Von Autodieben überfahren - Getöteter Polizist in Lauchhammer: Verdächtigen wird Mord vorgeworfen
Ein 32-jähriger Beamter wird in Lauchhammer bei einer Kontrolle von einem Fahrzeug erfasst und stirbt. Die Anteilnahme ist groß, an den Einsatzwagen hängt Trauerflor. Die Justiz ermittelt inzwischen wegen des Verdachts auf Mord.
- 32-jähriger Polizist bei Einsatz gegen Autodiebe in Lauchhammer (OSL) getötet
- Der Beamte wollte eine Art Nagelgürtel auslegen und wurde dabei überfahren
- Staatsanwaltschaft ermittelt wegen Vorwurf des Mordes
- Brandenburger Polizeifahrzeuge mit Trauerflor
Einen Tag nach dem Tod eines Polizisten in Lauchhammer (Oberspreewald-Lausitz) herrscht in Brandenburg und darüber hinaus große Betroffenheit.
Der 32 Jahre alte Beamte wollte am Dienstagvormiitag bei der Verfolgung mutmaßlicher Autodiebe eine Art Nagelgürtel auslegen, als er von dem flüchtenden Wagen erfasst wurde. Das teilte ein Sprecher der Staatsanwaltschaft Cottbus mit.
Trotz sofortiger medizinischer Hilfe erlag der Polizist seinen schweren Verletzungen noch am Unfallort. Der aus Sachsen stammende Polizist gehörte der gemeinsamen Fahndungsgruppe der Dresdner Polizei und der Bundespolizei im Bereich Kfz-Kriminalität an.
Wie die Staatsanwaltschaft Cottbus mitteilte, war der Polizist in einem Zivilfahrzeug unterwegs, das dem flüchtenden Wagen entgegenkam. Als der Beamte die Tür des Wagens geöffnet habe, um einen sogenannten "Stop-Stick" auszulegen, habe ihn das flüchtende Auto mit hohem Tempo "erwischt". "Ob der Fahrer gezielt auf den Polizisten zugefahren ist, können wir bisher nicht feststellen", so der Sprecher der Staatsanwaltschaft. Mit einem "Stop Stick", einer Art Nagelgürtel, will die Polizei Fahrzeuge stoppen.
Ermittlung wegen Mord
Die Staatsanwaltschaft Cottbus ermittelt inzwischen wegen des Tatvorwurfs Mord. Gegen einen 37-Jährigen aus Polen soll deshalb ein Haftantrag gestellt werden, sagte der Sprecher der Staatsanwaltschaft, Martin Mache. Der Mann soll das Auto gefahren haben, das den Beamten erfasst hatte.
Vier Tatverdächtige wurden vorläufig festgenommen. Ihre Identität war nach Polizeiangaben zunächst nicht zweifelsfrei geklärt. Einer von ihnen soll ein gestohlenes Auto gefahren haben. Die anderen drei Männer saßen in einem Begleitfahrzeug. Dieses Auto war es nach Erkenntnissen der Ermittlungsbehörde auch, das den Polizisten erfasste.
Gegen den Fahrer des gestohlenen Wagens ermittele die Staatsanwaltschaft Hildesheim in Niedersachsen bereits länger wegen Bandenhehlerei, sagte der Sprecher in Cottbus. Gegen ihn will die Hildesheimer Behörde Haftantrag stellen.
Landesweite Trauer und Anteilnahme
Der Brandenburger Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) zeigte sich betroffem von dem Vorfall. "Wir trauern um einen jungen Polizisten und Vater, der im Einsatz getötet wurde. Meine tiefe Anteilnahme gilt den Angehörigen", erklärte Woidke. Auch Innenministerin Katrin Lange (SPD) äußerte sich bestürzt: "Ich bin in Gedanken bei den Angehörigen des Verstorbenen und seinen Kolleginnen und Kollegen - in ihrem Schmerz über das unbegreifliche Geschehen sind sie nicht allein."
Die Brandenburger Polizei hat als Zeichen der Trauer angeordnet, alle Einsatzfahrzeuge mit Trauerflor zu versehen. Streifenboote der Wasserschutzpolizei setzen die Flaggen auf Halbstock. Am Mittwoch wurde zudem eine Trauerbeflaggung für alle Liegenschaften und Dienstgebäude der Landespolizei ausgerufen.
Auch Berlins Innensenatorin Iris Spranger (SPD) sprach den Angehörigen und Kollegen des getöteten Beamten ihr Mitgefühl aus. Ihre Gedanken seien bei der Familie, den Freunden und Kollegen des getöteten, erklärte Spranger am Mittwoch. Sie habe für alle Dienstgebäude der Berliner Polizei Trauerbeflaggung angeordnet.
Brandenburger Polizeipräsident verspricht lückenlose Aufklärung
Laut dem Dresdner Polizeipräsidenten Lutz Rodig leistete der Mann seit November 2018 Dienst in der Polizeidirektion Dresden. Rodig sprach der Familie des Beamten im Namen aller Kolleginnen und Kollegen sein Mitgefühl aus. Der Polizist hinterlässt demnach eine Tochter und seine Lebenspartnerin.
Der Brandenburger Polizeipräsident Oliver Stepien erklärte, die gesamte Landespolizei nehme "Anteil am Schicksal des Kollegen". Es sei "nur schwer zu ertragen, dass ein junger Mensch in der Ausübung seines Diensts für die Sicherheit in unserem Land ums Leben gekommen ist", so Stepien. "Wir werden alles in unserer Macht Stehende tun, um die Umstände dieses schrecklichen Vorfalls lückenlos aufzuklären."
Einsatzkräfte organisieren Gedenkgottesdienst in Kyritz
Auch in der Prignitz und im Ruppiner Land ist die Anteilnahme unter Angehörigen von Polizei, Feuerwehr und dem Rettungsdienst groß. Die sogenannte "Blaulichtkirche" aus Ganz bei Kyritz organisiert am Samstag einen Gedenkgottesdienst. Er findet in der Kirche in Bork (Ostprignitz-Ruppin) statt.
Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) teilte mit, die Nachricht mache sie "tief betroffen und traurig". Der Tod des Beamten zeige "auf furchtbare Weise, wie gefährlich der Dienst als Polizeibeamter sein kann". Umso größer müsse "unser Respekt und unsere Wertschätzung sein für die Polizistinnen und Polizisten, die Tag für Tag für unser aller Sicherheit sorgen".
Sendung: rbb24 Brandenburg aktuell, 07.01.2025, 19:30 Uhr