20 Prozent auf EU-Exporte - Berliner Wirtschaft blickt mit Sorge auf US-Zölle

Do 03.04.25 | 15:28 Uhr | Von Efthymis Angeloudis
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US-Präsident Donald Trump spricht während einer Veranstaltung zur Ankündigung neuer Zölle im Rosengarten des Weißen Hauses am 02.04.2025.(Quelle: picture alliance/AP/Mark Schiefelbein)
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Audio: radioeins | 03.04.2025 | Constantin Röse | Bild: picture alliance/AP/Mark Schiefelbein

Donald Trump erhebt auf Waren aus der EU Zölle in Höhe von 20 Prozent. Bitter für Berlin, denn die USA sind der wichtigste Handelspartner. Zölle könnten für Berlin sinkende Umsätze bedeuten - und weniger Arbeitsplätze. Von Efthymis Angeloudis

Die Berliner Wirtschaft blickt mit Sorge auf die Außenhandelspolitik der USA. US-Präsident Donald Trump belegte am Mittwochabend alle Exporte der EU in die Vereinigten Staaten mit einem Zoll von 20 Prozent [tagesschau.de]. Gelten sollen die Zölle bereits ab Samstag.

"Die Trump-Regierung treibt einen epochalen Umbruch in den transatlantischen Beziehungen voran, das ist gerade für Berlin mit seiner eng mit den USA verbundenen Geschichte sehr bitter", teilte Wirtschaftssenatorin Franziska Giffey (SPD) mit.

"Wenn die Trump-Regierung nun einen globalen Handelskrieg anzettelt, wird das auch Auswirkungen auf den Wirtschaftsstandort Berlin haben, das muss man ganz klar sagen. Unsere Unternehmen verkauften 2024 Waren im Wert von 1,59 Milliarden Euro in die USA", so Giffey weiter.

"Die von den Vereinigten Staaten eingeführten Zölle sind ein schwerer Schlag für die Weltwirtschaft und die international eng verflochtene Berliner Wirtschaft", sagte Manja Schreiner, Präsidentin der Industrie- und Handelskammer Berlin (IHK) rbb|24. Die USA seien Berlins wichtigster Absatzmarkt. Mit den flächendeckenden Zöllen von 20 Prozent stünden nun im USA-Geschäft zusätzliche Lasten von bis zu 317 Mio. Euro für den Wirtschaftsstandort Berlin im Raum.

IHK: Sinkende Umsätze, weniger Arbeitsplätze

Damit sind die USA das wichtigste Land für Produkte "made in Berlin", allen voran Maschinen, Fahrzeuge, Elektronik und Pharmaerzeugnisse. Studien zufolge dürften die deutschen Warenexporte in die USA nach Erhebung der Zölle um etwa 20 Prozent zurückgehen. Das wäre besonders bitter für die Berliner Wirtschaft, denn die USA waren 2024 das wichtigste Exportziel mit 1,6 Milliarden Euro. Danach erst folgten Frankreich (1,3 Milliarden), China (1,3) und Polen (1,2).

Für die Brandenburger Wirtschaft sind die USA der viertwichtigste Exportmarkt nach den Niederlanden, Polen und Belgien.

Die meistgehandelten Berliner Warengruppen mit den USA sind im Export Datenverarbeitungsgeräte, elektrische & optische Erzeugnisse, Maschinen, sonstige Fahrzeuge, elektrische Ausrüstung und pharmazeutische Erzeugnisse.

IHK: Sinkende Umsätze, weniger Arbeitsplätze

Die IHK Berlin befürchtet, dass die vielen Exportgeschäfte in Richtung USA durch die Zölle nicht mehr rentabel seien und Berliner Unternehmen Umsatzverluste in Kauf nehmen müssten. Zum anderen würden die Berliner Unternehmen, da wo USA-Lieferungen noch geschäftlich sinnvoll seien, einen Teil der Zolllast schultern, was ihre Gewinnmargen und den geschäftlichen Erfolg insgesamt schmälern würde.

"Darüber hinaus steigt bei einem hohen US-Umsatzanteil einzelner Firmen die Wahrscheinlichkeit, dass diese mittelfristig Unternehmensaktivitäten in die USA verlagern, um den Markt lokal zu bedienen und die Zölle zu umgehen", sagte IHK-Präsidentin Schreiner dem rbb. All das setze Berliner Unternehmen im internationalen Geschäft einem enormen Anpassungsdruck aus, der sich kurzfristig in sinkenden Umsätzen und, je nach Abhängigkeit vom US-Geschäft, auch in weniger Arbeitsplätzen niederschlagen könnte.

Giffey setzt Taskforce USA ein

Um diesen Negativtrend zu stoppen werde Berlin seine Wirtschaftskooperationen gerade auf Ebene der Bundesstaaten und Städte ausbauen, kündigte Wirtschaftssenatorin Giffey an. Dort gebe es viel Interesse an einer Zusammenarbeit. "Ich habe in der Wirtschaftsverwaltung heute die Taskforce USA eingesetzt, um gemeinsam mit Berliner Wirtschaftsverbänden, Unternehmen und weiteren Akteuren die Lage zu analysieren."

Dazu gehöre auch, den Berliner Mittelstand bei der Suche nach neuen Absatzmärkten zu unterstützen, etwa Richtung Kanada und Asien, sagte Giffey. "Es wird aber auch darum gehen, wie wir Berlin in den USA noch stärker als Ort für Investitionen und Ansiedlungen positionieren."

Schließlich komme aus den USA bereits ein wichtiger Teil des Venture Capitals für Berliner Start-ups. Neue US-Unternehmensansiedlungen sorgten für Arbeitsplätze in Berlin. "Um diese Investitionen werden wir weiterhin intensiv werben."

Medikamente von US-Zöllen ausgeschlossen

Eine der wichtigen Berliner Exportbranchen, mit einem US-Geschäft in Höhe von 128 Millionen Euro, kommt aber vorerst glimpflich davon. Medikamente sind nach Angaben des Verbands forschender Arzneimittelhersteller (VFA) vom neuen US-Zollpaket ausgenommen.

Die Pharmabranche sei damit vorerst nicht von den pauschalen Zöllen von 20 Prozent auf Importe aus der EU betroffen, sagte VFA-Chefvolkswirt Claus Michelsen. Es sei aber nicht ausgeschlossen, dass Zölle auf Pharmazeutika möglicherweise in einer weiteren Runde kommen könnten. Unter die von Donald Trump angekündigten Zölle fielen allerdings Vorprodukte wie sterile Schläuche, die in der Arzneiproduktion gebraucht würden.

Für die Deutsche Pharmabranche sind die USA das wichtigste Exportland. 2024 gingen laut VFA Waren im Wert von 27 Milliarden Euro und damit knapp ein Viertel (23,6 Prozent) der deutschen Pharmaexporte in die USA. Umgekehrt habe Deutschland Pharmazeutika im Wert von 12,2 Milliarden Euro (17 Prozent) aus den USA importiert sowie gut zwölf Prozent der Vorprodukte, etwa Grundstoffe und Chemikalien.

Für die Pharmainstrie in Ostdeutschland beträgt das Exportvolumen in die USA sogar 35 Prozent der Pharmaexporte. "Insofern beobachtet die Branche die Entwicklungen schon lange sehr intensiv", sagte ein Sprecher des Verbandes Pharma Deutschland dem rbb.

Sendung: rbb24 Abendschau, 3.4.2025, 19:30 Uhr

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59 Kommentare

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  1. 56.

    Die von den Trump-"Ökonomen" errechnete Handelsbilanz, die die jetzt überall "zeigen", ist aber OHNE die immateriellen Güter, die die USA wie verrückt exportieren gemacht ... Software, Streaming, Cloud, Marktanalyse, Handelsplattform-Dienstleistung (Amazon), Tourismus, etc. sind darin also NICHT enthalten ... Dafür bekommen sie aber Geld ... Und das nicht zu knapp ... Die Handelsbilanz MIT diesen immateriellen Gütern ist ggf. sogar negativ für das jeweilige Zoll-Gebiet ... Bitte nicht reinfallen auf die nicht plausiblen Handelsbilanz-Zahlen !

  2. 55.

    Ja, einfach irre. Da setzt ein demokratisch gewählter Präsident einfach überwiegend das um, was er vor der Wahl angekündigt hat. Man stelle sich das mal bei uns vor. Da staunen unsere Friedrich Merz/CDU-Wähler bestimmt.

  3. 54.

    Sie raffen es nicht oder? Denken sie ernsthaft die USA hätte irgendeinen Vorteil von Trumps geistigen Ausgüssen?! China und Russland können sich jetzt entspannt auf jeweils ihre Weise zurücklehnen und zusehen, wie sich der Westen, Dank eines Irren, selbst wirtschaftlich und militärisch fertig macht!

  4. 53.

    Ich weiß nicht ob Sie es nicht begreifen können oder wollen. Es geht nicht nur um die NATO und die dazugehörigen Beiträge. Es geht darum, dass die Amis nix haben was man exportieren kann und was ander Länder brauchen könnten. Sie selbst brauchen aber Vieles aus anderen Länder. Daher kommt das Defizit in der Handelsblanz. Ich wüßte kein Produkt, mit Made in USA, was mich begeistern könnte. Und warum werden die hohen ZÖlle dann auch gegen andere Staaten verhängt, die nicht in der NATO sind? Oder sollen die auch die 2% bezahlen?

  5. 52.

    Schuld trägt allein die BRD, weil sie ihren Beitrag wie verhandelt nicht geleistet hat. Egal wie und von wem die USA regiert wird. Obama hatte eine Mahnung geschickt, Biden hatte eine Mahnung geschickt, Trump ist jetzt ganz einfach der Vollstrecker. In kürze wenigstens 3% vom BIP für Nato, und der ärger mit den Zöllen. Wir waren gewarnt, nur dachte jeder mit Camilla können wir so weiter machen. Pech gehabt. Jetzt gehts zur Kasse. Und noch einmal, warum wurden die vereinbarten 2% für Nato nie gezahlt? Ich will das von Koma Kanzler Scholz erklärt bekommen. Der trägt mit Verantwortung, weil Trump so ausflippt. Und dann och öffentlich aus Regierungskreisen die Nachricht an Trump, wir wollen dich nicht! Diplomaten braucht unser Land!!!

  6. 51.

    Wir sollten eigentlich aus der wirtschaftlich gescheiterten DDR gelernt haben, dass wirtschaftliche Abschottung nicht funktioniert. Nur der internationale Handel gewährt allen Beteiligten Zugriff auf modernste Produkte und Technologien zu erschwinglichen Preisen. Die Globalisierung hat Millionen Menschen weltweit aus der Armut geholt, zwingt aber die reichen Staaten zu Innovationen um gegen Billigprodukte zu bestehen.
    Nationen die sich vor diesem Konkurrenzdruck abschotten (z.B. mit Zöllen) verlieren den Anschluss.

  7. 50.

    Sind Zölle eigentlich so etwas wie Umweltschutz?
    Vielleicht können sich deutsche Unternehmen ja mehr auf den Binnenmarkt konzentrieren, aber dann müssten natürlich erstmal vernünftige Löhne gezahlt werden.

  8. 49.

    31/ Ihre Ansichten sind schon ein wenig eigenartig, aber das ist Ihre Sache. Die Amis tragen ihre eigene Unfähigkeit nun auf dem Rücken anderer Länder aus. Sie waren ja schon immer perfekt darin, andere für die eigenen Fehler verantwortlich zu machen und wer nicht wollte wurde in einen Krieg verwickelt. Die Beispiele sind zahlreich.

  9. 48.

    Wenn ein Land wie Amerika Exportprobleme hat darf man wohl fragen weshalb. Sie haben fast nichts, was in Europa gefragt ist. Autos können sie nicht bauen, die hier gefragt wären und nur mit Whisky und Motorrädern kann man keine großen Umsätze erzielen. Die Amis haben immer über die Abhängigkeit von Russland gewettert, nun haben wir die Quittung von unseren amerikanischen „Freunden“. Sie benehmen sich wie die bockigen Kinder. Leider sind wir bei Waffen und militärischer Unterstützung von denen abhängig obwohl sie es waren, die nicht unerheblich zum Ukrainekonflikt beigetragen haben. Solange dieser Präsident an der Macht ist, werde ich das Land nicht mehr betreten, soviel steht fest für mich.

  10. 47.

    Wir brauchen ganz klar mehr Dönerläden!

  11. 46.

    Wer sind denn die lupenreinen Diktatoren? Es sind nicht alle Dinge von Russlandsanktionen betroffen. Es gibt Handel mit China, der Türkei, Import von Sesam aus afrikanischen Staaten, die ihre Bevölkerung nicht ernähren können. Deutschland weiß nicht, wie sich die Lage in Syrien entwickeln wird, gibt trotzdem Geld.
    Handelsbeziehungen sind wichtig für die Wirtschaft und diverse Rohstoffe gibt es eben leider nur dort, wo Diktatoren regieren. Woher kommt der Stahl, aus dem wir hier Maschinen bauen? Wenn Sie jeden Handel mit von Diktatoren regierten Ländern verurteilen, bleibt für Deutschland nur noch Agrarwirtschaft übrig und Bauen mit Holz. Also? Wollen Sie mit dem Melkeimer in den Stall oder mit einer Schrotsäge zum Bäume fällen in den Wald?

  12. 45.

    Kommen Sie bloß nicht mit moralischen Gründen daher. Das passt nicht, haben wir auch an den Sanktionen gesehen. Ja, der Handel wird dort gemacht, wo es sich ergibt. Das ist seit zig Jahrhunderten so. Es malt sich keiner eine Banane auf ein Blatt, nur weil er aus moralischen gründen keine in einem Land kaufen will, was ihm nicht genehm ist. Oder? Lassen sie die Moral mal raus.

  13. 44.

    Wann bitten wir die amerikanischen Amazons, Microsofts, Alphabets und Metas hier endlich ordentlich steuerlich zur Kasse? Und die McDonalds, BurgerKings und KFCs und die Starbucks und Subways? Auch Disney, Netflix etc...

  14. 43.

    Scheinbar müssen wir uns keine Sorgen machen. Die Außenministerin zur Frankfurter Rundschau!
    Noch-Außenministerin Annalena Baerbock (Bündnis 90/ die Grünen) hat am Rande des Petersburger Klimadialogs die US-Regierung unter Donald Trump gelobt.

    Leider viel zu spät!

  15. 42.

    Oder die EU will jetzt einfach, dass sie mehr IT-Dienstleistungsunternehmen im Land hat ... Also erhebt sie von heute auf morgen 20% Zoll auf alle IT-Dienstleistungsrechnungen, die das rechnung-austellende Unternehmen nicht zu 100% in der EU erbracht oder eingekauft hat ... Soft- UND hardware-seitig ... Streaming, Cloud, Marktanalyse, Handelsplattformen, Software, etc. ... Von heute auf morgen ... Und zollfrei nur bei 100% made in EU ... Müsste ja so o.k. für die Trump-"Ökonomen" sein.

  16. 41.

    Soweit ich weiß zählt HerrTrump die Einfuhrumsatzsteuer als Zoll, obwohl diese beim Weiterverkauf der Ware als Vorsteuer wieder abgezogen wird und auch für Deutsche Produkte in voller Höhe vom Verbraucher/Endkunden bezahlt wird.

  17. 40.

    Eben nicht! Alles hängt mit allem zusammen. Das sind Sanktionen für Jahrelange Vertröstungen weil 2% vom BIP nie gezahlt wurden. Erst unter Lindner wurde das erste mal die 2% gezahlt. Hätte Scholz damals schon die 2% gezahlt, dann wäre er unter Merkel schon nicht mit seinem Geld als Finanzminister ausgekommen. Er trägt eine Mitschuld, und soll uns erklären warum er nicht an USA gezahlt hat! Jetzt sollen das wenigstens 3% werden, und dann noch die Zölle oben drauf. Alles hängt mit allem zusammen. Mit unserem Geld, was Trump sich jetzt zurück holt. Hatte er mehr wie ein mal angemahnt. Jetzt ist das Realität. Aber schön, vielleicht fangen die in Brüssel jetzt auch mal an zu arbeiten.