Klinikum Frankfurt (Oder) - Pfleger aus Brasilien und von den Philippinen helfen gegen den Fachkräftemangel

Mo 07.04.25 | 15:37 Uhr
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Pfleger aus Brasilien im Klinikum Frankfurt (Oder)
rbb
Audio: Antenne Brandenburg | 07.01.2025 | Felicitas Montag | Bild: rbb

Das Krankenhaus in Frankfurt setzt zunehmend auf Pflegekräfte aus dem Ausland. Durch internationale Programme arbeiten dort seit einem Jahr 15 Brasilianer. Weitere sollen angeworben werden. Auch 50 Pflegende von den Philippinen werden erwartet.

In nahezu allen Bereichen des Gesundheitswesens fehlt es an Fachkräften. Besonders hoch ist der Bedarf in der Pflege. Während es immer mehr ältere Pflegebedürftige gibt, kommen immer weniger junge Menschen nach. Um den hohen Bedarf zu decken, setzt das Klinikum in Frankfurt (Oder) verstärkt auf Fachkräfte aus dem Ausland, wie beispielsweise aus Polen und der Ukraine. Im vergangenen Jahr haben die Verantwortlichen zudem ein Pilotprojekt mit Pflegekräften aus Brasilien gestartet, mit Förderung vom Bundesgesundheitsministerium. Sie gehören mittlerweile zum festen Mitarbeiterstab.

Brasilianer mit Bedingungen in Frankfurt zufrieden

"Auf meiner Station ich mache viele Dinge, wie zum Beispiel messen oder die Medikamente für die Patienten geben", erklärt José René Tavares Calixto. Der Brasilianer habe sich seinen Traum erfüllt und arbeitet seit inzwischen zwei Monaten am Frankfurter Klinikum im Bereich Urologie und Augenheilkunde. Der 43-Jährige fühle sich in der Oderstadt wohl. Besonders schätzt er die Natur, die vielen Freizeitangebote und die hohe Lebensqualität. Zudem fühlt er sich in Brandenburg - im Gegensatz zu seiner Heimatstadt São Paulo – sehr sicher, wie er sagt. "In Brasilien gibt es viele Überfälle. Das ist nicht so gut. Aber ich vermisse meine Familie."

Ähnlich geht es auch seiner 40-jährigen Kollegin Bruna Lima de Oliveria auf der Kardiologie. In Brasilien hat sie schon 17 Jahre als Krankenschwester auf der Intensivstation gearbeitet. "Die Arbeit kenne ich. Aber die Sprache ist für mich schwer."

Der lange Weg zur Anerkennung

In Brasilien haben Bruna und Jose einen Deutschkurs mit dem Niveau B1 abgeschlossen. Dennoch sei die Kommunikation mit Kollegen und Patienten am Anfang schwergefallen, und fällt sie teilweise noch immer. In den kommenden Monaten müssen sie ihre Sprachkenntnisse aber weiter vertiefen. Das Ziel: auf das B2-Niveau - also fortgeschrittene Mittelstufe - kommen und eine Anerkennungsprüfung bestehen. Das sei notwendig, um dauerhaft in Deutschland als Pflegekraft arbeiten zu dürfen, erklärt Pflegedirektorin Jenny Wortha.

Der ganze Prozess könne zwischen sechs Monate und einem Jahr dauern. "Dann, wenn Sie beides bestanden haben, sind sie anerkannte Pflegefachkräfte bei uns in der Klinik. Sie bekommen unbefristete Arbeitsverträge und im besten Fall bleiben Sie für ihr ganzes Berufsleben bei uns im Klinikum." Dort würden dann auch weitere unterschiedlichste Entwicklungsmöglichkeiten winken, so Wortha weiter. "Sie können an Fort - und Weiterbildung oder auch weiterführende berufsbegleitenden Studiengänge teilnehmen."

Zwei Integrationsbeauftragte des Klinikums begleiten die brasilianischen Fachkräfte beim Ankommen in Deutschland. Sie helfen etwa bei Behördengängen, Sprachkursen oder beim Familiennachzug.

Krankenhaus profitiert vom internationalen Team

Jenny Wortha hat das Projekt ins Leben gerufen und sieht die neuen Kolleginnen und Kollegen als große Bereicherung für das Klinikum. "Viele Pflegetechniken sind ähnlich, aber sie bringen auch nochmal Input aus ihrem Heimatland mit, der uns auf jeden Fall bereichert." Doch nicht nur in der Pflege, sondern auch menschlich seien die neuen Kolleginnen und Kollegen ein Gewinn für Frankfurt. "Für das Team, für die Vielfalt ist das ein tolles Miteinander", sagt die Pflegedirektorin.

Künftig mehr Pfleger aus dem Ausland an der Oder

Nach Angaben der Verantwortlichen sind von den insgesamt 620 Pflege- und Funktionskräften im Klinikum 24 sogenannte internationale Pflegende. Das entspricht rund vier Prozent. Insgesamt 15 davon kommen aus Brasilien. 25 sollen es zukünftig werden. Zudem seien weitere Projekte mit internationalen Fachkräften in Planung. So sind seit dem vergangenen Freitag fünf Pflegekräfte von den Philippinen angereist. Sie warten der Klinikleitung zufolge aber noch auf ein Arbeitsvisum und könnten in zwei bis vier Wochen ihren Dienst aufnehmen. Weitere bis zu 50 Menschen sollen in den kommenden beiden Jahren folgen.

Sendung: Antenne Brandenburg, 07.04.2025, 16:10 Uhr

Mit Material von Felicitas Montag

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36 Kommentare

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  1. 36.

    Komisch, im Beitrag geht es um Fachkräfte, denn Pflegehelfer kann tatsächlich jeder werden und darum besteht da auch kein Mangel. Wer aber examiniert ist, geht bekanntlich dahin, wo er wertgeschätzt wird, verständlicherweise. Er verkauft seine Arbeitskraft bestmöglich nach seinen Fähigkeiten. Ein Helfer jedoch ist beliebig austauschbar, weil er keine Ausbildung hat, er hat ein paar Grundkenntnisse im Umgang mit alten Menschen. Über 100 h zuhören und los geht’s, ab in die Pflege. Sicher sind Helfer wichtig und viele kompetent, aber leider können diese sich eben nicht auf ihre Qualifikation berufen und das macht sie beliebig austauschbar. Ist in der Helfertätigkeit überall so, das Beste ist, man lernt den Beruf und eignet sich Fachkompetenzen an. Vielleicht über WeGebAU, wenn Sie schon älter sind, geht auch über den Betrieb. Ich kenne jemanden, der über den Helfer zur Fachkraft ausgebildet wurde, hat dann allerdings nur kurz in Deutschland gearbeitet, jetzt arbeitet er in Österreich.

  2. 35.

    Stimmt. Ich habe mit „diesen rechthaberischen, philippinischen Leuten“ noch nie zusammengearbeitet. In meiner Tätigkeit als staatlich anerkannter Erzieher, jedoch mit etlichen Menschen - nicht „Leuten“ - unterschiedlichster Nationalität. Klar. Probleme mit der Verständigung kann es geben. Doch werden zur Festanstellung/Anerkennung auch Sprachzertifikate, wie im Artikel beschrieben, gefordert. Das dauert etwas und fordert Geduld auf beiden Seiten.
    Glauben Sie ernsthaft, dass die „Betreuung“ Arbeitsloser bei diesem Berufseinstieg leichter fällt? Warum entscheiden sich anscheinend wenige dieser zu dieser Berufswahl?
    Sind Sie doch einfach froh darüber ausgestiegen zu sein. Wenn Ihnen mal Pflege zuteil werden muss, was ich niemandem wünsche, halten Sie sich bestmöglich mit despektierlichen Verallgemeinerungen gegenüber dem möglichen Pflegepersonal zurück.


  3. 33.

    Migrationshintergrund hat man wohl auch, wenn es nur ein Elternteil betrifft. Die Statistik sagt also nicht viel aus.
    Der Überalterung wirkt die Produktivitätssteigerung entgegen. Wir hätten als genug Menschen.
    Es braucht nur Einwanderung, um den Wohlstand der Oberschicht zu sichern.

  4. 32.

    "In nahezu allen Bereichen des Gesundheitswesens fehlt es an Fachkräften."
    Bitte hört auf die Sichtweise der Wirtschaft zu verwenden. Wenn dann fehlen billige Arbeitskräfte. Auch bei der Berufswahl herrscht der freie Markt. Das heißt, mit den richtigen Bedingungen könnten auch freie Arbeitsplätze besetzt werden.

    Es ist auch nichts positives, wenn Menschen ihre Heimat verlassen müssen. Die wenigsten kommen wahrscheinlich her, weil ihnen Deutschland so gut gefällt.

  5. 31.

    In einer Zeitspanne von einigen Jahrzehnten sollte die Einbürgerung drin sein.

  6. 30.

    Jeder kann nicht nur Helfer werden, sondern auch Fachkraft. Man muss die Leute nur ausbilden. Da ist z.T. der Staat gefragt. Die Hauptaufgabe liegt aber bei den Gesundheits- und Pflegeeinrichtungen. Nur dort können die Auszubildenden praktische Kenntnisse erwerben. Da das Ziel der Betreiber nicht das Wohlbefinden der zu betreuenden Menschen, sondern möglichst viel Geld zu verdienen ist, wird zu Lasten der Menschen an allen Ecken und Enden gespart. Mit billigem, unqualifiziertem, unterbesetztem Personal kann man am meisten sparen. Wegen Überbelastung und Unterbezahlung sind die Pflegekräfte gefrustet und demotiviert. Im Ergebnis fühlen sich die Zupflegenden unwohl. Den Profiteuren dieser Einrichtungen würde ich wünschen, dass sie mit 65 dort selbst einziehen müssten und unter Durchschnittsbedingungen ihr Leben fristen. Generell sollte völlig verboten werden mit Gesundheitseinrichtungen Geld zu verdienen.

  7. 29.

    Es werden "Fachkräfte" gesucht -nach meiner Erfahrung wird man Fachkraft nicht einfach durch eine Ausbildung. Fachkraft ist, wer mehrere Jahre in seinem Beruf gearbeitet, Erfahrungen gesammelt hat; mit erfahrenen Kollegen zusammen, um zu sehen, "wie es geht", um Fähigkeiten und Fertigkeiten zu erlangen, die nicht in der Ausbildung gelehrt werden, um einen "Blick" für den Patienten zu entwickeln. Dazu sollte Interesse, an dem was man tut, vorhanden sein. -Nach meinem Erleben hat man sich in der mittleren und höheren Leitungsebene vor solchen Mitarbeitern aber gefürchtet. Die neigten nämlich zum Widerspruch, ließen nicht alles mit sich machen. Wenn diese Leute dann gingen, versuchte niemand, sie zu halten. Wenn man das lange genug durchhält, ist das Ergebnis, wie seit Jahren zu besichtigen.

  8. 28.

    "Im besten Fall bleiben sie für ihre ganzes Berufsleben", aber was ist danach?

    Zurück ins fremdgewordene sogenannte Heimat, mit rostige portugiesische Sprachkenntnisse?

  9. 27.

    Das freut mich ganz ehrlich für Sie. Sie haben Glück, das soll es auch geben.

  10. 26.

    Ich widerspreche. Es werden nur so viel Fachkräfte gesucht/eingestellt, wie der Gesetzgeber vorschreibt. Ein Pflegedienst muss über eine bestimmt Anzahl an Fachkräften verfügen, sonst bekommt er den Zuschlag nicht. Genau diese werden eingestellt und keiner mehr. Den Rest machen dann auch teilweise unqualifizierte Pflegehelfer, so ist die Qualität nicht mehr gesichert. Das interessiert den MD nicht. Wenn ich die Verfehlungen nur in meinem ehemaligen Pflegedienst sehe und dann die Einschätzung durch den MD (Medizinischen Dienst), stellen sich mir die Nackenhaare hoch. Und die Mär, "die sind doch alle so familiär und einfühlsam" stimmt einfach nicht. Auch deswegen habe ich mich dagegen gewehrt, bin gemobbt und rausgeekelt worden. Nun bin ich zum Glück in Rente und hoffe, dass ich niemals von solchen Leuten gepflegt werden muss.

  11. 25.

    Was gibt es denn nicht daran zu verstehen, dass Deutschland nach 40 Jahren Geburtendefizit nicht genug Leute hat? Mal Zahlen vom Statistischen Bundesamt:

    2005 gab es noch 66.5 Millionen Menschen ohne Migrationshintergrund. 2024 noch ca. 57 Millionen. Tendenz weiter sinkend.

    Ist doch alles schon seit Jahrzehnten bekannt. Da braucht man doch nicht so tun, als ob man keine Einwanderung braucht.

  12. 24.

    Es werden eben nicht nur Examinierte gesucht. Die Arbeit am Patienten in der Altenpflege wird überwiegend von Pflegehelfern/Assistenten erledigt.

  13. 23.

    Gut, dann werde ich mal deutlicher. Deutsche Mitarbeiter werden gezielt rausgeekelt, auch durch Überforderung mit der überbordenden "Betreuung" der ausländischen Kräfte, die ins Land geholt werden. Sie sind der deutschen Sprache nicht mächtig und kommunizieren nur in englisch. Für deutsche Kollegen und Bewohner damit die erste Hürde. Telefonate, Angehörigenkommunikation wird ihnen aus diesem Grund, zuzüglich zur schweren Arbeit, aufgebürdet. Sie haben vermutlich mit diesen rechthaberischen, philippinischen Leuten noch nie zusammengearbeitet. Ich schon. Die wissen alles besser, arbeiten hektisch am Bewohner vorbei. Das ist sehr schwer auszuhalten und kommt zu der sehr schweren Arbeit hinzu.
    Mein Anliegen, Arbeitslose für die Pflege fit zu machen, kommt daher, dass hier in diesem Artikel die viel gepriesene Rettung des Gesundheitswesens nur durch die eingereisten Menschen zu bewerkstelligen ist. Das genau stimmt so nicht. Die 1000 Zeichen sind alle----Ende

  14. 22.

    Früher war mehr Lametta. Kein Wunder, dass man auf Fachkräfte aus dem Ausland angewiesen ist. Man hat früher auch so lange im Krankenhaus gelegen, bis man wieder gesund war und nicht, bis man kein Geld für teure Behandlungen und den Einsatz von Medizintechnik mehr eingebracht hat. Widerlich.

  15. 21.

    Es geht um Fachkräfte, Helfer kann jeder werden, unabhängig vom Schulabschluss, jeder, der gerne will und da gibt es auch etliche, die diese Tätigkeit ausüben. Von der Straße weg, wirklich jeder.
    Aber es werden doch
    „Fachkräfte“
    gesucht. Gut ausgebildete fachlich kompetente Pfleger. Die kann doch kein Ungelernter ersetzen.

  16. 20.

    Absolut richtig, die Zustände im Pflegebereich wie in sämtlichen sozialen Bereichen sind unerträglich. Alte Menschen werden zunehmend als Last empfunden und wenn sie pflegebedürftig sind, aus der Sozialgemeinschaft auf`s Abstellgleis geschoben. Zur Notversorgung werden sie kostendeckend, gewinnbringend und marktwirtschaftlich ausgerichteten Pflegediensten überlassen, die keinen Bezug zu den Pflegebedürftigen haben. Beschäftigt werden dafür oft schlecht honorierte, total überlastete und für die Tätigkeit wenig geeignete Leute, die die Arbeit nur notdürftig verrichten können. Soziale Kontakte treten in den Hintergrund. Das Pflegesystem sollte von Grund auf geändert werden. Viel mehr sollten frühere Kontakte der Pflegebedürftigen einbezogen werden. Das sind leibliche Kinder, Enkelkinder, Betriebe, wo sie beschäftigt waren, Vereine, Parteien, Schulen, die alle dazu anzuhalten sind, z.T. notfalls sogar verpflichtet werden, sich möglichst gern um sie mit zu kümmern.

  17. 19.

    Ihre Frage war schon berechtigt. Viele sind aus der Pflege "ausgestiegen". Aus unterschiedlichen Gründen. Aber wissen Sie was: Ich vergleiche meine jetzige Tätigkeit in der Pflege gerne mit anderen Branchen. Ich hab 20 Jahre auf dem Bau gearbeitet, als gelernter Maler. Und ich bin so froh, diesen Knochenjob nicht mehr machen zu müssen, und da waren einige korrupte Arbeitgeber dabei. Nun, also seit 18 Jahren, arbeite ich in der Demenzpflege, das ist psychisch belastend, also ganz anders. Aber, das Umfeld stimmt, der Chef ist sozial (keine Börsennotierte Ausbeuterfirma), die Kollegen sind überwiegend Super. Ein Kumpel von mir arbeitet immer noch als Maler - für 17 € Stundenlohn, als Facharbeiter(!) . Aber ich weiß schon, das alles passt irgendwie nicht ins Bild. Als Pfleger sollte man wohl unbedingt jammern und beklagen, wie schlimm alles ist....

  18. 18.

    Ja, ich habe mir erlaubt diese Frage zu stellen. Als Antwort hätte ich mehr als „Rentnerin bin und vom Arbeitgeber aus dem Job geekelt wurde“ erwartet. Einen Bezug auf die „2776 Arbeitslose“ und was dieser in diesem Zusammenhang überhaupt bedeuten soll?

    Absolut kein Thema. Die Zustände im Pflegebereich, in sämtlichen sozialen Bereichen, werden zunehmend unerträglich. Da bin ich ganz bei Ihnen. Trotzdem „Arbeitslose“ ins Spiel zu bringen, mutet absolut übergriffig an.

  19. 17.

    Sie haben es genau beschrieben. Das ist die Normalität in diesem Job. Weil sich ausländische Mitarbeiter nicht dagegen wehren können, werden sie genauso ausgebeutet.