Bis Ende April - Berliner A100-Brücke wird abgerissen - Ringbahn noch wochenlang unterbrochen

Mi 02.04.25 | 21:47 Uhr
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Bauarbeiten an der Ringbahnbrücke Ende März 2025 in Berlin. (Quelle: rbb24/Janek Alva Kronsteiner)
Video: rbb24 Abendschau | 02.04.2025 | Nachrichten | Bild: rbb24/Janek Alva Kronsteiner

Es hatte sich bei einem Spitzentreffen bereits abgezeichnet, nun verkündet die Autobahn GmbH: Die marode Berliner A100-Brücke wird nicht gestützt, sondern abgerissen. Die Ringbahn bleibt bis Ende April im Westen unterbrochen.

  • Marode A100-Brücke wird bis Ende April abgerissen, nicht gesprengt
  • Ringbahn-Strecke zwischen Halensee und Westend so lange unterbrochen
  • Neubau soll ausgeschrieben werden, Wegner hält zwei Jahre für "gute Zeit"
  • Bund stellt 150 Millionen Euro bereit

Die Ringbahnbrücke über die A100 wird abgerissen. Das hat die Autobahn GmbH am Mittwoch mitgeteilt. Der Abriss soll demnach spätestens bis zum Ende der Osterferien am Freitag, 25. April 2025 abgeschlossen sein. "Mit dem Abriss entscheiden wir uns bewusst für die schnellere Lösung", erklärte Dirk Brandenburger, technischer Geschäftsführer der Autobahn GmbH.

Danach sollen die darunter liegenden Gleise zwischen den Stationen Halensee und Westend wieder für den S-Bahn-Verkehr frei sein. Bis die Ringbahn wieder durchfährt, werde es aber noch einige Tage länger dauern, teilte das Verkehrsunternehmen in einer ersten Reaktion am Mittwoch mit. Nach dem Ende der Abrissarbeiten müsse zunächst die Leit- und Sicherungstechnik wieder installiert werden.

Keine Sprengung wegen Wohnhäusern

Beim Abriss der Ringbahnbrücke soll ein konventionelles Verfahren genutzt werden. Das sagte Ronald Normann, Direktor Niederlassung Nordost der Autobahn GmbH, am Mittwoch dem rbb. Grund sie die Abwägung der Sicherheitsinteressen und vor allem die nahe Wohnbebauung. "Da ist es nicht angezeigt, zu sprengen."

Geplant ist, so Normann, zunächst das Gleisbett der Ringbahn zu sichern. Danach soll ein Kiesbett aufgelegt werden, das von den Gleisen bis unter die Brücke reicht, um den Brückenkörper zu zerkleinern und abzutransportieren.

Auch Westendbrücke wird abgerissen

Auch die im Streckenzug zwischen den Anschlussstellen Kaiserdamm und Spandauer Damm liegende Westendbrücke wird demnach vorzeitig abgerissen. Damit ist die Deutsche Einheit und Fernstraßenplanungs- und -bau GmbH (Deges) von der Autobahn GmbH beauftragt.

Der Abriss beider Brücken wurde nach rbb-Informationen in einem Schnellverfahren ausgeschrieben. Auch beim Neubau will man auf Ausschreibungen nicht verzichten, wie der rbb erfuhr. Das soll das Verfahren möglichst rechtssicher machen und Verzögerungen durch Klagen vermeiden. Allerdings wird auch hier eine möglichst schnelle Ausschreibungen mit kurzen Fristen angestrebt. Wie lange das Verfahren dauert, ist unklar.

Die Brücke der A100 ist Teil des Autobahndreiecks Funkturm. Nachdem sich ein schon seit langem bekannter Riss im Tragwerk der Brücke überraschend vergrößert hatte, wurde die dreispurige Fahrbahn Mitte März kurzfristig für den Autoverkehr komplett gesperrt.

Nachdem Fachleute die Situation per Gutachten weiter sondiert hatten, ließ die Autobahngesellschaft auch die unter der Brücke verlaufende S-Bahn-Trasse sperren. Seither ist der Ringbahn-Verkehr der S41, S42 und S46 auf dem Abschnitt im Berliner Westen eingestellt.

Das aktuelle Konzept habe sich den Angaben zufolge als "robusteste Variante erwiesen", um einen "möglichst stabilen und verlässlichen Betrieb" zu gewährleisten, hieß es von der Autobahn GmbH. Alle 20 Minuten verkehrt die Ringbahn zudem von Halensee bis Charlottenburg und bietet damit einen Anschluss an die Stadtbahn. Von dort können Fahrgäste direkt Richtung Westkreuz umsteigen.

Der Bahnhof Messe Nord/ZOB wird über den Ersatzverkehr mit Bussen sowie die U2 erreicht.

Verkehrsbeeinträchtigungen durch marode Ringbahnbrücke im März 2025. (Quelle: rbb)

Laut S-Bahn weniger Fahrgäste auf westlichem Berliner Ring

Angaben der Berliner S-Bahn zufolge fahren normalerweise täglich rund 50.000 Fahrgäste auf dem betroffenen Abschnitt. Stärker frequentiert ist die Ringbahn allerdings im Berliner Osten. Dort steigen den Angaben zufolge jeden Tag rund dreimal so viele Fahrgäste ein. Der Zugverkehr dort ist nicht von der Sperrung betroffen.

Das Autobahndreieck ist einer der am bundesweit stärksten belasteten Verkehrsknoten. Täglich sind dort rund 250.000 Fahrzeuge unterwegs, fast 100.000 befuhren jeden Tag die nun gesperrte Brücke. Wie lange es dauert, bis die Brücke neu gebaut und für den Verkehr wieder freigegeben wird, ist unklar.

Verkehrsbeeinträchtigungen durch marode Ringbahnbrücke im März 2025. (Quelle: rbb)

Die Berliner Verkehrssenatorin Ute Bonde (CDU) nannte die Entscheidung, die beiden Brücken abzureißen, "ein erstes gutes Ergebnis unseres Spitzengesprächs". Es gehe "nun zügig mit dem Abriss der Brücken an der A100 voran".

Auf Einladung von Bonde hatte es am Dienstagabend ein Spitzentreffen zu den maroden Brücken der A100 gegeben. An dem Termin hatten Spitzenvertreterinnen und Spitzenvertreter des Bundesverkehrsministeriums, des Fernstraßen-Bundesamtes, der S-Bahn und Deutschen Bahn, Berliner Verkehrsbetriebe (BVG), des Bezirks Charlottenburg-Wilmersdorf, aber auch von Feuerwehr, Polizei und der Bauindustrie teilgenommen.

Bundesregierung stellt 150 Millionen Euro bereit

Bei dem Spitzentreffen hatten sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer bereits darauf verständigt, dass ein Abriss und Neubau einer Stützung vorzuziehen sei. Auch der Regierende Bürgermeister Kai Wegner (CDU) forderte einen zügigen Neubau der Brücke und setzte im Gespräch mit dem rbb dafür den Rahmen, zwei Jahre seien dafür "eine gute Zeit".

Die Bundesregierung stellt für den Ersatzneubau der Brücke trotz der vorläufigen Haushaltsführung rund 150 Millionen Euro bereit. Der geschäftsführende Bundesverkehrsminister Volker Wissing (parteilos) sagte: "Nach Sicherstellung der Finanzierung muss es jetzt Schlag auf Schlag gehen. Dem Abriss muss jetzt zügig der Ersatzneubau folgen."

Dafür soll das gleiche Organisationsverfahren angewendet werden wie bei der Rahmedetalbrücke bei Lüdenscheid (Nordrhein-Westfalen), die zwei Jahre nach der Sprengung inzwischen schon weitgehend neu errichtet ist. "Das ist eines der schnellsten Brückenbauwerke in Europa", sagte Wissing der rbb24-Abendschau. Sein Bundesverkehrsministerium werde eine eigene Lenkungsgruppe für die Brückenbauarbeiten am Berliner Autobahndreieck Funkturm einrichten und "mit maximaler Beschleunigung" vorangehen, so Wissing. Einen konkreten Zeitraum für die Fertigstellung nannte Wissing jedoch nicht.

So sieht es an der gesperrten Ringbahnbrücke aus

Sendung: rbb24, 02.04.2025, 13:00 Uhr

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93 Kommentare

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  1. 92.

    Nein, das bedeutet, daß alles bleibt, wie bisher, Stillstand! Es braucht jetzt sofort einen groüen Wurf, Musk gar es vorgemacht - die Behörden extrem verkleinern, spekrakuläre Neubauten, Schwebebahnen, unterirdische Autostrassen und Wohnungen für die Ärmeren! Wir könnten Vorbild für die europäischen Metropolen werden!

  2. 91.

    Ich gehe sogar noch einen Schritt weiter. Auch Elektrofahrzeuge sollten verboten werden.
    Begründung: Zuviel Energieverbrauch und Elektrosmok.
    Alle Bürger von Berlin sollten ausschließlich mit Fahrrad fahren oder zu Fuß gehen.

  3. 89.

    Hat irgendwer was von einer Bewerbung Berlin's für Olympia gesagt?
    Ach ja, da war doch was.
    Dazu fällt mir nur ein, dass jetzt doch mal ein Spurt in der Instandhaltung/setztung und Erneuerung der Berliner Infrastruktur anliegt.
    Wäre mal schön, hier nun in Rekordzeit umzusetzen, was seit Jahrzehnten verschlafen wurde.
    Es ist doch schon erstaunlich, dass man sich für solche Bewerbung bemüht im Wissen, dass hier baulich alles vor sich hin bröselt.
    Da zeigt sich doch wieder einmal der komplette Realitätsverlust derer, die sich solche internationale Veranstaltungen für eine Stadt wünschen, die kaputtorganisiert/gespart wurde.
    Da wird Berlin nicht zum Veranstaltungskracher - nein, dann doch eher zum internatinalen Lacher.
    Schlimm, traurig und desillusioniert, wütend und sich betrogen fühlend suchen viele die Lösung bei der AfD.
    Das ist nachzuvollziehen, einfach aus masslosem sich vera.... Fühlen.
    Taten könnten dem entgegenwirken.
    Wenn das endlich mal einer begreifen würde.

  4. 88.

    Gratuliere, sie sind der erste der vom Thema marode Brücke auf das Lastenrad kommt.

    Und sind sie jetzt zufrieden?

  5. 87.

    Wie kommen Sie denn darauf?
    Das ist nicht einfach mal eine Baumarktstütze drunterstellen! Das muss eine Statik berechnet werden...dann muss sich jemand finden, der das bauen kann und such die Zeit hat....der Aufbau ist auch nicht im 2 Tagen geschafft....vor dem Abrisd muss es wieder rückgebaut werden...das dauert mit Sicherheit in der Gesamzeit länger!m als die "Wartezeit" auf den Abriß....und kostet dann mindestens 2x!!!

  6. 86.

    Verbesserter Lärmschutz ist ebenfalls Teil des Planfeststellungsverfahrens mit Beteiligung der Öffentlichkeit. Die Unterlagen dazu lagen vor gut zwei Jahren aus, die Erörterung fand vor einem Jahr statt.

  7. 85.

    Hallo, ich bin von Kladow nach Halensee mit Öffis unterwegs, da nutzen die Alternativen nix bzw. bedeuten immensen Umweg.
    Deshalb mein Kommentar.

  8. 84.

    Dass Sie Musk und Wohnungen für Ärmere in einem Satz unterbringen, macht mich baff. Musk interessieren keine Menschen, sondern nur Profit und Technik. Hier geht es jedoch um Menschen und Zeit. Es ist für die Charlottenburger nicht zumutbar, dass der Verkehr, der sonst über die Ringbahnbrücke floss, nun durch ihr Wohnviertel umgeleitet wird. Ich wohne seit Jahrzehnten neben Autobahn und S-Bahn. Ja, es ist laut und staubig. Aber dennoch kein Vergleich zu dem, was sich derzeit hier abspielt. Es muss eine schnelle Lösung her, und zwar sowohl für die Anwohner als auch für alle, die jetzt täglich im Stau stehen. Wir können nicht Jahre warten, bis man sich entsprechende Verkehrskonzepte überlegt hat. Jetzt heißt es, schnell, unweltschonend und nachhaltig die Brücke abzureißen und neu zu bauen. Und dann müssen schnellstmöglich der ÖPNV und der Regionalverkehr funktionsfähig ausgebaut werden. Denn anders ist es vielen Menschen einfach nicht möglich, ihr Auto aufzugeben. Das ist die Realität.

  9. 83.

    Im Grunde genommen könnte alles - wie bei einer Form von Projektarbeit - gebündelt werden, anstatt dass nacheinander alle Genehmigungen eingeholt werden müssten, sodass bei Versagensgründen immer wieder nachgebessert und nochmals genehmigt werden müsste. Vor allem kleinere Vorhaben scheitern oftmals an der Durststrecke durch die Wüste und geben irgendwann auf, wenn ein halbes Dutzend Behörden das Vorhaben genehmigt hat, aber eine weiteres Amt dann aber etwas versagt.

    Eine klare Kommunikation zwischen Bürgern und Verwaltung kommt allerdings immer wieder in den Ruch der Begünstigung. Da stößt sich so ein Gedanke an der absolvierten Ausbildung in den Verwaltungshochschulen mit einer penibel abgegrenzten Kompetenz. Teamarbeit scheint mir da - außer bei hoch aufgehängten Vorhaben - erst einmal nicht vorgesehen.

    Kein Unwille Einzelner, nur der NORMale Behördenvollzug im Gesamten. Und: Entbürokratisierung ist mir viel zu pauschal.

  10. 82.

    Fragen sie doch die DEGES und die Autobahn GmbH, hier wird ihnen niemand eine Antwort geben.

  11. 80.

    "Wann reisen endlich die Bauarbeiter aus China an?"

    Ich glaube nicht das es an Firmen und Bauarbeitern liegt mit den Problemen im Land sondern eher an unserer Bürokratie incl. den Vorschriften der EU und dem Bund!
    Dieses ganze Geflecht aus Planungen, Genehmigungen, Einsprüchen und Prozessen müßte mal durchforstet werden aber ich denke das wird genauso passieren wie die seit XX Jahren versprochene große Steuerreform!
    Schön das es jetzt mal schnell voran geht!

  12. 79.

    Abstützen hätte das Problem nur verlängert, sie muss doch eh weg.

  13. 78.

    >"Oder hat etwa niemand die Absicht eine Brücke zu bauen?" - zu errichten...! ;-)
    Oh je... wenn Sie schon anfangen: Gebaut wird die auf alle Fälle, aber hält dann nur 28 Jahre! ;-)

  14. 77.

    Ihre Visionen sind ja alles gut und schön, vergessen nur eins: 50% der Menschen in einer Stadt durchqueren diese von einem Ende zum anderen. Und das kann in Berlin schon mal 50 km Strecke sein. Da ist Fahrrad echt nur was für sportive Menschen. Ältere oder bewegungseingeschränkte Menschen können mit ihrer Idee nichts anfangen. Und dass ein Bus oder U- / S-Bahn bis in jeden kleinen Wohnwinkel fährt und man dann auch noch den Wocheneinkauf oder andere sperrige Sachen mitnimmt, ist auch unrealistisch.
    Autos wie auch immer angetrieben, wird es immer geben. Das Auto wurde erfunden, um flexibel Transportprobleme zu lösen. Dass es in Zukunft nicht überall und immer benötigt wird, wird sich bestimmt auch mit anderen Fortbewegungskonzepten durchsetzen. Ganz weg wird das Auto nicht sein, eben weil es für einige Lebenslagen doch praktischer ist. - sagt einer, der meist zu Fuß oder mit ÖPNV unterwegs ist.

  15. 76.

    Wann reisen endlich die Bauarbeiter aus China an?
    Oder hat etwa niemand die Absicht eine Brücke zu bauen?

  16. 74.

    Guten Morgen,

    verstehe das Problem immernoch nicht. Für all die Spandauer verlagert sich der Umstieg dann von Messe Nord nach Bismarckstraße und von Westkreuz nach Charlottenburg von wo man dann mit der U7 oder der dann beginnenden Ringbahn nach Süden weiterkommt. Bitte nicht mehr anstellen als nötig.