Chef von Tesla und X - Brandenburger AfD feiert Elon Musk als Vorkämpfer der Meinungsfreiheit

Di 07.01.25 | 21:31 Uhr | Von Christoph Hölscher
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Elon Musk, Geschäftsführer von Tesla, SpaceX und Besitzer der Plattform X (Quelle: AP/Alex Brandon)
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Video: rbb24 Brandenburg aktuell | 07.01.2025 | Markus Woller | Bild: AP/Alex Brandon

Der Brandenburger Landtag hat seinen Account auf der Plattform X eingestellt. Die AfD-Fraktion kritisiert das scharf. Seit X-Eigner Elon Musk die Wahl der AfD empfohlen hat, feiert ihn die Partei als Vorkämpfer der Meinungsfreiheit. Das war nicht immer so. Von Christoph Hölscher

Schon einen Tag vor Silvester kündigte der Landtag die Entscheidung mit seinem offenbar letzten Post auf der Plattform X an: "Wir haben uns entschieden, unseren X-Account zum 01.01.25 stillzulegen, da wir andere Plattformen für geeigneter halten."

Auf Nachfrage von rbb|24 erläutert Landtagspräsidentin Ulrike Liedtke (SPD) jetzt diese Entscheidung, die sie nach eigenen Angaben allein, ohne Einbindung des neunköpfigen Präsidiums getroffen habe. Sie habe auf X "leider feststellen müssen, dass es sehr viele hasserfüllte, auch persönlichkeitsverletzende Kommentare gab". Das spiegele nicht die Debatte mit den Bürgerinnen und Bürgern wider, die man dingend brauche.

Der Landtag werde aber weiterhin auf sozialen Medien aktiv sein, etwa auf Instagram, LinkedIn oder Youtube, so die Präsidentin. Dort werde, anders als bei X, darauf geachtet, dass niemand persönlich verletzt werde. Eine Änderung dieser Entscheidung, ein "Umkippen", hat sie auf Nachfrage ausgeschlossen.

AfD-Fraktionschef bezeichnet X als "Zeichen der Hoffnung"

Die AfD-Fraktion im Brandenburger Landtag kritisiert diese Entscheidung auf einer Pressekonferenz scharf: X sei ein "Ort der Debatte, des Pro und Kontra", so Fraktionschef Hans-Christoph Berndt. Die Stilllegung des Accounts durch die Landtagspräsidentin sei eine "Flucht vor der Debatte".

Berndt lobt die Plattform X und dessen Eigentümer Elon Musk dabei ausgiebig: X sei ein "Zeichen der Hoffnung" - dafür, dass die "Meinungsfreiheit doch nicht verloren" sei. Musk habe das "große Verdienst", dass er - angeblich anders als andere Medien - auf X auch der AfD die Möglichkeit gebe, sich zu äußern. Seine Fraktion werde deshalb darauf drängen, dass der Landtag künftig "wieder auf X antritt".

Musk als AfD-Wahlkampfhelfer

Das Lob der AfD für den US-amerikanischen Hightech-Milliardär und engen Trump-Berater Elon Musk scheint derzeit grenzenlos. Spätestens seit dieser im Dezember mehrfach via X und später in einem Gastbeitrag in der Zeitung "Welt am Sonntag" zur Wahl der Partei aufgerufen hat. Im Bundestagswahlkampf sucht die AfD daher die Nähe zu Musk und seiner Social-Media-Plattform.

So wolle der Unternehmer am 9. Januar auf X eine Diskussion mit AfD-Spitzenkandidatin Alice Weidel führen. Damit werde, so Fraktionschef Berndt, eine Lücke gefüllt, die die öffentlich-rechtliche Medien "bewusst aufgerissen" hätten, indem sie Weidel nicht zum TV-Duell der Kanzlerkandidaten Scholz und Merz einladen wollten.

Anfang Februar wird Weidel dann offenbar in den USA dem Start eines Raumschiffs des Musk-Unternehmens SpaceX beiwohnen. Das kündigt die ehemalige AfD-Landesvorsitzende Birgit Bessin auf X an – versehen mit dem Kommentar: "2025 wird unser Jahr." Elon Musk als von der AfD gefeierter Vorzeige-Unternehmer und Wahlkampfhelfer? Das war nicht immer so.

Kritik an Tesla-Ansiedlung

Als im November 2019 bekannt wurde, dass Musk im brandenburgischen Grünheide ein Werk seines Elektroauto-Herstellers Tesla bauen will, gehörte die AfD von Beginn an zu den Gegnern der Investition. Der heutige Fraktionschef Berndt sprach 2020 auf einer Kundgebung der Tesla-Gegner.

Die Landtagsabgeordnete und Vorsitzende des Kreisverbands Oder-Spree, Kathi Muxel, fragte in einer Stellungnahme von April 2021 mit deutlich anti-amerikanischem Unterton: "Was bildet sich Tesla eigentlich ein, wo kämen wir hin, wenn wir jedem 'Mister Milliardär ' aus Amerika unsere Heimat zur Zerstörung nach Belieben ausliefern würden?"

Im Juli 2023 erklärte der AfD-Kreisverband Oder-Spree, die Tesla-Ansiedlung durch die Landesregierung sei "nichts anderes als die Hilfe bei der Zerstörung der einheimischen deutschen Autoindustrie durch Ausbreiten eines 'roten Teppichs von Fördergeld für ein amerikanisches Unternehmen'".

AfD: Haltung zu Tesla unverändert

Ein Widerspruch zur aktuellen Musk-Verehrung durch AfD? Fraktionschef Berndt sieht das nicht so. Die Haltung seiner Partei zu Musk und Tesla habe sich nicht geändert. Damals wie heute vertrete man dieselbe Haltung: "Der Standort für dieses Werk ist falsch. Aber die Schuld daran trägt nicht Elon Musk, sondern die Landesregierung", die ihm ein ungeeignetes Grundstück im Wasserschutzgebiet angeboten habe, so Berndt.

Das Werk sei aber Realität. Man müsse jetzt sicherstellen, dass "Umweltbelange" und die "Belange der Anwohner" dort so gut wie möglich gewahrt würden. Selbst wenn man sich also inzwischen mit dem Werk arrangiert haben sollte: Die AfD feiert Musk auch heute nicht für seine Tesla-Investition, sondern als willkommenen Wahlkampfhelfer - und für seinen angeblichen Beitrag zur Meinungsfreiheit durch seine Plattform X. Das sei "respektabel" findet Berndt: "Dafür danken wir ihm."

Sendung: rbb24 Brandenburg aktuell, 07.01.2025, 19:30 Uhr

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Beitrag von Christoph Hölscher

90 Kommentare

  1. 90.

    Was sie hier jeden Tag zusammenlügen ist schwer erträglich. Diese Melange aus reiner AfD Propaganda und Verschwörungstheorien wie "Staatsfunk" und "linkgrüne" Medien glaubt ihnen doch sowieso keiner der bei klaren Verstand ist.

    Trotzdem wiederholen sie diesen Unsinn bei jeder sich ihnen bietenden Gelegenheit.

    Dazu benutzen sie die von ihnen so verhassten Medien, was sie noch unglaubwürdiger macht.

  2. 89.

    Reaktivierung von Bahnstrecken/Bahnhöfen im gesamten Land,
    Ausbau bestehender Bahnstrecken im gesamten Land,
    Ausbau der Infrastruktur/ des ÖPNV im gesamten Land,
    Weniger Individualverkehr mit dem eigenen Pkw.
    Eine soziale Demokratische Gesellschaft benötigt einen modernen ÖPNV/Bahn, auch in der Fläche Brandenburgs.
    Individualverkehr/Staus auf maroden Straßen, radikalisiert die Menschen noch mehr.
    Maßnahmen gegen AfD sind, der Ausbau des ÖPNV/Bahn und die Schaffung von bezahlbaren Wohnraum.

  3. 88.

    Und Ich mag Pizza nicht !
    Daran merkt man, das Rechts, Links, Mitte, vollkommen egal ist - genau wie Pizza oder Nicht.
    Die Leute in Deutschland, müssen ihr Haus oder ihre Miete, ihre Rechnungen und Steuern über Steuern bezahlen.
    Die ungefähre Hälfte der Menschen ist Demokratisch und die andere Hälfte sind Republikaner.
    Jetzt haben gerade die Republikaner die Macht - die Demokratie ist ziemlich schwach und nur mit sich selbst beschäftigt und stürzt die Menschen in unendliche Armut.

  4. 87.

    Die Reichweite von X&Co. ist national wie international nicht zu unterschätzen. Die Plattformen lassen sich nicht mehr aus der politischen, der wirtschaftlichen und der presseseitigen Landschaft rausdividieren. Eigentlich verhält es sich wie bei den Anfängen des Internet. Da gab es auch viele, meist Ältere, die laut der Meinung waren "diesen Schund" bräuche man nicht. Diese irrten sich gewaltig, gerade in DE, die "Spätfolgen" sind ja heute Programm, und einen solchen Fehler muss man nicht wiederholen. Ein freier aber kritischer Umgang ist mit den "neuen Medien" angesagt. Nichts anderes und selbst hochmoderne Politiker sollten sich hier, auch im Umgang mit dem Bürger, selbst hinterfragen.

  5. 85.

    Heimann, Na ja, die AfD mag ich auch absolut nicht, weil sich dort Faschisten tummeln. Aber die mit der DDR, insbesondere für die Frauen (Freiwild!!!) in der DDR zu vergleichen, spottet doch jeder Vergangenheit. Sorry, Sie haben dort nie gelebt, sonst würden Sie nicht so ein Blödsinn schreiben.

  6. 83.

    "Wo ist das Problem, sie haben doch Recht. Dass Musk die oft willkürliche Entfernung von Inhalten wegen angeblicher oder tatsächlicher Fake News abgeschafft und durch Community Notes ersetzt hat, ist in einer freiheitlichen Demokratie zu begrüßen. Grundsätzlich darf erst mal jeder jeden Unsinn verbreiten, solange der nicht strafbar ist."
    Wo das Problem ist? Es macht einen Unterschied, ob ich etwas sachlich kritisiere oder ob ich beleidigend werde bis hin zur Hetze. Da sich diese in der Regel sehr viel schneller verbreitet und mehr Klicks erzeugt, als eine sachliche Auseinandersetzung mit der Realität, ist das sehr wohl ein Problem, weil sich scheinbar immer mehr Menschen von dieser Art der "Rhetorik" anstecken lassen. Wir brauchen keine rhetorischen Anstifter mehr, sondern einiges mehr an Sachlichkeit würde zur Zeit sehr viel mehr helfen. Da sind solche Plattformen wir X allerdings das genaue Gegenteil von dem, was mMn wirklich wichtig wäre: endlich wieder mehr Sachlichkeit.

  7. 81.

    AfD ist die größte Zensur Partei überhaupt. Da ist nichts mit Freiheit bei denen. Man muss sagen was sie wollen, machen was sie wollen, denken was sie wollen, aussehen wie sie wollen (Männer dick und kahl, Frauen blond und schlank). Es kommen schlimme Zeiten auf uns zu wo nur noch hinter vorgehaltener Hand gesprochen werden darf und Frauen Freiwild sind. Zumindest erstes erinnert mich an DDR.

  8. 80.

    Wen meinen Sie mit "öffentlichen Medien"?
    Die öffentlich rechtlichen Medien--oder die Veröffentlichung von Bundestags-Landtagsreden oder sämtliche Dokumente, bis runter zu den Kommunen?

    Ich empfehle schon lange, sich die Dokumente aus den Rathäusern,den Landtagen oder dem Bundestag anzusehen.

    Dann bräuchte man keine Demos, um unsere Demokratie zu schützen.
    Und so könnte man auch unsere politischen Vetreter/ unsere Medien besser kontrollieren.

  9. 79.

    Mit man, da sind die gemeint, die den Musk beleidigen, ist doch klar! Davon gibt es hierzulande reichlich.
    Das es die Deutschen sind, die all zu oft ihre geschichtlich begründete Defizite an Anderen abarbeiten wollen, das geht aus meinen Kommentar her vor. An der Theorie der zweiten und dritten Generation, da ist viel wahres drann!

  10. 78.

    Wo wären X & Co. eigentlich ohne die Verlinkungen auf öffentliche und private Medien mit ihren Beiträgen?

  11. 76.

    Was ist los? Sagen Sie etwa nicht Ihre Meinung? Dann tun Sie mir leid. Ich denke man kann in einem vernünftigen Ton seine Meinung sagen. Und dann wird die meistens auch gehört. Man muss nicht wie Musk, Trump und viele andere beleidigend werden und seine "Macht" derart präsentieren.
    Im übrigen werde ich für meine freie Meinung von AFD Anhängern gern als Zecke bezeichnet. Unglaublich niveauvoll......

  12. 75.

    Haben die Brandenburger einen Pakt mit dem Teufel geschlossen? Vor gut fünf Jahren jubelten die Brandenburger am lautesten. Elon Musk ist da und mit ihm das Wunder für den Klimawandel, dass Elektroauto. Nun er ist der größte private Arbeitgeber in Brandenburg. Seit lieb zu ihm. Zu all dem Geld kommt noch politischer Einfluss. Er macht keinen Hehl daraus das er die AfD gut findet. „ Nur sie kann Deutschland“ retten. Die AfD sagt Danke. Wahlkampf eben. Die SPD und ganz insbesondere Herr Woidke wird wohl sehr enttäuscht sein. Es ist bitter. Ist die Account Einstellung des Brandenburger Landtages auf der Plattform X jetzt eine Kampfansage. Wohl eher nicht. Eher ein Bekenntnis der Niederlage. Und obendrauf bringt sich schon der nächste in Position. Mark Zuckerberg. Damit scheint eine komplett Abschaltung der Landesregierung aus aller Social Media wohl vorprogrammiert. Schönes 2025!

  13. 74.

    Wer hat hier Musk seit Jahren beleidigt? Das waren die NIMBYs, die linken Aktivisten und auch die AfD, welche ihn heute hofiert.
    Wer hat sich für Musk und seine Investition in Grünheide eingesetzt? Die Politiker von den Grünen, SPD und CDU. Die werden zum Dank dafür von Musk beleidigt.

  14. 72.

    "Tausende Journalisten..." Wenn die aber nahezu alle nicht absolut neutral berichten, was ein Journalist selten tut und ihre persönliche Meinung einbringen oder Nachrichten nach ihrer persönlichen politischen Ausrichtung filtern, dann ist die reine Anzahl nichtssagend für die Qualität einer neutralen Berichterstattung. Das ist schon alleine daran zu erkennen, dass ein Großteil der Journalisten und Redaktionen dieselben Schlagworte und Floskeln benutzt. Wie viele wirklich konservative Magazine werden denn im ÖRR heute noch ausgestrahlt? Die politische Richtung Mitte-links scheint mir da definitiv überrepräsentiert zu sein.

  15. 71.

    Wo ist das Problem, sie haben doch Recht. Dass Musk die oft willkürliche Entfernung von Inhalten wegen angeblicher oder tatsächlicher Fake News abgeschafft und durch Community Notes ersetzt hat, ist in einer freiheitlichen Demokratie zu begrüßen. Grundsätzlich darf erst mal jeder jeden Unsinn verbreiten, solange der nicht strafbar ist. Er darf nur nicht damit rechnen, dass es unwidersprochen bleibt, und genau dafür sorgen andere Nutzer und die Community Notes. Dass staatlich finanzierte Faktenchecker diesem Anspruch nicht gerecht werden, hat die Realität bewiesen, bei der sich angebliche Fake News im Nachhinein dann doch als wahr herausgestellt haben. Widerspruch ist richtig, Zensur ist falsch und undemokratisch. Andere amerikanische Netzwerke ziehen im Übrigen gerade nach.

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