Landesamt - Rund 21.000 Geflüchtete kamen 2024 nach Berlin - ein Drittel weniger als 2023

Di 07.01.25 | 15:40 Uhr
Archivbild: Besucher warten vor Informationsschaltern im Landesamt für Flüchtlingsangelegenheiten (LAF) in Berlin-Charlottenburg. (Quelle: dpa/Jutrczenka)
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Video: rbb24 Abendschau | 07.01.2025 | Agnes Sundermeyer | Bild: dpa/Jutrczenka

Im Jahr 2024 hat Berlin weniger neue Flüchtlinge aufgenommen. Inzwischen gibt es sogar freie Unterbringungsplätze. Doch rund 21.000 Menschen kamen neu dazu - und viele Geflüchtete wohnen jetzt schon in Großunterkünften oder Lagern.

  • Rückgang der Zahl der in Berlin ankommenden Flüchtlinge um 35 Prozent im Vergleich zu 2023
  • Häufigste Herkunftsländer waren Syrien, die Türkei, Vietnam, Afghanistan und Moldau
  • 41.000 Menschen derzeit durch das Land untergebracht, der Großteil in landeseigenen Unterkünften und Notunterkünften

Im vergangenen Jahr sind in Berlin deutlich weniger Flüchtlinge angekommen als 2023. Das teilte das Landesamt für Flüchtlingsangelegenheit (LAF) am Dienstag mit. Demnach wurden im vergangenen Jahr 21.342 geflüchtete Menschen aufgenommen und versorgt. Das waren 35 Prozent weniger als 2023, damals waren 32.752 Flüchtlinge registriert worden.

Nach Angaben von LAF-Präsident Mark Seibert waren unter den Neuankömmlingen 10.620 Asylsuchende und 10.408 Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine. Hinzu kamen etwa 300 Menschen, denen Berlin im Zuge sogenannter Sonderaufnahmeprogramme eine neue Heimat bietet. Die häufigsten Herkunftsländer waren Syrien, die Türkei, Vietnam, Afghanistan und Moldau.

Kein "Unterbringungsnotstand" mehr

Nach Angaben Seiberts hat sein Amt aktuell rund 41.369 Menschen untergebracht, rund 1.500 mehr als vor der Jahresfrist. 33.530 dieser Geflüchteten wohnen demnach in landeseigenen Unterkünften und Notunterkünften. Hinzu kommen 4.670 Menschen, die vorübergehend in den Aufnahmezentren Tegel und Reinickendorf leben und knapp 3.169 Menschen in Hotels und Hostels.

Aktuell stehen in Berlin rund 3.900 freie Plätze für Geflüchtete zur Verfügung. Das sei eine große Leistung, sagte Seibert und verwies darauf, dass es vor einem Jahr praktisch kaum solche Reserven gab. Der "gravierende Unterbringungsnotstand" von damals sei überwunden, man könne aber auch nicht von Entspannung reden. Schließlich lebten noch immer 9.000 Menschen in Notunterkünften wie Tegel unter problematischen Bedingungen.

Kritik an CDU-Überlegungen

Forderungen aus der CDU, die Großunterkunft auf dem Gelände des früheren Flughafens Tegel mit aktuell 8.000 Betten in Leichtbauhallen zu vergrößern, erteilte Seibert eine Absage. "Wir haben dort Menschen unter prekären Bedingungen untergebracht, die nicht zu einer deutschen Hauptstadt passen. Das vergrößere ich doch nicht noch", sagte er. Abgesehen davon fehle der Platz dafür, so Seibert.

Sein Ziel sei vielmehr, die Zahl der in den Leichtbauhallen praktisch ohne Privatsphäre lebenden Flüchtlinge weiter zu reduzieren. das sei aber schwierig, weil ein Teil der zunächst geplanten Container-Dörfer weggefallen sei, hieß es: Drei der Standorte wurden inzwischen gestrichen. Dort hätten 1.900 Plätze entstehen sollen. Unsicher sei derzeit zudem ein vierter geplanter Standort in einem ehemaligen Bürogebäude mit bis zu 1.500 Plätzen im Westend.

Das LAF müsse im ersten Halbjahr 2025 voraussichtlich auch sechs temporäre Unterkünfte schließen, weil die Flächen für Neubauprojekte benötigt werden. Das bedeute den Wegfall von rund 1.500 Plätzen, sagte Seibert.

Durch die neuen Unterkünfte sei in diesem Jahr trotzdem netto ein Zuwachs von rund 2.000 Plätzen zu erwarten, im nächsten Jahr voraussichtlich mit 4.400 Plätzen.

Termin für Bezahlkarte offen

Seibert forderte zudem mehr Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter für das LAF. Momentan arbeiteten hier 530 Beschäftigte, 32 weniger als vor einem Jahr. Ihr Arbeitsaufkommen sei extrem gestiegen. "Das LAF braucht signifikant mehr Beschäftigte, um seine Aufgaben erfüllen zu können", so Seibert und nannte 270 neue Stellen als Größenordnung.

2024 zählte das LAF allein 110.000 sogenannte Vorsprachen, bei denen Menschen zu Terminen kommen und zum Beispiel Leistungen beantragen. Das bedeutet laut Seibert ein Plus gegenüber 2023 um neun Prozent, nach einem starken Anstieg um 40 Prozent im Jahr davor.

Mehr Personal sei auch notwendig, um die geplante Einführung der Bezahlkarte für Geflüchtete zu bewältigen. Ein genauer Einführungszeitpunkt stehe aber noch nicht fest, der Januar
komme dafür auf alle Fälle nicht mehr infrage. "Es besteht noch politischer Klärungs- und Abstimmungsbedarf", so Seibert. Die Karte für neu ankommende Asylbewerber soll eine Bargeld-Obergrenze von monatlich 50 Euro für Erwachsene und Kinder umfassen. Diese Beschränkung soll aber nach den ersten sechs Monaten der Nutzung wegfallen.

Sendung: rbb24 Abendschau, 07.01.2025, 19:35 Uhr

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