250 Stellen bleiben unbesetzt - Brandenburg will vorerst keine Lehrkräfte mehr einstellen - Kritik von BSW-Fraktion

Do 03.04.25 | 10:07 Uhr
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Ein Schüler meldet am 27.08.2023 sich per Handzeichen, während eine Lehrerin vor einer digitalen Schultafel steht. (Quelle: Picture Alliance/Julian Stratenschulte)
Audio: rbb24 Inforadio | 02.04.2025 | Nico Hecht | Bild: Picture Alliance/Julian Stratenschulte

Eine Stunde mehr Unterricht, dafür weniger Bürokratie: So lautet der Vorschlag der Brandenburger Landesregierung, um dem Lehrkräftemangel ohne Neueinstellungen entgegenzuwirken. Die BSW-Fraktion spricht von einer "überzogenen Reaktion".

An den Schulen in Brandenburg gilt im nächsten Haushalt vorübergehend ein Einstellungsstopp für Lehrerinnen und Lehrer. Das bestätigte das Bildungsministerium in Potsdam dem rbb am Mittwoch. Zuerst hatte die "Märkische Oderzeitung" [Bezahlangebot] berichtet.

Der Einstellungsstopp ist laut Ministerium zeitlich begrenzt und betrifft auch bereits getätigte Zusagen an neue Lehrerinnen und Lehrer. Diese würden auch mit Blick auf den geplanten Verzicht auf zusätzliche Stellen vorübergehend ausgesetzt.

"Es handelt sich dabei um keinen prinzipiellen Einstellungsstopp, weder für Lehrkräfte noch für Seiteneinsteigende", teilte die Sprecherin des Bildungsministeriums, Irene Beringer, mit. Der "Tagesspiegel" (Bezahlangebot] hatte berichtet, dass ein Stopp für neue Lehrkräfte bestehe, die aktuell noch keinen Vertrag hätten.

Das Einstellungsmoratorium ist ein Resultat der Haushaltsverhandlungen. Im Entwurf der Regierung zum Doppelhaushalt für 2025 und 2026 seien entgegen der Erwartung der Schulämter keine zusätzlichen Vollzeiteinheiten zur Verfügung gestellt worden, teilte die Sprecherin mit. Das Ministerium "verschafft sich nun in enger Absprache mit den staatlichen Schulämtern einen Überblick über den Stellenstatus der Lehrkräfte und benötigten Neueinstellungen".

Weniger Bürokratie, mehr Unterrichtsstunden

Die BSW-Landtagsfraktion fordert Bildungsminister Steffen Freiberg (SPD) auf, die Stellenbesetzungsverfahren schnellstmöglich wieder aufzunehmen. Die Aussetzung der aktuellen Verfahren sei "eine überzogene Reaktion", erklärte der bildungspolitische Sprecher der BSW-Fraktion, Falk Peschel. Aus haushaltsrechtlicher Sicht bestünden "keine Einschränkungen" für die Besetzung von rund 220 freien Stellen.

Der Brandenburger Finanzminister Robert Crumbach (BSW) hatte vergangene Woche im rbb-Fernsehen noch angekündigt, das Land könne weiter neue Lehrerinnen und Lehrer einstellen. "Derzeit sind noch ungefähr 250 Lehrerstellen unbesetzt. Sie können selbstverständlich eingestellt werden", so Crumbach noch vor einer Woche. Dies ist nach rbb-Informationen nun nicht mehr möglich. In Brandenburg besteht damit auch weiter ein Mangel an Lehrkräften.

Bisher sieht der Haushaltsentwurf vor, dass Lehrerinnen und Lehrer ab Anfang 2026 eine Stunde zusätzlich unterrichten sollen. Im Gegenzug sollen sie von anderen bürokratischen Aufgaben entlastet werden. Auf diese Weise soll vermieden werden, dass Unterricht ausfällt. Unter dem Strich soll die Arbeitszeit aber nicht ausgeweitet werden.

GEW befürchtet "mehr Ärger an Schulen"

Die Gewerkschaft für Erziehung und Wissenschaft (GEW) kündigte Widerstand gegen die Pläne für eine Wochenstunde mehr an. Man werde mit einem breiten Aktionsbündnis gegen eine solche Arbeitszeiterhöhung kämpfen. Unter anderem sind Proteste am Landtag geplant.

Der GEW-Vorsitzende in Brandenburg, Günther Fuchs, sagte dem rbb, dass die Entlastungen schon im vergangenen Sommer verabredet worden seien, um die Lehrkräfte zu schonen. Auch seien die Vorschläge oft gar nicht umzusetzen.

Fuchs warnte davor, dass nun mehr Kolleginnen und Kollegen die Schulen verlassen würden und die Teilzeitquote zunehmen werde. Auch der Krankenstand werde höher werden. "Das heißt also, unterm Strich wird es keine bessere Unterrichtsversorgung geben, sondern nur mehr Ärger an Schulen", so Fuchs.

Sendung: rbb24 Brandenburg aktuell, 02.04.2025, 19:30 Uhr

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102 Kommentare

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  1. 102.

    Zumindest kann man sagen, dass Daiman ziemlich durchgängig das gleiche Niveau an Glaubwürdigkeit gehalten hat!
    Man sieht: Jeder kann was ;-)

  2. 101.

    Kommt ihnen ihr völlig absurdes Gelaber nicht selbst völlig verblödet vor. Nur Beleidigen ohne auch nur ansatzweise mal ein Argument zu bringen.

  3. 100.

    Schämen Sie sich, solche Frechheiten und Unterstellungen als Erwiderung rauszuwürgen! Was ist denn bei Ihnen im Leben schiefgelaufen? Unerhört!

  4. 99.

    Eine Ergänzung:
    Haben Sie eine Ahnung, was Lehrer in den Pausen machen?
    Auf jeden Fall keine Pause.

  5. 98.

    Ich weiß nicht, woher Die ihre Weißheiten nehmen.
    Mit der Praxis hat das nichts zu tun.
    Das Bundesarbeitsgericht hat in einem Urteil festgelegt, dass 45 Minuten Unterricht mit Vor- und Nachbereitung 1,75´Zeitstunden, also 90 Minuten entsprechen.
    Und glauben Sie ernsthaft, dass Lehrer in den ersten 5 Jahren alle Vorbereitungen für den Rest des Lebens aufbauen? Avh so, es ändert sich ja nix mehr. Die Welt ist statisch.

    Ich bin kein Lehrer, nicht ansatzweise. Habe aber ausreichend Einblicke, die Sie offenbar nicht haben!

  6. 97.

    Witz komm raus du bist umzingelt.
    Für die ersten 5 Jahre, die eine Lehrkraft arbeitet, mag das stimmen, danach Ferien (ich weiß Lehrkräfte nennen sie unterrichtsfreie Zeit ;.) ) ohne Ende, Vorbereitungszeiten die kontinuierlich sinken, 24 Wochenstunden (a 45 Minuten!), und die angeblichen Reihenweisen Jobangebote für Top-Jobs ... Da hat wohl ein GEW Musterschüler seine Träume zusammengeschrieben

  7. 96.

    Ich weiß nicht, was dass mit Projektion zu tun hat.
    Wie auch immer, wo haben Sie eine Quelle genannt? Pauschal OECD zu schreiben ist keine Quellenangabe,
    Ich verweise mit den von mir genannten Aussage auf das IFO, dass sich übrigens auf die OECD beruft.
    „Lehrergehälter im internationalen Vergleich“.
    Ja, eingangs wird berichtet, dass die Einstiegsgehälter Spitze sind, man dann aber schnell im Mittelfeld landet.
    Bitte dochmal gründlich recherchieren!

    Und ich hoffe, der rbb veröffentlicht diesmal meine direkte Antwort auf Ihren Post.

  8. 95.

    Die Gehälter der Landesbeamten und Angestellten sind für den (Bildung)Aufwand klein. Sie haben nicht die gleichen EinkommensCHANCEN wie in der Wirtschaft bei gleichen oder vergleichbaren Anstrengungen. Lediglich die Pension, wenn diese erreicht werden, ist als eine Belohnung oder Ausgleich dafür anzusehen.

  9. 94.

    Komisch, ich bin nach gut 20 Jahren Oberstufenlehrer in die freie Wirtschaft im Konzern-Management gewechselt, eine Kollegin von mir ebenfalls, und im Vergleich zum Lehrerjob ist das wie Dauerurlaub mit zumeist tatsächlich geregelten Arbeitszeiten, Gleitzeit, Freitagnachmittag ist tatsächlich Wochenende angesagt. Und die dortigen Personaler haben mir regelrecht die Tür eingetreten und ein Angebot nach dem nächsten vorgelegt, um mich abzuwerben. Also Ihre Pauschalaussage kann ich definitiv nicht bestätigen.
    Das mit den "Lehrerurlaubszeiten" ist übrigens auch so ein Mythos - faule KollegInnen mögen das in der Tat gern mal ausreizen, vor allem die ausgebrannten, aber ansonsten haben Lehrer ganz normal 30 Tage Urlaub, wovon sie je nach Bundesland 1-2 in die Unterrichtszeiten legen können. Die restliche unterrichtsfreie Zeit wird für Orga, Schulplanung, FoBi, Vorbereitungen, Klassenräume ausmisten, Fachkonferenzen, usw. benötigt - mit Präsenzpflicht.

  10. 93.

    Sie haben meinen Beitrag nicht korrekt erfasst glaube ich. Aber dann lohnt es sich eh nicht das ausführlich zu erklären.

  11. 92.

    "Und ich dachte gerade, dass das Einstellen von jungen und engagierten Lehrern zu guter Aufklärung gegen Rechts beiträgt."

    Auf diese Unausgewogenheit, die hier leider den Standard darstellt, habe ich reagiert. Begreifen Sie und die anderen das nicht? Wenn Sie das besser aund ausführlicher handhaben umso besser für alle. Ist irgendwie wieder ein Tag an dem man alles falsch verstehen muss.

  12. 91.

    Sie unterstellen mir falsche Tatsachenbehauptungen, ohne auch nur eine einzige Quelle zu nennen. Das nenne ich Projektion.
    Und zu ihrer Behauptung (mehr ist es ohne Quellen nicht) mit den Lebenshaltungskosten folgendes Zitat zu dem Bericht des OSZE Vergleichs der Lehrergehälter: „Um die Gehälter in verschiedenen Ländern vergleichen zu können, rechnet die OECD sie aus der jeweiligen Landeswährung in US-Dollar um - und zwar mit sogenannten kaufkraftbereinigten Wechselkursen.“

  13. 90.

    „[…] und anschließend noch ein zweijähriges Referendariat absolviert haben? […]“ Das ist in der Pauschalität falsch. Das Referendariat in Brandenburg dauert derzeit ein Jahr.

    Und Lehrer, die zwei Abschlüsse in Mathe/Physik o.Ä. haben, haben in der freien Wirtschaft sicher gute Chancen, auch gut zu verdienen, aber wer z.B. Deutsch/Sport, Geograhie/Kunst o.Ä. unterrichtet und denkt, dass er in der freien Wirtschaft auch locker über 4.000 € netto verdient, unterliegt einem Irrtum.
    Und ich habe Respekt vor Lehrern. Sie leisten eine ganz wichtige Arbeit. Ich möchte nur, dass sie sich auch bewusst machen, dass die Steuerzahler sehr viel Geld für die Besoldung der Lehrer aufbringen und die Besoldung sehr gut aus. Vor allem wenn man auch die Pension berücksichtigt. Das ist einfach ein Fakt. Und wer behauptet, dass 4.000 bis 5.000 € netto kein gutes Gehalt sind, hat keinen Bezug zur Realität und kennt die Zahlen nicht, die klar zeigen, dass die ganz große Mehrheit weit weniger verdient.

  14. 89.

    Ich habe Quellen für meine Aussagen gebracht. Die vermisse ich bei Ihnen.

  15. 88.

    "Und wenn die Arbeitsbedingungen so grausam sind, kann man auch in die freie Wirtschaft wechseln. " Als "Personaler" aus der freien Wirtschaft sage ich ganz klar "auf Lehrer wartet wirklich kein Unternehmen". Bezogen auf Leistungsanforderungen, Flexibilität (inhaltich, zeitlich) und Kooperations- und Kommunikationsvermögen ist da keine Chance für einen "Seiteneinstieg". Das ist keine Theorie sondern erlebte Praxis. Spätestens bei einer Bezahlung, die auf tatsächlichen Leistungen beruht, gehts nichts mehr. Von Urlaubszeiten, Sabbaticals und (unbezahlten) Überstanden habe ich noch gar nicht gesprochen.

  16. 87.

    Ist Ihnen eigentlich jemals in den Sinn gekommen, dass Lehrerinnen und Lehrer in der Regel zwei Studienfächer abgeschlossen haben und anschließend noch ein zweijähriges Referendariat absolviert haben? Alles immer mit Abschlussprüfungen, die man erst einmal bestehen muss. Hätten Sie ein Mindestmaß an Respekt vor diesem Beruf, könnten Sie wohl auch einsehen, dass die Bezahlung der Lehrkräfte angemessen ist, insbesondere auch im Vergleich zu den Einkommen anderer Akademiker in der freien Wirtschaft. Da dürfen Sie meinetwegen gerne noch die überzähligen Ferientage verrechnen. Aufgrund der immer schwieriger zu beschulenden Klientel und den von den Verwaltungen auf die Schulen abgewälzten Aufgaben ist der Zeitaufwand neben der eigentlichen Lehrtätigkeit stetig größer geworden. Der eigentliche Unterricht macht schon lange nicht mehr den Hauptteil der Arbeitszeit aus. Wäre der Job so attraktiv, wie es sich manche vorstellen, dann wäre Lehrpersonal wohl nicht zur Mangelware geworden.

  17. 86.

    Und schonwieder liegen Sie falsch.
    Deutsche Lehrergehälter sind hoch, aber liegen im europäischen Vergleich nur im oberen Mittelfeld.

    Unter Berücksichtigung von Durchschnittsgehalt und Lebenshaltungskosten (nur so kann man vergleichen) liegen zb Portugal, Tschechien, Griechenland, Spanien, Malta und einigen Länder mehr deutlich höher.

    Dass Pflegepersonal so schlecht verdient ist ohne Zweifel ein Skandal. Aber kein Grund für die Neiddebatte, die Sie hier unentwegt führen. Zudem mit gespickt mit falschennTatsachenbehauptungen.

  18. 85.

    Machen Sie mal einen anderen Job z.B. als Altenpfleger und dann sehen Sie wie privilegiert Lehrer mit ihrem Spitzengehalt von über 4.000 € netto und hoher Pension sind. Die durchschnittliche Rente beträgt rund 1.600 €, die durchschnittliche Pension über 3.000 €. Ich glaube manchen fehlt etwas der Bezug zur Realität, wenn man in seinem Leben in der Schule war, dann in der Uni und dann wieder in der Schule. Lehrer verdienen im OSZE Vergleich nur in Luxemburg
    mehr als in Deutschland und mit den über 4.000 € netto ist man unter den einkommensreichsten 10 % der Bevölkerung. Und wenn die Arbeitsbedingungen so grausam sind, kann man auch in die freie Wirtschaft wechseln. Aber dass das massenhaft passiert, habe ich noch nie gehört. Vielleicht gibt es doch nicht so viele Jobs in der freien Wirtschaft, wo man 4.000 € und mehr netto verdient, wenn man nicht Medizin, IT o.Ä. studiert hat.

  19. 84.

    Ahnung haben Sie keine, das muss man Ihnen ohne Neid lassen.

    Weder was die Belastung betrifft, noch den Aufwand zur Vor- und Nachbereitung , noch die Kosten für die PKV.
    Und vieles mehr.

    Warum überhaupt sind Sie nicht Lehrer geworden, wenigstens als Seiteneinsteiger?

    PS: ich bin kein Lehrer, aber voller Respekt für diesen Beruf!

  20. 83.

    Wieder viel Meinung und wenig Ahnung. Machen Sie den Job, dann sehen Sie, wo die Rechnung überall nicht aufgeht.