern, die hier so überaus rumjammern, kein Problem. Ich amüsiere mich etwas.
    Ich war selbst lange Autofahrerin und habe es gelernt, mich umzustellen und Öffis zu nutzen.
    In den meisten Autos sitzt sowieso nur 1 Person und der Gepäckraum ist nicht mit lauter Einkaufstüten od sonstigem voll.
    Die Ausreden mancher Autofahrer ist sehr interessant.
    Also: Merkel ist nicht dran schuld.

  10. 207.

    Das ist an Peinlichkeit nicht zu toppen und wenn ich schon Planfeststellungsverfahren lese, weiß jeder was die Stunde geschlagen hat. Deutscher geht es nicht und wieso dauert ein Brückenbau eigentlich zwei Jahre ? Was ist nur aus uns geworden.

  11. 205.

    Perfekt formuliert. Stimme Ihnen voll zu, Wohne seit der Geburt 1962 in Berlin. Es wurde nie besser sondern immer schlimmer

  12. 202.

    Viele Staufördernde Verhaltensweisen sind auf rücksichtslose Autofahrer zurückzuführen…viele fahren blind drauf los, bis nichts mehr geht….fürchterlich, dieses Verhalten….

  13. 201.

    und ihr habt gedacht, Klimakleber wären lästig. Nein, es sind die vielzuvielen Autofahrer, die lästig sind.

  14. 200.

    Danke Merkel. Danke Merkel-Wähler. Danke Andi Scheuer + CSU für die "Autobahn GmbH". Seit Jahrzehnten ist das Problem bekannt, es wurde aber alles kaputtgespart, nur damit ein paar Milliardäre noch mehr Kasse machen. Danke CDU, danke CSU, danke FDP.

  15. 199.
    Antwort auf [Dieselkraft] vom 20.03.2025 um 17:05

    ,,Ohren!“ Sorry, Folks!

  16. 198.

    4 ??? Da ist die alte Brücke noch nicht mal abgerissen. Erstmal Weltweit ausschreiben und dann die Klagewelle mit allen partikular Interessen abwarten. Nisten dort nicht Fledermäuse, Spatzen, Tauben ???

  17. 197.

    ...die rät zum Fahren mit der Bahn. Der dümmste Tipp aus einem CDU geführten Verkehrssenat !