Fußball - Zehn prominente Ex-Herthaner und wie es ihnen heute geht
Dass Herthas Rekordtransfer Lucas Tousart bei Union Berlin zwischen Bank und Rasen wechselt, wissen vermutlich die meisten Hertha-Fans. Aber was ist mit denen, die ins Ausland gegangen sind? Auf Spurensuche zwischen Südrussland und Mexiko.
Jhon Cordoba (21 Spiele für Hertha, 7 Tore)
Der Kolumbianer zählte zu den ersten Transfers, die mit den Millionen von Investor Lars Windhorst realisiert wurden. Stolze 15 Millionen Euro war er der Hertha im Sommer 2017 wert. Ein Jahr und sieben Bundesliga-Tore später war Cordoba schon wieder Berliner Geschichte. Abflug zum FK Krasnodar, für 20 Millionen Euro Ablöse. Dort spielt der heute 31-Jährige noch immer, trotz des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine und der Möglichkeit, das Land ablösefrei zu verlassen. Immerhin: Cordoba trifft regelmäßig zweistellig in Krasnodar und ist aktuell Tabellenführer der Liga.
Matheus Cunha (40 Spiele für Hertha, 13 Tore)
Es soll Menschen geben, die diesen Matheus Santos Carneiro da Cunha eher für einen Künstler, denn für einen Fußballer halten. Und es stimmt ja, in seinen besten Momenten hat Cunha etwas von Tanztheater - kraftvoll und zart zugleich. Und auch er verschaffte der Hertha ein Transferplus. Für 18 Millionen kam er 2020 aus Leipzig. Für 35 Millionen ging er eineinhalb Jahre später zu Atletico Madrid. Dort passte er nicht so recht ins auf Zerstörung angelegte System von Trainer Diego Simeone. Beim englischen Mittelklasse-Klub Wolverhampton Wanderers blüht der elfmalige brasilianische Nationalspieler nun aber wieder auf. Zehn Tore in 19 Spielen sind es aktuell, weshalb wohl so ziemlich alle Top-Klubs Schlange standen. Doch Cunha verlängerte unlängst. Und verdient dem Vernehmen nach erstmals in seiner Karriere mehr als bei der Hertha.
Krzysztof Piątek (58 Spiele für Hertha, 13 Tore)
Kam Anfang 2020 für 24 Millionen Euro vom AC Mailand nach Berlin und galt als "neuer Robert Lewandowski". Wechselte im Sommer 2023 und nach mehreren Leihen nach Basaksehir, dem Lieblingsklub des türkischen Präsident Recep Erdogan - ablösefrei. Kommt dabei in dieser Saison auf stolze zwölf Treffer in 17 Spielen. Nutzloser Fun-Fact am Rande: Piątek bedeutet Freitag.
Suat Serdar (69 Spiele für Hertha, 8 Tore)
Galt mal als die große Hoffnung für die Mittelfeldzentrale der deutschen Nationalmannschaft. Stieg erst mit Schalke, dann mit Hertha ab und verlor dabei nach und nach das gewisse Etwas, das ihn zuvor zum Unterschiedsspieler zu machen schien. Was genau schief gelaufen ist, ist noch Gegenstand der Forschung. Derweil ist Serdar immerhin Stammspieler beim latent abstiegsbedrohten, italienischen Erstligisten Hellas Verona.
Marc Oliver Kempf (75 Spiele für Hertha, 5 Tore)
Auch der einstige Abwehrchef der Hertha spielt in Italien als Stammspieler gegen den Abstieg. Bei Aufsteiger Como tritt er dabei in einem der schönsten Stadien der Liga an, direkt am See gelegen. Finanziert wird das Erstliga-Abenteuer des Klubs übrigens von einem indonesischen Brüder-Paar, dessen Vermögen auf rund 46 Milliarden Dollar geschätzt wird. Kein Wunder, dass die beiden bei Siegen der Mannschaft schonmal die komplette Zeche aller Bars der Stadt übernehmen.
Dodi Lukebakio (100 Spiele für Hertha, 28 Tore)
Kostete im August 2019 19 Millionen Euro Ablöse. Zeigte mal Weltklasse, mal irgendwas weit davon entfernt und wechselte nach einer ebenso durchwachsenen Leihe zum VfL Wolfsburg im Sommer 2023 für immerhin noch zehn Millionen Euro zum FC Sevilla. Beim Rekordsieger der Europa League, der aktuell aber gegen den Abstieg spielt, ist Lukebakio Stammspieler und mit acht Toren erfolgreichster Torschütze seines Teams.
Mattéo Guendouzi (24 Spiele für Hertha, 2 Tore)
Ein Leihspieler, der in der Saison 2020/21 bleibenden Eindruck hinterließ, weil er scheinbar alles konnte und das überall zugleich unter Beweis stellen wollte. Ähnlich unstet wie seine Position auf dem Platz verlief auch seine weitere Karriere. Inzwischen läuft der zwölffache französische Nationalspieler für Lazio Rom auf, das auch dank Guendouzis starker Leistungen auf einem überraschendem Platz vier steht aktuell.
Santiago Ascacibar (53 Spiele für Hertha, 1 Tor)
Einer der wenigen Spieler, die in dem ominösen Tagebüchern von Ex-Hertha-Coach Jürgen Klinsmann mit dem Prädikat "Mehrwert" versehen wurden. Doch die Prognose hielt nicht, der argentinische Wadenbeißer, im Januar 2020 für zehn Millionen Euro vom VfB Stuttgart in die Hauptstadt gekommen, wechselte im Sommer 2023 und nach einigen schleppend verlaufenden Leihen zurück in seine Heimat, zu Estudiantes LP - für zweieinhalb Millionen Euro. Dort ist Ascacibar Stammspieler. Im Niemandsland der Tabelle.
Javairo Dilrosun (59 Spiele für Hertha, 6 Tore)
Feierte ziemlich prompt nach seinem (ablösefreien) Wechsel zur Hertha im Juli 2018 sein Nationalmannschaftsdebüt für die Niederlande. Ausgerechnet gegen Deutschland (2:2). Es sollte sein einziges Länderspiel bleiben. So schön die Haken sind, die er schlagen kann, so sehr fehlt ihm die Konstanz. Spielt inzwischen beim strauchelnden mexikanischen Riesen CF America, allerdings nur sporadisch. Immerhin: Bei seinem Abschied aus Berlin in Richtung Feyenoord Rotterdam brachte er 2022 noch vier Millionen Euro ein.
Ondrej Duda (71 Spiele für Hertha, 13 Tore)
Der umgekehrte Ascacibar. War Top-Scorer unter Jürgen Klinsmann, und trotzdem nicht wohlgelitten unter dem Ex-Nationaltrainer Deutschlands. Kostete 2016 rund vier Millionen Euro, ging 2020 für sieben Millionen Euro zum 1. FC Köln (Mehrwert!). Spielt inzwischen als Stammspieler und Leistungsträger zusammen mit Suat Serdar bei Hellas Verona, allerdings deutlich defensiver als noch in Berliner Tagen.
Valentino Lazaro (65 Spiele für Hertha, 5 Tore)
Die Merkwürdigkeit dieser Liste, denn Lazaro ist womöglich derjenige, bei dem noch am ehesten gilt: So stark wie bei der Hertha war er sonst eigentlich nie. Versuchte sich unter anderem bei Newcastle United, Benfica Lissabon und Inter Mailand, denen er seit dem Wechsel aus Berlin für satte 22,4 Millionen Euro gehörte. Im Sommer 2023 ging es fix zum FC Turin. Für nur noch dreieinhalb Millionen Euro. Beim italienischen Mittelklasseklub ist der Österreicher Stammspieler, wird mal im linken, mal im rechten Mittelfeld eingesetzt.
Sendung: rbb24 Inforadio, 06.01.2025, 22:15 Uhr