Wohnprojekt - Wiesenburger Sägewerk wird gesellschaftliches Zentrum

Mo 17.03.25 | 14:36 Uhr
  1
Kodorf Wiesenburg (Quelle: rbb)
Bild: rbb

Auf dem Areal rund um das alte Wiesenburger Sägewerk werden derzeit 40 Holzhäuser gebaut. Sie sind bewusst klein gehalten, denn das gesellschaftliche Leben soll sich in den Gemeinschaftsräumen abspielen.

Der Putz an den Wänden böckelt, die Fenster sind größtenteils zerschlagen, die Bretter am Boden brüchig: Das alte Sägewerk in Wiesenburg (Potsdam-Mittelmark) ist stark sanierungsbedürftig. Es wurde Mitte der 90er Jahre stillgelegt. Seitdem verrottet es.

Nun soll das Sägewerk und das 40.000 Quadratmeter große Areal rundherum durch ein Gemeinschaftswohnprojekt wiederbelebt werden. Vor Ort soll das "KoDorf Wiesenburg" entstehen. Der Name ist eine Eigenkreation - er lehnt sich an die Worte Kooperation, Community und Kuhdorf an, sagen die Erfinder.

40 kleine Tinyhäuser für rund 90 Dorfbewohner

Seit fast sechs Jahren ist das Projekt in Planung - länger als gedacht. Verzögerungen gab es unter anderem, weil das Gelände schadstoffbelastet war. Nun ist aber damit begonnen worden, die ersten Häuser aus Holz-Fertigteilen zu bauen. Insgesamt 40 kleine Tinyhäuser für rund 90 Dorfbewohner sollen entstehen. Darüber hinaus sind mehr als 30 Wohnungen und Baumhäuser für Gäste geplant.

Das "innovative Wohnprojekt" soll Stadt und Land miteinander verbinden, heißt es auf der Webseite. Es richtet sich demnach an Menschen, die die Vorteile des Landlebens genießen möchten, ohne auf moderne Infrastruktur und Gemeinschaft zu verzichten. Viele der zukünftigen Bewohnerinnen und Bewohner werden aus Berlin nach Wiesenburg ziehen. "Wir haben uns hierfür entschieden, weil wir einfach festgestellt haben, dass auf lange Sicht die Großstadt Berlin nicht das ist, wo wir leben möchten", sagt Johanna Washington vor Ort im Gespräch mit dem rbb. "Wir wollten es ein bisschen ruhiger haben, aber wir wollten trotzdem in keine Eigenheimsiedlung einzuziehen, wo man niemanden kennt, sondern wirklich auch mit Leuten, die ähnlich ticken zusammenleben", erläutert Fini Ludwig während der Baustellenbesichtigung.

"Wir wohnen am Tiergartenrand und wir haben uns entschieden ins KoDorf zu gehen, weil wir von der jungen Generation mitgenommen werden wollen in die digitale Zukunft zum Beispiel. Also das ist mein Grund vor allem", berichtet die 66-jährige Birgit Kollbach-Fröhlich.

Das KoDorf ist für eine breite Altersspanne konzipiert und soll verschiedene Generationen zusammenbringen. Diese Mischung verschiedener Altersgruppen wird als essenziell für das Projekt angesehen.

KoDorf als Teil einer Entwicklungsstrategie

Das Projekt ist genossenschaftlich organisiert. Neben den Wohnhäusern, die alle bewusst klein gehalten sind, wird es im KoDorf auch Gemeinschaftsräume geben. Sie sollen im Gebäude des ehemaligen Sägewerks entstehen. Es soll das gesellschaftliche Zentrum des KoDorfs werden. Darin sollen auch eine große Gemeinschaftsküche und digitale Arbeitsplätze entstehen. Dort sollen die verschiedenen Generationen zusammenkommen. Die Räumlichkeiten im Sägewerk sollen aber auch von Menschen genutzt werden können, die nicht im KoDorf wohnen - für Veranstaltungen beispielsweise.

Für Bürgermeister Marco Beckendorf (Linke) ist das Wohnprojekt Teil einer Entwicklungsstrategie für seine schrumpfende Gemeinde: "Bisher haben wir eine sinkende Einwohnerzahl, was bedeutet, wir haben auch jedes Jahr weniger Geld proportional zur Verfügung", so der Linken-Politiker: "Das müssen wir durchbrechen, indem wir eine stabile Einwohnerzahl haben."

"Wir schrumpfen nicht nur an Bevölkerung, sondern auch an Arbeitsplätzen", so der Bürgermeister weiter. Durch das KoDorf "verschaffen wir uns ungefähr fünf Jahre Schrumpfungsfreiheit".

Die ersten Häuser nehmen derzeit schon Form an - teils hat auch schon der Innenausbau begonnen. Wenn nun alles nach Plan läuft, sollen im Dezember die ersten Bewohnerinnen und Bewohner ins Wiesenburger KoDorf einziehen. Die Sanierung des Sägewerks soll voraussichtlich im dritten Quartal 2025 beginnen.

Sendung: rbb24 Inforadio, 14.3.2025, 15 Uhr

Kommentar

Bitte füllen Sie die Felder aus, um einen Kommentar zu verfassen.

Kommentar verfassen
*Pflichtfelder

Aus datenschutzrechtlichen Gründen werden Kommentare, bei denen die E-Mail-Adresse in den Feldern Name, Wohnort oder Text geschrieben wurde, nicht freigegeben. Mit Nutzung der Kommentarfunktion stimmen Sie unserer Netiquette sowie unserer Datenschutzerklärung (Link am Ende der Seite) zu. Wir behalten uns vor, Kommentare, die nicht zu einer konstruktiven Diskussion beitragen, nicht freizugeben oder zu löschen. Wir geben keine Auskunft über gelöschte oder nicht freigegebene Kommentare. Mit der Abgabe eines Kommentars erklären Sie sich mit diesen Regeln und den Kommentarrichtlinien des rbb einverstanden.

Nächster Artikel

1 Kommentar

  1. 1.

    Interessante Idee und es wäre spannend zu erfahren, wie sich die Sache entwickelt. Bezogen auf das Miteinander kann es ebenso Chancen bieten, wie auch Konflikte, die es dann halt gemeinsam zu bearbeiten gilt. Zugleich finde ich gut, dass hier mal ein neuer / anderer Weg mit eigenen Mitteln eingeschlagen wird und nicht sofort da steht "die Förderung vom Bund erfolgt mit x €". Selber machen, selber nutzen und selber zahlen - das ist gut und vom grundlegenden Ansatz her die Eigenverantwortung fördernd.