Versammlung in Cottbus -

Rund 500 Lehrer und Lehrerinnen haben sich am Mittwoch zur Personalversammlung des Schulamtes in Cottbus versammelt. Im Mittelpunkt stand die geplante Erhöhung der Pflichtarbeitszeit und der Einstellungsstopp bei Lehrern.
Mehrere hundert Lehrkräfte aus der Lausitz sind am Mittwoch zu einer Personalversammlung des Schulamtes nach Cottbus in die Lausitzarena gekommen.
"Zum einen wird es darum gehen, dass die Landesregierung beschlossen hat, die Arbeitszeit der Lehrkräfte zu verlängern", teilte der Landeschef der Lehrergewerkschaft GEW, Günther Fuchs, dem rbb bereits am Dienstag im Vorfeld der Versammlung mit. "In der Folge dieses Beschlusses geht es aber auch darum, dass wir sehr viele Kolleginnen und Kollegen haben, die im Seiteneinstieg in den Schulen wertvolle Arbeit leisten. Ohne sie würde es nicht funktionieren."

Rund 1.600 Seiteneinsteiger im Schulamtsbezirk
Der Schulamtsbezirk Cottbus erstreckt sich vom Süden des Landes bis nach Dahme-Spreewald und umfasst rund 5.500 Lehrer und Lehrerinnen – 1.600 davon sind Seiteneinsteiger. Diese Lehrkräfte seien ein unverzichtbarer Bestandteil des Schulsystems, doch der Einstellungsstopp und die unzureichende Gehaltsentwicklung für Seiteneinsteiger könnten laut Fuchs langfristig dazu führen, dass ihre Arbeit systematisch entwertet werde. Im Vergleich zu ihren Kollegen werden sie trotz Weiterbildungen und Nachqualifizierungen deutlich schlechter bezahlt.
"Wenn es uns nicht gelingt, attraktiv zu bleiben, werden wir auch keine ausgebildeten Fachkräfte nach Brandenburg bekommen. Das ist doch der Teufelskreis", sagte Fuchs. "Die Erhöhung der Arbeitszeit führt nur zu schlechteren Arbeitsbedingungen, zu einem Anstieg des Krankenstands und der Teilzeitquote."
Mehr als 53 Wochenstunden und unbesetzte Stellen
Der Präsident des Brandenburgischen Pädagogenverbandes (BPV), Hartmut Stäker, äußerte sich während der Personalversammlung zu den aktuellen Entscheidungen. "Der Einstellungsstopp karikiert alles, was wir bisher versucht haben aufzubauen. Warum sollte jemand noch länger arbeiten wollen, wenn es heißt, man muss jetzt noch eine Stunde mehr drauflegen?", sagte Stäker dem rbb am Mittwoch. "Die 48- bis 60-Stundenwoche erhöht sich dann nochmal um 5 Stunden. Das heißt, dass wir keine neuen Bewerber haben werden. Wir konnten die offenen Stellen seit zwei Jahren nicht besetzen."
Proteste und Kritik auf die Straße bringen
Die Gewerkschaft GEW hatte auch im Vorfeld bereits Vorschläge unterbreitet, wie die Nachqualifizierung von Seiteneinsteigern organisiert werden kann, um ihre Arbeit langristig im Schulsystem zu etablieren. Doch Fuchs machte deutlich, dass es nicht ausreiche, lediglich in Personalversammlungen über diese Themen zu sprechen.
Er kündigte an, dass die GEW zu großen Protestaktionen in Potsdam aufrufen werde, um die Aufmerksamkeit der Landesregierung auf die Probleme zu lenken. "Es reicht nicht, nur seinen Unmut zu äußern – wir müssen den Protest auf die Straße tragen", sagte Fuchs.
Ursachen für rückläufige Lernleistungen liegen in Bildungspolitik
Seit mehreren Jahren sinken die Lernleistungen von Schülern und Schülerinnen, rund 40 Prozent kommen in den Fächern Lesen, Schreiben und Rechnen nicht mehr auf die mittlere und höhere Kompetenzstufe. Die Lehrkräfte auf der Personalversammlung forderten daher, dass die Bedingungen für Schüler als auch für Seiteneinsteiger verbessert werden sollen.
Sendung: rbb24 Brandenburg aktuell, 02.04.2025, 19:30 Uhr