Geschlechtsidentität -
Der Verband Queere Vielfalt hat eine Empfehlung des Deutschen Sauna-Bunds zur "Sichtkontrolle" des Geschlechts von Saunagästen scharf kritisiert. Es handele sich um eine "diskriminierende Regelung", erklärte Julia Monro, Vorstandsmitglied des Verbands Queere Vielfalt (LSVD+) am Dienstag in Berlin. Trans- und intergeschlechtliche Menschen würden damit unter Generalverdacht gestellt.
Monro bezog sich auf einen "Leitfaden", den der Sauna-Bund Ende Dezember veröffentlicht hatte [sauna-bund.de]. Dabei geht es um den Zutritt in "geschlechtsspezifische Bereiche", insbesondere Frauen-Saunas. An der Kasse solle eine "Sichtkontrolle des Erscheinungsbildes" zu der Frage erfolgen, ob ein Gast "als männlich, weiblich oder divers wahrgenommen" werde, heißt es in der Empfehlung. Ein Zutrittsrecht zu "geschlechtsspezifischen Bereichen" hätten nur Menschen, "deren primäre Geschlechtsmerkmale entsprechend sind".
Verband sieht "ethisches Dilemma"
Das Kassenpersonal solle im Zweifel die "Vorlage des Geschlechtseintrages" verlangen, rät der Sauna-Bund weiter. Wenn nach Betreten der Saunaanlage Zweifel an der Geschlechtsidentität eines Gastes auftauchen, könne dieser "freiwillig sein primäres Geschlechtsmerkmal nachweisen, um Missverständnisse auszuräumen. Dazu wird er aber vom Personal nicht ausdrücklich aufgefordert", heißt es.
Monro vom LSVD+ erklärte, dass der Leitfaden das Saunapersonal sowie Besucherinnen und Besucher "in ein ethisches Dilemma" dränge. Die empfohlene Vorgehensweise werde zudem auch Menschen treffen, die zwar nicht trans- oder intergeschlechtlich seien, aber "nicht den heteronormativen Vorstellungen des Personals entsprechen".
Anlass für den "Leitfaden" des Sauna-Bunds war das Inkrafttreten des Selbstbestimmungsgesetzes Anfang November. Seitdem können trans- und intergeschlechtliche Menschen ihren Geschlechtseintrag und die Vornamen in amtlichen Dokumenten durch eine einfache Erklärung beim Standesamt ändern lassen.