Selbstbestimmungsgesetz - Mehr als 1.200 Anträge auf Änderung von Geschlecht und Name in Berlin

Fr 25.10.24 | 12:43 Uhr
  67
Archivbild:Das Gebäude mit Bürgeramt und Standesamt von Friedrichshain-Kreuzberg in Berlin am 29. Februar 2024.(Quelle:imago images/E.Contini)
Video: rbb24 Brandenburg aktuell | 25.10.2024 | Tim Jaeger | Bild: imago images/E.Contini

Geschlecht und Name an die eigene Lebenswirklichkeit anpassen - das ist ab dem 1. November mit dem Selbstbestimmungsgesetz mit vergleichsweise wenig Hürden möglich. Anträge sind bereits gestellt werden und die Zahlen zeigen: Das Interesse ist da.

Hunderte Menschen in Berlin wollen ihren Vornamen und ihr Geschlecht behördlich ändern lassen. Vor dem Inkrafttreten des neuen Selbstbestimmungsgesetzes sind mehr als 1.200 Anmeldungen bei den Berliner Standesämtern eingegangen, wie eine Umfrage der Deutschen Presse-Agentur ergab.

Der Geschlechtseintrag und der Vorname lassen sich ab dem 1. November bei Standesämtern ändern. Die Änderung muss per Gesetz drei Monate vor dem persönlichen Termin im Standesamt angemeldet werden. Seit August können Anträge für die Änderung gestellt werden.

Im Standesamt Steglitz-Zehlendorf seien bis Mitte der Woche bislang 78 Anträge eingegangen, teilte der Bezirksstadtrat mit. In Tempelhof-Schöneberg gingen den Angaben zufolge 128 Anmeldungen ein, in Pankow 142. In Treptow-Köpenick waren es 110 Anmeldungen, in Charlottenburg-Wilmersdorf 107, davon waren bereits 74 Termine vereinbart.

In Mitte waren es 186 Anträge, in Reinickendorf 46 Anträge, in Spandau 59 Anträge, in Friedrichshain-Kreuzberg 208, davon 121 mit Termin zur Beurkundung im Standesamt. Dem Standesamt Lichtenberg liegen 150 Anmeldungen vor, mit allen Antragstellenden seien bereits Termine vereinbart, wie die Pressestelle des Bezirksamtes mitteilte.

Selbstbestimmungsgesetz tritt am 1. November in Kraft

Die Erleichterungen dürften vor allem transgeschlechtlichen, intergeschlechtlichen und nicht-binären Menschen zugute kommen, die bislang hohe Hürden und kostspielige Verfahren durchlaufen mussten, um ihren Geschlechtseintrag ändern zu lassen.

Ab November reicht eine Erklärung, ohne Gutachten, ärztliche Bescheinigungen oder richterliche Beschlüsse. Die Geschlechtsangabe kann in weiblich, männlich oder divers geändert oder alternativ gestrichen werden.

Sendung: rbb88.8, 25.10.2024, 09:45 Uhr

Die Kommentarfunktion wurde am 26.10.2024 um 08:21 Uhr geschlossen. Die Kommentare dienen zum Austausch der Nutzerinnen und Nutzer und der Redaktion über die berichteten Themen. Wir schließen die Kommentarfunktion unter anderem, wenn die Zahl der Kommentare so groß ist, dass sie nicht mehr zeitnah moderiert werden können. Weiter schließen wir die Kommentarfunktion, wenn die Kommentare sich nicht mehr auf das Thema beziehen oder eine Vielzahl der Kommentare die Regeln unserer Kommentarrichtlinien verletzt.

67 Kommentare

Wir schließen die Kommentarfunktion, wenn die Zahl der Kommentare so groß ist, dass sie nicht mehr zeitnah moderiert werden können. Weiter schließen wir die Kommentarfunktion, wenn die Kommentare sich nicht mehr auf das Thema beziehen oder eine Vielzahl der Kommentare die Regeln unserer Kommentarrichtlinien verletzt. Bei älteren Beiträgen wird die Kommentarfunktion automatisch geschlossen.

  1. 67.

    Genau diese Denkweise ist das Problem…..jemanden zu ehren oder sich mit hochachtungsvoll zu verabschieden bedeutet respektvoll miteinander umzugehen, und genau das scheint vielen Menschen nicht mehr wichtig zu sein…..Hauptsache „ich ich ich“.
    Und dann wird rum gejammert dass die Jugend immer gewalttätiger wird - die Denkweise wie die Ihrige ist der Grundstein für etliche zwischenmenschliche Probleme in der Gesellschaft!

  2. 66.

    Ich wünschte den Betroffenen Glück. Der Hype wurde wohl politisch und presseseitig veranstaltet. Dies zu erkennen ist wircklich nicht so schwer.

  3. 65.

    Sorry, dieses Gesetz ist der größte Unfug, den Deutschland hervorgebracht hat. Zu hoher Verwaltungsaufwand, bestimmte Personen können sich dadurch der Fahndung entziehen( sagen auch die polizeigewerkschaften). Das Gesetz gehört abgeschafft oder stark über arbeitet. Wenn einmal eine Identität festgestellt ist, dann muss die bis zum Tod gültig sein.

  4. 64.

    Natürlich kommt es bei einer Anrede auch drauf an, wen ich anspreche. Wenn ich ältere gesetze Menschen in Schriftsätzen anspreche, dann mit mit dem guten alten Damen und Herren oder Sehr geehrte Frau [Nachname]. Junge Menschen einfach mit Hallo [Vorname]. Noch fühlen sich nicht alle Menschen gleich! So möchten die Generationen auch für bestimmte Themen unterschiedlich angesprochen werden. Gerade in den Generationen ab 40+ ist das sehr einfach, Frau oder Herr. Da gbits kein Aufstoßen, weil der Angesprochene sich nicht als Frau oder Mann, sondern als Fuchs oder so fühlt.

  5. 63.

    Sehr geehrter ist eh Unsinn. Oder warum sollte ich jemanden ehren? Wie das Hochachtungsvoll überholt ist und ungebräuchlich inzwischen. Das ist einfach ein Wandel.

  6. 62.

    >""Sehr geehrte Damen und Herren" ließt man immer weniger, obwohl dies beide Geschlechter anspricht."
    Und dann gibts noch die, die sich nicht eindeutig zu einem der beiden biologischen Geschlechter identifiziert fühlen. Die passen da in Damen und Herren und selbst das noch vor weniger Zeit moderne divers hinein. Erst belustigt und dann nach etwas Überlegen finde ich die aktuellen Stellenausschreibungen unserer Stadtwerke hier modern zeitgemäß. Da steht dann nicht mehr in Klammern (m/w/div), sondern in Klammern einfach nur (Mensch). Vielleicht kommt demnächst dann auch die Ansprache in Anschreiben einfach nur... Sehr geehrter Mensch... Da sind ja nun alle drin.

  7. 61.

    Um den Anteil von Männern und Frauen in bestimmten Bevölkerungsteilen zu ermitteln, muss man die Leute nicht vorher komplett durch kategorisiert haben. Es genügt eine hinreichend große Stichprobe.

  8. 60.

    Das mit der dritten Person ist sogar älter als Sie denken. Der Arzt fragt auch oft „wie es uns geht“ und mein nur mich. Und das „hat er gedient“ dürfte Ihnen auch bekannt sein.

  9. 59.

    Ich bin auch so altes Silberkeks. Als neulich eine Verkäuferin die Anrede in dritter Person krähte..."und was hat SIE für einen Wunsch!"... habe ich lachend in der dritten Person geantwortet. Jedenfalls nahm die Person Augen Kontakt auf. Na das war doch was. Die Schlange kicherte.

  10. 58.

    Wow das sind ganze 0,1%, na dieses Gesetz hat sich mal so richtig gelohnt.

  11. 57.

    hmm... meine Erste Gedanken bei dem Thema sind, das sich jede(r) kleiden und identifizieren kann wie sie oder er möchte. Geboren bin ich als Frau oder Mann, das kann man nicht ändern. Meinen Lebensstil kann ich nach belieben wählen, dieser Freiheit soll nichts im Wege stehen. Man kann drum streiten welche Relevanz die Geschlechtsangabe bei der amtlichen Registrierung überhaupt hat. Bei erfassung, dann aber bitte biologisch korrekt. Auch das Gewicht der Anrede kann man in Frage stellen. Der Trend geht ja mittlerweile zu einem neutralen und einfachen "Hallo". Das klassische "Sehr geehrte Damen und Herren" ließt man immer weniger, obwohl dies beide Geschlechter anspricht.

  12. 56.

    Wie wollen Sie dann regeln wer Zugang zum Frauensport hat oder ins Frauenhaus darf? Da hilft ein offizieller Eintrag auf dem Perso schon den Verantwortlichen, auch für spezielle Fitnessstudios nur für Frauen oder die Tage an denen nur Frauen ins Schwimmbad dürfen. Woran sollen die Veranstalter das ohne den Eintrag im Perso festmachen?
    deswegen finde ich es auch gut, dass es jetzt leichter geht

  13. 55.

    Ich denke, ich habe meine Meinung schon umfassend dargelegt. Gegenfrage: Wenn die meisten Menschen kein Problem mit ihrem Geschlechtseintrag haben, warum brauchen wir den dann überhaupt? Es geht hier nicht um das biologische oder gefühlte Geschlecht, sondern einfach nur um einen bürokratischen Akt.

  14. 54.

    "Wenn mich jemand zwingen moechte ihn mit Herr/Frau Mueller/Maier/Pumpelhuber dann gibt es keinen beruflichen und noch weniger privaten Kontext."
    Kryptischer Text, für mich jedenfalls. Wie sprechen Sie die Person nun an?

  15. 53.

    Es ist schön, daß der rbb die Anregungen aus den Kommentaren aufgegriffen hat und die Überschrift sprachlich entschärft hat.

  16. 52.

    "Die korrekte geschlechtsbezogene Anrede ist auch wieder so ein typisch deutsches Problem der alten weissen Maenner."
    Könnten Sie das bitte näher erläutern? Ich bin eine deutsche alte weiße (ja, schreibt man mit "ß"!) Frau und lege ebenso Wert auf eine korrekte Anrede!

  17. 51.

    Aber wozu braucht es den Geschlechtseintrag? In welcher Form hat er sich bewährt? Man ist doch nicht weniger Mann oder Frau, wenn es nicht vermerkt ist. :-)

  18. 49.

    Warum sollte der Geschlechtseintrag denn entfallen müssen? 99,7% oder mehr der Menschen haben damit kein Problem und es hat sich nun mal bewährt. Das biologische Geschlecht ist ab dem Zeitpunkt der Befruchtung festgelegt und nun mal unabänderlich. Es gibt sehr wenige Menschen, die mit ihren Geschlechtsmerkmalen ein Problem haben, also eine Geschlechtsdysphorie. Auch diese kann man nicht einfach ändern, aber man kann zur Linderung ihres Leidens den Körper mit operativen und hormonellen Maßnahmen anpassen. Zum eigenen Schutz war dies nur nach strengen Regeln möglich. Darüber hinaus gibt es Menschen, die kein Problem mit ihrem Geschlecht an sich haben, sondern mit der damit verbundenen Geschlechterrolle. Das ist was völlig anderes. Wenn man diesen Menschen das Leben erleichtern will, muss man die Geschlechterrollen aufweichen. Was spricht schon dagegen, wenn ein biologischer Mann wie eine Frau leben möchte. Stört doch keinen.

  19. 48.

    Gut 1200 - man darf also davon ausgehen, dass alle, denen das wichtig ist, ihren Antrag jetzt auch gestellt haben.
    Das zeigt dann auch die Dimension des Ganzen.
    Ich gönne es jedem, aber manchmal täte etwas weniger Rummel gut um Dinge, die letztlich vergleichsweise sehr wenige Menschen betreffen. :-)
    Und noch einmal, ehe es jetzt Schimpfe gibt - es sei natürlich jedem gegönnt...

Nächster Artikel