Mehr als 50 in Klinik - Silvester-Bilanz des Senats: 363 Menschen teils schwer verletzt

Mo 06.01.25 | 12:58 Uhr
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Archivbild:Rettungswagen am Ernst-Reuter-Platz in der Silvesternacht. Berlin, 01.01.2025.(Quelle:imago images/T.Bartilla)
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Audio: rbb24 Inforadio | 06.01.2025 | Irina Grabowski | Bild: imago images/T.Bartilla

Blind, taub, das Gesicht verbrannt: Auch in dieser Silvesternacht erlitten Menschen durch Böller und anderes Feuerwerk Verletzungen, teils mit dauerhaften Folgen. Alleine in Berlin traf es laut des Senats mehr als 360 Menschen.

An Silvester sind in Berlin den Erkenntnissen der Gesundheitsverwaltung zufolge 363 Menschen durch Feuerwerk verletzt worden. Davon seien 52 stationär in einem Krankenhaus aufgenommen worden, sagte die Gesundheitssenatorin Ina Czyborra am Montag im Ausschuss für Gesundheit und Pflege.

In vielen Fällen handle es sich um leichte Verletzungen, zum Beispiel oberflächliche Verbrennungen. "Es gab aber zahlreiche Personen, die schwer und schwerst verletzt wurden", so die SPD-Politikerin. Bei einigen gebe es keine Aussicht auf eine vollständige Genesung.

Rakete direkt vor dem Gesicht explodiert

Eine Person habe schwerste Gesichtsverbrennungen erlitten, nachdem eine Rakete direkt vor ihrem Gesicht explodiert sei. Ein Kind sei durch die Explosion einer Kugelbombe in Tegel lebensbedrohlich verletzt worden. Die Polizei sucht Zeugenhinweise, die zum Täter oder den Tätern führen. Kugelbomben sind wegen ihrer hohen Explosionskraft hierzulande nicht für den Allgemeingebrauch zugelassen. Sie werden hauptsächlich in professionellen Großfeuerwerken bei Veranstaltungen eingesetzt.

Andere Menschen hätten schwere Hörschäden und Verletzungen am Auge erlitten, bis hin zum dauerhaften Verlust ihres Seh- oder Hörvermögens. Alleine an der Charité in Berlin wurden 49 Personen mit feuerwerksbezogenen Verletzungen behandelt, wie Sprecherin Manuela Zingl am Donnerstag mitteilte. Die Zahl bezieht sich auf den Zeitraum zwischen dem 31. Dezember 8 Uhr und dem 1. Januar 8 Uhr. "Auffällig waren die Häufung von "Kugelbomben" und Berichte von gezieltem Feuerwerksbeschuss auf Passanten", so Zingl.

Am Unfallkrankenhaus Berlin waren es 42 Verletzte, die behandelt wurden. Mehrere davon seien durch Kugelbomben schwer an Händen, Gesicht und Augen verletzt worden, darunter auch Kinder. Andere Betroffene hätten infolge der Explosion dieser Sprengkörper schwere Hörschäden bis hin zu einem dauerhaften Hörverlust erlitten, schilderte die UKB-Sprecherin Angela Kijewski.

Fast zwei Dutzend bekannte Angriffe auf medizinisches Personal

Außerdem sind nach Angaben der Senatorin 23 Fälle bekannt, bei denen Pfleger und Ärztinnen von Patientinnen oder Patienten körperlich oder verbal angegriffen worden sind. Bedauerlicherweise entspreche das dem üblichen Niveau. 35 von insgesamt 38 abgefragten Krankenhausstandorten hätten bislang Rückmeldung gegeben.

Sie wünsche allen Verletzten eine möglichst schnelle Genesung und danke dem Personal der Rettungsdienste und Krankenhäuser für seinen Einsatz, sagte Czyborra. Neben den silvesterbedingten Verletzungen versorgten die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter an Silvester weiterhin alltägliche Notfälle wie Schlaganfälle und Herzinfarkte, das sei "eine große Aufgabe".

Sendung: rbb24 Inforadio, 06.01.2025, 12:40 Uhr

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29 Kommentare

  1. 29.

    Jede/r ist eine/r zu viel, aber mir erscheint die Zahl nicht sonderlich hoch bei einer Stadt mit fast 4Mio Einwohner.

    Und mich würde das mal im Vergleich zu den ganzen Vorjahren interessieren.

  2. 28.

    Es ist nicht unwichtig, wie hoch der Anteil der Verletzungen durch fFremd- bzw.- Eigenverschulden ist. Sofern Feuerwerksfreunde freiwillig ein gewisses Verletzungsrisiko für sich selbst in Kauf nehmen, ist das kein Grund für ein Verbot(Stichwort: „freiverantwortliche Selbstgefährdung“). Anders sieht das bei fahrlässiger oder gar vorsätzlicher Fremdgefährdung aus. Hier existieren allerdings genügend einschlägige Strafvorschriften.

  3. 27.

    Wollen sie die Fakten aus dem Bericht abstreiten? Gab es keine Verletzten in der Silvesternacht?
    Ja, die schwersten Verletzungen gab es durch illegales Feuerwerk, aber auch durch legalem Feuerwerk gab es viele Verletzte. Auch der Umwelt, dem Tier- und Naturschutz ist es völlig egal ob der Dreck und der Krach der freigesetzt wird, von einem legalen Böller oder einem illegalen Bölle kommt.
    Die Rettungskräfte und Polizisten die wärend ihres Einsatzes angegriffen wurden, den interessiert es im Einsatz erstmal wenig ob die Böller die auf sie fallen, zuvor legal oder illegal erworben wurden. Die angegriffenen Rettungskräfte und Beamte müssen trotz der Böller die geflogen kommen ihren Job machen und dabei zu 100% konzentriert bleiben um anderen Menschen in Not zu helfen und begeben sich dabei selbst in Gefahr. Letztlich verstecken sich die Chaoten in der Masse der friedlich feiernden.
    Nimmt man den Chaoten ihre Rückzugsmöglickeit, nimmt man ihnen ihre Anonymität.

  4. 26.

    das Problem ist, machst du wieder Ausnahmen wird es ausgenutzt. Dann fahren die Dullies nach Brandenburg und kaufen da den Krämpel...der dan in Berlin gezündet wird.
    Ne wenn dann ein komplettverbot für alle und gut ist. Dann kann man nach der Silvesterfeier auch mal nach Hause gehen ohne Angst vor Angriffen.

  5. 25.

    Ein Rechtsstaat kann es jedoch nicht dabei bewenden lassen, dass er seine Verbote nicht durchsetzt. Sie vergessen gänzlich, dass Bürger und Bürgerinnen gegen ihren Staat einen Schutzanspruch haben, der nicht erst dann greift, wenn Wohnungen brennen, öffentliche Einrichtungen zerstört werden, Menschen gar ihres Lebens oder ihrer Gesundheit beraubt werden usw.

  6. 24.

    Ich lese die Berichte über die kriegsähnlichen Zustände zu Silvester in Berlin und schaue auf die jeweilige Wohngegend.
    Jetzt lehne ich mich zurück und denke, auch dies sind die Früchte unserer toleranten Gesellschaft, gerade hier in Berlin.
    Diese Entwicklungen, und dies in vielen Bereichen der Gesellschaft, waren immer abzusehen und niemand wollte es wahr haben. Wenn darauf warnend hingewiesen wurde, wurde die als ewiggestrig abgetan.
    Jetzt ist das Kind in den Brunnen gefallen und man muss halt zusehen wie es da wieder raus kommt.
    Ich lehne mich weiterhin zurück und beobachte die Sache genüsslich!

  7. 23.

    >"Traurige Fakten sind für sie also "Stimmungsmache"?"
    Ja die Fakten sind traurig. Aber: Wieviele falsch verwendete Böller waren es denn wirklich gegenüber den vielen Millionen richtig verwendetem Knallzeug, dass ohne Schaden verböllert wurde? Irgendwie scheint in dieser aufgehizten Diskussion die Verhältnismäßigkeit abhanden gekommen zu sein. Und eins steht schon mal fest: Auch wenn was verboten ist, gibts den illegalen Weg immer. Die meisten der Schäden sind durch illegale Böller entschanden. Einige andere Schäden durch unsachgemäße oder vorsetzlich schädigende Handhabung. Dies sind immer noch im Verhältnis zu den vielen Millionen sachgemäß abgefeuerter Böller eine sehr verschwindend geringe Anzahl.

  8. 22.

    >"lässt aber Prävention außen vor."
    Prävention sind nicht Verbote! Dann müsste alles präventiv verboten werden, was Schaden anrichten könnte. Und dererlei Aktionen gibts im Alltag viele. Von Straßenverkehr bis Fliegerei und einige Freizeitvergnügen. Verbote sollten das allerletzte Mittel sein. zur Prävention im Sinne von Vorbeugung stehen vor einem Verbot noch andere Möglichkeiten wie Kontrolle der illegalen Handelswege dieser illegalen Böller und wichtig auch: Die Erziehung zu einem umsichtigen Menschen innerhalb einer Gesellschaftsgruppe. Das ist die letzten Jahre verchütt gegangen. An diesem Manko der letzten 30 Jahre liegt so vieles, was heute als Verbote gleich ausgesprochen wird. Zugegeben... daran ist die Bildungspolitik gerade in Kitas und Unterstufen der Schulen auch teils mit Schuld.

  9. 21.

    Relativieren ist so sinnlos wie ein Furunkel am Hintern.
    Übrigens sind auch durch legales Feuerwerk viele Menschen verletzt worden - wie und warum, das können Sie gerne selbst recherchieren.
    Fakt ist, dass durch das stetige steigende Opferpotential, bedingt durch die steigende Zahl von durchgeknallten Idioten, die Umkehr, hin zu zentralen Feuerwerken, mehr als überfällig ist.

  10. 20.

    Der Bau von Kugelbomben wird im Internet gezeigt. Es werden welche gebaut und in die Menschenmengen in Berlin etc. geschmissen.Kugelbomben sind verboten. Das werfen mit ihnen ebenso!
    Was fehlt: u.a. ein Filter, der solche Bauanleitungen sperrt!
    Polizeibeamte/Richter die sich er o.g. Straftaten annnehmen können.
    Tlw. Eltern, die ihre Kinder nicht um Mitternacht zu gefährlichen Veranstaltungen mitnehmen.
    Tlw. Eltern, die ihre Kinder dazu erziehen sich angemessen zu verhalten und keine Straftaten zu begehen!
    Schulen, die vor Silvester eine Arbeitsblatt durcharbeiten?
    Einschreitende Menschen, die sehen, dass jemand eine Straftat vorhat!
    Prämien für Videoaufnahmen, die Täter zeigen. Wie Ankauf "CD Cum ex" ;-
    Sonderstrafen für Menschen, die medizinisches Personal oder Feuerwehr und Polizei angreifen bzw. Rettungen aufgrund von Nichtbefolgen von Anweisungen verhindern! Mindestens 100 bevorzugte Verfahren, die zeitnah durchgreifen!
    Vor dem Silversterfeuerwerk schützen: nicht hingehen!

  11. 19.

    Und hierbei sind nur die körperlichen Schäden benannt. Wieviele Menschen reagieren nach besonders lauten und erschreckenden Explosionen vegetativ, d.h. "nur" mit Herzrasen, Atemnot, Schweissausbrüchen? Damit geht doch niemand zum Arzt! Das wird also gar nicht erfasst. Und da das Angstreaktionen sind, passiert in Folge, dass bei jedem Lärm dieser Art diese Reaktionen getriggert werden. - Na ja, nach Ansicht einiger "Mitmenschen" alles "Schneeflöckchen", die sich "nicht so haben" sollen.
    Lärmreduziertes Feuerwerk -gerne, reine Knallerei -nein danke.

  12. 18.

    Ach, auf dem Land soll weiter geböllert werden dürfen? Also dort, wo die meisten Tiere leben? Wie kann man nur solche Gedanken haben. Beballert euch in der Stadt, dort ist es sowieso laut, aber kommt nicht auf die Idee, euren "Spaß" in die Natur zu verlegen!

  13. 17.

    Frohes neues Jahr!

  14. 16.

    Zusammengefasst illegale Böller und Soziopathen, die ihr Sortiment gegen andere Leute richten. Gibt einen schönen Vergleich auf Youtube: Japan vs. Germany Fireworks #2025. Na wo liegen denn da die Probleme?
    Erzähl mir doch bitte keiner, dass wir früher solche Zustände in diesem Ausmaß hatten. Das gilt auch für die belagerung von Krankenhäusern und Angriffe auf das dortige Personal.

  15. 15.

    Ich hoffe und glaube, dass ein Feuerwerksverbot irgendwann kommen wird. Die ersten 2-3 Jahre wird es dann noch dauern bis wirklich ALLE es mitbekommen und begriffen haben und dann ist Ruhe. Die Gesellschaft hat sich in den letzten 40 Jahren an sooo viel gewöhnt (trotz anfänglichem Meckerns) - Gurtpflicht, Helmpflicht, Rauchverbot...

    Auch dass man kein privates Feuerwerk mehr zündet an Silvester, wird irgendwann normal sein...besser früher als später...

  16. 14.

    Schon irgendwie merkwürdig, dass unser Noch-Bundes-Olaf das Ganze "irgendwie merkwürdig" findet und politischerseits so Nullkommanix dazu reflektiert wird. Liegt wohl an der Lobby, tief im Dunkelsten der Politikenden....
    Wer immer so laut und deutlich tönt, wir lebten in einer Demokratie, sollte diesen Begrif auch mal wörtlich verstehen und nicht nur auf Bundestagsebene verherrlichen, wenn Wahlen gelaufen und Posten gesichert erscheinen.

  17. 13.

    "Irgendwie komisch", dass die Verletzten vor dem 31. Dezember und nach dem 1. Januar 8 Uhr nicht mitgezählt werden. Gehe erst diese Woche zu meiner HNO Ärztin. Bin aber sicher, dass der anhaltende Piepton im Ohr ein Verletzung durch einen geworfenen Böller im Park am Samstag, den 4.1. ist. Zu den erlaubten Böllerzeiten war ich gar nicht draußen.
    Ich vermute, dass die tatsächliche Zahl der Verletzten sehr viel höher ist, da viele nicht oder erst später zum Arzt gehen.

  18. 12.

    Das muss man sich mal auf der Zunge zergehen lassen: (mind.) 363 verletzte Menschen für "ich will (aber meinen) Spaß". Unfassbar.
    Und nein, es ist NICHT dasselbe wie PKW oder andere Dinge des Alltags, die man zur Bewältigung desselben benötigt.

  19. 11.

    Ich nicht verstehen wenn ich diese Zahlen lese wie ein Herr Scholz als Bundeskanzler ein Herr Wegner als Regierender Bürgermeister von Berlin wo es wieder mal kriegsänliche Zustände gab und Frau Faeser als Innenministerin gegen ein Böllerverbot sind. Wie wäre es wenn diese Herrschaften doch mal Silvester in forderster Front mit in den Einsatz gehen würden und die Einsatzkräfte zu unterstützen.
    Böllerverbot für alle privaten Personen, dafür Feuerwerk von dafür ausgebildete Feuerwerker.

  20. 10.

    Angesichts dieser Zahlen ist jeder Fürsprecher zum „uneingeschränkten Weiter so, nur kein Böllerverbot“ , ein verantwortungsloser, egoistischer Narr. Unabhängig von dem Leid der Betroffenen, tragen wir die vernünftigen Realisten in unserer Solidargemeinschaft auch noch die Folgekosten.

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